Korsika-Rundreise im September
Tag 4: Durch die Castagniccia nach Corte
21. September 2009
Ein tiefes Donnergrollen - wir werden schlagartig wach, gucken uns an und sagen uns, dass wir das Zelt so schnell wie möglich abbauen müssten, bevor es erneut anfängt mit regnen. Nun erst gucken wir auf die Uhr, es ist erst 7h15, aber was soll's, wenn wir nicht nass werden wollen, müssen wir wohl loslegen. Aus dem Zelt geschält, sah es gar nicht mehr so dramatisch aus, die Sonne schien und das Gewitter zog an uns vorbei. Also machten wir keinen großen Stress, gönnten uns noch ein Frühstück, bauten dann zusammen und verließen den Campingplatz gegen halb 10 in Richtung Süden. Hinter Bastia suchten wir noch 2 große Supermärkte auf, um uns mit frischen Lebensmitteln einzudecken und waren auf der verzweifelten Suche nach einer neuen Kühlbox, die man im Auto anschließen kann. Unsere hatte nämlich gestern den Geist aufgegeben, was ziemlich ärgerlich ist, wenn man dort lecker korsischen Käse mit sich rumfährt. Kühltaschen gab es nicht, also kauften wir einen Schraubenzieher und Marco versuchte sich erstmal darin, das Teil wieder zum Laufen zu bringen. Siehe da - es klappte, denn irgendwie war nur der Ventilator locker. Nun konnte also unsere Tour in die Castagniccia beginnen. Bei Moriani-Plage bogen wir ins Landesinnere, unser erster Zwischenstop war eine kleine Kirche in exponierter Lage umgeben von Kastanienbäumen in San Nicolao. Weiter ging die Fahrt schon recht spektakulär über ein kleines Bergsträßchen durch ganz enge Tunnel mit einem atemberaubenden Blick auf die Meerebene mit Weingütern und das blaue Mittelmeer. Sehr schön war auch ein Wasserfall, der sich unterhalb einer alten Genueserbrücke in die Tiefe stürzte. Bei Cervione ging es dann richtig in die Castagniccia rein. Das ist ein Gebirgszug, der ins Landesinnere reicht, der mit unzähligen Kastanienbäumen bewaldet ist und wo es immer wieder ganz winzig kleine Bergdörfer gibt, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die kurvenreiche Straße hat Marco mit Freuden (anfangs) kommentiert, am Ende taten ihm mächtig die Arme weh. Mir blieb immer mal wieder das Herz stehen, wenn es neben uns 200m tief bergab ging und uns noch ein verrückter Korse entgegen kam. Zum Glück war kaum was los, sicherlich ein Vorteil der Nebensaison. Wir kamen durch viele Dörfchen durch, haben tief im Tal einen Stausee bestaunt und haben im Dorf Carcheto einen Zwischenstop eingelegt. Unser Reiseführer beschrieb eine schöne Tour zu Fuß zu einem Wasserfall, Cascades de Carcheto. Absolut lohnenswert!! Ein etwa 15min Fußweg führte vorbei an einer kleinen Quelle zu einem sehr beeindruckenden Wasserfall, der sich in einem glasklaren, grünem Becken ergoss, in dem man bei sommerlichen Temperaturen sicherlich wunderbar baden kann. Ein wunderbares Fleckchen Erde, total abgeschieden, wir haben keine Menschenseele gesehen und haben einfach nur dieses Naturschauspiel genossen. Traumhaft! Auch im Ort selbst war alles wie ausgestorben, immer wieder haben wir uns heute gefragt, 1. wo denn die ganzen Bewohner sind und 2. was sie machen, wenn es sie denn gibt...Wo wir nun schon mal in der Castagniccia waren, haben wir auch ein paar Kastanien mitgehen lassen, die irgendwie ganz anders aussehen als zu Hause. Die schmeißen wir heute Abend mal testweise auf den Grill, denn wir haben uns die ganze Zeit gefragt, ob man stinknormale Kastanien eigentlich essen kann oder nicht. (wenn es ab morgen keinen Bericht mehr gibt, dann war der Verzehr ein Fehlversuch). Kurz hinter Carcheto stand plötzlich eine alte Ruine an der Straße, ein altes Franziskanerkloster, Covent d'Orezza. Ein geschichtsträchtiger Ort, hier haben sich Pasquale Paoli (der korsische Nationalheld und Unabhängigkeitskämpfer) und Napoleon Bonaparte einmal getroffen und hier wurde 1755 auch die korsische Unabhängigkeit ausgerufen (die bis 1769 dauerte). Eine sehr schöne, romantische Ruine, an der man sogar noch tolle Fresken und Wandbilder ausmachen konnte.
Auf der Weiterfahrt nach La Porta fanden wir uns dann plötzlich inmitten einer Ziegenherde wieder, die gemütlich über die enge Straße marschierte. Die Ziegen waren recht neugierig und schlubberten, in hoffnungsvoller Erwartung auf etwas Essbares, unsere Autofenster von außen an und machten auch keine Anstalten, uns den Weg frei zu machen. ...und so dauert eine Fahrt durch die Berge natürlich. Naja, irgendwann schafften wir es dann doch noch bis La Porta, wo die wohl schönste Barockkirche Korsikas steht. Tatsächlich - sehr schön! Oberhalb des Ortes haben wir uns dann ein hübsches Plätzchen zum Picknicken gesucht und hatten einen tollen Blick über die Hügel der Gegend, gefüllt von Kastanienwäldern, aus denen immer mal wieder kleine Bergdörfchen schimmerten. Wunderschön!! Und so einsam!
Weiter ging dann die Fahrt durch Morosaglia, wo der Nationalheld Pasquale Paoli geboren wurde. Hinter dem Ort fingen dann am Horizont schon die ganz großen Berge an, was ziemlich beeindruckend aussah. Auch wurde die Landschaft nun karger, weniger Kastanienbäume und wieder mehr Macchia. Und es ist wirklich wahr - tausendmal gehört, nie geglaubt - die ganze Insel duftet nach den verschiedensten Pflanzen der Macchia. Wir haben noch nicht ganz rausgefunden, was genau da so duftet (Marco tippt auf Maggie-Kraut...Marco erzählt aber auch viel, wenn der Tag lang ist), aber wir sind ja noch ein Weilchen hier.
Irgendwann sind wir dann wieder auf die Schnellstraßen Bastia - Corte gekommen und ruck zuck waren wir in der heimlichen Hauptstadt Corte und haben auch ganz schnell unseren Campingplatz "La Restonica" gefunden. Auf den 1. Blick recht klein und überschaubar, direkt an einem rauschenden Bach (hoffentlich muss man dann nachts nicht so oft auf Toilette), mal wieder fest in deutscher Hand. Wir wurden recht freundlich empfangen, haben das Stromproblem lösen können (unser Kabel ist halt doch recht kurz...) und unser Domizil aufgebaut. Es schien kurz vorher weltuntergangsmäßig geregnet zu haben, alles pitschnass, hoffen wir, dass es uns nicht auch noch trifft. Allerdings ist es hier empfindlich kühl, man merkt die Lage in den Bergen deutlich. Auch die anderen Gäste des Campingplatzes machen alle den Eindruck, als wären sie lustige Wandersleut.
So, nun bleibt uns noch eine Stunde, bis es dunkel wird, also schmeißen wir jetzt den Picknick-Grill an und brutzeln uns ein Cordon Bleue und Grillkäse. Hmm, lecker!
H&M
Aufbruch: | 18.09.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2009 |
Italien