Madagaskar - Jenseits von Afrika
Von Bekopaka nach Morondava
Tag 8
12.10.2008, Sonntag, 200km
Mit Zo ist die Abfahrt für 07:30 Uhr vereinbart. Nach dem Weckerklingeln blinzele ich in den neuen Tag und befinde mein Zustand für gar nicht mehr so schlecht. Die Hotelrechnung muß beglichen werden, was leider meine Aufgabe ist. Also begebe ich mich noch leicht wackligen Fußes zur Rezeption. Die Abrechnung erfolgt durch Addition diverser Beträge verschiedenster Handzettel. Das dauert. Es gibt zwar einen Computer. Vielleicht sogar mit Excel. Aber ich will mich nicht einmischen. Mora, besänftige ich mich. Mora, mora.
Da wir für diese Etappe zuerst die gesamte Strecke nach Belo zurückfahren, um dann weiter nach Morondava zu kommen, müssen wir wieder mit der Fähre übersetzen. Die Wartezeit beträgt heute nur schlappe 1,5 Stunden. Während wir so herumlungern, spricht uns ein französisches Backpacker-Pärchen an. Auf englisch. Wie kommt das denn? Egal, endlich eine Weltsprache. Beide brauchen ein Auto und würden gern bis Morondava mitgenommen werden. Wir hätten kein Problem damit. Zo offensichtlich schon. Zu viele seiner Fahrerkollegen haben zugesehen. Sie könnten Zos Agentur darüber informieren, daß er undeklarierte Mehreinnahmen hatte. Damit würde er von seinem Arbeitgeber auf Hartz IV gesetzt, und das wünscht man auf Madagaskar niemandem. Also muß das Paar leider weitersuchen. Und wenn sie nicht gestorben sind...
Der Weg ist auch heute wieder das Ziel. Wir rumpeln offroad durch die Lande. Dennoch bin ich gegen Mittag überzeugt, meine Vortagsschwächelei gänzlich überwunden zu haben. Wir erreichen Belo und müssen nun noch den Tsiribihina überqueren, um weiter in den Süden zu kommen. Brücken machen hier einfach keinen Sinn. Denn wenn es regnet, dann richtig. Und das viele Wasser würde sämtliche Brücken in Null Komma Nix wegreißen. Zur Fähre müssen wir durch ein Dorf in der Nähe unseres geliebten Ranzplatzes und biegen auf einen abenteuerlichen Pfad ab. Die nun beginnende Stauberei sucht sicherlich ihres gleichen. Größere Phasen der halbstündigen Tortur steht der Staub im Auto so dicht, daß wir nicht einmal unseren geliebten Chauffeur sehen können. Statt aber die Fenster hochzukurbeln, spielen wir alle den starken Mann und saugen den Staub förmlich auf. Come to where the flavour is. Der Fährhafen ist dann ein sandiges Flußufer und die übliche Wartezeit beginnt. Wir dösen faul herum. Nur Zo nutzt die Zeit und reinigt alle Räder.
Nach weiteren ca. 100km Sandweg sind wir um 17:00 Uhr kurz vor Morondava und erreichen endlich die Avenue de Baobabs. Und das ist nun wirklich ein wunderbares Touri-Ding. In Scharen bestaunen Menschen aller westlichen Himmelsrichtungen riesige, leicht unförmige Bäume. Dazu gesellen sich selbstverständlich ebenso viele Malegassen der angrenzenden Dörfer. Insbesondere Kinder, die z.B. dressierte Chamäleons für Bonbons und Stylos performen lassen. Besonders sehenswert: Einige Touri-Frauen, die Hand in Hand mit einheimischen Kindern herumstolzieren und gemeinsam mit ihnen 'Fere Jacque' flöten. Der Liebste hält alles digital fest, um später beweisen zu können, wie nah man doch diesen armen Schwarzen gekommen ist. Das sieht man ja oft in Afrika. Und jedes Mal berührt uns die Szenerie peinlich. Wohl situierte Damen glauben, so richtig was Gutes zu tun und aufgrund dessen von der einheimischen Bevölkerung geliebt und quasi assimiliert worden zu sein. Dabei brauchen die doch nur Materielles und vergessen uns Gutmenschen schnellstmöglich wieder. Aus den Augen, aus dem Sinn. Festzuhalten bleibt, daß die Baobabs echt beeindruckend und unbedingt sehenswert sind. Dennoch schnell weg von hier.
Die letzten Kilometer vor Morondava fahren wir auf einer engen Teerstraße, die sich nach wenigen Minuten in einen löchrigen Käse verwandelt und alsbald nur noch aus Schlaglöchern mit ein wenig Teer drum herum besteht. So entern wir etwas holprig Morondava. Leider erst im Dunkeln, denn wir erleben ein quicklebendiges Dörfchen an der Straße von Mosambique. Eins ist klar: Hier hätten wir es sicherlich länger ausgehalten. Ich glaube sowieso, daß es ist besser ist, nach einem langen Fahrtag mindestens einen Ruhetag einzulegen, um Eindrücke von der jeweiligen Gegend zu haben und auch mal ganz einfach auszuschlafen. Schade, daß wir schon morgen früh weiter müssen.
Das Hotel Café Baobab ist zwar etwas teurer, dafür aber empfehlenswert. Für AIR 75.000 ein direkter Kanalblick mit Hochseeyacht. Zum offenen Meer braucht es nur etwa 500m. Nach ausführlichem Duschen nehmen wir glücklich das Abendessen auf der Terrasse ein. Es gibt Tomatensalat und Zebusteak. Mit Legumes. Was will man mehr? Es ist übrigens das letzte Mal, daß wir die drei Fremdenlegumiere treffen. Sie sind uns mittlerweile ans Herz gewachsen.
Zur Feier des Tages entscheiden wir übermütig, den nächsten Morgen schon um 05:00 Uhr mit Sonnenaufgang und Baden im Meer zu beginnen. Ob das was wird?
Aufbruch: | 04.10.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.10.2008 |