Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Montpoupon / Loches / Montresor / Valencay

Chateau Montpoupon - ein eher unbekanntes Schloss - trotzdem sehenswert. Es befindet sich in Privatbesitz, wird bewohnt und kann zeitweise besichtigt werden.

Chateau Montpoupon - ein eher unbekanntes Schloss - trotzdem sehenswert. Es befindet sich in Privatbesitz, wird bewohnt und kann zeitweise besichtigt werden.

Pyramide de Genille - dieses, wie ein Obelisk gestaltetes, Zeichen - machte früher im Wald von Loches eine wichtige Wegkreuzung sichtbar.

Pyramide de Genille - dieses, wie ein Obelisk gestaltetes, Zeichen - machte früher im Wald von Loches eine wichtige Wegkreuzung sichtbar.

In der Altstadt von Loches - links ist das Rathaus zu sehen, daneben der Picois-Turm.

In der Altstadt von Loches - links ist das Rathaus zu sehen, daneben der Picois-Turm.

Die Oberstadt von Loches betritt man durch das Port Royal.

Die Oberstadt von Loches betritt man durch das Port Royal.

Donjon von Loches - einer der ältesten Bergfriede Europas - 36 m hoch.
Erbaut wurde er von Fulko III. der Schwarze, Graf von Anjou. Im 15. Jh. wurde die Festung in ein Gefängnis umgewandelt, welches bis 1926 genutzt wurde.

Donjon von Loches - einer der ältesten Bergfriede Europas - 36 m hoch.
Erbaut wurde er von Fulko III. der Schwarze, Graf von Anjou. Im 15. Jh. wurde die Festung in ein Gefängnis umgewandelt, welches bis 1926 genutzt wurde.

Das Grabmal von Agnes Sorel in der Stiftskirche Saint-Ours, Loches.
Agnes Sorel war die Geliebte Karls VII. und die erste offizielle Mätresse am französischen Königshof.

Das Grabmal von Agnes Sorel in der Stiftskirche Saint-Ours, Loches.
Agnes Sorel war die Geliebte Karls VII. und die erste offizielle Mätresse am französischen Königshof.

11. Tag - Montpoupon / Loches / Montresor / Valencay

Dienstag, 28.09.2010 11. Tag Chaumont-sur-Loire

Heute schlafen wir bis 9 Uhr. Nebel hängt über der Loire. Erst um 11 Uhr starten wir Richtung Montrichard. Zunächst sehen wir uns das Chateau Montpoupon an. Die Türme der Burg stammen aus dem 12. Jh., das Hauptgebäude aus dem 15. Jh. und der Eingangspavillon aus dem 16. Jh.. Dann folgen wir einer Straße durch den Wald, sehen die Pyramiden de Genille, de Montaigu und de Chartreux. Sie sind Markierungen, die bis 1778 an einem verbreiterten und 1769 eröffneten Weg durch das Waldgebiet - Forst von Loches - eingerichtet wurden. Die wie Obelisken gestalteten Zeichen machen seither wichtige Wegkreuzungen sichtbar. In der Altstadt von Loches halten wir.

Loches
ist eine kleine mittelalterliche Stadt, die von einem der ältesten Donjons (36 m hoch) Europas überragt wird. Erbauer des Donjons war Fulko III. der Schwarze, Graf von Anjou. Die Festung wurde im 15. Jh. durch Ludwig XI. in ein königliches Gefängnis umgewandelt. Bis ins Jahr 1926 wurde der Donjon als Gefängnis genutzt. Neben dem Donjon steht der Tour Louis XI. aus der Renaissance, der rein militärischen Zwecken diente.

Logis Royal
Errichtet auf einem Bergsporn, das Tal des Indre dominierend, war das Logis Royal eine der beliebtesten Residenzen der Valois während des 100jährigen Krieges. Drei Frauen haben die Geschichte des Logis Royal geprägt: Jeanne d'Arc, Agnès Sorel und Anne de Bretagne.

