Fahrrad-Welt-Reise

Reisezeit: April 2005 - August 2008  |  von Eric Wehrheim

Rückblick - Tour Deutschland-Korea

Ist zwar schon eine Zeitlang her, doch will ich versuchen euch einen kurzen Rückblick der Reise wiederzugeben.

So als Einstimmung für unsere jetzige Tour: Fahrrad-Welt-Reise Teil II - Lateinamerika. Ihr könnt auch auf unserer alten Homepage (www.solutions-partner.de/wehrheim) dort einiges nachlassen und anschauen. Doch unser damaliger Webmaster hatte leider mittendrin keine Lust mehr, so dass die Informationen dort auch nur bis etwa zur Hälfte der Reise veröffentlich worden sind.

Zeitungsbericht

Zeitungsbericht

Wie fängt man eigentlich eine solche Reise an? Nun ich glaube die meisten, die ein solches Unternehmen wagen, haben ihren Kindheitsträumen freien Lauf gelassen und den entscheidenden Schritt gewagt. Bei mir war es wohl mehr oder weniger auch so, bei Marina wohl eher weniger. Ich glaube, dass sie damals gar nicht so recht wusste worauf sie sich einließ. Dementsprechend wollte sie auch schon nach drei Tagen nach dem Start mit der Reise aufhören . Zum Glück hat sie aber die Zähne etwas zusammen gebissen und dann doch bis zum Schluss gut durchgehalten. Doch bevor ich weiter abschweife, möchte ich schon noch den Grund der damaligen Reise mitteilen. Der Grundstein war allen Ernstes eine Schnapsidee! Denn als Marina und ich uns kennen lernten und beschlossen zusammen zu bleiben, habe ich, um sie etwas zu foppen, gesagt, später können wir ja mal meine Schwiegereltern mit dem Fahrrad besuchen. Als Hintergrundwissen sei gesagt, dass wir beide seinerzeit Studenten waren, ich hauptsächlich mit dem Fahrrad unterwegs war und Marina auch stolz von ihrer Kindheit mir erzählt hatte, wo sie Fahrrad gefahren ist. Fünf Jahre später, der Schnaps war eigentlich schon längst verdunstet, wir beide waren bereits drei Jahre verheiratet und standen beide auch in Lohn und Brot, kam plötzlich diese Idee wieder hoch und ein Jahr später saßen wir dann auch im Sattel.

Für unsere Deutschland-Korea Tour hatte ich auch mehr oder weniger eine Reiseroute ausgesucht.

Nicht auf dem üblichen Fahrradfernfahrerhighway wollte ich mich jedoch bewegen (wie z.B. ...Türkei, Iran, Pakistan...), es sollte schon etwas besonderes sein. Und da wir beide auch noch nicht in Afrika waren, uns zudem gerne am Wasser aufhalten, kam eine doch etwas ungewöhnliche Reiseroute zusammen. Der Startpunkt war Hamburg in Deutschland. Danach ging es über die Tschechei, Österreich, Italien, Griechenland, Israel, Ägypten, Kenia, Indien, Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien, Philippinen nach Korea.

Über 13.200 km saßen wir dabei im Sattel bzw. ein paar davon haben wir auch geschoben. Manche Länder, wie z.b. Eritrea, Äthiopien, Burma und Taiwan die zuvor auf der ausgearbeiteten Reiseroute standen, konnten wir oder wollten wir im Lauf der Reise dann nicht mehr ansteuern (Gründe: Krieg, innere Unruhen, geschlossen für Radfernfahrer bzw. unwillige Einreisebeamte in Botschaften). Dafür kam zumindest ein Land hinzu, Israel, dass so zuvor nicht angedacht war.

Gestartet sind wir am 21.07.1998 in Hamburg, Deutschland. An unserem Zielort, Gangneung in Korea sind wir am 31.10.1999 angekommen. Mit unseren Rädern waren wir davon, wie gesagt, 13.200 km unterwegs.

Auf dem Penepoles in Griechenland

Auf dem Penepoles in Griechenland

Etliche Male waren wir aber auch auf einen Transport per Schiff oder Flieger angewiesen, da viele Meere gekreuzt werden wollten. Jeder Transport ist eigentlich schon eine Geschichte für sich wert, denn mit Fahrräder unterwegs zu sein, viel Gepäck und auch noch einen Anhänger dabei zu haben und dann plötzlich vor einem Check-In Schalter zu stehen bereitet allen Beteiligten schon etwas Kopfzerbrechen, vor allem dann, wenn es bestmöglich ohne Zusatzkosten ablaufen soll.

