Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Germigny-des-Pres/Saint-Benoit-s-L/Sully-s-L

Kirche in Germigny-des-Pres, eines der ältesten Gotteshäuser Frankreichs.

Kirche in Germigny-des-Pres, eines der ältesten Gotteshäuser Frankreichs.

Mosaik in der Ostapsis der Kirche von Germigny-des-Pres. Das Kunstwerk erinnert an die byzantinischen Arbeiten in Ravenna.

Mosaik in der Ostapsis der Kirche von Germigny-des-Pres. Das Kunstwerk erinnert an die byzantinischen Arbeiten in Ravenna.

Kirche des Klosters Fleury in Saint-Benoit-sur-Loire. Die Druiden hielten hier bereits zur Zeit der Gallier hielten ihre Zusammenkünfte ab.

Kirche des Klosters Fleury in Saint-Benoit-sur-Loire. Die Druiden hielten hier bereits zur Zeit der Gallier hielten ihre Zusammenkünfte ab.

In der Krypta der Kirche des Klosters Fleury werden die Reliquien des Hl. Benedikts aufbewahrt und verehrt.

In der Krypta der Kirche des Klosters Fleury werden die Reliquien des Hl. Benedikts aufbewahrt und verehrt.

5. Tag-Germigny-d-P/Saint-Benoit-s-L/Sully-s-L

Mittwoch, 22.09.2010 5. Tag Chateauneuf-sur-Loire

Die Sonne lacht vom Himmel, als wir gegen 8.15 Uhr aufstehen. Während ich mich wasche und Frühstück mache, fährt Rolf mit dem Fahrrad ins Dorf, Baguette kaufen. Außerdem müssen die Enten mit dem alten Brot gefüttert werden und Fotos stehen auch auf dem Programm. Später führt uns unsere heutige Mo-torradtour zunächst nach Germigny-des-Pres.
Die kleine Kirche ist eines der seltenen und kostenbaren Zeug-nisse der karolingischen Kunst und eines der ältesten Gotteshäuser Frankreichs. Von außen sieht die Kirche unscheinbar aus, was über ihre wahre Bedeutung hinwegtäuscht. Die Kapelle ist ungefähr so alt wie das Aachener Münster; sie steht hier seit dem Jahr 806. Der Vergleich mit Aachen ist nicht zufällig: erbaut wurde die Kapelle in Germigny-des-Prés von dem Goten Theodulf, Bischof von Orléans, einem gebürtigen Spanier, der der Kanzler und Berater Karls des Großen war. Das hier war sein privates Oratorium und stand in der Nähe seiner Villa, die später von Normannen zerstört wurde. Die Form der Kirche ist in deutlicher, bewusster Anlehnung an die Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen gewählt. Man hat die schöne Kirche - nach Restaurierung - wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Im Gewölbe der Ostapsis findet sich ein bemerkenswertes Mosaik. Es wurde 1840 zufällig unter dem Putz gefunden, nachdem Kinder mit blauen und goldenen Mosaiksteinchen gespielt hatten. Durch die Verwendung von Gold und Silber rückt dieses schöne Kunstwerk in die Nähe der byzantinischen Kunst Ravennas.
Unsere Fahrt führt uns weiter nach Saint-Benoit-sur-Loire. Hier sehen wir uns das Kloster Fleury mit Kirche an.

Abtei Fleury
bereits zur Zeit der Gallier hielten hier die Druiden ihre Zusam-menkünfte ab. Um 630 gründeten aus Orleans kommende Mönche das Kloster Fleury, eine der ersten Ordensgemeinschaften Galliens, die nach der "Benediktinerregel" lebte. In der Krypta der Kirche werden die Reliquien des Heiligen Benedikt aufbewahrt und verehrt. Unter Karl dem Großen wurde das Kloster dann von einer außergewöhnlichen Persönlichkeit geleitet: Theodulf, Bischof von Orleans. Er gründete die berühmte Klosterschule von Fleury, deren Einfluss sich in der gesamten christlichen Welt geltend machte. Außer Theologie wurden hier die 7 freien Künste gelehrt: Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Außerdem gab es Lehrmeister, die sich mit Ackerbau, dem Handwerk, der Kunst und der Medizin befassten. Während der normannischen Überfälle flüchteten die Mönche und Schüler mit den Reliquien nach Orleans. Später kamen sie zurück und setzten das Kloster wieder instand. Durch diese Lebensweise gingen die alten Regeln verloren. Während der Religionskriege trat einer der Laienäbte zum Protestantismus über. Das Kloster wurde geplündert, der größte Teil des Kirchenschatzes eingeschmolzen und die wunderbare Bibliothek verkauft. Die wertvollen, mehr als 2.000 Manuskripte wurden in alle Himmelsrichtungen verstreut: man findet sie heute in Bern, Rom, Moskau, Oxford und Leyden. 1835 wurde St-Benoit zum historischen Baudenkmal erklärt, 1944 konnte das Klosterleben wieder aufgenommen werden.