Agnès Sorel
war die Tochter von Jean Soreau, eines Soldaten aus niedrigem Adel, und Catherine de Maignelais. Sie war zunächst Hofdame von Isabella, Herzogin von Lothringen und Ehefrau des Königs René von Neapel. Agnès Sorel wird als außergewöhnlich schöne und äußerst intelligente junge Frau beschrieben. Im Rahmen eines Besuches bei seinem Schwager traf der König von Frankreich die zwanzigjährige blonde Schönheit zum ersten Mal. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich eine Liebesbeziehung zwischen Karl und Agnès. Der König ernannte seine Geliebte schließlich zur Ehrendame seiner Ehefrau Marie d'Anjou, schenkte ihr neben verschiedenen anderen Schlössern und Landsitzen das Schloss Beauté-sur-Marne nahe Paris und besetzte einflussreiche Posten am französischen Hof mit Mitglie-dern der Familie Sorel. Agnes bekam den Beinamen "Dame de Beauté", der von der Bezeichnung des Schlosses Beauté-sur-Marne abgeleitet wurde. Seit dem Jahr 1444 war Agnès Sorel die offizielle Geliebte Karls VII. und damit die erste offizielle Mätresse am französischen Königshof. Sie schenkte Karl vier Töchter, von denen eine als Säugling verstarb. Kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes erkrankte Agnès Sorel schwer. Ihre Zeitgenossen bezeichneten diese Krankheit als "flux de ventre" (Bauchfluss). Aufgrund ihres frühen Todes und ihrer zahlreichen Feinde kursierten Gerüchte, dass Agnes Sorel vergiftet worden sei. Karls Sohn, der spätere König Ludwig XI. verfolgte die Geliebte seines Vaters zeitlebens mit seinem Hass. Nach ihrem plötzlichen Tod geriet Ludwig sofort in den Verdacht, Agnès Sorel ermordet Agnes Sorel verstarb am 9. Februar 1450 im Alter von 28 oder 40 Jahren in der Burg von Anneville-sur-Seine. Die Leiche wurde nach der Entnahme des Herzens nach Loches in die Kirche Saint-Ours überführt. Im Jahr 2004 wurde das Grab Agnès Sorels in Loches geöffnet und kriminalistisch untersucht. Der Paläopathologe Philippe Charlier konnte nachweisen, dass sie an einer Quecksilbervergiftung gestorben war. Agnes Sorel war nach drei Kindern erneut im siebten Monat schwanger war und litt an Wurmbefall. Da damals gegen Geburtsbeschwerden und Würmer die Quecksilberbehandlung üblich und die ungefährlichen Dosen bekannt waren, gehen die Ermittler davon aus, dass Sorel absichtlich eine tödliche Dosis Quecksilber verabreicht wurde.

Auf unserem Rundgang sehen wir uns auch die Stiftskirche Saint- Ours an. Es ist ein romanisches und gotisches Bauwerk aus dem 11. und 12. Jh., dessen Stilmix der langen Bauzeit zu verdanken ist. In dieser Kirche befindet sich seit April 2005 das Grab Agnes Sorels. Wir machen Pause in einem kleinen Park und haben einen wundervollen Blick über die Landschaft. Wir fahren weiter und machen unterhalb des Chateau Montresor, am Fluss Indrois, Kaffeepause.

Montrésor
ist mit seinen nur 98 Hektar Fläche einer der kleinsten Orte des Départements. Es gehört außerdem zu den "Schönsten Dörfern Frankreichs". Die Ortschaft hat wie viele andere als Ursprung eine im 11. Jahrhundert von Fulko Nerra, Graf von Anjou, errichtete Burg. Von dieser Anlage sind noch einige Reste des Donjons aus dem 12. Jahrhundert mit seiner umgebenden Ringmauer erhalten. Das heutige Schloss Montrésor ließ sich der damalige Erbe von Montresor, Imbert de Bastarnay, Anfang des 16. Jahrhunderts errichten, dazu gleich noch eine Stiftskirche (heute Pfarrkirche), die zu den wichtigsten Sakralbauten der Renaissance in Frankreich zählt. 1849 gelangte das Schloss in den Besitz des Grafen Xavier Branicki, ein pol-nischer Emigrant, der im Krimkrieg Napoléon III. nach Konstantinopel begleitet hatte. Er ließ das heruntergekommene Schloss vollständig restaurieren und neu einrichten. Seine Nachkommen leben heute noch dort.
Unsere Tour führt uns nun nach Valencay. Hier besichtigen wir das Chateau, welches Talleyrand, dem Außenminister Napoleons, gehörte.

