Fahrrad-Welt-Reise
Chile: 02 - Subidas y bajadas
(Berg- und Talfahrt)
Valdivia haben wir schließlich nach sieben Tagen Regen-Zwangs-Stop am 07.09.2005 verlassen, bei, sage und schreibe, strahlendem Sonnenschein. Welch eine Erholung. Nach einer Woche wieder auf dem Rad zu sitzen und dazu noch den frühlingshaften Sonnenschein zu genießen. Zwar bedarf es ein wenig an Wiedereingewöhnung, die Muskeln waren zuvor schon wieder auf Müßiggang programmiert, doch nach ein paar Kilometern war auch dies wieder im Lot. Und weil dann alles so schön im Lot war, haben wir an diesem Tag dann auch gleich unseren neuen Tagesrekord mit 97 km aufgestellt.
auf der Panamericana = Autobahn
Unser nächstes größeres Ziel, wo wir ein wenig "gewollt" pausieren wollten, war Villarica. Da wir uns zuvor ziemlich ins Zeug gelegt hatten kamen wir dort dann auch schon nach zwei Tagen an. Nun gut, warum auch mal nicht bewusst genießen! Das Ganze hatte aber auch den Hintergrund, dass wir dort zum einen ein Schweizer Ehepaar treffen wollten und zum anderen auf eine Ersatzteillieferung aus Deutschland warteten. Bei dem Schweizer Ehepaar handelt es sich um Claudia und Beat Zbinden, welche selbst mit dem Rad (oder Velo, wie man in der Schweiz sagt) von 1995 bis 1997 um die Welt gefahren sind und nun in Villarica sesshaft geworden sind und dort eine Herberge (Torre Suiza) betreiben.
Blick aus unserem Herbergszimmer
Die Ersatzteile warteten dann auch schon bereits auf uns in der Herberge. Es handelte sich dabei um Speichen für unsere Hinterräder. Voller Vertrauen und auf Basis der Erfahrungen unserer letzten Reise, hatte ich nur fünf Ersatzspeichen mitgenommen. Da sich auf unserer jetzigen Reise aber bald schon zeigte, dass mein Hinterrad, wohl auf Grund der zusätzlichen Pfunde (sowohl gepäckmäßig auf dem Rad, als auch körpermäßig angefutterte), doch des öfteren nach neuen Speichen verlangte, war eine Eilnachlieferung angesagt. Also die Teile waren da und die Freude darüber war groß. Doch Murphy's Law sollte man nicht aus den Augen lassen, denn es kommt natürlich wie es kommen muss, in so einen Fall: es waren leider nicht die richtigen Speichen. Dazu sei noch angefügt, dass man die Speichen, welche wir benötigten, in der entsprechenden Länge auch nicht hier, weder in Argentinien, noch in Chile bekam. So wurde denn aus der Vorfreude ziemlich schnell Frustration, denn zu allem Übel war auch schon die letzte Ersatzspeiche kurz zuvor aufgebraucht worden. Da also Not am Mann bzw. Rad war, wurde also kurzerhand zum Telefon gegriffen und unser lieber Hans Joachim von Ferrotec angerufen. Dem war denn auch das Ganze etwas peinlich und er versprach uns, sofort eine Ersatzlieferung nachzuschicken. Vorweg sei schon gesagt, dass das dann auch gut geklappt hat und nach ca. 10 Tagen kamen dann die Ersatzspeichen, diesmal in der richtigen Länge (Hurra!!!), an (wir waren da zwar schon bereits wieder unterwegs, aber Beat hat uns dann die Speichen per Bus nachgesendet).
