Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Candes-Saint-Martin/Langeais/Azay-le-Rideau

Aufstieg zur Wallfahrtskirche St-Martin in Candes-St-Martin - links ist ein schönes Restaurant zu erkennen.

Aufstieg zur Wallfahrtskirche St-Martin in Candes-St-Martin - links ist ein schönes Restaurant zu erkennen.

Eingang zur Kirche St-Martin in Candes-St-Martin.

Eingang zur Kirche St-Martin in Candes-St-Martin.

15. Tag - Candes-St-Martin / Langeais / Azay-leRideau

Samstag, 02.10.2010 15. Tag Chinon

Schon in der Nacht hab ich gemerkt, es wird wärmer. Morgens haben wir dann schon 16 Grad. Wir haben uns entschlossen, dass wir nun endgültig hier auf dem schönen Platz bleiben. Wir sind in unserer Ecke ganz für uns allein und dazu die traumhafte Aussicht auf den Burgfelsen. Besser können wir es nicht antreffen. Und mit dem Motorrad sind die Dörfer und Orte, die wir noch ansehen wollen, gut zu erreichen. Candes-St-Martin steht heute auf unserem Fahrplan.

Candes-Saint-Martin, am Zusammenfluss von Loire und Vienne, ist eine Gemeinde mit 222 Einwohnern. Der schöne freundliche, in hellen Kalktuff "gekleideten" Ort mit alten Häusern und mit der Wallfahrtskirche Saint-Martin ist als eines der schönsten Dörfer Frankreichs klassifiziert. Martin, Bischof von Tours, gründete hier eine der 6 Pfarrgemeinden an der südlichen Grenze seines Bistums mit Kirche zu Ehren des Hl. Mauritius, einer Schule und einem Kloster, in welchem er selbst Zeiten der Entspannung verbrachte. Am 8. November 397 starb Martin in Candes mit 81 Jahren. Einwohner von Tours stahlen nachts seinen Leichnam und brachten ihn mit dem Boot nach Tours. Anstelle des Ster-behauses steht die Wallfahrtskirche Saint-Martin, die, im 12. und 13. Jh. erbaut und mit ihren Zinnen und Pechnasen aus dem 15. Jh., wie eine Festung aussieht.

Rolf steigt auf einen Aussichtspunkt hoch auf den Berg, wäh-rend ich mir den malerischen Ort ansehe. An den historischen Stätten sind Schilder mit Informationen angebracht, z. B. am ehemaligen Hospiz, am Haus des Domherrn, am Haus der 4 Pfarrer (beherbergte 4 Chorherren, die wöchentlich ernannt wurden, an der alten Backpflaumenfabrik etc.. In der Nähe der Kirche befindet sich ein bekanntes Restaurant in einem alten urigen Gemäuer, welches gut besucht wird. Das Wetter ist schwül warm geworden. Weiter geht die Tour nach Langais.

Langeais,
mit 60,38 km² eine der größeren Gemeinden Frankreichs, liegt an der Loire und hat ca. 4.000 Einwohner. Der Ort bestand bereits im 5. Jh. als "Alangavia". Fulco Nerra, Graf von Anjou, ließ Ende des 10. Jh. auf dem Hügel oberhalb des heutigen Ortes den Wehrturm errichten. Er gilt als einer der ältesten Frankreichs. Seine Reste sind noch im Schlosspark zu besichtigen. Das heutige Schloss wurde 1465-69 auf Veranlassung Ludwigs XI. erbaut, um zu verhindern, dass die Bretonen von Nantes her durch das Loire-Tal in die Touraine einfielen. Chateau Langeais blieb bis 1631 königlicher Besitz. 1886 erwarb es Jacques Siegfried, dem die Ausstattung des Schlosses mit historischem Mobiliar zu verdanken ist. Er vermachte die Burg samt Einrichtung und Kunst-werken 1904 dem Institut de France. In diesem Schloss Langeais fand am 6. Dezember 1491 die Hochzeit von König Karl VIII. und Anne de Bretagne statt. Vom Wehrgang des Schlosses aus hat man einen guten Überblick über den Ort, der seit dem 19. Jh. berühmt für seine Melonenzucht ist.

