2 Jahre China

Reisezeit: März 2009 - April 2011  |  von Katrin Link

der Strand & der Tai´Shan (das ist ein Berg!)

Soooooo, ich war also am Meer (03.- 05. Juli)! Es war schön, es war entspannend. Vier Tage vorher machen sich Giada und ich auf ins Reisbüro, um Zugtickets nach Qinhuangdao zu kaufen. Das ganze hat dann über eine Stunde gedauert und am Ende hatten wir Tickets , aber für andere Züge als gewollt. Alle Züge, die wir uns rausgesucht hatten, gab es angeblich nicht (mei you= hab ich nicht, gibt's nicht).
Qinhuangdao selber ist nicht spannend. Der Strand ist eben ein Strand. Ich habe mich das erste mal nicht wie in China gefühlt. Es gibt hier viele Russen, die Hotels haben kyrillische Schriftzeichen...Nach einem Tag Strand hatten die anderen schon wieder Hummeln im Hintern und wollten zur chinesischen Mauer. Ich tue wehemmend kund, dass ich am Strand bleiben werde, denn nur dafür bin ich gekommen. Als ich alleine bin, kann ich erst so richtig abschalten.

Sonntags nachmittags am Strand: fotoshooting für unzählige Chinesische Päärchen

Sonntags nachmittags am Strand: fotoshooting für unzählige Chinesische Päärchen

Da ich übers Wochenende (17.- 19. Juli) meinen alten Kollegen Chen in Tai´An besuchen möchte gehe ich zwei Wochen später wieder in besagtes Reisebüro. Ich war auf alles vorbereitet und sagte auf Chinesisch ich möchte von Freitag bis Sonntag nach Tai´An (ohne bestimmte Uhrzeit). Die selbe Frau, die uns zwei Wochen vorher die Tickets verkauft hatte erkannte mich wieder und sagte mir auf den Kopf zu: Wir verkaufen keine Zugtickets!!! Da half auch kein chinesisches ABER.... Sie schickte mich mit dem Kommentar "es ist blau" auf den Weg zur Ticket-Verkaufsstelle. Auf dem Weg dorthin kam ich an unheimlich vielen blauen Zeichen vorbei, die nicht annähernd das Wort Zug enthielten. Am Ende hab ich in einer "blauen" Apotheke nachgefragt. Und habs dann gefunden. Ich war dann erstens sauer auf die Frau im Reisebüro und zweitens auf den unfreudlichen Typen im Ticket-Shop, der mir ein Ticket am Sonntagmorgen um 10 Uhr verkauft hat (das sei angeblich der einzige Zug am Sonntag...)

Ich bin jetzt seid fast 4 Monaten in China. Zeit, Bilanz zu ziehen? Gefällt es mir hier? Auf dem Weg nach Tai´An hatte ich vier Stunden Zeit darüber nach zu denken. Ich habe von zwei Menschen, die schon länger in China leben, unabhängig voneinander gehört: " Manchmal liebe ich China, manchmal hasse ich China". Gibt es nur entweder oder??? Im Moment gefällt es mir. Auch nach vier Monaten ist noch kein richtiger Alltag eingekehrt, weil ich mich immer wie der neuen Situationen stellen (z.B im Reisebüro!!) muss und somit jeder Tag ein kleines Abenteuer ist.
In den ersten Wochen war es natürlich schwieriger. Da hab ich geflucht, als die gesamte Elektritzität im Gebäude ausgefallen ist und ich zu Fuß die 16 Stockwerke hoch musste. Ich hab auch mal geheult, weil zum x-ten mal das Wasser aus dem Klo ausgelaufen ist, das Bad unter Wasser stand und es hieß: Bad bis auf weiteres nicht benutzen. Ich habe manchesmal innerlich mit dem Kopf geschüttelt, wenn ich 26 Yuan zu bezahlen habe, 106 Yuan gebe und es dann 10 Minuten dauert, bis man ausgerechnet hat, wie viel ich zurück bekomme. Bei meinem ersten Frisörbesuch hab ich mir Unterstützung mitgenommen, den zweiten hab ich alleine gemacht, und es hat auch geklappt.

Wenn es zu viel wird, dann kann man nach Sanlitun fahren, das Botschaftsviertel in China.

Ein typisches Chinesische Kaufhaus, wo man erbittert handeln muss und hauptsächlich von Touristen besucht wird befindet sich dort ebenso wie europäische Restaurants mit Europäischen Preisen. Sanlitun ist Peking, aber Sanlitun ist nicht China. Während ich über meine Erfahrungen nachdenke, fahre ich mit Hochgeschwindigkeit an Orten vorbei, die wahrscheinlich das Leben der überwiegenden Bevölkerung darstellen. Kaputte Häuser, kleine Hütten vor neuen Häuserblocks, wenig Zukunft, kaum Menschen, weil es die meisten in die überfüllten Städte zieht. Aber auch daran habe ich mich gewöhnt. China hat mehr als ein Gesicht. Die Wanderarbeiter, die nachts in ihren Zelten schlafen gehören ebenso dazu, wie die unendlich vielen neuen Audis, BMWs und sonstige teure Autos auf Pekings Straßen.