Eine Geschichte sei vielleicht aber diesbezüglich hier kurz wiedergegeben. In Mombasa in Kenia mussten wir erfahren, dass eine Überfahrt nach Indien nicht möglich ist. So haben wir uns notgedrungen dort ein Flugticket von Nairobi-Bombay besorgt. Und weil wir den gleichen Weg nicht wieder zurückfahren wollten, haben wir auch noch eine Zugfahrt von Mombasa nach Nairobi mit eingeplant. Dank des Bahnhofsvorstehers hat den auch am Abfahrtstag alles gut geklappt. Wir hatten Sitzplätze und die Räder samt Gepäck waren direkt hinter uns verstaut. Alles schient schön im Lot zu sein, der Zeitplan gut zu funktionieren, ein paar Stunden Reserve waren auch eingeplant. Aber bereits nach etwa eine Stunde Fahrzeit stand plötzlich der Zug, an einer kleinen unbedeutenden Haltestelle still und bewegte sich keinen Zentimeter mehr weiter. Zuggastinformation ist dort genauso ein Fremdwort wie bei uns in Deutschland. Über den Buschfunk konnten wir aber dann doch erfahren, dass auch der eingleisigen Strecke bis Nairobi der entgegenkommende Zug eine größere Panne hatte und von den Schienen etwas abhanden gekommen ist. Nach drei Stunden, es war mittlerweile 8 Uhr abends, brütend schwül heiß, kam den ein Reparaturzug von Mombasa aus an uns vorbeigefahren. Es bestand also noch Hoffnung. Die einzigsten die jedoch die Situation genossen, waren die abertausende Moskitos. An Schlafen war somit, zudem auch wegen der Langfinger, nicht zu denken. Unser eingebautes Sicherheitszeitpolster schmolz aber mit jeder Stunde des Wartens weiter dahin, denn der Abflugtermin samt Uhrzeit stand ja bereits fest. Und als dann bis 6 Uhr morgens immer noch kein Weiterkommen mit dem Zug in Sicht war, gab es für uns nur noch eine Alternative, wenn wir unseren Flug nach Indien nicht verschenken wollten. Wir mussten aus dem Zug raus und uns bis zur Hauptstrasse aufmachen, um dort eine Weiterfahrt nach Nairobi zu finden. Zum Glück gibt es dort nur die eine Strecke, welche auch noch die Hauptverkehrsader des Landes ist. Doch Glück im Glück hatten wir diesmal leider nicht, denn alle Fahrzeuge, welche einen Transport mit uns zugelassen hätten, waren bis auf den letzten Zentimeter bereits vollgestopft mit Mensch, Tier und Material aus Mombasa aufgebrochen. Verzweiflung machte sich breit. Nun gut einen allerletzten, wenn auch unsicheren Hoffnungsschimmer gab es noch. Nämlich so schnell als möglich nach Mombasa zum dortigen Flughafen zurückzuradeln und hoffen, dass es noch rechtzeitig einen Inlandsflug, mit zwei freien Sitzplätzen nach Nairobi gibt. Wir also kräftig in die Pedale getreten, viel Staub geschluckt und total verdreckt (die Strasse bestand wirklich fast nur aus Schlaglöchern sowie Dreck und Staub) auf dem Flughafen um ca. 11:30 Uhr angekommen. Schnell Gesicht und Hände etwas gewaschen und zum Flugschalter gerannt. Ja Hurra es gab einen Flug der noch rechtzeitig in Nairobi ankommt und auch noch freie Plätze übrig hat. Also ich schnell, was dann aber doch über eine halbe Stunde wegen der Kreditkartenbezahlung gedauert, zwei Flugtickets gekauft und zu Marina, welche zwischenzeitlich bei unseren Sachen Wache gehalten hatte, zurückgegangen. Ein kleiner Stein der Erleichterung viel uns von den Schultern. Eine Zitterpartie bestand noch wegen des Übergewichtes. Wir also, nachdem wir uns erst mal ordentlich auf der Toilette gereinigt hatten (so gut es eben dort ging), alle schweren Sachen in zwei Taschen für das Handgepäck gestopft. Den Rest haben wir dann in große Kunststoffsäcke verstaut und gehofft, halbwegs kostenmäßig glimpflich davon zu kommen. Aber ihr könnt Euch ja denken, dass ein dickes Ende hier noch kommen muss. Als wir nämlich dann zum einchecken am Schalter vorfuhren, wurden uns zwei Dinge mitgeteilt. Zum einen sollte alles, auch das Handgepäck, gewogen werden und wovon dann 10 kg für das Handgepäck abgezogen. Und zum anderen und noch größerem Übels, sollte der Flughafen in Nairobi nicht der gleiche sein, von welchem wir aus weiterfliegen sollten. Das hatte Marina gereicht und nervlich den Rest gegeben. Erst hat sie mich zur Minna gemacht, weil sie der Überzeugung war, ich hätte zuvor nicht ordentlich die Sachen abgeklärt und dann ist sie in Tränen ausgebrochen, weil wie gesagt das Nervengerüst gerissen ist. Für uns war die Situation eigentlich aussichtslos. Die Kosten für das Übergewicht waren horrend hoch und wir hatten nicht mal genügend Finanzen flüssig dabei, zum anderen lagen beide Flughäfen in Nairobi so weit auseinander, so dass wir, wenn wir auf den einem ankommen wären, kaum noch genügend Zeit gehabt hätten, zum anderen Flughafen zu radeln. Also, die Tränen flossen bei Marina in strömen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Denn die Schalterangestellten kamen mit dem weinen von Marina gar nicht so recht und haben daher pausenlos versucht sie zu trösten. Das half aber gar nichts und es wurde weiter geweint. Das wiederum nagte am Nervenkostüm der Leute dort und so kam es, das nach etwa 20 minütigem Dauerweinens die Kenianer so erweicht waren, dass sie von uns keine Zusatzkosten für das Übergewicht verlangten und uns zudem auch noch einen Transport zum internationalen Flughafen in Nairobi bereitstellten. Der Flug als auch der Transport haben dann vorzüglich geklappt und wieder Erwartens gab es beim einchecken zum Flug nach Bombay auch keine Komplikationen oder Zusatzkosten. Siehe da, Ende gut alles Gut.

