2 Jahre China

Reisezeit: März 2009 - April 2011  |  von Katrin Link

Jiuzhaigou:so viel (zu) Se(h)en....

Los gehts!!!

Heute ist der 13. Oktober 2010 und das hier wird wohl einer meiner bisher längsten Berichte werden, auch wenn es eigentlich nur vier Tage waren. Es ging letzte Woche ab in die Berge, wie im vorherigen Bericht schon erwähnt. Ich musste mich kurzfristig entscheiden und Jiuzhaigou ist es geworden. Die Yangze-Kreuzfahrt zum Damm kam nicht in Frage aufgrund des regnerischen Wetters, nach Xi An kann man immer noch mal für ein Wochenende und in Jiuzhaigou sollte das Wetter noch einigermaßen gut sein. Also: Flug gebucht und Hotel. Ich hatte kurz überlegt im Gästehaus von Zhou Ma unterzukommen, da sich "only authentic Tibetan home stay in the whole of Jiuzhaigou" irgendwo im Nirgendwo ganz verlockend angehört hat, aber 18 Euro für nen Zimmer im Nebengebäude und ohne Klo und Dusche war dann doch nix für mich. Uncle Jiang`s Family House sah noch ganz gut aus, kostete das Doppelzimmer zur Alleinnutzung (Einzelzimmer gibt's erst gar nicht) aber 55 Euro die Nacht. Da dachte ich mir, da kann ich für den Preis auch in einem Hotel übernachten und von der Preisleistung kam dann das "Grand Hotel" am Eingang des Parks in Frage. Ich dachte mir: lieber vorher buchen, denn es ist da wahrscheinlich unheimlich voll aufgrund der Ferien. Es sollte aber ganz anders kommen, aber immer der Reihe nach.....
Jiuzhaigou ist Biosphärenreservat der UNESCO, bedeutet "Tal der neun Dörfer" und es leben dort überwiegend Angehörige der Tibeter- und Qiang-Minderheit. Das Tal ist durchzogen von türkisfarbenen Seen, deren Färbung durch in den Gewässern gelöstes Kalziumkarbonat zustande kommt. Daneben gibt es unzählige Legenden. Himmelsgöttinnen ließen ihre Schminke ins Wasser rieseln, Seejungfrauen verzauberten die Seen, ein Spiegel zerbrach und die Scherben wurden zu Seen... Am 04. Oktober ging es los. Ich wusste nur kurz vor Abflug: es kann kalt werden, also kramte ich erst mal einen Winterpullover und Schal hervor und packte nach dem Zwiebelprinzip ein paar Klamotten zusammen. Zuletzt kramte ich meinen Lonely Planet wieder aus dem Rucksack, weil ich dann doch dachte, es ist Blödsinn so ein dickes Buch auf einen Kurztrip mitzunehmen. Stattdessen trennte ich zum erstenmal die Seiten, die wichtig waren aus dem Reiseführer raus und machte mich auf dem Weg zum Flughafen. Es gab wie immer die gleiche Preisauskunft: 120 RMB sagte der Fahrer, ich sagte, ich gib dir 80 weil ich weiß das die Strecke 65 kostet und er sagte ok.... diese kurze Diskussion kenne ich jetzt schon zur Genüge. Der Flug von Chongqing dauert eine Stunde und ich sitze ausnahmsweise mal am Fenster, weil ich die schneebedeckten Berge sehen möchte.

Angekommen?!

