Oasen in Ägypten

Reisezeit: April 2011  |  von Herbert S.

Oase Dahkla - Al Qasr

Mittwoch, 02.11.11 - 10. Reisetag
Wie verabredet holt uns Reeda um 9.30 ab, er ist heute sogar vor der Zeit da, und fährt mit uns nach al Quasr.
Die mittelalterliche/osmanische Stadt AI Qasr ist das Highlight der Oase Dakhla. Sie liegt am Fuß der rosafarbenen Kalksteinfelsen, die den nördlichen Rand der Oase bilden und wo die üppige Vegetation zu Ende geht.
Reeda parkt in einer Seitenstrasse und läuft mit uns zur Alstadt, die inzwischen unter Denkmalschutz gestellt wurde und z.T. restauriert oder besser gesagt gesichert wurde, damit der eingesetzte Verfall der Lehmbauten gestoppt wird, denn inzwischen wohnen kaum noch Menschen in der alten Stadt.

Die modernen Bauten aus Ziegeln und Beton entsprechen allerdings auch nicht den Maßstäben europäischer Architektuir (es werden zwar zahlreichen Bögen und Ornamente eingeplant, aber die Verschalung zum Betongießen sieht meist recht abenteuerlich aus).

Die modernen Bauten aus Ziegeln und Beton entsprechen allerdings auch nicht den Maßstäben europäischer Architektuir (es werden zwar zahlreichen Bögen und Ornamente eingeplant, aber die Verschalung zum Betongießen sieht meist recht abenteuerlich aus).

Frauen sind ein seltener Anblick auf den Straßen der Oasen

Frauen sind ein seltener Anblick auf den Straßen der Oasen

Die Ägyptische Altertümerverwaltung hat ein Auge auf die Stadt geworfen. Aber weil hier noch Menschen leben, konnte sie den Ort nicht einfach abriegeln und Eintritt verlangen. Von Besuchern wird erwartet, dass sie sich von einem Führer begleiten lassen. Die Guides erwarten normalerweise eine "Spende". Daher muß sich Reeda am Eingang der alten Stadt für uns in ein dickes Buch eintragen und wir bekommen ein 'local guide' zugeteilt, der uns durch die verwinkelten Gassen führt. Unzählige Fotomotive jagen einander:

Eingang zur Altstadt

Eingang zur Altstadt

Moschee aus dem 11-12. Jh.

Moschee aus dem 11-12. Jh.

Minarett

Minarett

Die Altstadt wurde auf den antiken Fundamenten einer römischen Stadt errichtet und soll eine der ältesten bewohnten Gegenden der Oasen sein.
Die meisten Bauwerke stammen jedoch aus osmanischer Zeit (1516-1798). Während ihrer Blütezeit war sie vermutlich die Hauptstadt der Oase und galt wegen der Größe der Häuser und der erhaltenen Dekorationselemente als reich. So wird der Ort für die Osmanen eine bedeutende Rolle gespielt haben.

zahlreiche Etagen deuten auf reiche Bewohner

zahlreiche Etagen deuten auf reiche Bewohner

große Eingangsbereiche und

große Eingangsbereiche und

manche Hauseingänge haben besonders schöne Türstürze -  Akazienholzbalken mit dem eingravierten Namen von Zimmermann und Hauseigentümer, dem Baudatum und einem Koranvers.

manche Hauseingänge haben besonders schöne Türstürze - Akazienholzbalken mit dem eingravierten Namen von Zimmermann und Hauseigentümer, dem Baudatum und einem Koranvers.

Solche Türeingänge mit den alten gravierten Türstürzen gibt es nach Führer 37 Stück, manche total verwittert, andere in geschützteren Lagen mit voll ausgeprägter Ornamentik. Selbst eine Getreidemühle ist noch ganz gut erhalten.

Ab und zu gibt es einen kleinen Laden mit Souvenirs aus der Gegend (Korbwaren, Palmwedel, einfacher Schmuck, Ulrike findet ein nettes kleines Armband(reif).

Die Architektur der engen, überdachten Straßen hat viel von ihrem antiken Charakter bewahrt. Die gewundenen Gassen bleiben im sehr heißen Sommer kühl und schützen ihre Bewohner auch vor Sandstürmen.

Selbst eine Koranschule ist noch zu besichtigen

In der Nähe des Eingangs liegt das Ethnographische Museum (Eintritt 10 LE). Es ist im Haus des Sherifen Ahmed, das auf das Jahr 1785 zurückgeht, untergebracht. Die ausgestellten Alltagsgegenstände sollen eine Idee vom Leben vermitteln, das sich in den heute leeren Gebäuden des Ortes abspielte. Fotografieren darf man zwar nicht, aber die Dame sagt, wenn ich nicht alles festhalte, geht es doch.

Lehmbackofen

Lehmbackofen

Krügehalterungen

Krügehalterungen

Wir löhnen Führer mit 50 LE und dann habe ich kein Kleingeld fürs Museum (10LE) . Das bezahlt dann Reedo, der Ulrike schließlich auch von seinen Zitronen abgibt, und sie nicht zu einem Laden führt. Auf dem Rundweg durch den Ort geht es dann zur Pottery, wo die speziellen Wasserbehälter von el Quasr gemacht werden.

Außerhalb der geführten Tour durch die tw. restaurierte Altstadt sieht es schon finsterer aus.

Außerhalb der geführten Tour durch die tw. restaurierte Altstadt sieht es schon finsterer aus.

'vermummter' Geldwechsel

'vermummter' Geldwechsel

Eingang zur Töpferei

Eingang zur Töpferei

Unmassen werden produziert und gerade wird einer von den zahlreichen Brennöfen bestückt. Die Keramik ist schon halb an der Luft und der heißen Sonne gebrannt, wird dann aber noch weiter gebrannt. Auch hier ist die Verkaufsstrategie nicht aggressiv. Man zeigt uns die Sachen und wenn wir abwinken ist es gut.

Kurz vor 12.00 Uhr setzt uns Reeda am Hotel ab und wir verabschieden uns voneinander. Heute war er für seine Verhältnisse sehr gesprächig und verstand wohl auch mehr - was hat das zu bedeuten? Gestern wollte er wohl partout nicht weiter durch die Oase fahren.
Auf der Terrasse trinken wir einen Tee und beschließen einen beschaulichen Abschlußnachmittag zu machen. Die Eigentümerin, die sich schon heute morgen von uns verabschiedte hat, sitzt immer noch rum und bescheidet uns, dass die Benzinpumpe der Tankstelle kaputt ist und sie keinen Sprit bekommt. Dabei muß sie noch viel mit ihrem Manager in Farafra besprechen. Sie empfiehlt uns den windigen schattigen Platz am Pool, den wir danach einnehmen.

Doch leider ist es gar nicht so windig und daher die Fliegen wieder recht lästig. Ich gehe nach erstem Zögern doch mal ins Wasser, am Anfang recht erfrischend, aber dann sehr angenehm. Nachher stellen wir die liegen vom Pool abgekehrt und geniessen den Blick über die grünen Felder auf die imponierende Gebirgskette in hellgelb mit eingewehtem noch hellerem Sand.

Heute gibt es mal kein Huhn, sondern einen leckeren Beef-Gulasch. Wir verziehen uns nach dem Essen aufs Zimmer und lesen noch einwenig, auch das Liegen am Pool macht wohl müde.

© Herbert S., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Etwas schwierig in der Vorbereitung, aber ein schon lange gehegter Traum für uns Wüstenfans!
Details:
Aufbruch: 18.04.2011
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 30.04.2011
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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