Korsika-Rundreise im September
Tag 3: Cap Corse
20. September 2009
Oje...7:00 h. Marine de la Pietracorbara - Regen, die Frisur sitzt . Nun zum Ernst der Lage. Es schüttet wie aus Eimern, unser Zelt kämpfte mit jedem Tropfen und hielt sich wacker. Was folgte, war ein klares "Und jetzt?" ...draußen blitze und donnerte es. Einzig und allein die Temperaturen hielten sich auf gutem Niveau. Im Prinzip hatten wir keine Lust aufzustehen, aber nur im Zelt hocken ist auch langweilig und vor uns lag ein straffes Programm. Nicht mehr und nicht weniger als die Umrundung von Cap Corse im Norden Korsikas war unser Ziel. Also haben wir uns in unsere Regenjacken und Regenhosen geworfen, wasserfeste Schuhe angezogen (wozu hat man denn solche Sachen, wenn man nur Schönwetter-Tourist ist...) und los gings. Frühstück fiel mangels Lust und bedingt durch Nässe von oben aus und die Fuhre ging los Richtung Macinaggio. Dieses beschauliche Dörfchen, das schon ziemlich weit nördlich liegt, wurde im Reiseführer als sehr beschaulich und berühmt für seinen tollen Hafen beschrieben. Unterwegs erreichten wir noch ein paar sicherlich nette "Postkartenmotiv"-Dörfchen. Allerdings spielte das Wetter nicht so recht mit und wir betrachteten uns das Ganze vom Auto aus. In Macinaggio stiegen wir für einen kurzen Zwischenstopp aus, um uns die schicken Yachten anzuschauen. Sonst war nicht viel los, was sicherlich der Tatsache geschuldet ist, daß Sonntag und Nebensaison und noch dazu Dauerregen war. Unheimlich ist allerdings beinahe die Stille, die hier überall herrscht, ein wahnsinniger Gegensatz zu Berlin. Ein ebenfalls sehr netter Ort soll Rogliano sein, den wir aber nicht besichtigten, da er in den tief hängenden Wolken lag. Absolutes Muss war dagegen der nördlichste Punkt Korsikas - Tollare und sein Nachbardorf Barcaggio. Beide Orte waren nur über eine sehr schmale, serpentinenlastige Straße zu erreichen. Tollare ist ein seltsames Dorf, einerseits beinahe völlig verlassen, andererseits auch urwüchsig und verwunschen. Total winzig. Man fühlt sich ein bißchen wie am Ende der Welt... Ähnlich verhielt es sich mit Barcaggio. Zurück auf der Hauptstrasse, folgten Ersa und das wunderschöne Centuri-Port, der Hafenort von Centuri. Dieses kleine Fischerdörfchen ist nicht nur traumhaft gelegen in einer engen steilen Felsbucht. Der winzige Fischerhafen mit den wenigen aber romantischen Cafés ist richtig romantisch und ein Ort zum Verlieben. Und das haben wir auch - für uns der absolut schönste Ort des Cap Corse. Hier haben wir spontan ein ausführliches Picknick mit Meerblick eingelegt. Selbstverständlich erfüllten wir dabei alle Klischees von Frankreich - Baguette, ein würzig "riechender" korsischer Käse, Weintrauben, Tomaten und die obligatorische Flasche Wein. Ob Neid oder Spott, egal, jeder hat uns dabei zugesehen. Und das Beste an der Sache - der Dauerregen hat aufgehört, die Sonne kämpfte sich langsam durch.
