Indien...und dann?

Reisezeit: August 2010 - Mai 2011  |  von André Hellberg

Besuch von Freunden

Ja, ich lebe noch. Ich bin weder im indischen Verkehr umgekommen, noch bin ich vom Berg gestuerzt. Mir hat keiner ans Leder wollen und eine Vergiftung habe ich mir auch nicht eingefangen. Im Moment habe ich jedoch soviele verschiedene Stiche und Bisse von irgendwelchen Insekten, dass es mich nicht wundern wuerde, wenn dieser Giftcocktail mich langsam dahin rafft. Moment, ich zaehl mal eben... sind einfach zuviele. Nachdem ich an beiden Armen zusammen 50 gezaehlt habe, habe ich aufgegeben. Ich denke, dass es sich bei den meisten Stichen um Sandfliegen und Muecken handelt. Allerdings bin ich im Moment in Malaysia auf der Insel "Tioman" und dort hat man keine Angst vor Malaria oder Dengue. Und diese Einstellung uebernehme ich gerne. Aber dieses Jucken...

Ich schreibe gerade an meinem neu erworbenen Laptop und sitze derweil 5 Meter vom Strand entfernt. Die Sonne scheint und ich muss aufpassen, dass mir keine Kokosnuss auf den Kopf faellt. Aufgrund dieser schwerwiegenden Umstaende, habe ich kein Internet und schreibe erstmal trocken. Ach, da faellt mir ein: wie ist das Wetter in Deutschland?

Da mir das Internet fehlt, habe ich keine Ahnung, an welcher Stelle ich mit meinem Bericht gestoppt habe. Meine aber, dass Udaipur an der Reihe ist. Sollte ich mich irren, werde ich spaeter fehlende Berichte nachreichen.

Von Udaipur bin ich mit dem Nachtzug zurueck nach Delhi gefahren. Und zwar in der Nacht vom 02.12. auf den 03.12. Am 04.12. wuerden Susanne und Gerrit in Delhi ankommen und ich wollte doch alles fuer einen gebuehrenden Empfang vorbereiten. In Delhi angekommen ging es also erstmal mit der Riksha zum bewaehrten "Majors Dan"-Guesthouse. Doch leider war das Drei-Bett-Zimmer belegt, sodass ich erstmal in ein "normales" Zimmer einziehen musste. Man sicherte mir allerdings zu, dass meine Freunde und ich das Drei-Bett-Zimmer beziehen koennten, wenn wir vom Flughafen kommen wuerden. Ich bestellte also noch ein Taxi, damit ich auch rechtzeitig um 5 Uhr morgens am Flughafen sein konnte. Und das war ich dann auch. Um 3 Uhr nachts aufgestanden und zum Flughafen gefahren. Und dort sah ich dann, dass der Flieger eine Stunde spaeter, also um 6 Uhr, landen sollte. Ein Fruehstueck und ein Spaziergang durch den Flughafen spaeter bemerkte ich dann auf den Anzeigebildschirmen, dass der Flieger eine weitere Stunde spaeter landen sollte. Was er dann auch tat. Aufgeregt schloss ich meine Freunde in die Arme. Ich habe mich sehr gefreut nach vier Monaten bekannte Gesichter zu sehen.

Um 10 Uhr kamen wir im "Major Dan" an. Das Drei-Bett-Zimmer war natuerlich noch nicht bereit, sodass wir es uns erstmal in "meinem" Zimmer gemuetlich machten. Nachdem wir dann das groessere Zimmer bezogen hatten, ging es erstmal auf die Strasse. Der "Schock" war in den Gesichtern der Beiden zu sehen. Der erste Tag in Indien und speziell in einer grossen Stadt ist nicht leicht. Man weiss garnicht, wo man zuerst hingucken und ob man das Ganze jetzt schrecklich, oder schrecklich schoen finden soll. Mit diesen ersten Eindruecken ging es zum Fruehstueck. Fuer mich war es herrlich mich endlich so richtig mitteilen zu koennen. Ich war zwar fast nie allein, aber sich Freunden mitzuteilen ist da ja schon was Anderes.

Da nun eine Frau mit an Bord war, verbrachten wir natuerlich auch viel Zeit in irgendwelchen Geschaeften. Somit kaufte Susanne jede Menge Stoff und hatte zum ersten mal in ihrem Leben einen Seidensari an. Nett, aber grauenvolle Farbe. Desweiteren schauten wir uns das Rote Fort an. Fuer mich war es das zweite Mal, aber nett war es dennoch. Die Moschee, in der mich damals der Doktor Nasir angesprochen hatte, konnten wir uns jedoch nur von aussen anschauen, da wir zu spaet da waren. Ab Sonnenuntergang werden nur Muslime eingelassen. Das ich an den Koran glaube, wollte mir am Eingang niemand glauben. Dann eben nicht.

