Fahrrad-Welt-Reise
Argentinien - ¿ De donde viene ?: 03 - Gauchos y Rodeo - El infierno sigue
Gauchos y Rodeo - El infierno sigue
(Gauchos und Rodeo - Die Hölle geht weiter)
Es war ein weiter Weg, zurück nach Madariaga. Etliche Stunden Busfahrt durch das Weite und Große Argentinien. Zwei Tage Zwischenstop in Cordoba und weitere zwei Tage in Buenos Aires hatten wir eingelegt. Dann endlich kamen wir in Madariaga an und die Erwartungen, auf das bevorstehende Gauchofestival, waren groß. Fast genau ein halbes Jahr war es bereits her, dass wir hier waren, doch immer noch erinnerten sich ein paar Leute an uns und fragten uns, wo wir denn unsere Fahrräder gelassen haben.
Zum Glück war es nicht mehr so heiß, wie zuvor in La Rioja, doch noch immer waren es tagsüber etwas über 25°C. Weihnachten rückte immer näher und die Leute waren auch schon gut in Weihnachtsstimmung. Doch uns viel es schwer, weihnachtliche Gefühle, bei diesen Temperaturen, aufkommen zu lassen.
Sternensinger in Madariaga
Das Gauchofestival begann nachmittags am 9.12. erst mal mit einem Gottesdienst im Freien.
Gauchos beim "Open Air" Gottesdienst
Am nächsten Tag ging es dann aber endlich richtig los. Zuerst wurde ein Pferdewettrennen vormittags veranstaltet
Pferdewettrennen
danach konnte man ein ordentliches "Asado de tira" (gegrillte Kalbsrippen) essen
Asado
und am Nachmittag gab es dann das erste Rodeo zu sehen. Am späten Nachmittag, in der Stadt, fand dann ein noch ein Umzug der Gauchos und der Schönheitsköniginnen statt.
Gauchoumzug in Madariaga
Gauchoumzug in Madariaga
Am darauffolgenden Tag wurde das Rodeo fortgesetzt und es war schon beeindruckend, wie die Gauchos sich auf den Pferden halten konnten.
Gaucho Rodeo in Madariaga
Gaucho Rodeo in Madariaga
Manche stürzten auch, doch zum Glück ist niemanden etwas ernsthaftes, außer vielleicht ein paar geprellten Rippen, passiert. Nun hieß es wieder Abschied nehmen, der Bus wartete und abermals unzählige Stunden Busfahrt wollten mal wieder abgesessen werden. In La Rioja zurück nahmen wir unsere Räder wieder in Empfang. Sie hatten, gut behütet, die Zeit in dem koreanischen Kleidergeschäft im Lagerraum verbracht. Die koreanische Familie Im lud uns zudem auch noch ein in ihrem Haus, einem Holzhaus, welches ihnen gehörte aber von ihnen nicht mehr bewohnt wurde, zu bleiben.
Nach zwei Tagen war es uns im heißen La Rioja dann aber genug. Drei Wochen hatten wir mittlerweile pausiert und nun sollte es endlich weitergehen. Wir bedankten uns vielmals bei der Familie Im, schwangen uns auf unsere Räder und fuhren aus der Stadt heraus gehen Norden. Die Sonne brannte unerbittlich, kein Schatten weit und breit und es waren bestimmt 45°C oder mehr auf der Strecke. Da passierte es dann, auf freier Strecke bei hellstem Sonnenschein. Ein LKW fuhr Mun Suk, obwohl sie ganz rechts auf dem Fahrstreifen fuhr, mit ca. 50 bis 60 km/h an. Der Fahrer muss wohl gedöst haben, denn er ist überhaupt gar nicht ausgewichen. Mun Suk stürzte heftig und landete zum Glück auf dem unbefestigten Seitenstreifen unter dem Rad und Anhänger. Man kann wirklich sagen, dass es Glück im Unglück war, denn auf Grund des Anhängers nur wurde sie zur Seite geschleudert. Ohne Anhänger wäre sie bestimmt direkt unter den fahrenden LKW gelandet.