Bei Ankunft ging erst mal ein Raunen durch das Flugzeug bei der Angabe, es wären 4°C in Jiuzhaigou. So kalt war es dann nicht, aber dennoch kalt genug um meine Fleecejacke aus dem Rucksack zu kramen. Der Weg zum Nationalpark war schon ein kleines Abenteuer. Es gibt Festpreise. Man zahlt 200 RMB für die 100 km und die Fahrt dauert ca. 1,5 Stunden. Der Fahrer hielt erstmal irgendwo an einem Haus an und sagte mir "deng yi xia" warte kurz. Ich dachte erst, der will jetzt noch mehr Fahrgäste einsammeln, aber dem war nicht so. Nach fünf Minuten ging es dann weiter und wir fuhren bergab hinunter ins Tal, vorbei an Orten, von denen ich dachte: Die will ich gerne mal in Ruhe besuchen. Irgendwann hieß es dann wieder "deng yi xia" und ich wurde ein bißchen ungeduldig. Die Bergluft machte mich müde und ich wollte ins Hotel. Es ging dann mit einem anderen Fahrer weiter, der angeblich wusste, in welches Hotel ich möchte. Er hielt dann vor einem Hotel, was nicht meins war, ich kramte die Adresse hervor und fand dann mich in einer hübschen Lobby wieder, mit jedoch unfreundlichem Personal und zahlen musste ich unüblicher Weise im Voraus. Das Zimmer im sog. Grand Hotel (es handelt sich hier nicht um das Xing Yu Grand Hotel) verschlug mir dann etwas den Atem im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lege weiß Gott keinen Wert auf Komfort mit überflüssigem Schnickschnack, aber es sollte wenigsten sauber sein und bei einem Hotel für 60 Euro an einem abgelegenen Ort irgendwo in China hatte ich weiß Gott was anderes erwartet. Der Raum stank nach Schimmel und beim Blick zur Decke wusste ich wieso. Immerhin: Der Ausblick ins Grüne mit dem Gebirgsbach unten war ganz schön. Der Blick ins Badezimmer war dann wieder erschreckend. Dort wo sich normalerweise in jedem kleinsten Hotel in China Shampoo, Duschgel und Zahnbürste befindet fand sich ein leerer Korb mit Schimmel und ich hatte arge Bedenken auch nur einen Fuß in die Badewanne zu setzen, geschweige denn den Duschvorhang zu berühren. Ich drehte das Wasser auf und es kam nur ein lautes Gluckern bei Warm, sehr viel Wasser bei Kalt. Das war dann definitiv zu viel. Ich bin in die Lobby und fragte, warum ich kein warmes Wasser habe und mir wurde wieder mit einem unfreundlichen Blick gesagt, warmes Wasser gibt es abends und morgens und das angekündigte Internet (was mir eigentlich egal war, aber wenn ich schon mal runter gehe kann ich ja fragen) gibt es auch nicht. Ich habe dann gefragt, ob ich das Geld wenigsten für zwei Nächte wiederbekomme, wenn ich was anderes finde. Die Aussage war dann nur, dass ich eh nix anderes finde.

Ich bin dann mit meinem Lonely Planet Seiten inkl. Hoteladressen in der Hosentasche erst mal raus, um mich zu orientieren. Das Hotel befand sich nur wenige Meter vom Eingang des Parks aus denen hunderte von Menschen stürmten und ich steuerte auf das nächst beste Hotel zu, das im Lonely Planet erwähnt war. Selber Preis, keine Zimmer frei. Ich fragte nach dem ersten Hostel in meinen Seiten und man sagte mir, ich solle einfach geradeaus laufen. Ich bin dann in dem kleinen farbenfrohen Ort außerhalb des Parks gelandet, dessen Straßen von Restaurants, Souvenierläden und Gästehäusern gesäumt war. Nach ein paar Metern bemerkte ich, dass ich meine Lonely Planet Seiten verloren hatte, ging wieder zurück, fand sie nicht und ich dachte: Na super! Einmal, ein einziges mal mache ich das und jetzt fehlen mir auch noch die ersten zwei Seiten von Chongqing (das ist das nächste Kapitel in dem Reiseführer)
Auf der Strasse bemerke ich einen Chinesen, der nach Zimmer fragte und bin einfach hinterher. Auf meine Frage nach heißem Wasser kam die Antwort: Natürlich und ich sagte ich will auch das Zimmer anschauen. Schlimmer als die Hotelausstattung war das auch nicht und kostete 200 RMB die Nacht, also nur ein Drittel. Ich erklärte, dass ich wenn überhaupt erst morgen käme, weil ich ja schließlich die erste Nacht in dem anderen Hotel bezahlen müsste. Das wäre alles kein Problem, war die Antwort.
Ich bin dann einfach erstmal ziellos geradeaus weiter und fand eine Bar und bin da rein. Hübsch eingerichtete große Holzhütte mit tibetischen Dekorationen.
So lernte ich meinen besten Freund in Jiuzhaigou kennen, der mir mit wirklich allem geholfen hat und irgendwie sehr lustig und konfus war. Ich habe nie nach seinem Namen gefragt. Ich nannte ich am Anfang LaoBan= Chef, am Ende PengYou=Freund. Mein PengYou war 38 Jahre als, verheiratet, ein Kind und war der Mieter dieser Bar. Wer auch immer nach Jiuzhaigou kommt: Bitte geht in diese Bar. Erstens ist es gemütlich, zweitens ist es ruhig und drittens kann man mit ein bisschen Chinesisch-Kenntnissen sehr lustige Gespräche führen.