Klammheimlich hatte ich im Vorraus einen Plan geschmiedet. Da ich selbst noch nicht im Sueden des Landes gewesen bin, hatte ich Fluege gebucht und so flogen wir am 06.12.2010 nach Chennai. Chennai liegt an der Ostkueste des Landes, im Staate Tamil Nadu. Von dort ging es mit dem Bus weiter nach Mamallapuram, welches etwas weiter suedlich liegt. Dort gab es dann endlich die ersten Strandtage, seitdem ich unterwegs bin. Mamallapuram ist ein kleines Fischeroertchen, mit einer handvoll Fischrestaurants. Zunaechst war es ein wenig schwierig ein passendes Guesthouse zu finden. Nachdem wir einem Cheater von der Schippe gesprungen sind, der uns erzaehlen wollte, das alle Hotels so teuer und schmuddelig seien wie seines, kamen wir in einem netten Haus unter. Das Zimmer war sauber und gemuetlich.

An dieser Stelle sei das Shanti-Cafe erwaehnt, welches es uns sehr angetan hatte. Eine paar junge Surferboys fuehrten das Cafe. Daher war es sehr gemuetlich. Am ersten Abend ging es jedoch in ein Fischrestaurant in der Nachbarschaft. Wir orderten eine dicke Fischplatte und schlemmten. Das raechte sich aber, zumindest bei Gerrit, der spaeter Fieber bekam und recht haeufig seine Zeit auf der Toilette verbrachte.

Wir besuchten den Steinpark im Ort, wo sich Susanne, mit Hilfe eines aelteren Mannes und seines Papageien, die Zukunft vorraussagen liess. Der Papagei hatte dabei die Aufgabe die Tarotkarten zu ziehen. Ist so in etwa das selbe Medium wie dieser Octopus zur WM. Kann man nur hoffen, dass es den Papageien nach seiner Weissagung nicht auch dahingerafft hat. Desweiteren gingen wir schwimmen und machten Yoga. Nach der Zeit in Rishikesh und dem dortigen Ashram versuche ich taeglich Yoga zu machen. In Mamallapuram hatte ich nach Lalita-Ji aus dem Ashram einen weiteren Yoga-Lehrer. Die Erinnerung an ihn ist jedoch stark verblasst. Mit anderen Worten: war nicht sooo gut.

