Korsika-Rundreise im September
Tag 13: Calanche und Porto
30. September 2009
Guten Morgen. Nach einer richtig guten Nacht, in der wir einmal beide wirklich gut geschlafen haben, nahmen wir den heutigen Tag frisch gestärkt in Angriff.
Die Sachen waren binnen weniger Minuten gepackt und somit startklar, um durch die Calanche, dem westlichen Küstengebirgszug, zu fahren. Das nur wenige Kilometer entfernte Porto und Umgebung sollte uns einen weiteren nächtlichen Zwischenstopp bescheren, da unser Campingplatz in Sagone ab heute in den Winterschlaf versinkt. Wo wir nächtigen werden, wussten wir noch nicht so recht. Im Endeffekt sind wir nach einem Zwischenstopp in Cargése, dem kleinen Dorf in dem wir gestern schon waren, weiter Richtung Porto gefahren. Im netten Bergörtchen Piana überlegten wir uns dann, einen Abstecher zum Capu Rosso zu unternehmen. Die erneute und steile Küstenstraße, die wieder allerhand wunderbare Aussichten preisgab und an deren vorläufigem Ende eine 1h - Wanderweg ans besagte Cap führte, nutzen wir für einen Fotostopp, da Hendi ja eine mittlere Fußverletzung hat und nicht wirklich bequem laufen kann. Dafür dachten wir uns, dass es vielleicht nett wäre, die Straße bis zum Ende zu fahren und siehe da, 100 m vor dem Ende und damit kurz bevor wir ins Wasser fuhren, wies uns ein Schild mit der Aufschrift Camping Agoné den Weg. Nicht lang nachgedacht und schwups stand unser Zelt mitten aufm Platz und war in nur 5 min bezugsfertig. Wir hatten auch gar nicht so viel Zeit, da wir ja eigentlich nur mal einen Abstecher machen und ursprünglich nach Porto wollten. Also die ganzen 12km Stichstraße zurück, klingt nicht viel, ist es aber, bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von 40-50 km/h und ich bin schon ziemlich flott unterwegs gewesen.
Gut! Weiter ging es. Kurz hinter Piana begann dann auch schon die wild zerklüftete Felslandschaft, die sich so markant durch ihren roten Stein von der Umgebung abhebt. Ich hätte es nicht geglaubt, aber dieser irre schöne, wenn auch nicht sonderlich lange Küstenabschnitt, kann ohne Probleme mit dem Landesinneren mithalten und hat als Plus noch die Sicht über das Meer, das alle Farben zwischen Tiefblau und Helltürkis bietet. Auf jeden Fall gehört dieser Abschnitt zu jedem Korsikaurlaub. Nach unzähligen Foto- und Filmstopps, bei denen wir durchaus nicht allein waren, erreichten wir das touristisch aufgepeppte, aber nicht verbaute und daher nette Örtchen Porto. Genau genommen teilt sich der Ort in drei Teile, dem in den Bergen etwa 4 km entfernten Teil Ota, dem Verwaltungssitz, Porto dem Wohnteil und Marina de Porto, in dem sich der ansässige Hafen und auch Tourismus ausbreitete. Außer Marina de Porto ist eigentlich nicht viel Sehenswertes zu finden. Hier kann man sich per Schiff zur naturgeschützten Halbinsel Scandola schippern lassen, was unser Zeitplan und vielleicht auch unser begrenztes Budget nicht zuließ. Eine 3h - Fahrt mit Besuch des nur per Schiffsweg erreichbaren Örtchens Girolata sollte 40 Euro pro Person kosten. Auch die zweite Attraktion, den eckigen Pisanerturm, der wegen seiner Ecken fälschlicherweise lange den Genuesen zugeschrieben wurde, ersparten wir uns. Die Aussicht auf den Golf von Porto ist von der Straße aus erheblich besser fotografisch festzuhalten...
