Eine kleine Weltreise

Als erstes mal muss ich sagen, dass die Einreise nach Amerika wesentlich einfacher war als mir alle gesagt haben. Noch an der Kanadischen Grenze vor 3 Wochen hatte man mir geraten unbedingt einen Nachweis dabeizuhaben, wie ich die Zeit finanziere. So hab ich dann noch am Tag zuvor einen Ausdruck von meiner Bank geholt um auch ja alles dabeizuhaben. Aber an der Grenze wollte man garnichts sehen. Nur meinen Reisepass. Und der wurde nicht mal in den Computer eingegeben. Keinen Ton davon wie ich die Reise finanziere, was mit meinem alten Studentenvisa ist und so weiter. So bin ich jetzt nicht mal registriert, dass ich im Lande bin. Auch ned schlecht. Also von Kanada nach USA einzureisen scheint nicht das grosse Problem zu sein. Oder ich hab einfach nur Glueck gehabt. Aber so schnell auch alle anderen abgefertigt wurden glaube ich das eher nicht. Vielleicht liegts aber auch am Grenzuebergang Windsor-Detroit, da ist die Hoelle los. Anscheinend fahren viele Amerikaner nach Windsor. Die ganze Stadt ist eine Spielhoelle und ein Puff.

In Detroit angekommen, hab ich mir erst mal ein Hotel gesucht. Da ist mein "Best-Western"-Hotelverzeichnis immer eine grosse Hilfe. Ich habe mir eine Best-Western-Membercard geholt und ein Verzeichnis aller Hotels in Nordamerika. So kann ich dann direkt zu einem nahe gelegenen Hotel fahren und einchecken. Die Hotels der Gruppe haben einen durchaus guten Standard und sind ueberall anzutreffen. BW ist angeblich die groesste Hotelgruppe der Welt und hat alleine in USA ueber 4000 Hotels. Was fuer mich im Moment nicht ganz unwichtig ist.
Ausserdem sind die Preise ok, so zwischen 60 und 100$ die Nacht.
Ich hab mir eines in einem Vorort Namens Roseville gesucht.
Vororte sind gut, da hab ich ja in Toronto schon gute Erfahreungen gemacht. Dem auch hier so, Roseville ist ein gepflegter Ort, allerdings mit nur einer Strasse und das ist eine 8-spurige Ausfallstrasse aus Detroit. Da rueberzukommen ist nicht einfach und ich bin bestimmt nicht zoegerlich wenn darum geht eine Strasse zu ueberqueren.
Als erstes ist mir aufgefallen, dass es eine enorm grosse Anzahl an aufgemotzten Autos, sogenannten Musclecars gibt.
Soweit ja noch in Ordnung. Aber sie fahren auch als wenn sie nur Muscle haetten and no brain. Also in der Stadt so mit 100 Meilen (160kmh), ueber alle Spuren hinweg ueberhohlen und das in einer Gruppe mit 5 oder 10 Autos ist ganz normal hier. Und die Polizei schaut zu. Ich glaube, dass ist das Gefaehrliche. Die Polizei greift nicht ein, warum auch immer. Ich habe mich abends mit meiner Kellnerin darueber unterhalten und sie hat mir bestaetigt, dass es gut sei, diesen Leuten nicht unbedingt im Weg zustehen.

Cannonball (the Movie) laesst Gruessen.

Am naechsten Morgen habe ich mir dann nach langem hin und her eine neue Digitalcamera gekauft. Die Alte ist zwar gut, aber auf Grund des kleinen Objektives nicht besonders kreativ einzusetzen. Da der Dollar gut steht und bei Consumerelectronic Amerika noch billiger ist als Kanada habe ich mich dann fuer eine Canon Powershot S2-IS entschieden, mit festem (keine Spiegelreflex) 12-fach Zoomobjektiv. Das Objektiv deckt einen Berich von 35-430mm ab,was schon ganz ordentlich ist. Wichtig bei einer solchen grossen Brennweite ist ein Verwackelungsschutz, da man sonst ohne Stativ kaum scharfe Bilder bekommt. Also bis jetzt, 350 Fotos spaeter, bin ich absolut zufrieden. Die Kamera ist trotz des grossen Objektivs nur ca. halb so gross wie eine vergleichbare Spiegelreflex, haelt gigantisch lange ohne Batteriewechsel durch (ist noch immer die erste Akkuladung - 350 Fotos- wow) und hat nur 500$, nach feilschen sogar nur 480$ gekostet. Das sind nach dem damaligen Kurs ca. 380 Euro, bei uns kostet sie ca. 430 Euro. Ich glaube das war eine gute Entscheidung. Ich hoffe, dass man auch auf meinen Fotos die Verbesserung sieht.

Also dann mit der neuen Kamera in die Stadt. Nachdem Detroit nicht den besten Ruf geniesst und mich sowieso alle moeglichen Leute gewarnt haben in die Stadt zu fahren, war ich dann auch etwas vorsichtiger und hab nur mein Fahrerfenster auf gehabt, das Beifahrerfenster war nun erstmalig zu. Man muss wissen, das mein Auto keine elektrischen Fensterheber hat und die Kiste so breit ist, dass es unmoeglich ist, vom Fahrersitz aus das Beifahrerfenster hochzukurbeln. So hatte ich dann halt nur halbe Klimaanlage, d.h. die Klimaanlage vom Auto geht eh nicht, so sind meine Fenster der Klimaanlagenersatz.