Nachdem Gerrit wieder genesen war, liehen wir uns Scooter aus. Und schon passierte das naechste Unglueck. Zunaechst fuhren wir einfach, wohin uns die Strasse bringen moege. Die Landschaft war einfach herrlich. Viele Feuchtgebiete (nein, nicht die von Charlotte), eingerahmt von Palmen. Schliesslich erreichten wir eine kleine Stadt mit einem Tempelberg, den wir natuerlich erklommen. Herrliche Aussicht... Na ja, und dann auf dem Rueckweg... Ich schaute immer mal wieder nach hinten, ob die anderen noch mithalten koennen. Und dann ploetzlich war keiner mehr hinter mir. Ich wendete also und fuhr zurueck. Hinter der naechsten Kurve waren diverse Leute gerade dabei, Susanne wieder auf die Beine zu helfen. Diese war mit ihrem Scooter gestuerzt. Nachdem ich meinen Scooter abgestellt hatte, schaute ich mir das Unglueck naeher an. Susanne war so ungluecklich auf einen Stein gestuerzt, dass sie sich einen circa 4 Centimeter langen Cut unter dem linken Knie zugezogen hatte. Dieser Cut war so tief, dass man das Ende nicht sehen konnte vor lauter zerissenem Fleisch. Gluecklicherweise kam zufaellig eine Riksha vorbei. Susanne und Gerrit also in die Riksha, damit Susanne nicht alleine drin sitzen muss. Ich mit meinem Scooter hinterher. Ab ins Krankenhaus Mamallapurams. Bis zu dem Zeitpunkt der Betaeubung war Susanne noch guter Dinge. Als jedoch die Spritze zur oertlichen Betaeubung in die Wunde gestochen wurde, wurde sie ein wenig weiss und Schweiss sammelte sich auf ihrer Stirn. Gerrit und ich achteten darauf, dass alles mehr oder weniger steril war. Am Eingang des Krankenhauses stand, dass das Krankenhaus von einem deutschen Arzt geleitet wird. In ihrem Schock fragte Susanne laut: "Where are the german doctors?". Die Wunde musste mit fuenf Stichen genaeht werden. Medikamente wurden verschrieben. Nach der Bahandlung musste Susanne noch eine Stunde im Aufwachraum liegen. Die Wartezeit verbrachten Gerrit und ich damit uns zu dem Ort des Geschehens zurueck fahren zu lassen. Von dort brachten wir die letzten zwei Scooter nach Mamallapuram. Dort direkt zum Verleiher der Scooter. Da wir uns dachten, dass der den Braten eh riechen wuerde, spielten wir mit offenen Karten und wurden dafuer belohnt. Umgerechnet 4,30 Euro stellte er uns fuer die verbogene Lampe, den verbogenen Blinker und die verbogene Fussraste in Rechnung. Damit kann ich leben. Zusammen auf einem Scooter fuhren Gerrit und ich zurueck zum Krankenhaus. Susanne ging es inzwischen besser. Dann fuhren wir mit den beiden Scootern zum Verleiher. Anschliessend gingen wir zum Krankenhaus zurueck. Eine Riksha wurde besorgt und wir liessen uns direkt zum Shanti-Cafe fahren. Dort gab es erstmal lecker Essen. Am folgenden Tag liessen wir die Wunde nochmals im Krankenhaus anschauen. Alles gut soweit. In den naechsten Tagen oeffneten wir taeglich den Verband, reinigten die Wunde und versorgten sie mit einem neuen Verband. Da wir die Wunde moeglichst immer unter Verband halten wollten, um eine Infektion zu vermeiden, trocknete sie jedoch nicht richtig. Somit war es jeden Tag ein wenig schmerzhaft den Verband zu wechseln. Erst spaeter, als wir erneute Strandtage einschieben konnten und Susanne auf Anraten eines befreundeten Arztes (Danke Stefan!) ihre Wunde fleissig im Salzwasser badete, ging die Heilung richtig gut voran. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich solcher Scherze in den vergangenen Monaten enthalten konnte. Alleine in Indien macht das glaub ich nicht so richtig Spass. Aber is gut gegangen. Nix Schlimmeres passiert und ausser einem Andenken, in Form einer Narbe, an den Indienurlaub 2010/11 wird wohl nicht bleiben.

Nach Mamallapuram ging es am 11.12. in das noch weiter suedlich gelegene Pundecherry. Pundecherry ist eine sehr aufgeraeumte Stadt. Am Reissbrett entworfen, besteht sie aus vielen rechtwinklig angeordneten Strassen. Auch hier war es zunaechst nicht leicht ein Guesthouse zu finden. Wir befanden uns halt in der indischen Hauptreisezeit. In Pundecherry hatte ich auch zum ersten Mal das Gefuehl nicht in "meinem" Indien zu sein. Der Sueden ist im Vergleich zum Norden reich. Es gibt um Einiges weniger Kuehe auf den Strassen und die Menschen kleiden sich sehr modern. Mir fehlt dort ein wenig die starke hinduistische Kultur. Wir schauten uns den botanischen Garten, das franzoesiche Viertel und die Strandpromenade an.

Am 12.12. machten wir einen Tagesausflug nach Auroville. Auroville ist ein alternatives Wohnprojekt. Das von der indischen Regierung zur Verfuegung gestellte Gebiet wird von Menschen unterschiedlicher Nationen bewohnt. Das Ziel ist es, irgendwann ohne Geldmittel auszukommen. Alle lebensnotwendigen Dinge werden von den Bewohnern selbst hergestellt. Wenn man dort wohnen will, muss man seine Arbeitskraft in den Dienst der Sache stellen. Das erste Jahr ist ein Probejahr. In diesem Jahr muss man versuchen seine "Luecke" zu finden. Das Ganze geht auf "Sri Aurobindo" zurueck. Ein in Indien sehr bekannter Gelehrter und Philosoph. Sri Aurobindo hat Gewaltlosigkeit und menschliches Miteinander gelehrt. Nach seinem Ableben hat seine Nachfolgerin in Gedenken an ihn Auroville ins Leben gerufen. Das Gebiet dehnt sich um das in der Mitte gelegene "Heiligtum" aus. Dieses besteht aus einem goldenen Gebaeude in Form einer Kugel. In dieser Kugel befindet sich ein grosser Kristall. Das Sonnenlicht wird durch Spiegel in das Innere der Kugel geleitet. Dort trifft es gebuendelt auf den Kristall. Mit dem Besuch in Auroville konnte ich ein weiteres "must do" fuer mich abhaken.