Ich will doch nur heißes Wasser...

Ich erzählte ihm meine Geschichte mit dem Hotel und er sagte dann aber auch über das zweite: bu hao= nicht gut. Er rief eine Frau, die zeigte mir ein anderes Zimmer und weil die alle so nett waren, wollte ich dann dort übernachten, aber dann sofort. Ich wollte keine Nacht in diesem Grand Hotel Zimmer schlafen, bezahlt hin oder her. Immerhin mussten die mir 120 Euro wiedergeben für zwei Nächte und ich musste insgesamt nur 60 bezahlen für drei Nächte in einem Gästehaus. Die sind dann sogar im Auto mit mir dahin gefahren.
Ich hatte innerhalb von 3 Minuten alles wieder in meinem Rucksack verstaut und sagte ich möchte mein Geld zurück. Da kam dann erst mal gar nichts außer kaltem Schweigen. Irgendwann war mir das zu blöd. Die Frau vom Gästehaus, die draußen auf mich wartete kam rein, ich sagte ihr, dass die weder mit mir reden noch mir mein Geld wiedergeben wollen. Sie sagte dann, ich könnte ja auch eine Nacht dort schlafen, weil ich eh für eine Nacht bezahlen möchte und ich sagte dann in einem sehr chinesisch-unfreudlichem Ton, dass ich in diesem Hotel nicht schlafen wollte. Ich hab dann konkret gesagt: Ich will jetzt mein Geld und das ging dann auch. Auf dem Weg zurück zu Fuß war ich dann völlig verwirrt, als die Frau auf einmal anfing zu fragen, ob ich auch eine Nacht ein Zimmer teilen möchte. Ich sagte nein. Hätte ich mit fremden Menschen ein Zimmer teilen wollen, hätte ich ja auch das 8-Bett-Zimmer in Onkel Jiangs Hostel buchen können. Ja, aber sie hätte auch Internet. Ich sagte, das wäre mir nicht wichtig. Einzig heißes Wasser wäre mir wichtig. Sie verstand das, fing aber immer wieder mit dem Zimmerteilen an. Irgendwann sagte ich ihr, ich wäre verwirrt. Aber ich fand diese ganze Situation urkomisch und musste immer wieder lachen, weil sie einfach nicht aufhörte, mir vorzuschlagen, mir ein Zimmer mit einem fremden Menschen zu teilen.

