Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher
Gärten von Villandry / L'll-Bouchard
21. Tag - Gärten von Villandry / L'lle-Bouchard
Freitag, 08.10.2010 21. Tag Chinon
Schon am frühen Morgen lacht die Sonne vom Himmel. Die Enten und Krähen spektakeln wie verrückt. Nach dem Frühstück, natürlich mit Bernie, starten wir zu unserer heutigen Tour. Zunächst fahren wir auf einem asphaltierten Feldweg an der Loire entlang. Majestätisch aussehende Reiher stolzieren in den Uferwiesen umher und auf den Sandbänken in der Loire lagern die verschiedensten Seevögel. Hier ist ein richtiges Naturparadies. Gegen 12 Uhr erreichen wir Villandry.
Villandry
ist ein Schloss, welches von von Jean le Breton, Finanzminister unter Franz I., erbaut und zusammen mit einem großen Garten 1536 fertig gestellt wurde. Als eines der letzten an der Loire im Renaissancestil gebauten Schlösser fehlen dem Bauwerk der italienische Einfluss und die Elemente des Mittelalters wie dekorative Türmchen und Pech-nasen fast ganz. Dieser einfachere, vollkommen französische Stil kündigt mit seiner Dachform das Schloss Fontainebleau und den späteren Stil in der Zeit Heinrichs IV. an. 1705 übernahm der Marquis de Castellane das Schloss und ließ es nach den Komfortansprüchen des 18. Jahrhunderts umbauen. 1906 wurde das Schloss von Joachim Carvallo-Adelmani gekauft, dem Urgroßvater des jetzigen Besitzers. Er ließ die französischen Gärten im Stil des 16. Jahrhunderts im Einklang mit der korrigierten Renaissance-Architektur des Schlosses anlegen. Carvallo verzichtete auf eine glänzende wissenschaftliche Karriere um sich - mit dem Geld seiner Frau - voll dem Schicksal Villandrys widmen zu können.
Die Gärten befinden sich auf drei Ebenen. Zuoberst gibt es den "Wassergarten". Sein Wasserbecken in Form eines Spiegels speist die Gartengräben, die in die Schlossgräben übergehen. Auf der Ebene darunter befinden sich der "Ziergarten" mit Or-namentbeeten aus Buchsbaum. Er bildet mit seiner Symbolik den "Garten der Liebe". Über die unterste Ebene erstreckt sich der vielfarbige "Gemüsegarten" mit seinen schachbrettartig angeordneten Gemüsepflanzen aller Art, die zur Zier dienen. Diese Art der Bepflanzung geht auf Mönche im Mittelalter zurück. Die Mönche liebten es, Gemüsebeete in geometrischen Formen anzuordnen und mit Rosenstöcken zu verschönen. Die zur Zier eingefügten Fontänen, Gartenlauben und Blumenbeete zeigen den italienischen Einfluss. Zweimal im Jahr wird der Gemüsegarten neu bepflanzt. Bewässert wird mit einem unterirdischen automatischen Berieselungssystem. 1.200 Linden bedürfen eines Beschnittes, der von 4 Gärtnern in 3 Monaten ausge-ührt wird. Alle Buchsbäume zusammen ergeben eine Länge von 52 km, sie müssen regelmäßig gestutzt werden. Das Jäten des Unkrauts um die Buchsbäume erfolgt von Hand, da die Wurzeln sehr empfindlich sind. Jedes Jahr werden 250.000 Blu-men- und Gemüsepflanzen neu gesetzt, die meisten werden in eigenen Gewächshäusern gezüchtet. So gehören die Gärten von Villandry zu den weltweit originellsten Gartenanlagen.
Ich bin von diesem wunderschönen Garten ganz überwältigt. Bänke laden ein, in Ruhe die Schönheit dieses Ortes auf sich wirken zu lassen. Von einem Rundgang oberhalb der Gärten - Belvedere - hat man den besten Überblick und kann die ganze Schönheit dieser Anlagen erfassen. Lange halten wir uns hier auf, zumal es ein herrlicher Tag ist. Das Schloss, welches noch heute von der Familie de Carvallo bewohnt wird, schauen wir uns nur von außen an. Wir können uns kaum von den schönen Gärten trennen. Im Ort trinken wir später ein Wasser, bevor wir nach Montbazon weiterfahren. Doch wir sind enttäuscht. Es gibt keine netten kleinen Geschäfte und die Straßen laden nicht zum Bummeln ein. So fahren wir weiter durch herrliche Weingärten, blühende Wiesen, weite Felder bis nach L'lle-Bouchard. Dieser ehemalige Flusshafen ist eine alte Siedlung, deren Häuser von schönen Gärten und Obstbäumen umgeben sind. Wir be-suchen die Wallfahrtskirche "Notre dame de la Priere". Zwi-schen dem 8. und 14. Dezember 1947 soll die Jungfrau Marie hier 4 kleinen Kindern erschienen sein. Sie lehrte die Kinder, den Rosenkranz zu beten. Seit 2001 erlaubt der Bischof von Tours die öffentliche Verehrung der "Lieben Frau vom Gebet", wie die Jungfrau Maria hier in L'lle-Bouchard genannt wird. Nun geht es bei inzwischen 26 Grad zurück nach Chinon, wo wir um 16.30Uhr, nach 129 km, eintreffen. Wie immer wartet Bernie auf uns. Nach dem Duschen essen wir gemeinsam: Pate, Schinken, Hühnerbollen, Käse, Baguette, Salat, dazu Rotwein. Bei romantischem Öllampenlicht sitzen wir bis in die späte Nacht draußen und genießen den Anblick des beleuchteten Burgfelsens. Trotzdem ist heute Abend im Bus noch Kino angesagt.
Aufbruch: | 18.09.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.10.2010 |