Zurueck in Pundecherry gingen wir am Abend in die Kirche. Ja, richtig gelesen, wir gingen in die Kirche und besuchten einen christlichen Gottesdienst. Am Tag zuvor hatten wir eine Gruppe Jugendlicher fuer ihren grossen Auftritt im Gottesdienst ueben sehen. Da man uns herzlich zum Gottesdienst eingeladen hatte, gingen wir natuerlich hin. Von Anfang an viel uns auf, dass alles viel froehlicher war, als in den Kirchen zu Hause. Die Kinder liefen herum und spielten, alles unterhielt sich. Als der Gottesdienst begann, wurde zunaechst das Licht geloescht. Feierlich wurden in der ganzen Kirche Kerzen entzuendet. Ich fand das sehr bewegend. Die Stimmung war toll. Vom Pastor wurde eine kurze Rede gehalten. Dann wirkte alles ein wenig wie bei "Deutschland sucht den Superstar". Aus der Reihe der Gottesdienstbesucher gingen Leute nach vorne und gaben Lieder zum Besten. Das war zum Teil sehr witzig, da es sich wahrlich nicht um Gesangsprofis handelte. Auch der Rest der Besucher war sich fuer einen Lacher nicht zu schade, wenn es besonders schlecht war. Es waren aber auch einige Gesangsperlen darunter. Einen Moment lang befuerchteten wir schon, dass jeder an der Reihe ist, der Kelch ging aber gluecklicherweise an uns vorueber. Am Ende des Gottesdienstes war "unsere" Jugendgruppe dran. Dazu wurde die Kirche wieder komplett verdunkelt. Vor dem Altar wurde ein Podest aufgebaut auf dem die Jugendlichen in Reihen uebereinander sitzen konnten. Die Jugendlichen hatten weisse Handschuhe an, Schwarzlicht wurde angemacht. Dann wurde zu Musik die Haende bewegt. Im Schwarzlicht waren natuerlich nur die Handschuhe zu sehen. Die Jugendlichen verbanden ihre Haende zu Figuren und Buchstaben. Das Ende konnten wir leider nicht mehr sehen, da wir uns aufmachen mussten, um unseren Nachtbus nach Kanyakumari zu bekommen.

In der Nacht vom 12. auf den 13.12. machten wir uns also mit dem Nachtbus auf nach Kanyakumari. Diese Busfahrt war mal wieder ein Abenteuer. Es ist einfach herrlich, wenn der Bus nachts zum Chaistop haelt. Man hat keine Ahnung wo man sich befindet. Steigt bei warmer Luft aus dem Bus und genehmigt sich einen Chai. Der Hindipop an dieser kleinen Raststaette war dermassen laut aufgedreht und kam aus schlechten Boxen, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Und natuerlich hatte man uns einen Direktbus versprochen. In Madurai war jedoch Schluss. Von dort mussten wir zunaechst eine Riksha zum Busbahnhof nehmen. Von dort ging es mit einem lokalen Bus weiter Richtung Kanyakumari. Am Busbahnhof fiel ich natuerlich mal wieder auf einen Inder rein. Wir wurden vor dem Gebaeude des Busbahnhofs von einem Inder gefragt wo wir denn hinwollten. Nachdem wir geantwortet hatten, wollte er uns den Ticketschalter zeigen. Ok, warum nicht. Wir kauften also Tickets an einem Schalter. Da wir noch ein wenig warten mussten, weckte ich den Barbier, der in seinem Shop schlief und liess mir den Bart stutzen. Natuerlich nur die Oberlippe. Anschliessend ging es mit einem der Arbeiter (?) des Ticketschalters (?)(ich hatte inzwischen meine Zweifel) zum Bus. Im Bus kaufte der Arbeiter Tickets fuer uns. Beim Arbeiter des Busses. Da wurde mir einiges klar. Man hatte uns am sogenannten Ticketschalter das Doppelte des Fahrpreises abgenommen. Um uns anschliessend lediglich zum Bus zu bringen um dort die Tickets zu kaufen. Sowas Plumpes. Das haette ich auch selbst gekonnt. Und dann besass der Arbeiter noch die Frechheit nochmal Geld fuer unser Gepaeck zu verlangen. Was soll ich sagen, ich jagte ihn davon. Lachend ueber meine eigene Dummheit ging es Richtung Kanyakumari. Auch der Fahrer und der Arbeiter hatten den Betrug mitbekommen und amuesierten sich koestlich... Dabei sei gesagt, dass einem die kleinen Betruegereien nicht das finanzielle Genick brechen. Man muss halt auf der Hut sein. Man mag mich fuer bekloppt halten, aber es ist ein Teil dessen, warum ich dieses Land so mag. Und wenn man den Indern auf die Schliche kommt, ist einem keiner boese, wenn man sie davonjagt.