Sie brachte mich dann in ein Gästehaus, was aber nicht das ihre war. Das würde ihrem großen Bruder gehören! Ich wieder: heißes Wasser? Antwort: Aber natürlich! Beim ersten "ich weiß nicht" sank der Preis auf 580 insgesamt, bei der erneuten Frage nach heißem Wasser hieß es morgens von 6.30 bis um 8 Uhr und Abends wieder. Ich fragte, ob das in ganz Jiuzhaigou so wäre und es hieß dann ja und der Preis sank auf 560 (ich hab da ja nie nach gefragt...das ging irgendwie automatisch) Bei der nochmaligen konkreten Frage: Habe ich morgen um 7.30 heißes Wasser? wurde auch dies bejaht und der Preis sank aus unerklärlichen Gründen auf 540... es was mittlerweile Abend, ich hatte den Tag damit verbracht, eine neue Unterkunft zu finden und hatte Hunger und sagte ich nehm das Zimmer. Nach einem kurzen Stopp im Tante-Emma-Laden, wo ich Klopapier und was zum Frühstücken kaufte, bin ich dann wieder mit einem Buch in die Bar, um zu lesen und ein Schwätzchen mit meinem hilfreichen Freund zu halten.
Ich fragte das erste mal nach einem Fahrer für den zweiten Tag. Ich wollte die verlassenen Orte besuchen, die ich auf der Hinfahrt gesehen hatte. Er sagte dann, er könnte mich nicht fahren, er müsse arbeiten, ich sagte, ich wüsste das, aber ob er jemand kennen würde. Weiter ging das Gespräch dann nicht, denn ich traf Jessy aus Australien und Robert aus Österreich. Jessy erklärte mir die beste Busroute für den Park am nächsten Tag und verabschiedete sich. Mit Robert machte ich aus, den Park zusammen zu besichtigen. Als ich um halb eins in der Nacht vor meinem Gästehaus stand, war dort schon abgeschlossen und ich musste klopfen.
Am nächsten morgen um 7.30 Uhr stand ich etwas durchgefroren in meinem Bad und hatte kein heißes Wasser. Mein Blutdruck stieg von einem Moment auf den anderen immens hoch und ich bin an die Rezeption und rief chinesisch-unhöflich: kein heißes Wasser, ich habe kein heißes Wasser. das einzige was ich wollte war heißes Wasser!!!!! sie zeigten mir dann ein Minibad im obersten Stockwerk indem sich ein Wasserboiler befand, aus dem ein klein wenig heißes Wasser rieselte. Ich habe mich zum Thema "chinesische Höflichkeit" mit Francesco auf unserem Network-Event in Beibei ein Woche vorher unterhalten. Wir kamen beide zu dem Schluß, dass man nach 1,5 Jahren in China eher bestimmt nein sagt als, ja gut, is ok, vielleicht, evtl...... Statt sich den kulturellen Gebräuchen anzupassen, sagt man eher: NEIN! Nein, ich brauche keinen Regenschirm, NEIN, ich möchte das nicht essen, oder auch: Ich WILL in meinem Zimmer heißes Wasser!!!

Ab ins Reservat

Um 9 Uhr stand ich dann vor der Bar, wartete auf Robert und wir machten uns zusammen auf zum Park. Jiuzhaigou ist eine Reise Wert und man kann in einem Tage alles sehen. Wir entschieden uns erst mal in eine Richtung bis zum Schluss zu fahren, um uns zu orientieren. Ich sagte auf halber Wegstrecke an einem Tibetischen (touristischen) Dorf: das will ich nachher aussteigen und an den türkisfarbenen Seen, an denen der Bus vorbei fuhr, drang immer ein großes AAAAAAAAHHHHHHHHHH durch den Bus. Der letzte Teil der Strecke was nicht mehr so interessant und wir fuhren wieder ein Stück zurück, um an einem Wasserfall ein Stück zu Fuß zu laufen und erstmal Kekse und kalten Kaffee aus der Dose auszupacken. Nach dem "Panda"-See, gefolgt vom "Fünf-Blumen"-See sind wir dann wieder in den Bus eingestiegen, haben nach einem kurzen Stück die Abzweigung nach links oben genommen, um dann auf 3000 Meter hoch zu fahren und den "Fünf-Farben"-See zu sehen (daneben gab es im Park noch den Tiger-See, den Spiegel-See, den Bambus-See, den Gras-See....). Im Tibetanischen Dorf haben wir dann ein bisschen Shopping gemacht, ein bisschen Pause und einfach nur die Natur genossen. Ich war mir immer noch unsicher über meine Pläne für den nächsten Tag.

Türkise Seen überall

Türkise Seen überall

vor dem Fünf-Blumen-See mit dem optimalen Kostüm für den kalten Kölner Straßenkarneval. Ich durfte es leider nicht behalten.

vor dem Fünf-Blumen-See mit dem optimalen Kostüm für den kalten Kölner Straßenkarneval. Ich durfte es leider nicht behalten.