Beim Besuch der Kirche spürt man, dass man in einer "lebendigen" Kirche ist und nicht nur in einem Museum: 6 x am Tag halten die Benediktinermönche hier ihre Gebete ab. Inzwischen ist es sehr warm geworden. Ich bin zu dick angezogen, was mich natürlich stört. Wir fahren nun bis Sully-sur-Loire und von dort ein Stück auf einem Feldweg an der Loire entlang. Hier gibt es keinen Verkehr, wunderschön. Dann schauen wir uns Sully-sur-Loire an. Zunächst

das Chateau Sully-sur-Loire,
zum größten Teil vor 1360 erbaut. Es ist eine mächtige, mittelalterliche Burg. Sie liegt direkt am Ufer der Loire - früher lag sie fast mitten im Fluss. Daher ist der Schlossgraben besonders breit und hinter dem Schloss zu einem Teich erweitert. Die heutige Anlage wurde im 14. bis 17. Jahrhundert errichtet bzw. umgebaut. Der älteste Teil des Schlosses ist der zur Loire hin gelegene hohe Donjon, der von dicken Rundtürmen an den Ecken eingefasst wird. Im größten Raum des Schlosses, dem Ehrensaal im ersten Geschoss des Donjons, ließ Voltaire seine Tragödie "Artémise" aufführen, als er, aus Paris verbannt, in Sully Zuflucht gefunden hatte. Mit der Umwandlung der Burg ab 1602 von einer Verteidigungsanlage zu einem Repräsentations-Schloss unter Maximilien de Béthune, Duc de Sully, auch Sully der Unermüdli-che genannt, ging der wachsende italienische Einfluss einher, der das gotische Formgefühl allmählich ablöste.

Rolf setzt sich auf eine Bank im Schatten am Fluss, während ich einen Stadtbummel mache und dabei einige gute Sachen zum Abendessen erstehe. Im Vorhof eines Gebäudes steht eine mehr als 3 m hohe und 700 t schwere Statue Sullys des Unermüdlichen. Er war einer der bedeutendsten Minister Frankreichs. Später sitzen wir gemeinsam an der Loire und sehen den Enten und Gänsen zu. Wieder ein herrlicher Tag bei strahlendem Sonnenschein. Über Tigy geht es zurück auf unseren schönen Campingplatz, wo wir um 14.30 Uhr, nach heute nur 56 km eintreffen. Es gibt Cappuccino und Meringe und Wasser. Wir le-sen und genießen das warme Wetter und die Natur um uns herum. Abends gibt es Pate, Käse, Fisch- und Tintenfischsalat, dazu grünen Salat, Baguette und Wein. Erst spät gehen wir in den Bus und schauen uns noch einen Film an, ehe wir schlafen gehen.

Chateau Sully-Sur-Loire, zum größten Teil vor 1360 erbaut

Chateau Sully-Sur-Loire, zum größten Teil vor 1360 erbaut

Chateau Sully-sur-Loire: Der Donjon (Bergfried) wird von mächtigen Rundtürmen an den Ecken eingefasst, was sein wehrhaftes Aussehen verstärkt.

Chateau Sully-sur-Loire: Der Donjon (Bergfried) wird von mächtigen Rundtürmen an den Ecken eingefasst, was sein wehrhaftes Aussehen verstärkt.

Sully der Unermüdliche - einer der bedeutendsten Minister Frankreichs. Diese 3 m hohe und 700 t schwere Statue finden wir inmitten herrlicher Blumen im Vorhof eines öffentlichen Gebäudes in Sully-sur-Loire.

Sully der Unermüdliche - einer der bedeutendsten Minister Frankreichs. Diese 3 m hohe und 700 t schwere Statue finden wir inmitten herrlicher Blumen im Vorhof eines öffentlichen Gebäudes in Sully-sur-Loire.

Blick auf den Fluss Sange und den Schlosspark des Chateau Sully-sur-Loire.

Blick auf den Fluss Sange und den Schlosspark des Chateau Sully-sur-Loire.

Sonnenuntergang - mit Vollmond - auf unserem Campingplatz an der Loire.

Sonnenuntergang - mit Vollmond - auf unserem Campingplatz an der Loire.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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