Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Amboise / Chenonceau an der Cher / Tours

Der kunstbegeisterte König Franz I. feierte im Schloss Amboise rauschende Feste.

Der kunstbegeisterte König Franz I. feierte im Schloss Amboise rauschende Feste.

Ein Bummel durch die Altstadt von Amboise ist lohnenswert.

Ein Bummel durch die Altstadt von Amboise ist lohnenswert.

Die Loire in Amboise.

Die Loire in Amboise.

Clos Luce - Franz I. stellte diesen Herrensitz Leonardo da Vinci zur Verfügung, der hier am 2. Mai 1519 starb. Im Park um Clos Luce finden sich viele Nachbildungen der Arbeiten Leonardos.

Clos Luce - Franz I. stellte diesen Herrensitz Leonardo da Vinci zur Verfügung, der hier am 2. Mai 1519 starb. Im Park um Clos Luce finden sich viele Nachbildungen der Arbeiten Leonardos.

9. Tag - Amboise / Chenonceau an der Cher / Tours

Sonntag, 26.09.2010 9. Tag Chaumont-sur-Loire

Wir sind wie immer um 8.30 Uhr auf. Es ist kalt. Rolf heizt also erst einmal ein. Später sitzen wir in der Sonne und frühstücken. Dann lesen wir bis 11.30 Uhr. Nun geht es los, mit dem Motorrad, erst nach Amboise. Beim Rundgang durch die schöne Altstadt erstehen wir zwei Bilder für unser Haus.

Amboise
war eine Festung der Gallier, die von den Römern übernom-men wurde. Im Jahr 503 unterzeichnen Chlodwig I. (König der Franken) und Alarich II. (König der Goten) hier ein Friedensabkommen. Im 12. Jahrhundert war die Stadt unter Hugues I. d'Amboise, dem Sohn Sulpices, Schauplatz eines brillanten Hofes. Die Herrschaft Amboise wurde 1434 konfisziert und mit der Krone vereinigt, weil Louis d'Amboise in eine Verschwörung gegen Georges de La Trémoille, einen der Favoriten des Königs, verwickelt war. König Ludwig XI., der selbst das Schloss Plessis-lès-Tours bevorzugte, überließ Amboise seiner Familie und dem größten Teil des Hofes. König Karl VIII. wurde hier 1470 geboren, er machte aus Amboise seine Hauptresidenz, auf ihn geht ab 1492 auch der Neubau des Schlosses zurück. Am 7. April 1498 starb er hier durch einen Unfall. Im März 1560 spielte sich in der Stadt während der Religionsstreitigkeiten die so genannte Verschwörung von Amboise ab. 1563 unterzeichnete Katharina von Medici das Edikt von Amboise, das eine eingeschränkte Ausübung des protestantischen Glaubens gestattete. Der kunstbegeisterte König Franz I. ließ 1518 Leonardo da Vinci nach Amboise kommen, der dort noch einige Jahre lebte (Clos Luce) und seine letzte Ruhestatt fand. Der Herrensitz Clos Luce wurde Leonardo da Vinci zur Verfügung gestellt. Dort organisierte der Künstler und Wissenschaftler die Feste bei Hof, verfasste eine Studie über die Trockenlegung der Sologne und entwarf Pläne für Paläste. Am 2. Mai 1519 starb er hier mit 67 Jahren. Um das Clos Luce erstreckt sich ein schöner Park mit Nachbildungen der Arbeiten Leonardos.

Unser Weg führt uns nun nach Chenonceau an der Cher. Wir fahren am Fluss entlang, durch einen verwunschenen Wald, stoppen und parken, wo es nicht mehr weiter geht und gehen von dort bis an das malerische Schloss vor. Da die Sonne scheint, kann Rolf heute gut fotografieren.

Chenonceau - Schloss der Frauen
so genannt, weil Frauen in der Rolle des Schlosses eine wichtige Rolle spielten. Chenonceau ist nach Versailles das meistbesuchte Schloss Frankreichs. Seine Wurzeln liegen in einem befestigten Anwesen mit dazugehöriger Wassermühle, das über die Familie Bohier in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der französischen Krone kam. Diane de Poitiers, die Favoritin Heinrichs II., prägte das Aussehen des Schlosses durch Erweiterungen ebenso wie es Katharina von Medici tat, der die Anlage ihre berühmte Galerie zu verdanken hat. Nachdem die Gebäude seit Ende des 17. Jahrhunderts verlassen und nicht mehr bewohnt waren, wurde das Schloss 1733 von dem reichen Steuerpächter Claude Dupin gekauft. Seine Frau Louise erfüllte es wieder mit Leben. Die Tochter des reichen Bankiers Samuel Bernard und Enkelin eines Mitglieds der Comédie-Française unterhielt einen Salon auf Chenonceau und machte es zum Treffpunkt von bekannten Literaten und geistig interessierten Mitgliedern der gesellschaftlichen Oberschicht. Die Nachfahren der Dupins veräußerten Chenonceau 1864 an den wohlhabenden Chemiker Théophile-Jules Pelouze, dessen Frau Marguerite das gesamte Familienvermögen einsetzte, um die Schlossgebäude zu restaurieren. Ihre Anstrengungen werden seit 1951 durch die neuen Inhaber, die Familie des Schokoladen-fabrikanten Menier, fortgesetzt. Das Schloss besteht aus einem nahezu quadratischen Wohngebäude, dem sich südlich eine Galerie anschließt. Die beiden Gebäude stehen im Wasser des Cher. Nördlich davon steht der ehemalige Bergfried der Vorgängeranlage - Tour des Marques genannt - auf einer von Wassergräben umgebenen Insel, die im Osten und Westen von zwei Renaissance-Gärten flankiert wird. Außerdem gehören ein ehemaliges landwirtschaftliches Gut, eine Orangerie sowie ein Kanzleigebäude - die Chancellerie - und ein ehemaliger Wirtschaftstrakt zur Schlossanlage. Sie liegen alle nördlich des Hauptgebäudes. Dieses wurde bereits 1840 mitsamt der Galerie unter Denkmalschutz gestellt. Die Gärten und der Park folgten im November 1962.