Kanyakumari liegt am suedlichsten Punkt Indiens wo der Indische Ozean, der Golf von Bengalen und das Arabische Meer aufeinandertreffen. Diese kleine Stadt ist ein Pilgerort und ist der Goettin Devi geweiht. Ausserdem hat der religioese Fuehrer Swami Vivekananda hier meditiert und seine Erleuchtung erlangt. An dieses Ereignis erinnert ein Tempel auf einer 400 Meter vor der Kueste gelegene Insel. Auf einer zweiten Insel steht eine 40 Meter hohe Statue, die an einen Dichter erinnert. Fuer die Inder gibt es also jede Menge Gruende hierher zu kommen. Und das tun sie auch. Wir sahen wenig bis garkeine Touris aus europaeischen Laendern. Trotzdem war die Stadt voll. Besonders vielen uns die vielen Maenner auf,die mit freiem Oberkoerper und einem schwarz-goldenen Wickelrock ueberall in Gruppen anzutreffen waren. Von der Strandpromenade hatte man eine herrliche Aussicht auf die Inseln und die Skyline der Stadt. Wir sahen uns einen Tempel an, in den man als Mann nur mit freiem Oberkoerper darf. Das ist schon speziell fuer Indien.

Ausserdem gerieten wir auch dort in einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Dabei sassen die Frauen und Maenner getrennt in Gruppen auf der Strasse. Es waren hunderte von Menschen dort. Von einer Buehne wurden Reden gehalten und Lieder gesungen. Das Ganze hatte fuer mich einen meditativen Charakter und erinnerte mich ein wenig an die Gottesdienste in dem Movie "Avatar".

Mit dem Zug ging es ab dem 16.12.2010 wieder Richtung Norden, nach Varkala. Varkala liegt an der Westkueste Indiens im Staate Kerala. Obwohl durch und durch touristisch habe ich es dort sehr genossen. Ein herrliches Steilufer aus rotem Sandstein mit einem breiten Strand vor dem Meer. Auf dem Steilufer eine Promenade mit jede Menge Shops, Fischrestaurants und Juchuh, Yogazentren. Dort hatte ich dann nach Lalita-Ji einen weiteren sehr guten Lehrer. Ich moechte sogar behaupten, dass er besser war als Lalita. Also machte ich jeden Tag 3 Stunden Yoga. Unterbrochen von Tagen, an denen ich starken Muskelkater hatte oder wir was Besseres vorhatten. Nach der morgendlichen Yogasession wartete meist Gerrit schon in unserem Fruehstuecksrestaurant. Susanne stiess dann ein wenig spaeter dazu. Anschliessend ging es an den Strand. Wir hatten ein herrliches Zimmer in einer grossen Villa. Mitten im Palmenwald. Das Zimmer hatte eine Terrasse.

Von Varkala ging es am 20.12.2010 mit dem Bus nach Alappuzha von den Einheimischen nur Allepee genannt. Noch am Tag unserer Ankunft buchten wir eine Kanufahrt durch die Backwater Keralas. Am naechsten Tag ging es los. Von einem aelteren Herrn, der leider kein Englisch sprach, wurden wir durch die groesseren und kleineren Kanaele des Backwater geschippert. Diese Kanaele sind von Palmen gesaeumt und man kann die Einwohner bei ihrer taeglichen Arbeit beobachten. Daher kommt man sich ein wenig schaebig vor, aber gut. Die Landschaft ist beeindruckend. Und die grossen Bambushausboote sind es auch. Insgesamt verbrachten wir sechs Stunden in dem Backwater und ich kann es nur empfehlen. Allerdings heisst es auch hier aufpassen. Man sollte sich nicht ueberreden lassen die Tour uebers Hotel zu buchen. Wenn man es selbst organisiert ist es um einiges billiger.

Am Abend vor der Kanutour gingen wir noch auf den Jahrmarkt von Allapee. Dort schauten wir uns noch diese Attraktion an, wo Autos und Motorraeder von todesmutigen Menschen in einer vertikalen Roehre gefahren werden. Trinkgeld wurde den Zuschauern gerne im vorbeifahren aus der Hand genommen. Beeindruckend.