Robert und ich vor dem Fünf-Farben-See

Robert und ich vor dem Fünf-Farben-See

Gebetsfahnen überall wo Häuser stehen

Gebetsfahnen überall wo Häuser stehen

Abends haben wir uns dann beim Essen darüber amüsiert, wie lauthals Laowai "Ausländer" im Restaurant gerufen wurde, sobald ein Ausländer das Restaurant betrat (es kamen nach uns noch zwei weitere), aber an so was muss man sich in China auch gewöhnen. Anschließend ging es wieder in die Bar.
Ich sagte meinem Freund, ich hätte einen Fahrer und ob er ihn anrufen könnte. Er fragte, wie viel das kostet und sagte 200 RMB für eine halben Tag wäre zu viel und fing er immer wieder Erklärungen an, mit wirren Pfeilen, chinesischen Schriftzeichen, km- und Zeit-Angaben. Nach zwei Stunden kamen wir dann zu dem Schluss ich müsste unbedingt zu einem bestimmten Ort, der so ganz anders wäre als der Nationalpark in Jiuzhaiguo und auch anders als Huanglong (das habe ich mir gesparrt, da das 3 Stunden Fahrt gewesen wäre) und wir würden dort 1,5 Stunden brauchen und könnten dann auf dem Weg zurück noch woanders anhalten.
Am Ende meinte er, das würde ungefähr für 5 Stunden 400 RMB kosten (hä? Waren eben nicht noch 200 für einen halben Tag zuviel???) aber er hatte keinen Fahrer. Ich sagte dann immer mal wieder: entweder, Du schickst mir morgen früh eine SMS, oder hier steht morgen um 9.30 (die Zeit war auch mal zwischen durch Diskussionsthema) ein Fahrer, oder wir (Robert fand diese ganze 2 Stunden-Diskussion so amüsant, das er dann aus Neugier mit wollte) fahren spätestens um 10 Uhr mir irgendeinem Taxi irgendwo hin.
Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Chinesisch gesprochen und hatte riesigen Spaß, den die ganze Situation schien immer wieder ins Nichts zu führen, aber gerade das fand ich lustig. Als mein Freund schließlich scheinbar nichts mehr zu diskutieren hatte, war es wieder halb 1 und wieder musste ich die Hausherrin in meinem Gästehaus wecken, um rein gelassen zu werden. Ich dachte mir, die wird bestimmt keinem Laowai mehr ein Zimmer vermieten. Kommen spät, wecken einen und machen Aufstand, nur weil kein heißes Wasser da ist....

Auf ins Ungewissen mit wunderbarem Ausgang

Morgen um 9.25 klopfte es ganz hektisch am meiner Tür und mein Freund rief: Katrin, der Fahrer ist da!!!! An dem Eingang zu dem kleinen Park, wo man angeblich 1,5 Stunden bräuchte, sagte man uns, wir bräuchten dort 5 Stunden. NeNeNe, das mag bestimmt wurderschön sein, aber blaue Seen hatten wir dann doch genug am Vortag gesehen, ich hatte dieses wunderschöne tibetische Dorf mit dem goldenen Tempel in der Mitte in meinem Kopf und so sagte ich dem Fahrer: Geradeaus! Es gab ja nur eine Strasse aus dem Tal raus.

einfach nur Auto fahren und rausschauen ist auch schön

einfach nur Auto fahren und rausschauen ist auch schön

Wir hielten zunächst in der "Geisterstadt" die ich auch schon bei der Hinfahrt bemerkte, sparten uns die Bootsfahrt und das Reiten am Ortseingang und liefen erst mal los. Jedes Gebäude glich irgendwie dem anderen und der Baustil sah so gar nicht chinesisch aus. Wir wollten auf einen der Dächer kommen, aber in den Gebäuden glich dann alles irgendwie einer Ruine. Er gab keine Decken mehr, nur noch einzelne Holzbalken mit Leitern nach oben, wenn überhaupt. Wir fanden das einzige bewohnte Gebäude mit Klimaanlage und Satelitenschüssel, aber das war abgeschlossen. Trotz allem schien es, als wenn auch in anderen Gebäuden jemand zu wohnen schien....

Auf in die "Geisterstadt" mit meinem seit Jahren treuen Reisebegleiter: Das bunte Kopftuch, das schon viel gesehen hat

Auf in die "Geisterstadt" mit meinem seit Jahren treuen Reisebegleiter: Das bunte Kopftuch, das schon viel gesehen hat

wohnt hier jemand????

wohnt hier jemand????

