Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Fontevraud-L'Abbaye / Saumur / Treves

Eingang zur Abtei Fontevraud

Eingang zur Abtei Fontevraud

Kloster Fontevraud

Kloster Fontevraud

In der mächtigen Kirche liegen begraben:
Eleonore von Aquitanien, ihr Gatte Heinrich II. Plantagenet, ihr gemeinsamer Sohn, Richard Löwenherz und Isabella, Ehefrau des jüngsten Sohnes ,Johann Ohneland.

In der mächtigen Kirche liegen begraben:
Eleonore von Aquitanien, ihr Gatte Heinrich II. Plantagenet, ihr gemeinsamer Sohn, Richard Löwenherz und Isabella, Ehefrau des jüngsten Sohnes ,Johann Ohneland.

Der Kapitelsaal ist mit herrlichen Gemälden geschmückt.

Der Kapitelsaal ist mit herrlichen Gemälden geschmückt.

22. Tag - Fontevraud-L'Abbaye / Saumur / Treves

Samstag, 09.10.2010 22. Tag Chinon

Um 9.30 Uhr erwarten wir Bernie zum Frühstück in unserem "Hotel". Es ist wieder ein warmer sonniger Tag und gegen 10.45 Uhr starten wir. Bernie ist zwar eine liebe nette Person, aber auch anstrengend. Mittlerweile hat sich ein weiterer Engländer mit einem Riesenzelt bei uns niedergelassen. Rolf hat ihn gestern schon gewarnt vor den Dieben. In der Nacht haben Bernie und ich wieder Leute um uns herum schleichen hören. Gesehen haben wir aber nichts. Nach einer kurzen herrlichen Fahrt durch eine einsame Landschaft - nur hin und wieder ein paar Jäger zu sehen - erreichen wir Fontevraud-L'Abbaye.

1101 ließ sich hier Robert von Arbrissel mit den Männern und Frauen seiner Anhängerschaft hier nieder. Diese Abtei unterschied sich von anderen Klöstern, da hier in 5, streng von einander getrennten, Bereichen Mönche, Nonnen, Kranke und Aussätzige lebten und dazu vornehme Frauen, die sich vom weltlichen Leben zurückgezogen hatten. Jede Einheit besaß eine eigene Kirche mit Kreuzgang, einen eigenen Speise- und Schlafsaal. Auf Wunsch des Gründers wurde die Leitung dieses Klosterkomplexes - einer der umfangreichsten Frankreichs - einer Äbtissin, meist mit königlichem Blut, übertragen, deren Titel später "Chef et Generale de l'Ordre" lautete. Für 7 Jahrhunderte standen 36 Äbtissinnen infolge an der Spitze des Ordens. Das Kloster entwickelte sich zu einem der mächtigsten Europas und herrschte über Klöster in England bis zur iberischen Halbinsel. Eleonore von Aquitanien, Königin von Frankreich und England, verbrachte hier ihre letzten Jahre. Sie liegt hier an der Seite ihres Gatten, Heinrich II. Plantagenet und dem gemeinsamen Sohn, Richard Löwenherz, begraben. Ebenfalls liegt Isabella von An-gouleme, Ehefrau des jüngsten Sohnes Johann Ohneland, hier begraben. 1562 verwüsteten die Hugenotten das Kloster und 1793 zerstörten Revolutionäre das Mönchskloster. 1804 ließ Napoleon die Anlage in ein riesiges Gefängnis (2.000 Personen) umbauen. Dieses Gefängnis wurde erst im Jahr 1963 geschlossen. Eine moderne Gedenkstätte erinnert an die Insassen. Ein bekannter französischer Dichter schrieb hier seine ersten Werke. Heute ist der gesamte Komplex Weltkulturerbe der UNESCO.