In Tai´An angekommen hat Chen mich abgeholt. Wir sind Samstags gemeinsam auf den Tai´Shan, einem sehr berühmten taoistischem Berg in China. Laut Taoismus hat Pan Bu Himmel und Erde getrennt. Nach 18000 Jahren war dies vollbracht und er starb vor Erschöpfung. Sein körper zerfiel, sein Augen wurden zu Sonne und Mond, sein Blut zu Flüssen und Kopf und Glieder verwandelten sich in die 5 heiligen Taoistischen Berge. Der Tai´Shan entstand aus Pan Bus Kopf.
Wir sind nicht die Treppen hinauf gestiegen (der Aufstieg dauert mindestens 4 Stunden) sondern haben Bus und Seilbahn benutzt. An der Busstation angekommen, wusste ich, warum wir schon um 8 Uhr los mussten. Dort warteten 100te von Chinesen auf die Busse.

warten, warten, warten....

warten, warten, warten....

Spätestens an der überteuerten Seilbahn hab ich mich ein wenig über die chinesische Gastfreundschaft geärgert, weil Chen schon mein Hotelzimmer bezahlt hatte. Nachdem er mir dann ein salziges Brot gekauft hatte, hatte ich unheimlich viel Durst, hatte ich ein bißchen Angst, das zu sagen, weil ich wusste: Ich darf mein Wasser nicht selber bezahlen! Souvenirs hab ich erst gar nicht angeschaut... Er hatte mir aber versprochen, ich darf das Abendessen mit seinen Freunden bezahlen ... Auf dem Gipfel angekommen war von vorherigen dichtem Nebel kein Spur mehr. Dafür hört man aus der Ferne schon den Geräuschpegel der Touristen. Hier befindet sich das Tempelkloster der Wolkenprinzessin. Ich begreife, warum sich die Prinzessin diesen Ort ausgesucht hat. Man steht hier vor einem Meer aus Wolken.

In Tai´An wieder angekommen, besuchen wir noch den Dai Miao Tempel. Dort habe ich mich auf die Suche nach meinem Glück gemacht.Man umkreist einen Stein mit geschlossenen Augen drei mal in die eine und dann in die andere Richtung, dann muss man auf Anhieb ein Loch im Baum finden, der 5 Meter entfernt steht.

1,2,3...

1,2,3...

GEFUNDEN!!!

GEFUNDEN!!!

Nach der Glücksssuche ging es anschließen zur Uni und Abends um 6 Uhr gab es dann Abendessen. Ich habe Chens kleinen Sohn, seine Frau und Freunde kennengelernt.

Es wurde nur getrunken, wenn es hieß, jetzt trinken wir. Manchmal wollte ich zum Glas greifen und hab dann meine Hand wieder zurück gezogen. In einer Situation kam das Trinken im letzter Sekunde. Ich hab Hühnchen zu essen bekommen, das sich dann aber als frittierter Knorpel herausstellte. Ich habe kurz geschaut, was denn mein Tischnachbar damit macht, aber der hats geschluckt. Ich konnte es nicht schlucken, wusste nicht wohin damit und hab mit erst mal das zweite Stück im den Mund gestopft. Als dann das "Jetzt trinken wir" kam; dachte ich mit: Gute Idee, hab einen großen Schluck genommen (man muss sowieso immer austrinken) und die Knorpel mit Hinuterspülen gemeistert. Als das Essen zu Ende war, durfte ich auf einmal nicht mehr bezahlen. Da es aber in China ein Brauch ist, sich über die Rechnung zu streiten, bin ich zur Kasse vorgeprächt und hab gesagt, dass ich bezahle. Danach war mein Gewissen etwas beruhigter. Es war neun Uhr und ich hatte ca. 1,5 Liter Light-Bier (= Wasser) im Bauch. Ich hab mir dann an der Bas auf fließendem Chinesisch noch ein richtiges Bier bestellt und hab im Zimmer chinesisches Fernsehn geschaut. Es gibt wahrhaftig ein 24-Stunden-Programm für Schwangere! Nach fünf Minuten chin. Super-Nanny (was soll ich tun, mein Kind ruft ständig nach der Mama) hab ich aber umgeschaltet.
Um 10 Uhr morgens ging es dann mit dem Zug wieder zurück. Die vier Stunden Fahrt kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich war mir nicht mehr so sicher, ob ich wirklich mit dem Zug nach Chongqing fahren möchte....

© Katrin Link, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Sooooo... am 29. März 2009 geht das Abenteuer los. Ich nehme mit 29 anderen Leuten aus ganz Europa am Science und Technology Fellowship Programm EU-China teil. Ab nach China und das für zwei Jahre. Die ersten sechs Monate werde ich in Peking sein um mit den anderen Chinesisch zu lernen und anschließend 18 Monate in Chongqing, um dort zu arbeiten.... Ich wünsch Euch viel Spaß beim Lesen.
Details:
Aufbruch: 29.03.2009
Dauer: 25 Monate
Heimkehr: April 2011
Reiseziele: China
Der Autor
 
Katrin Link berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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