Unser eng gestrickter Zeitplan sah nun den Besuch der Spelunca-Schlucht, oberhalb von Porto vor. Dazu erhielt unser Navi den Auftrag, Evisa, das Ziel des Ausfluges, anzupeilen. Unterwegs trafen wir, wie schon im Bavella-Gebirge, auf die berühmten Halbwildschweine, die hier in der Gegend offenbar etwas zugänglicher sind und daher freundlich in die Kamera grunzten. Weiterhin konnten wir nur schwerlich eine Ziegenherde davon überzeugen, ihren Sonnenplatz mitten auf der Straße zu räumen. Unter Gemecker der Tiere bahnten wir uns den Weg.
Die Spelunca-Schlucht ist ebenfalls imposant und einfach nur schön, obwohl uns langsam diese Eindrücke und Euch wohl langsam auch, leicht inflationär vorkommen. Aber was soll man sagen, wenn es doch so ist? Den Rückweg nahmen wir eben über Ota. Vor der Ortsdurchfahrt pausierten wir an einer sehr schönen, groß geschwungenen Genuesenbrücke unterhalb der es ein tolles Badebecken gibt. Wir konnten uns nicht recht entschließen zu baden, da zu kalt und wir ja noch weiter mussten. Puh...Glück gehabt. Der Rückweg Richtung Campingplatz verging beinahe wie im Flug. Keine weiteren Fotostopps, die kamen dann später zur Genüge. Den Campingplatz sahen wir gar nicht, sondern wir düsten gleich vorbei an den Strand, der aufgrund seiner Abgelegenheit unheimlich einsam, aber malerisch in einer kleinen Bucht gelegen ist. Feinster Sand und türkisfarbenes Wasser, das selbst mehr als 100 Meter vom Strand entfernt noch so sauber ist, dass man bis zum Grund schauen kann, machen dieses Idyll zu mehr als nur einem Geheimtipp. Ich stürzte mich gleich in die Fluten und paddelte eine Runde fröhlich vor mich hin.
Gegen halb sechs verließen wir den Strand, um rechtzeitig zum Beginn des Sonnenuntergangs nochmals in den Felsschluchten der Calanche entlang zu fahren und eine empfehlenswerte kleine Wandertour von weniger als einer ¾ h zu einem herrlichen Aussichtspunkt zu unternehmen. Gesagt getan. Der Vorteil war, dass die Gegend nun am Abend weitaus weniger bevölkert und überlaufen war (tagsüber kämpften sich die Busse voller Rentner durch die engen Straßen) Die bizarren Felsformationen ergaben in der rötlichen Abendsonne auf dem rot-orangen Stein teilweise eigenartige Figuren. So sahen wir Schlangen, springende Raubtiere, Raubvogelköpfe oder liegende Männchen, die sich zu sonnen schienen. Je länger wir uns die Felsen betrachten, um so mehr konnten wir entdecken. Die Sonne ging langsam unter und tauchte das Wasser in eine rötlich, lila schimmernde Farbgebung. Die Felsen wurden feuerrot. Wirklich ein Ort, den man mal gesehen haben muss! Wunderschön, insbesondere dieser Aussichtspunkt, von dem aus man in den Sonnenuntergang guckte...
Der Tag war beinahe zu Ende. Nicht jedoch ohne noch zwei weitere Punkte zu erledigen. Nummer Eins war ein ausgiebiges Picknick mit den üblichen Leckereien auf einem kleinen Plateau oberhalb von Piana auf halben Weg zurück zum Campingplatz. Hier saßen wir bei Kerzenschein und warteten, bis das letzte Tageslicht verschwand.
Dabei kam uns die Idee, dass es doch bestimmt lustig wäre, jetzt noch mal in die Fluten zu hüpfen. Nun, was soll ich sagen. Wir waren dann auch noch baden. Es war stockfinster, aber das Wasser ein Traum und Spaß hat es sowieso gemacht. Am Ende sind wir dann doch etwas schlotternd zurück zum Campingplatz und haben uns in unsere Schlafsäcke gekuschelt.
Das war es denn nun wirklich für heute. Wir sind geschafft, aber glücklich und sagen: Gute Nacht zusammen.
H & M
Aufbruch: | 18.09.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2009 |
Italien