Es dauerte nicht lange, bis sie uns gefunden hatten... Robert bei der Preisverhandlung für Ketten und Gebetsmühle....

Es dauerte nicht lange, bis sie uns gefunden hatten... Robert bei der Preisverhandlung für Ketten und Gebetsmühle....

... und freudige Gesichter nach Geschäftsabschluß.

... und freudige Gesichter nach Geschäftsabschluß.

Um die nächste Ecke lag dann der Ort JiaBo, im ähnlichen Baustil und doch so ganz anders. Wirkte wir die Kulisse der Karl-May-Festspiele in Elspe und ebenfalls ausgestorben, es gab einen großen Platz mit Feuerstellen und unser Fahrer sagte uns, das hier regelmäßig traditionelle Tänze vor einem großen Lagerfeuer aufgeführt werden. Um die Ecke stand dann ein HolidayInn-Hotel im ähnlichen Baustil und ich habe mich dann gefragt, was zuerst da war: Das Hotel? JiaBo? Beides gleichzeitig aus dem Boden gestampft?

Yak-Fleisch zum Trocknen aufgehängt

Yak-Fleisch zum Trocknen aufgehängt

Wir fuhren weiter durch die Bergregion. Ich wollte zu diesem Ort, mit dem goldenen Dach in der Mitte, den ich auf der Hinfahrt gesehen hatte. Der Fahrer wurde ein bisschen unruhig, ich unsicherer mit jedem Kilometer. Ich war mir sicher, dass nicht geträumt zu haben, auch wenn ich auf dem Weg vom Flughafen immer mal eingenickt bin. Ich malte ihm irgendwann ein Quadrat auf mit einem Rechteck in der Mitte und sagte, das wäre ein Ort mit etwas goldenen in der Mitte.
Er sagte, er verstand und so kamen wir letztendlich auch an diesem Ort an, der sich als tibetisches Kloster herausstellte (GaMi-Kloster). Die Mönche allen Alters schauten verwundert und standen erstmal interessiert um unser Auto rum, als wir uns ein wenig umschauten. Obwohl das ein wunderschöner Ort war, kam ich mir trotz Touristeninformation im Kloster (in Chinesisch, deshalb kann ich auch nicht mehr darüber schreiben) doch ein bisschen wie ein Eindringling vor.

Vor dem Kloster gab es einen kleinen Tante-Emma-Laden und ein kleines Restaurant plus zwei, drei Häuser, ansonsten befanden wir uns irgendwo im Nirgendwo. Kurz bevor wir wieder los wollten, kamen sie wie aus dem nichts auf der Suche nach Kunden:

Robert kaufte wieder mehr als ich, ich hab nur ein Armband gekauft.

Robert kaufte wieder mehr als ich, ich hab nur ein Armband gekauft.

Ich war glücklich, dort hingekommen zu sein, wo ich hin wollte. Auf der Rückfahrt nach Jiuzhaigou hielten wir noch an einem weiteren Tempel (Daji-Tempel) und verabschiedeten und von unserem netten Fahrer in Zhangza. Die Sonne schien, es war warm und wir hatten uns kurzfristig entschieden, hier was zu essen und noch ein bisschen zu bummeln und nach Jiuzhaigou war es nicht mehr weit.