Am 22.12.2010 ging es mit dem Bus Richtung Kochi. Kochi war fuer mich nicht so der Renner. Wir machten diverse Touridinge. Dabei eine Sightseeingtour mit ner Riksha. Dabei das Hollaenderhaus und das juedische Viertel. Ausserdem hatten wir uns zu einer abendlichen Show ueberreden lassen, in der eine Goettergeschichte gezeigt wurde. Totlangweilig und schlecht. Also fuer mich. Will da ja keinen beeinflussen. Wir waren letztendlich auch die Einzigen der europaeischen Touris, die vor dem Ende der Show gingen...

Am 23.12.2010 machten wir uns mit dem Bus auf zum "Waynad Wildlife Sanctuary". Der Plan war, in Kalpetta, eine vom Park unweit gelegene Stadt, zu uebernachten und von dort aus einen Trek auf den Chembra Peak zu machen und im Park Tiger zu suchen. In Kalpetta angekommen ueberredete uns ein Einheimischer jedoch mit in seine Heimatstadt zu kommen, da es dort viel schoener sei. Bei dieser Stadt handelte es sich um Mananthavadi. Das war jedoch ein Reinfall. Wir erfuhren, dass in der dortigen Wildnis Terroristen ihr schmutziges Handwerk ueben wuerden. Daher wuerde es Auslaendern schwer gemacht ein Hotelzimmer zu bekommen. Oder vielmehr deren Betreibern. Die Betreiber muessten fuer jeden Auslaender nach Kalpetta fahren und diesen registrieren lassen. Und das wollen die Hotelbetreiber entweder garnicht oder sie lassen es sich saftig bezahlen. Mit der Hilfe unseres Einheimischen fanden wir ein Hotel welches uns aufnehmen wuerde. Jedoch zahlten wir fuer das miese Zimmer 18 Euro.

Am naechsten Tag kehrten wir also zum urspruenglichen Plan zurueck und somit nach Kalpetta. Am Abend des 24.12.2010 waren wir dann ein wenig schwermuetig. Jeder hing seinen Gedanken nach. Die Umstaende der vergangenen Tage machten ein wenig zu schaffen.

Am 25.12.2010 ging es dann aber mit neuer Power auf den Chembra-Berg. Auf 2100 Metern Hoehe hatte man einen prima Ausblick auf die umliegenden Berge und Taeler. Und am 26.12.2010 ging es zum eigentlichen Wynard Wildlife Park. Kann man machen, muss man nicht. Mit dem Jeep (Trek nicht moeglich) ging es eine Stunde in den Wald und eine Stunde zurueck. Auf dem Rueckweg ging noch unser Jeep kaputt, sodass wir zu anderen steigen mussten. Und Tiere gab es auch nicht. Jedenfalls keine Tiger und Elefanten. Wir sahen jede Menge Pfauen, ein paar Wildschweine und Hirsche, wobei jedoch die Hirsche mehr zu erahnen waren, als das man sie gesehen haette. Wenn ich Tier waere, wuerde ich mich auch nicht an einer viel befahrenen Strasse aufhalten. War ein netter Ausflug, die Stimmung war gut, aber Geld wuerde ich da nicht nochmal fuer ausgeben.

Nach dem Park fuhren wir noch an einen nahe gelegenen See und liehen uns ein Ruderboot aus. Da nur von Einheimischen und indischen Touris besucht waren wir eine kleine Sensation auf dem Wasser. Jeder wollte mal moeglichst nah an uns vorbei fahren. Witzig wars.

Und irgendwie sind wir dann am 27.12.2010 nach Mysore gekommen. Bus, Bahn, wer weiss das schon. Ich jedenfalls nicht. Mysore liegt im Inneren des Landes, im Staate Karnataka. Als historische Residenzstadt eines Maharadschas gibt es viele alte Gebaude zu sehen. Diese Stadt hat Charme. Ganz klar. Am Abend gerieten wir in einen hinduistischen Umzug. Nett anzusehen. Ausserdem waren wir noch auf Anraten diverser Schlepper in einem Shop fuer diverse Oele. Mysore ist bekannt dafuer. Jetzt nicht fuer die Schlepper, aber fuer die Oele. Dort liessen wir uns ueber die Wirkung diverser Oele belehren. Susanne viel es nicht schwer sich fuer eine Problemzone zu entscheiden (hihi). Somit wurden Oele gekauft, Oele getestet und wir freundeten uns ein wenig mit den Betreibern an. Eine Horde junger Maenner mit Hang zum Surferstyle. Mit einem der Jungs machten wir dann eine Sightseeingtour mit der Riksha fuer den naechsten Tag klar. Und das hat sich gelohnt. Wir sahen jede Menge schoener Sachen in Mysore. Unser Oel/Rikshafreund war gut drauf und so hat dann auch Gerrit mal ne Zeit die Riksha gelenkt. Unter anderem schauten wir uns eine Bidi-Fabrik an. Bidis sind die indischen Cigaretten. Dort sitzen die Arbeiter auf dem Boden und drehen Kippen um die Wette. Fuer tausend Cigaretten bekommt ein Arbeiter 100 Rupees. Das sind umgerechnet 1,72 Euro. Der schnellste Arbeiter in dieser Fabrik schafft 2000 Kippen am Tag. Das ergibt nen Tagesverdienst von 3,45 Euro...