Wir lassen uns Zeit, die Abteikirche, die Schlafsäale, die Keller, den Speisesaal (45 m lang, mit einem schönen gotischen Kreuz-rippengewölbe) und den Kapitelsaal anzuschauen. Mich erinnert dieser Ort an meine Ferien in der frühen Kindheit, die ich oft in Klöstern verbrachte, bei Onkel oder Tanten, die im Kloster lebten. Die Klosteranlage mit ihren Kreuzgängen ist auch heute noch ein Ort, der zum Rasten und Nachdenken anregt. Es sind nur wenige Besucher da, die sich zudem um die Mittagszeit zum Essen verziehen. So können wir die Ruhe, die die Abtei ausströmt, spüren. Die berühmte Klosterküche mit ihrem schuppenartigen Dachziegelverband und den zahlreichen Schornsteinen, ist als einzige romanische Küche erhalten. Sie wurde - aus Angst vor Feuer - ganz in Stein gebaut und hatte ursprünglich keine Berührung mit den anderen Gebäuden. Mir gefällt besonders das Dach, verziert in Fischschuppenform und mit vielen Türmchen auf den ehemaligen Schornsteinen versehen. Der Architekt, der das Gebäude Anfang des 20. Jh. restaurierte, ließ auf jeden Rauchabzug eine kleine Kuppel im byzantinischen Stil setzen. Sieht einfach traumhaft aus. Wir wandern durch die Küchen- und Ziergärten, die sehr schön angelegt und mit vielen Informationen versehen sind. Der Ort Fontevraud selbst ist zu neuem Leben erwacht: Kulturelle Veranstaltungen, Gesellschafts-debatten und Künstler, die hier wohnen, lassen den Geist des Ortes widerhallen, der in steter Konfrontation mit seiner Epoche stand. Auf keinen Fall sollte man versäumen, diesen Ort zu besichtigen. Auf einer sonnigen Bank im Zentrum des Ortes verspeist Rolf eine mitgebrachte Meringe, ehe wir uns dann der Kirche St-Michel zuwenden. Die Kirche enthält eine Anzahl von Kunstgegenständen, die aus der Abtei Fontevraud stammen. Nun fahren wir nach Saumur. Leider wird das eigentliche Chateau restauriert, so dass wir es nicht besichtigen können. Doch wir lassen uns im gegenüberliegenden Cafe nieder, haben von dort einen herrlichen Blick auf das Chateau und den Ort mit der Loire. Es ist ein herrlicher Tag heute, sehr warm. Wir genießen die Wärme und die Sonne, auch auf unserer weiteren Fahrt nach Treves, wo wir halten, um uns die Kirche St-Aubin (11./12. Jh.) anzuschauen. Sehenswert sind das Taufbecken aus dem 12. Jh. und das Grab des Robert le Mascon. Dieser erbaute den Turm von Treves (Donjon/Bergfried). Unsere Tour geht weiter, durch große Weinstöcke, an der Loire, später an der Vienne entlang. Rolf hat mir ein Paar wunderschöne Ohrringe in Fontevraud gekauft. Sehen sehr gut aus. Als wir um 17 Uhr, nach 114 km, auf dem Campingplatz ankommen, teilt uns Bernie mit, dass man annimmt, die Diebe - Männer aus dem Ort - sind geschnappt und in Haft. Wir freuen uns mit ihr, obwohl wir nicht glauben, dass sie von den gestohlenen Dingen etwas wieder sieht. Auch heute ist Bernie zum Abendessen unser Gast. Es gibt Schweinesteak, Hühnerbollen, Salat, Baguette, Käse und Rotwein. Da es ein herrlicher Abend ist, sitzen wir lange draußen und reden. Der Blick auf den Burgfelsen begeistert uns immer wieder.

Die romanische Klosterküche mit ihrem interessanten Dach in Fontevraud.

Die romanische Klosterküche mit ihrem interessanten Dach in Fontevraud.

Die Pfarrkirche St-Michel in Fontevraud - sie enthält eine große Anzahl von Kunstschätzen.

Die Pfarrkirche St-Michel in Fontevraud - sie enthält eine große Anzahl von Kunstschätzen.

Vergoldeter Altar in St-Michel, Fontevraud

Vergoldeter Altar in St-Michel, Fontevraud

Chateau Saumur

Chateau Saumur

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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