Diese kleine Anekdote wollte erzählt werden und da gäbe es noch mehr zu berichten,

Durststiller in Indonesien. Frische Kokusnussmilch, herrrrlich.

Durststiller in Indonesien. Frische Kokusnussmilch, herrrrlich.

teilweise ähnlich amüsant oder schaurig, aber ein Buch soll hier ja auch nicht veröffentlicht werden. Doch neben dieser o.a. kleinen Schauer- bzw Tränengeschichte gäbe es noch viele andere schöne und positive Dinge zu berichten, welche wir alles auf dieser Tour erlebt haben. So z.B. in Tel Aviv, wo wir von einem jungen Mann auf der Strasse, als wir auch Zimmersuche waren, angesprochen worden sind, er uns zu sich in sein Apartment, welches eine Wohngemeinschaft sich teilte, uns einlud und nachdem wir uns dort einquartiert hatten, wir dann plötzlich alle Mitbewohner in der Tür verabschiedeten, weil diese sich kurzerhand überlegt hatten, wegen eines anstehenden Feiertages zu vereisen, wodurch wir dann in dieser fremden Wohnung ein paar Tage allein lebten. Oder im Aufzug unseres Hotels in Kairo, wo wir ein Schweizer Pärchen treffen, welche auch mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sind und bis dorthin fast die gleiche Reiseroute wie wir hatten (Zufälle gibt´s). Doch wie gesagt, ein Roman soll es hier auch nicht werden.

Vielmehr sei noch gesagt, dass wir auf unserer Deutschland-Korea Tour mit dem Wetter zu 95% mehr oder weniger Glück gehabt haben und wir klimamäßig die ganze Zeit über Früh- bis Spätsommerwetter hatten. Regenmäßig war die Route zuvor so von mir eingeteilt worden, dass Regenzeiten außen vor lagen. Einen kleinen Strich durch die Rechnung machte da nur und das auch nur für etwa 1 ½ Wochen, dass wir z.B. nicht durch Eritrea und Äthiopien, wegen des neu aufgeflammten Grenzkonflikts konnten und somit etwa einen Monat früher als vorausgeplant in Kenia ankamen. Hierdurch bekamen wir die letzten Regentropfen der abflauenden Regenzeit dann doch noch mit. Und so auch geschehen in Indonesien.

Nord/Süd Gefühle

Nord/Süd Gefühle

Zum Schluss sei als Überleitung zu unserer jetzigen Lateinamerikatour noch erwähnt, dass es einen gravierenden Unterschied zur letzten Tour gibt. Hatten wir auf unserer Deutschland-Korea Tour mehr oder weniger unsere Route mit einem gewissen Zeitfenster festgelegt und zudem ein Zielpunkt gehabt, so gibt es dies so gut wie gar nicht auf unserer jetzigen Tour in Lateinamerika. Gut, eine gewisse Zeitbegrenzung setzt einem da mehr oder weniger das zur Verfügung stehende Budget. Doch z.B. lag bis kurzem, vorm Übersetzen nach Südamerika, noch nicht einmal genau fest, wohin unser Flug geht und wo somit unser Startpunkt liegt. Auch unsere Reiseroute in Südamerika kristallisiert sich erst nach und nach heraus und hängt immer wieder von neuem von den vorherrschenden Randbedingungen ab. Sind wir also seinerzeit mit einem festen Endziel vor Augen gefahren und waren meistens froh, von einem Land in das nächste zu kommen, spüre ich doch schon jetzt, dass sich dieses Gefühl geändert hat und wir, zumindest hier in Argentinien, wo wir uns z.Z. (15 August 2005) noch aufhalten und auf das Übersetzen nach Chile warten (es schneit sehr stark und der Grenzpass ist somit für uns z.Z. nicht befahrbar), uns wohlfühlen und bereits überlegen, auf dieser Tour in dieses Land nochmals einzukehren.

waiting for the ferryboat

waiting for the ferryboat

© Eric Wehrheim, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrradweltreise Teil II. Fortsetzung unserer Fahrradtour Teil I (1998 bis 2000 von Deutschland nach Korea). Teil II unserer Fahrradweltreise findet in Lateinamerika statt.
Details:
Aufbruch: 24.04.2005
Dauer: 3 Jahre
Heimkehr: 14.08.2008
Reiseziele: Weltweit
Südkorea
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Kenia
Der Autor
 
Eric Wehrheim berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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