Außer dem Chateau findet sich auch in Langeais eine der Kirchen, die Martin, Bischof von Tours, im Jahr 381 gründete. Diese wird nun nach und nach restauriert. Wirklich schön ist, dass die Kirchen offen sind, für Besucher und Beter. In manch anderen Ländern (Portugal, Spanien etc.) sind sie entweder ganz oder zumindest in der Zeit von 12 bis 15 Uhr geschlossen. Ein Rundgang durch die wunderschöne Altstadt, mit kleinen hübschen Häusern und Geschäften, beendet hier unseren Besuch. Nun führt uns der Weg nach Azay-le-Rideau. Hier sitzen wir im Zentrum und trinken in einer Einheimischen-Kneipe einen Espresso. Es ist 15 Uhr und sehr warm.

Azay-le-Brule
wurde schon früh zu einem befestigen Platz ausgebaut und er-hielt seinen Namen von einem seiner Feudalherren, Rideau d'Azay. Das Blutbad von 1418 ist ein tragischer Abschnitt in der Geschichte des Ortes. Der damalige Dauphin Karl VII. wurde bei einer Reise durch Azay von einem Mitglied der dortigen Burgunder-Garnison beleidigt. Als Vergeltung wurde der Ort in Brand gesetzt, die 350 Mann Besatzung ermordet. Bis zum 16. Jh. wurde daher der Name Brule (verbrannt) benutzt

Schloß Azay
gehört zu den vollendeten Schöpfungen der Renaissance, seine Linien und Proportionen sind von außergewöhnlicher Harmonie und Eleganz. Gilles Berthelot, Schatzmeister unter Franz I., ließ in der Zeit von 1518 bis 1529 in Zusammenarbeit mit seiner Frau Philippe Lesbahy den prächtigen Bau errichten. Das Renaissance-Wasserschloss lagert auf einer künstlichen Insel aus mehr als 1.000 Eichenpfählen im Indre. Einige neidische Adelige klagten ihn wegen Unterschlagung bei dem König an. Da ein anderer Oberindentant der Finanzen verhaftet, verurteilt und gehängt wurde, floh Berthelot mit seiner Frau nach Cambrai. Dort starb er wenige Jahre später. Franz I. konfiszierte das Schloss und schenkte es einem seiner Gardeoffiziere. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlössern wurde Azay in der Revolution nicht verwüstet oder zerstört. Dies lag an den Besitzern, die stets ein gutes Verhältnis zur einfachen Bevölkerung hatten. 1905 kaufte der französische Staat das Schloss für die Summe von 200.000 Francs.

Wir bummeln gemütlich durch den schönen Ort und genießen das tolle Wetter. Auch die Heimfahrt geht wieder durch malerische Landschaften. Gegen 16.30 Uhr, nach 87 km, sind wir "Daheim". Duschen und Relaxen, dann sitzen wir draußen. Zum Abendessen gibt es Entenbrustfilets, Salat, Baguette, Rotwein und Trauben. Ein herrlicher Tag war das heute. Lange sitzen wir draußen und genießen den schönen Platz.

Chateau Langeais - mitten im Ort.

Chateau Langeais - mitten im Ort.

Malerisches Haus in Langeais.

Malerisches Haus in Langeais.

Schloss Azay-le-Rideau - eines der schönsten Schlösser.

Schloss Azay-le-Rideau - eines der schönsten Schlösser.

Ein Ort der Ruhe - alte Mühle am Indre - in Azay-le-Rideau.

Ein Ort der Ruhe - alte Mühle am Indre - in Azay-le-Rideau.

Frühstückstisch an der Vienne in Chinon - immer mit Blick auf die Festung.

Frühstückstisch an der Vienne in Chinon - immer mit Blick auf die Festung.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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