Mun Suk jedoch hatte tierische Schmerzen im rechten Fußgelenk. Es war dick angeschwollen und wir befürchteten schon, dass es gebrochen sein könnte. Ein Pick-Up, welcher hinter Mun Suk fuhr hielt an und half die Sachen von uns aufzuladen. Mun Suk weinte fürchterlich und beschimpfte den LKW-Fahrer stark. Nun galt es aber erst mal so schnell als möglich in ein Krankenhaus zu kommen, damit Mun Suk versorgt werden konnte. Die Leute mit dem Pick-Up brachten uns in den nächsten Ort. Chumbicha war zwar ein kleines Nest, doch mit einem recht ordentlichen Krankenhaus ausgestattet. Jedoch gab es nicht genug Strom im Ort, so dass die notwendige Röntgenaufnahme in der nächsten Stadt gemacht werden musste. So ging es dann noch mal 80 km mit dem Krankenwagen nach Catamarca und danach wieder zurück. Mun Suk's Schmerzen waren, auf Grund der gegebenen Schmerzmittel, für sie etwas erträglicher geworden und nachdem die Röntgenaufnahmen gemacht wurden und man erkennen konnte das es keinen Bruch gab, fühlten wir uns auch ein klein wenig erleichtert. Jedoch war für die nächste Zeit nicht mehr mit ein Weiterkommen zu rechnen, denn nach Aussage des behandelnden Arztes war mit mindestens 3 Wochen zu rechnen, bis der Fuß wieder einigermaßen belastet werden kann.
Mun Suk´s Unfall
Dieser LKW fuhr Mun Suk an
Nicht ganz so gut gestellt war es mit dem Fahrrad und dem Anhänger samt Alubox. Es war zwar fast wie ein Wunder, dass diese Sachen überhaupt noch erkennbar waren, doch sie sahen ziemlich malträtiert aus.
Fahrrad nach dem Unfall
Schwierig war es auch, denn Unfallvorgang bei der örtlichen Polizei in Chumbicha aufzugeben. Bis nachts um 11:00 Uhr dauerte das Ganze. Man gab mir zu verstehen, dass es bestimmt 3 bis 4 Wochen dauern würde, bis der Vorgang durch die Versicherung bearbeitet wird. Doch 4 Wochen wollten und konnten wir auch nicht in diesem kleinen Nest, obwohl die Leute sehr freundlich und hilfsbereit waren, ausharren. Wir verbrachten daher die Nacht im Krankenhaus und am darauffolgenden Tag, fuhren wir mit einem Transport zurück nach La Rioja. Abends zuvor hatten wir bei Familie Im angerufen und gefragt, ob sie uns ihr freies Haus für etwa 3 Wochen bereitstellen könnten.
Sonntags, am 18.12.2006, kamen wir so wieder zurück nach La Rioja. Wir luden unsere Sachen ab und Mun Suk humpelte halb und halb wurde sie auch von mir getragen, zurück in das Haus. Es war genau Sommeranfang. Uns stand nun eine lange Zeit des Auskurierens und des Abwartens bevor. Die Temperaturen, obwohl vorher schon in schwindelerregender Höhe, kletterte als weiter nach oben. Es war wirklich, zumindest temperaturmäßig, die Hölle auf Erden. Nachts um 12:00 Uhr hatte es immer noch 35°C.! Ein Wahnsinn. Ich glaube, soviel wie in La Rioja habe ich mein ganzes Leben bislang noch nicht geschwitzt.
Was uns nun bevorstand waren Tage, Wochen und sogar Monate des Abwartens. Die einzigsten Lichtblicke waren Sonntags, wo jedes Mal Familie Im zum grillen vorbeikam. Es gab Fleisch in rauen Mengen. Schon witzig: eine koreanische Familie die schon fast argentinischer ist, als die Argentinier selbst. So verbrachten wir auch Weihnachten und Sylvester.
Familie Im + Freunde in La Rioja
Weihnachtsgrill
Zu unserem Leidwesen sind die La Riojaner jedoch auch Leute, die gern feiern. Von Weihnachten bis weit ins neue Jahr hinein gab es so ausgiebige Feste in der Nachbarschaft und näheren Umgebung, welche meist erst um 12:00 Uhr nachts begannen und nur eine Richtung des Lautstärkereglers kannten, nämlich voll aufgedreht. Viel Schlaf fanden wir daher in dieser Zeit nicht.
Auch auf Seite der Versicherung des Unfallgegners rührte sich überhaupt nichts. Klar es waren da die Feiertage, doch nach 2 ½ Wochen des Abwartens wurde es uns dann doch zu bunt. Wir setzten uns mit dem Unfallverursacher in Verbindung und vereinbarten, zusammen direkt zur Versicherung zu fahren. Hierfür fuhren wir bis Tucuman, welches ca. 450 km entfernt von La Rioja lag, mit dem Bus. Man versprach uns dort, sich zügig um die Sachen zu kümmern, doch natürlich passierte gar nichts. Nach über weiteren drei Wochen des hin und her Telefonierens mit der Versicherung war es uns dann zu dumm und wir schalteten einen Anwalt aus Buenos Aires ein. Dieser wurde dann aber auch immer wieder nur von der Versicherung hingehalten, so dass uns kein anderer Weg übrig blieb, als gerichtlich gegen die Versicherung vorzugehen. Hierzu wurde in Buenos Aires eine Mediation (eine außergerichtliche Vorverhandlung) einberufen, welche so Pflicht im Ablauf ist. Wir fuhren also mal wieder nach Buenos Aires, doch wer nicht zur Verhandlung kam war die Versicherung.