Frisch gestärkt gings weiter Richtung Pino, angeblich dem schönsten Ort am Cap Corse. Sicherlich ist er auch schön und wunderbar gelegen, aber wir hatten unsere Herzen ja schon an Centuri-Port verloren. Ab Pino kündigte bereits unser Reiseführer (im Übrigen sehr empfehlenswert ist "Korsika" vom Micheal Müller Verlag) eine abenteuerliche Straße an. Abenteuerlich würde ich sie nicht nur nennen, viel mehr noch unheimlich spektakulär. Die Sonne hatte sich mittlerweile tapfer durchgekämpft und gab nach jeder Kurve, die es hier zu 100ten gibt, einen noch schöneren Blick über Meer, schroffe Felsen und Steilküste frei. Die Straße ist noch ein paar Worte wert. Es gibt meines Erachtens in Europa kaum spektakulärere, spannendere und aufregendere Straßen. Insbesondere die Westküste ist der Wahnsinn, allerdings auch für den Fahrer. Wie gesagt, die Kurven sind schon anstrengend genug. Hinzu kommt, dass sich die Straße geradezu an die Steilküste schmiegt und dementsprechend eng ist, meistens sogar ohne seitliche Begrenzung. Der Abgrund fällt dann mal eben 200-300 Meter senkrecht ab. Hier ist Vorsicht mehr denn je geboten. Mehr als 40 km/h war kaum drin und hin und wieder blieb uns das Herz stehen, nachdem wir unverhofft um eine Kurve bogen und mit Vollbremsung 2m vor einem entgegenkommenden Bus zum Stehen kamen. Nach etwas Rangiererei und Mut zum Absturz gings dann irgendwie immer gut. Ich könnte versuchen, noch mehr Superlative für diese wunderschöne Tour auszukramen, vielleicht seht Ihr auf den Bildern, was ich meine. Empfehlungen an der Westküste des Cap Corse sind auf jeden Fall Canari mit einem tollen Ausblick über die ganze Küste sowie Patrimonio, einem Ort am südlichen Cap Corse, in dem der Weinanbau groß geschrieben wird. Das haben wir uns selbstverständlich auch nicht entgehen lassen. In einer Winzerei an der Straße durften wir verschiedene Weine, Liköre und sogar Schnäpse verkosten (leider konnte ich nicht alles probieren, wegen der Fahrerei). Einen wohlschmeckenden Rosé haben wir uns geleistet. Überhaupt sind korsische Produkte, ob Käse, Wurst oder Weine sehr teuer, aber das ZURECHT!
Durch Nonza und St. Florent sind wir nur durchgefahren. In Nonza wurden gerade 2 Busladungen voller Rentner ausgespuckt, die den Ort übervölkerten und St. Florent hatte für uns einfach keinen Reiz. Der klassische Touri-Ort am Meer mit sonnengebräunten oder -geröteten Leuten, die am liebsten in der Badehose in den Eiscafés der Stadt sitzen...
Ein letzter Abstecher führte uns noch nach Murato, um die sehr schöne pisanische Kirche San Michele de Murato zu besichtigen. Auch dies lohnte sich auf jeden Fall. Es ist letztlich "nur" eine Kirche. Die Verbindung der interessanten Schachbrett-Architektur mit der Lage auf einem kleinen Hügel macht jedoch den Reiz aus. Auch ein Stück Korsika, das uns wohl lange in Erinnerung bleiben wird, weil einfach nur schön!
Zurück zu unserer Behausung führte uns eine extrem enge, verwinkelte Straße, die uns zunächst das Blut in den Adern gefrieren lies. Kein Witz!! Auch diese Straße war in den Stein einer Felswand gehauen und nur wenig seitlich gesichert. Das war offenbar schon einigen zum Verhängnis geworden. Ob ihr es glaubt oder nicht, in den Abhängen lagen überall abgestürzte Autowracks, sehr alte, verrostete, aber auch neue moderne Autos und sogar Wohnmobile. Wir konnten es kaum glauben! Entsprechend langsam fuhren wir bis Bastia zurück und erreichten nach einem letzten Zwischenstopp in Erbalunga (ebenfalls unbedingt ansehen, falls man mal da ist - winzig, aber wunderschön mit einem alten Genueserturm am Hafen) unser Zelt. Das hatte den Regen heute Vormittag wider Erwarten gut und trocken überstanden. Nun sitze ich hier uns schreibe, Hendi bastelt uns ein lecker Essen (Spirelli-Nudeltopf) zurecht und es wird nicht lang dauern und wir liegen in unseren Kojen und schauen vielleicht noch einen Film.
...und genau das haben wir getan und uns noch köstlich bei "Maria, ihm schmeckt's nicht" amüsiert, bevor uns endgültig die Augen zugefallen sind. Wahrscheinlich haben wir den ganzen Campingplatz zusammen gelacht...
Morgen geht es nach Corte über die Castanicca-Runde. Wir sind schon gespannt wie Flitzebogen. Bis dann und liebe Grüße an alle, die wir kennen.
H&M
Aufbruch: | 18.09.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2009 |
Italien