In Mysore blieben wir bis zum 30.12.2010. Sylvester stand vor der Tuer und das wollten wir am Strand verleben.

Also ging es am 30.12.2010 nach Gokarna. Ebenfalls im Staate Karnataka, kurz suedlich vom Staate Goa. Im Vorraus hatten wir beim "Namaste-Guesthouse" angerufen, dort jedoch wegen voller Zimmer eine Absage erhalten. Das erste Guesthouse welches man erreicht, wenn man DEN Backpackerstrand erreicht ist das erwaehnte Namaste-Guesthouse. Wir versuchten dennoch unser Glueck und hatten Selbiges. Eine Bambushuette sei frei. Wir dachten jedoch, dass das auch billiger gehen muesste. Waehrend die anderen schonmal ein Essen zu sich nahmen, rannte ich den Strand hinunter von einem Guesthouse zum Naechsten. Aber alles war voll. Nun bekam ich natuerlich Angst, dass die einzige Huette im Namaste bei meiner Rueckkehr ebenfalls besetzt sei. Also nahm ich die Beine in die Hand. Und Gerrit bestaetigte, dass soeben eine Gruppe in die Rezeption gegangen sei. Ich also rein in die Rezeption und an der Tuer gerufen: "Wir nehmen die Huette!" Wir bekamen den Zuschlag. Puuuh!!!! Bis zum 05.01.2011 blieben wir an diesem herrlichen Strand. Keine Hotels, nur kleine Huetten am Strand und nette kleine Restaurants. Unsere Bambushuette war ein Traum. Mit Veranda und absolut sonst nix. Zum Leben braucht man nicht viel. Und von nicht viel gab es dort jede Menge. An einem Abend luden wir noch unseren Nachbarn zu uns ein. Ein circa 50 Jahre alter Inder, der Aufgrund seiner Weisheit und Ansichten auch gut ein Sadu (Weltentsager) haette sein koennen. Das sei ihm aber zu anstrengend, wie er berichtete.

Wir naechtigten am so genannten OM-Beach. Er wird aufgrund seiner Form so genannt. Ueber kleine Wege gelangt man von einem Strand zum naechsten. Die Landschaft ist huegelig, mit Palmen wohin man blickt und tolle Aussichten ueber die Straende. Wir liehen uns mal wieder Scooter aus, nicht ohne Susanne ueber moegliche Gefahren aufzuklaeren Mit denen ging es mal wieder wohin uns die Strasse tragen mag. Wir fanden einen einsamen Strand und brausten mit den Scootern direkt am Strand entlang. 3 Meter von der Brandung entfernt. Einfach toll.

In Gokarna traf ich auch den Stefan aus Dharamsala wieder, mit dem ich einen der Kurse im Phool Chatti Ashram bestritten hatte. Auch den Franzosen Remy traf ich dort wieder. Mit Remy hatte ich das Spiti-Tal gerockt. Das Wiedersehen war herzlich. Gruesse euch!

Wir hatten fuer den 06.01.2011 Fluege von Goa nach Delhi gebucht. Also ging es am 05.01.2011 nach Benaulim. Von dort war der Flughafen schnell zu erreichen. Benaulim ist ein typischer Goanischer Strandort.