Schloss Valençay
sein Äußeres erweckt den Eindruck, als sei es im 16. Jahrhundert erbaut worden, dabei hat es seine endgültige Gestalt erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten. 1803 erwarb Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord das Schloss. Das feudale Landgut mit Valençay als Hauptort des Kantons war sehr gut geeignet, politische und adlige Prominenz, an der dem französischen Staat in der napoleonischen Ära gelegen war, zu versammeln und zu bewirten. Talleyrand erweiterte die Räumlichkeiten, indem er die offene Galerie des Parkflügels schließen und das Innere komplett im Empirestil umgestalten ließ. Prominentester Gast war von 1808 bis 1814 der spanische König Ferdinand VII., den Napoléon nach Valençay zu dem in Un-gnade gefallenen Talleyrand in die Verbannung geschickt hatte. Sechs Jahre lang musste der König bewacht und für seinen Unterhaltung gesorgt werden. Es war die Zeit der Bälle, des Gi-tarren- und des Theaterspiels, mit der Napoleon den Schlossherren demütigen wollte. Am 11. Dezember 1813 wurde hier der Vertrag von Valençay unterzeichnet. Später, als Talleyrand als Minister Ludwigs XVIII. zurückgetreten war, zog er sich ganz nach Valençay zurück. 1829 überließ er schließlich die Domäne seinem Großneffen Napoleon-Louis de Talleyrand, dem späteren Herzog von Valençay.

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
war einer der bekanntesten französischen Staatsmänner sowie Diplomat während der Französischen Revolution, der Napoleonischen Kriege und beim Wiener Kongress. Für seine Verdienste erhielt er mehrere Adelstitel: 1806 Fürst von Benevent, 1807 Herzog von Talleyrand-Périgord und 1815 Herzog von Dino (duc de Dino). Er war immer ein überzeugter Gegner Napoleons. Denn die Ansichten Napoleons und Talleyrands über das Wohl Frankreichs liefen auseinander. Immer wieder übte Talleyrand Kritik an den Plänen des Kaisers, z. B. gegen Preußen und Österreich in den Krieg zu ziehen. Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 handelte er geschickt erst ein Mitspracherecht, dann eine bedeutende Bündnisposition mit Großbritannien und Österreich gegen Russland und Preußen aus, sodass die ehemalige Entente zerbrochen war. Kurz: Er schaffte es, als Vertreter der Verliererseite so günstige Bedingungen auszuhandeln, dass Frankreich keine Gebietsverluste erleiden musste. Sein größter Coup hier war wohl die Wiederherstellung der Grenzen von 1789. Talleyrand starb am 17. Mai 1838 in Paris und liegt in der Kapelle seines Schlosses in Valencay begraben.
Wir bekommen - kostenlos - einen Audioführer in deutscher Sprache und haben somit in jedem Raum, bei div. Gegenstä-den etc. eine ausführliche Erklärung. Überall sind Bänke aufgestellt, so dass man sich alles in Ruhe ansehen und anhören kann. Wir sind fast die einzigen Besucher des wunderschönen Schlosses. Anschließend machen wir noch einen Rundgang durch den schönen Park, in dem wilde Pfauen herumlaufen. Erst weit nach 17 Uhr verlassen wir diesen schönen Ort. Es geht noch zum Einkauf und dann nach Hause, auf unseren Campingplatz, wo wir um 19.05 Uhr, nach 167 km, eintreffen. Mor-gen verlassen wir diesen Campingplatz. Sie schließen für diese Saison. Zum Abendessen gibt es Schinken, Pate, Käse, Weißwein und Trauben.

Valencay - welches Talleyrand, dem Außenminister Napelons, gehörte.

Valencay - welches Talleyrand, dem Außenminister Napelons, gehörte.

An diesem Tisch wurden die Schlussdokumente des Wiener Kongresses unterschrieben, an denen Talleyrand massgeblich mitwirkte.

An diesem Tisch wurden die Schlussdokumente des Wiener Kongresses unterschrieben, an denen Talleyrand massgeblich mitwirkte.

Die moderne Küche des Schlosses Valencay. Talleyrand war ein Feinschmecker und veranstaltete auf Valencay fürstliche Abendessen.

Die moderne Küche des Schlosses Valencay. Talleyrand war ein Feinschmecker und veranstaltete auf Valencay fürstliche Abendessen.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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