Wir halten uns eine ganze Weile am Fluss auf und genießen den wunderbaren Blick auf das Schloss. Ein junger Mann, der im Fluss badet und dem es wohl zu kalt wurde, wird von einem Boot gerettet und an Land gebracht. Wir fahren nun weiter bis nach Tours. Die Fahrt durch die Altstadt ist schön, da heute kein Verkehr herrscht. Wir besichtigen die Kathedrale St-Gatien. Der Bau wurde Anfang des 13. Jh. begonnen und im 16. Jh. beendet. Die Glasmalereien auf den Fenstern sind der eigentliche Stolz der Kathedrale. Wir besichtigen auch noch das Chateau.

Tours
in vorrömischer Zeit siedelten in Tours die keltischen Turonen, denen die Stadt ihre Bezeichnung verdankt. Tours entstand aus der römischen Stadt Caesarodunum bzw. Urbs Turonum. Im 3. Jahrhundert wird der Heilige Gatianus als erster Bischof von Tours gewähnt. Der Heilige Martin, im Jahr 372 zum dritten Bischof von Tours geweiht, ließ dessen Gebeine in die heutige Kathedrale überführen. Die Grabstätte des Heiligen Martin selbst wurde seit der Merowingerzeit ein beliebtes Pilgerziel, was der Stadt Tours als Heimat dieses Nationalheiligen eine besondere Bedeutung verlieh. 732 schlug Karl Martell die Mauren in der Schlacht von Tours und Poitiers vernichtend, sodass der Islam sich nicht weiter in Europa ausbreiten konnte. König Ludwig XI. errichtete im westlich von Tours gelegenen La Riche eine Burg, so dass Tours zur königlichen Nebenresidenz aufstieg. Bis ins 16. Jahrhundert hinein hielten sich König und Hof regelmäßig hier auf. In der Renaissance wurden in der Stadt prächtige Stadtpalais erbaut. Tours erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, nicht zuletzt durch die Förderung der Seidenwarenherstellung seit König Franz I. Als sich später der Hof nach Paris bzw. Versailles zurückzog, ging die Bedeutung der Stadt zurück. 1845 erhielt die Stadt einen Eisenbahnanschluss, der die industrielle Entwicklung beschleunigte. 1920 wurde auf dem Kongress von Tours die Kommunistische Partei Frankreichs gegründet. 1940 wurde die Stadt von den Deutschen besetzt. Sie wurde bei den alliier-ten Bombardements 1944, die gegen den strategisch wichtigen Loire-Übergang gerichtet waren, schwer getroffen. Unter Bürgermeister Jean Royer, der 36 Jahre lang amtierte, gelang ein behutsamer Wiederaufbau der historischen Innenstadt. Zugleich entstand im Süden am Ufer des Cher ein umfangreiches Industriegebiet, während im Jahr 1970 die François-Rabelais-Universität gegründet wurde.

Es ist inzwischen recht frisch geworden und so fahren wir zurück, durch malerische kleine Dörfer, bis nach Chaumont, wo wir nach 124 km gegen Spätnachmittag eintreffen. Im Bus wird eingeheizt, doch wir essen draußen. Es gibt Pastete, Schinken, Käse, Tomaten und Rotwein. Später sehen wir im warmen Bus noch einen Film an, ehe wir schlafen gehen.

Chenonceau - Schloss der Frauen
König Heinrich II. schenkte es seiner Favoritin, Diane de Poitiers.
Nach seinem Tod vertrieb seine Witwe, Katharina von Medici, ihre Rivalin von hier.

Chenonceau - Schloss der Frauen
König Heinrich II. schenkte es seiner Favoritin, Diane de Poitiers.
Nach seinem Tod vertrieb seine Witwe, Katharina von Medici, ihre Rivalin von hier.

Chenonceau ist das meistbesuchte Schloss Frankreichs - es steht im Fluss Cher und verführt zum Träumen.

Chenonceau ist das meistbesuchte Schloss Frankreichs - es steht im Fluss Cher und verführt zum Träumen.

Kathedrale St-Gatien in Tours mit wunderschönen Glasmalereien.

Kathedrale St-Gatien in Tours mit wunderschönen Glasmalereien.

Schloss in Tours - enthält heute ein Museum.

Schloss in Tours - enthält heute ein Museum.

Sonnenuntergang an der Loire

Sonnenuntergang an der Loire

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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