Zhangza

Zhangza

Abends war ich im Ort auf der Strasse was essen. Ich setzte mich mit meinem Buch an einen Stand, an dem Fleisch-und Gemüsespieße gegrillt wurden und wurde immer wieder neugierig lächelnd angeschaut. Ich lächelte entspannt zurück. Ich dachte darüber nach, wie dieser Ort wohl in 10 Jahren aussieht. Wahrscheinlich gibt es dann einen Starbucks und PizzaHut und die traditionelle Kleidung der Minderheiten verschwindet allmählich auch. Ich hoffe insgeheim, dass das nicht so sein wird.
Ich bin dann noch mal in die Bar, um mich für alles zu bedanken und um mich zu verabschieden. Fahrer und Freund warteten schon auf der Treppe auf mich. Wahrscheinlich wollten sie sehen, ob wir gut aus Zhangza zurückgekommen sind. Es gab an diesem Abend dann noch mal eine verwirrend-lustige Diskussion über den besten Weg zum Flughafen für den nächsten Morgen. Robert musste zur selben Zeit los und wir wollten ein Taxi teilen. Mein Freund sagte: Bu keyi, weil das würde 400 RMB kosten. Ich antwortete: Ne, ich weiß das kostet 200. Er sagte, ja, aber pro Person. Ich fing an zu lachen und meinte, dann wären das aber keine Taxifahrer sondern Betrüger und er lachte auch. Es kam noch der Bus in Frage aber irgendwann war ich müde zum diskutieren und sagte ihm, wir würden am nächsten Morgen wieder vor der Bar warten.
Ich machte die Hausherrin ein bisschen glücklich, als ich um 23 Uhr zurück im Zimmer war. Am nächsten morgen gab es laut Auskunft in Roberts Hostel keine Bustickets mehr und wir fragten den erstbesten Fahrer und handelten den Preis auf 180 insgesamt runter. Mein Freund kam dann auch noch mal, er fing dann noch mal eine kleine Diskussion mit dem Fahrer an, aber ich sage, das wäre ja jetzt schon ausgemacht und das wäre schon ok so. Wir fuhren die gleiche Strecke wir tags zu vor ab und konnten uns die Orte noch mal anschauen, die wir besucht hatten.

Nett, dass man bis 12.15 einchecken kann, wenn das Flugzeug schon um 12.05 abfliegt.....aber ich will ja eh nicht nach Chengdu

Nett, dass man bis 12.15 einchecken kann, wenn das Flugzeug schon um 12.05 abfliegt.....aber ich will ja eh nicht nach Chengdu

Startbahn 1 führt nach Chongqing

Startbahn 1 führt nach Chongqing

noch mal schnell ein Foto von den Bergen aus dem Flugzeug raus von Platz 14 A, genau wie beim Hinflug

noch mal schnell ein Foto von den Bergen aus dem Flugzeug raus von Platz 14 A, genau wie beim Hinflug

In Chongqing wieder angekommen, hab ich meinen Taxifahrer mal wieder nicht verstanden, er wusste den Weg nicht und ich sagte nur, ich auch nicht, ich wäre ja schließlich kein Fahrer und er sollte jemanden fragen (das liegt daran, das jeder Taxifahrer bisher immer einen anderen Weg durch die Stadt zur Schnellstrasse genommen hat)
Freitags bin ich dann mittags zu meinem Professor, um mich zurückzumelden. Sie waren weg? (ja, er hatte doch gesagt ich soll verreisen) Wo waren sie denn? Ganz alleine? Ja, dachte ich mir, ganz alleine... und es war ein sehr schönes Erlebnis und Chinesisch sprechen kann ich auch ganz viel außerhalb von Chongqing.

In Beibei ist der Herbst eingekehrt und es ist noch nebeliger als sonst. Es gibt einen neuen Coffeeshop mit gutem Kaffee, wo ich mir heute Nachmittag die Zeit vertrieben habe, um das hier fertig zu bekommen, denn Internet gibt es da auch. Ich hoffe, dass nach langen fünf Wochen warten endlich das Material kommt, das ich brauche, um endlich im Labor weiter zu machen, denn das Warten auf unbestimmte Zeit macht mich müde und lustlos.

Und was als nächstes kommt, weiß ich auch schon wieder: Am Samstag bin ich in ein Dorf nahe Beibei zu einer besonderen Geburtstagsfeier eingeladen, auf die ich mich sehr freue. Es kommen 1000 Gäste, denn die Oma meiner Kollegin wird 100! Bin gespannt.......

© Katrin Link, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Sooooo... am 29. März 2009 geht das Abenteuer los. Ich nehme mit 29 anderen Leuten aus ganz Europa am Science und Technology Fellowship Programm EU-China teil. Ab nach China und das für zwei Jahre. Die ersten sechs Monate werde ich in Peking sein um mit den anderen Chinesisch zu lernen und anschließend 18 Monate in Chongqing, um dort zu arbeiten.... Ich wünsch Euch viel Spaß beim Lesen.
Details:
Aufbruch: 29.03.2009
Dauer: 25 Monate
Heimkehr: April 2011
Reiseziele: China
Der Autor
 
Katrin Link berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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