Ich finde die Innenstadt ist nicht schlimm. Abgesehen davon, das die Strassenqualitaet die NYker Bronx schlagen koennte. Die Hauser sehen auf den ersten Blick eigentlich ganz nett aus. Erst auf den zweiten Blick erkennt man dass hinter vielen Fenstern eigentlich nur noch ein abbruchreifes Haus steckt. Total runtergewirtschaftet, nichts aber auch garnichts ist an den Hausern in den letzten Jahren oder eher Jahrzenten getan worden. Solche Hauser zu renovieren, wie es der hiesige Buergermeister vorhat, halte ich fast fuer unmoeglich. Selbst wenn einige zum Renovieren sind, es ist eine unglaubliche Anzahl an Hausern die so aussehen. Ganz abgesehen von den Haeusern die man auf den ersten Blick nur noch dem Caterpillar ueberlassen kann.
Es gibt aber auch schoene Hauser, wie das riesige General Motors Gebaeude, oder das Cadillac Gebaeude (wo ich mal wieder einen Strafzettel bekommen habe, da ich direkt vor de Haupteingang geparkt habe).

Nachdem Oesterreich die Kuhausstellung hat, Berlin die Baerenausstellung, Muenchen die Loewenausstellung, so hat Detroit natuerlich die Autosausstellung.

Eigentlich war ich dann nach meinem ersten Tag schon wieder auf dem weg zurueck ins Hotel, wo ich ploetzlich in einen riesigen Stau geraten bin. Der Stau ist deshalb so ungewoehnlich, da die Innenstadt sonst wie ausgestorben ist. Es waren den ganzen Tag sogut wie keine Autos und Menschen auf der Strasse. Und ploetlich ein riesen Stau. Nachdem alles zum riesigen Stadion mitten in der Stadt wollte, war mir klar, irgendeine ist da eine grosse Veranstalltung angesagt. Leider nicht zum rausfinden was fuer eine. Egal einfach dem Stau hinterher, Parkplatz gesucht und fuer stolze 10$ gefunden (dafuer kann man sich auch einen Strafzettel leisten) und erst mal erkundigt, was denn ueberhaupt abgeht. Die Detroiter Lions spielen. Aha. Football oder Baseball? Wollte ich dann nicht mehr fragen, war mir zu peinlich. Also wieder der riesigen Meute hinterher zum Stadion. Ausverkauft! Pah, des gibst nicht, irgendwo gibts immer Karten. Gesagt, gefunden, und noch billiger als im Vorverkauf.

Leider waren die Lions so zahm, dass sie haushoch gegen die St. Louis Rams verlohren haben. Abgesehen davon ist (American) Football kein Sport. Es ist nur ein Sekundenereignis. Einer hat den Ball (das Ei), alle springen auf ihn drauf und dann wird geschaut wie weit der Arme gekommen ist. Sollte dann doch mal tatsaechlich ein Spielzug zustande kommen, wo der Ball geworfen und von einem Anderen gefangen wird, ist das ganze Stadion aus dem Haeuschen. Dann wird erst mal gefeiert, T-Shirts verschossen, fuenfmal die Wiederhohlung gezeigt usw. Naja ich bin ja auch kein Fussballfan, aber Fussball ist Sport. Football eher nur Raufen im Sekundentakt. Ausserdem ist sowieso nur eine sehr geringe Anzahl der Zuschauer beim Spiel. Die meisten unterhalten sich, kaufen sich etwas zum Essen, gehen in der Arena zum Shoppen und nach der Haelfte des Spiels war auch nur noch die Haelfte der Zuschauer da. Der Rest ist heimgegangen. Ich habe bis zum Ende des dritten Viertels ausgehalten.
Vielleicht finde ich ja noch ein Baseballspiel, aber das was ich bisher im Fernsehen gesehen habe hat mich auch nicht mehr ueberzeugt.

Das eigentliche Highlight war aber der Detroiter Harley-Davidson Chopper Haendler. Der zaubert schon sehr spitze Chopper.

Ich habe noch einige Bilder von der Innenstadt gemacht, auch einige von den Randbereichen, da wo es dann wirklich nicht mehr schoen ausschaut. Auf den meisten Bildern sind nur Haeuser zu sehen. Auch wenn sie nicht so ausschauen, die meisten davon sind bewohnt. Ich habe darauf verzichtet Bilder von den dort wohnenden Menschen zu machen. Ich denke es ist nicht ok diese Menschen in ihrem Elend abzulichten. Darueberhinaus war es auch so gut wie nicht mehr moeglich weitere Fotos zu machen, wo mehrere Menschen auf der Strasse waren, da wirds dann schon ganz schoen eng.
Wenn man sich diese Haeuser anschaut, dann wird einem schon klar wie das Leben darin aussieht.
Detroit ist aus meiner Sicht verloren und auch nicht mehr zu retten. Wer hier lebt hat nichts mehr zu verlieren. Hier ist der Anfang vom Ende. Elendsviertel, hochgezuechtete Autos, das Leben spielt sich auf der Strasse ab, es zaehlt nur wer schneller ist, Regeln gibts keine, die Polizei schaut zu und scheint machtlos. Mad Max (The Movie) laesst gruessen.