Madagaskar - Jenseits von Afrika
Von Ranomafana nach Tana
Tag 14
18.10.2008, Sonnabend, 400km
Heute liegen etwa acht Stunden Autofahrt vor uns. Inklusive Besichtigungsprogramm, das wir heute nicht ausschlagen wollen. Ich leide an Schlafmalaria und verdöse so die Hälfte der Strecke auf Rolfens Schoß. In Ambrosita werde ich aus dem Delirium geweckt. Henry führt uns durch einen Handwerksbetrieb. Traditionelle malegassische Arts & Crafts Holzproduktion. Es gefällt uns. Wirklich alles sehr schön. Kaufen gern, aber wohin damit in unseren Rucksäcken?
Mittagessen in Antsirabe. Wir erkennen das Städtchen wieder und fühlen uns fast wie zu Hause. Henry wählt ein Hotely aus. Denn das hatten sich die beiden Männer in Manakara geschworen: Ein gemeinsames Mittagessen. Es gibt sehr viel Reis, etwas Fleisch, Gurkensalat und drei kühle Coca-Cola. Rolfi ist glücklich. Ich esse wegen meines Malariazustandes lieber nichts. Zum Schluß wird die Rechnung geliefert, liebevoll auf zwei winzige Stückchen Papier gekritzelt. Insgesamt sind sagenhafte EUR 2,50 zu berappen. Wir laden Henry großzügig ein. Versteht sich.
Nun müssen wir unbedingt noch einen von Henrys Bekannten besuchen. Dieser stellt in einer kleinen Manufaktur bunte Miniaturfahrräder aus Blech, Draht und sonstigem Kleinkram für die westlichen Regale her. Wir fügen uns höflich und folgen artig der einstündigen Herstellungsprozedur.
Damit soll es aber genug mit dem Tourikram sein. Tana ruft. Es ist schon später Nachmittag und die Hauptstadt empfängt uns mit Stau und Smog. Werktags ist Tana voller Autos. War mir bei unserer Ankunft vor 14 Tagen gar nicht aufgefallen. Aber da hatten wir auch Sonntag, stimmt ja.
Schade, aber nun folgt der Abschied von Henry. Wir umarmen uns herzlich und versprechen, ihm Fotos zu schicken. Ein letzter Gruß und winkend sind wir zurück im Hotel Sakamanga. Zimmer 207, wie schon zu Beginn unserer Reise.
Die Abenddämmerung setzt bereits ein. Doch Rolf hat unterwegs aus dem Auto ein Konzert mit vielen Besuchern entdeckt und will da unbedingt noch einmal hin. Nur schnell um die Ecke in einem Park. Ich glaube, ich spinne. Wie war das noch? Möglichst nicht im Dunkeln herumstreifen. Wenn mein Rocker etwas von Livemusik erfährt, verliert er immer den Verstand. Nach einer kleinen Diskussion, die Sonne ist fast untergegangen, stiefeln wir los. Hat er mich mal wieder rumgekriegt. Ich hasse ihn dafür den ganzen Weg lang. Der Park ist dann wirklich gleich um die Ecke. Das Konzert allerdings beendet. Traurige Blicke treffen mich. Ich nehme ihn in den Arm, weine dicke Krokodilstränen und tröste, was ich kann.
Auf dem Rückweg kommen wir am Glacier vorbei. Das erste Haus am Platz. Früher jedenfalls. Die Fassade ist schon etwas ramponiert. Dennoch: Hier hat man Stil. Ins Casino werden wir wegen meiner Badelatschen gar nicht erst rein gelassen. Aus der Bar dringt Livemusik und ich schiebe Rolfi hinein, damit er es endlich auch mal schön hat. Eine Band spielt uninspiriert afrikanische Rhythmen auf völlig verstimmten Instrumenten. Die Schönen der Nacht geben sich die Ehre. Suchen ihr Glück. Verlebte Vertreter der Nachfrageseite schlendern prüfend durch den Club. Ein Hauch Graham Greene liegt in der Luft. Wir schlürfen zwei Cocktails und verlassen das Etablissement. Draußen wartet eine Horde Kinder. Wir singen mit ihnen auf französisch Bruder Jakob und wirklich, wie von Hilary Bradt vorhergesagt, die Kleinen vergessen vor lauter Singen das Betteln und lassen nach und nach von uns ab. Man lernt immer etwas dazu.
Aufbruch: | 04.10.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.10.2008 |