In Rente - aber nicht aufs Sofa
Phnom Penh: Verkehr
Ich wage zu Beginn dieses Abschnitts mal kuehn zu behaupten, dass diejenigen, die das Wort Verkehr nur aus Deutschland kennen, nicht wissen, wovon sie reden.
Gewoehnlich ist es so, dass das Erstaunen, das man bei etwas Neuem erlebt, geringer wird, wenn man das Erlebnis zum zehnten, fuenfzigsten oder hundertsten Mal erlebt. Nicht so beim Erleben des Verkehrs in Phnom Penh. Ich hoffe, meine Sprachkraft reicht aus, dem Unwissenden dieses Erlebnis bildhaft vor Augen zu fuehren.
Man stelle sich vor: eine vierspurige Strasse auf dem Weg in die Stadt - zwei fuer den Weg hinein, zwei fuer den Gegenverkehr.
Auf dieser Strasse eine Vielzahl an Fahrzeugen, als da waeren:
Reisebusse, Riesentrucks von Baustellen, Landtaxis,
Der Begriff "voll"ist relativ.
die locker 20 Mann + Gepaeck + Motos festgezurrt haben, Gelaendewagen, normale Autos, Tuk Tuks, Mototaxis, private Motos mit 1 bis 6 Mitfahrern
oder einem ganzen Schwein
Hier waren es nur ein paar kleine Schweine, die zum Markt unterwegs waren.
oder 20 lebenden Gaense festgezurrt hintendrauf, kriechende Cyclos
Waeschetransporter
, Fahrraeder, Garkuechen - geschoben oder gefahren, nicht zu vergessen todesmutige Passanten, die selbige Strasse ueberqueren wollen.
Alle genannten Mitspieler halten selbstverstaendlich nicht die Spur, denn jede Luecke wird genutzt, um vorwaertszukommen und wenn es auf der eigenen Strassenseite so gar nicht vorwaerts geht, faehrt man eben entgegen dem Verkehr auf der anderen Seite.
Besonders lustig werden die Stellen, an denen von rechts Fahrzeuge in die Strasse wollen, die dann auf der anderen Seite weiterfahren wollen. Millimeterweise schieben sie sich in den Verkehr, bis der anrollenden Masse nichts anderes uebrigbleibt als hinter ihnen weiterzufahren.
Gleichermassen wird es schwierig, wenn die Gegenseite links abbiegt und sich durch den laufenden Verkehr schiebt.
Oft weiss man vor lauter Abgasen nicht, wo man noch Sauerstoff zum Atmen finden soll.
Es gibt neue Gesetze; Helmpflicht fuer Motofahrer, nur 2 Mitfahrer, Fuehrerschein. Diese Gesetze sind aber noch nicht bis zum Mann auf der Strasse durchgedrungen. Also fahren weiter Vater, Mutter + 2-4 Kinder auf einem Moto. Man hat den Eindruck, die Kleinen werden auf dem Moto gross, was dann zur Folge hat, dass die Maedchen, wenn sie gross sind, selbstverstaendlich seitlich auf dem Ruecksitz sitzen, die Beine grazil uebeinandergeschlagen, die Flip Flops bombenfest am zierlichen Fuesschen und keine Bodenwelle oder kein Schlagloch gefaehrdet ihren Sitz.
Ich laege schon beim Anfahren unten.
In der Stadt gibt es tatsechlich Ampeln, die in grossen Zahlen angeben, wann es gruen oder rot wird. Super Sache! Wenn sich die Kontrahenten dran halten wuerden. Lange vor dem Umspringen, brausen die ersten los, lange nach dem Rotwerden, kommen von der Gegenseite immer noch Wagemutige.
Das Ganze funktioniert ohne Geschimpfe, ab und zu mal mit einem kurzen Warngehupe und ich habe noch keinen Stinkefinger und kein Schimpfwort gehoert. Trotzdem sieht man so gut wie keinen Unfall, weil jeder auf jeden achtet und keiner sich darauf verlaesst, dass der andere sich an die Regeln haelt.
Aufbruch: | Dezember 2009 |
Dauer: | circa 13 Wochen |
Heimkehr: | März 2010 |
Thailand