Da Mun Suk wieder einigermaßen ordentlich laufen konnte, es waren immerhin schon über zwei Monate seit dem Unfall vergangen und damit wir nicht unsere wertvolle Reisezeit nur absitzen, beschlossen wir, allem Trübsal zum Trotz, unsere Zeit etwas positiver zu nutzen. Wir machten daher von Buenos Aires aus einen Ausflug zu den Iguazu Wasserfällen im Norden des Landes. Und diesmal auch nicht mit dem Bus sondern mal mit dem Flieger. Also fast richtig wie Urlaub. Die Wasserfälle haben uns beiden, nach den Monaten des Ausharrens, sehr gut getan. Endlich mal wieder etwas anderes sehen und dazu noch so fantastische Wasserfälle.
vor den Iguazu Wasserfaellen
vor den Iguazu Wasserfaellen
Iguazu Wasserfaelle
Weil also wie gesagt die Versicherung sich keinen breit weit rührte und wir soweit den offiziellen Weg eingehalten hatten, hatten wir nun unserem Anwalt eine Vollmacht gegeben, den Vorgang ohne uns allein weiter zu verfolgen. Wir wollten wirklich keinen Tag länger mehr damit belastet sein und endlich wieder weiter unterwegs sein. Zwar mussten wir zunächst noch, wieder zurück in La Rioja, unser Schaden notariell beglaubigen lassen, doch das ging zum Glück ziemlich unkompliziert. Am 08.03.2006 dann endlich war es soweit. Nach zwei Monaten und 20 Tagen, gerechnet ab dem Unfalltag, haben wir es geschafft endlich weiter zu kommen. Und weil wir keine Lust mehr hatten, die Unfallstrecke nochmals mit dem Rad zu befahren, haben wir unsere Sachen in einem Bus verstaut und sind so bis nach Salta gefahren.
In Salta kamen wir um 03:00 Uhr morgens früh auf dem Busbahnhof an. Wir harten auf dem Busbahnhof noch bis zum Sonnenaufgang aus und machten uns dann, altgewohnt, auf Zimmersuche in der Stadt. Den restlichen Tag verbrachten wir, ziemlich groggy, hauptsächlich im Bett. Am nächsten Tag aber erkundigten wir dann ausgiebig die Stadt und fuhren auf den kleinen Hausberg mit einer Seilbahn.
Salta
Kathedrale in Salte
Das anstehende Wochenende machten wir sogar einen kleinen Ausflug samt Rädern zum nahegelegenen Stausee Cabra Caral. Die 60 km dorthin legten wir zwar in einem Taxi zurück, mit den Rädern auf dem Dach, doch zurück nach Salta ging es mit den Rädern allein. Unsere erste Radtour nach über 3 Monaten wieder. Alle antrainierten Muskeln scheinen verschwunden zu sein und auch das Sitzfleisch muss sich erst wieder an die ungewohnte Sitzposition gewöhnen. Was aber neben dem See an diesem Wochenende auch noch sehr schön wa:, wir haben zuerst einen Argentinier deutscher Abstammung getroffen, der, zwar 78 Jahre alt doch körperlich Top fit, uns auf sein Segelboot zu einer Tour auf dem See eingeladen hatte.
Marina beim segeln
Abends konnten wir dann auch sogar noch im Boot schlafen. Am nächsten Tag dann haben wir dann noch nachmittags ein kolumbianisches Radfahrerpärchen getroffen, welches bereits seit fast zwei Jahren auf Achse ist und den restlichen Tag plaudernd mit Ihnen verbracht.
Angelica + Claudio aus Kolumbien
Die Unterhaltung mit Angelica und Claudio aus Kolumbien hat uns beiden ganz gut getan und ein wenig geholfen unsere Motivationsscala ein wenig nach oben zu treiben. Ich freue mich daher wieder schon auch einen erneuten Toureinstieg und die restlichen Meter noch durch Argentinien. Bolivien wartet.
Aufbruch: | 24.04.2005 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 14.08.2008 |
Südkorea
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Kenia