Am 06.01. in Delhi angekommen traf uns die Kaelte. Es war um die null Grad. Damit haetten wir nicht gerechnet. Wir erfuhren, dass es auch ein besonders harter Winter sei. Nach all der Zeit im Warmen fror ich ohne Ende. Also kramte ich meine Muetze wieder aus meinem Rucksack, die mir schon im Spiti-Tal gute Dienste geleistet hatte. Bevor es fuer meine Freunde wieder hiess nach Hause zu fliegen, wollten wir uns noch das Taj Mahal gemeinsam anschauen. Ueber das inzwischen schon befreundete Reisebuero buchten wir ein Taxi mit Fahrer, welches uns zum Taj bringen sollte. Auf dem Weg dorthin und zurueck sollten noch andere Dinge auf dem Weg liegen, welche wir uns unbedingt anschaun sollten. Also verbrachten wir eine Nacht im Majors Dan. Am 07.01. ging es dann Richtung Taj Mahal. Auf dem Weg dorthin schauten wir uns noch einen Pilgerort an. Das Taj Mahal befindet sich in der fuerchterlichen Industriestadt Agra. Nachdem wir in einem Hotel uebernachtet hatten, ging es am 08.01. zum Taj Mahal. Es war bitterkalt und sowas von neblig, dass das Taj zunaechst nicht zu sehen war. Erst als wir unmittelbar davor standen, offenbarte sich uns dessen Schoenheit. Die Einlegearbeiten im weissen Marmor sind unglaublich fein. Nachdem das Taj abgehakt war, ging es in das 40 Kilometer weiter westlich gelegene "Fatehpur Sikri". Dabei handelt es sich um eine Geisterstadt mit vielen gut erhaltenen Ruinen, soweit man das von Ruinen behaupten kann. Fatephur Sikri war einst die Haupstadt des Mogulreiches. Fuer mich persoenlich war das der Hoehepunkt unseres kleinen Ausflugs. Dort hat sich auch mal wieder gezeigt, dass der Inder ein erwachsenes Kind ist. Es gibt dort einen grossen Platz mit einer Moschee und diversen Grueften (Mehrzahl von Gruft?). Dort hauten wir uns auf den Boden und wurden natuerlich sofort von Indern umringt, die uns ihren Plunder verkaufen wollten. Besonders um Susanne wurde hart gebuhlt. Ein juengerer Verkaeufer hat dann wohl etwas Falsches zu einem Aelteren gesagt. Dieser jagte den Juengeren dann quer ueber den Platz. Mit ihren Waren auf dem Arm sah das total witzig aus. Beide lachten bei ihrem Verfolgungsspiel. Ich kam mir ein wenig vor wie in einem Cartoon, wo die sich gegenseitig Verfolgenden andauernd an einem vorbeizischen. Mal kamen sie von hinten, mal von rechts, mal von links. Mit einer Ausdauer...unglaublich. Der Juengere gesellte sich spaeter wieder zu uns, nicht ohne Susanne staendig etwas verkaufen zu wollen. Wir verstanden uns gut mit ihm und so hat er dann sein "Geschaeft" geschlossen und fungierte ab diesem Zeitpunkt lieber als unser Fuehrer. Weil er Lust dazu hatte fuehrte er uns herum und zeigte uns, was es zu sehen gab. Das war wieder einer der tollen Begegnungen. Nach diesem Abstecher ging es dann wieder nach Delhi.

Ich habe die Fahrten mit dem Taxi sehr genossen. Auf den Strassen nach Agra hat sich mal wieder die volle Bandbreite indischen Lebens enthuellt. Verrueckte, zumeist voellig ueberladene Fahrzeuge, jede Menge Turbane, Tempel an jeder Ecke, tolle Landschaften, fliegende Haendler, Wasserbueffel und jede Menge Kuehe. Erwaehnte ich schon, dass Indien ein tolles Land ist?

Gerrit und Susanne verliessen mich mitten in der Nacht vom 09. auf den 10.01. Mit dem Taxi fuhren sie zum Flughafen und von dort ging es wieder nach Deutschland. Mit der einen oder anderen Traene im Auge winkte ich ihnen hinterher. Kommt gut nach Hause und gruesst mir Deutschland. Es war schoen Freunde da zu haben. Danke dass ihr da ward. Nun bin ich jedoch gespannt, was mich weiter erwartet, denn am selben Tag ging mein Flieger Richtung Kuala Lumpur in Malaysia. Damit waere die Frage "...und dann" auch erstmal beantwortet.

© André Hellberg, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich nun drei Jahre auf den August 2010 gewartet habe um mein freies Jahr zu beginnen, bin ich jetzt langsam richtig heiß drauf. Ich werde von Hamburg über Moskau nach Delhi fliegen und dort früh morgens ankommen. Von dort soll es erstmal ´gen Norden, in den Himalaya gehen. Dann wieder ´gen Süden, dann ´gen Osten, ´gen Süden, und noch weiter und weiter... und letztlich kommt eh alles anders als gedacht... Indien, ich komme...
Details:
Aufbruch: 05.08.2010
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Mai 2011
Reiseziele: Indien
Malaysia
Thailand
Der Autor
 
André Hellberg berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.