Thermalbad in den Bergen
Eigentlich wollten wir in Villarica den dort aktiven Vulkan besteigen. Nicht nur das der Vulkan einer sehr schöner ist, mit einer fast perfekten Kegelform, zudem ist er auch äußerst aktiv, ständig am rauchen und in seinem Schlund ist flüssige Lava zu sehen. Doch der Wind oben am Berg war die Tage, an welchen wir hoch wollten, leider zu stark. Dies war zwar schade, aber so haben wir einen Grund mehr, wiedereinmal dorthin zu fahren. Als Ausgleich haben wir dann eine Tagestour mit dem Bus nach Coñaripe gemacht und dort ein Thermalbad in den Bergen besucht. Obwohl Wochenende, wir waren an einen Samstag dort, waren wir die einzigsten Gäste dort. Herrlich warmes Wasser und die Berge um einen herum, fantastisch.
nach Villarica (mit Vulkankulisse im Hintergrund)
gemütliches Picknick an der Autobahn
Nach vier Tagen, um den Müßiggang Einhalt zu gebieten, haben wir uns dann aber wieder auf den Weg gemacht. Ein stürmischer Wind, mit orkanartigen Böen, hat uns die ersten Kilometer begleitet. Ging es vorher Richtung Villarica bergauf, so ging es nun, nein leider nicht nur aber doch zum größten Teil, bergab. Um aber dem Titel dieses Kapitel gerecht zu werden, ging es die nächsten Tage ziemlich oft bergauf und bergab. Denn um nicht nur der Panamericana (Autobahn) Richtung Norden zu folgen, haben wir, sobald es sich anbot, einen Abstecher von ihr gemacht. Das hatte aber auch jedes Mal zur Folge, dass ein Gebirge gequert werden musste. Unser erster Abstecher war dann auch bereits nach zwei Tagen, nach Villarica, Richtung Westen an die Pazifikküste. Die westlichen Kordilleren sind zwar bei weiten nicht so hoch wie die Anden, doch die chilenischen Straßenplaner haben sich anscheinend besonders viel Mühe gegeben, die Strassen nicht am Rand der Berge zu führen, sondern immer schön darüber hinweg. Ein ständiges auf und nieder ist davon die Folge gewesen. Und obwohl die Hügel bzw. Berge, wie gesagt, nicht so hoch waren, teilweise saumäßig steil waren die Steigungen schon. Marina hat das Ganze dann auch nach drei Tage so zugesetzt, das ihre Stimmung reisemäßig auf einen Tiefpunkt angelangt war und sie keine Lust mehr auf diese "Schinderei" hatte. Die Landschaft war immerhin sehr schön mit vielen Wäldern, so weit das Auge reicht, aber dies hatte den Haken, das in diesem Gebiet vorwiegend Forstwirtschaft betrieben wird und dadurch extrem viel LKW-Verkehr, schwerbeladen mit Baumstämmen, stattfindet. Ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn so ein 10.Tonner (kann auch gut mehr sein, so wie die LKWs teilweise beladen sind) mit Hochgeschwindigkeit an einem hautnah vorüberzieht. Noch schlimmer bzw. unangenehmer sind eigentlich die entgegenkommenden LKWs, denn der Windstoß, welcher einem dann mit voller Wucht entgegenkommt ist enorm und kann einen ordentlich durchwirbeln.
Schwerlastverkehr = schwere Anspannungen
Lago Lanalhue
Um Marinas Frustrationen ein wenig wieder auszubügeln und um den drohenden Feiertagen, der 18.09. ist hier Nationalfeiertag der Befreiung von den Spaniern, aus dem Weg zu gehen (insgesamt sind es 3 Ferientage, so dass halb Chile auf den Beinen ist und viele Hotels bzw. Herbergen ausgebucht sind) haben wir uns eine schöne Cabaña (Bungalow) am Lago (See) Lanalhue bei Contulmo, mit Blick auf den See, gemietet. Diese Medizin hat zum Glück gewirkt und Marinas "Reise"geister kamen langsam wieder zurück. Die Tage darauf waren schon wieder ziemlich anstrengend (viele Berge; steil; viel Verkehr), doch nach 4 Tagen sind wir dann in Concepcion, einer mittleren Groß- und Hafenstadt, eingetroffen.
Vorbeifahrt an Lota
Marinas neue Arbeitsstelle
Endlich wieder große Supermärkte und Stadtleben . Zuerst war dann aber wie so oft erst mal wieder ein Wäschewaschtag angesagt. Auch galt es unsere Emails einmal zu überprüfen und welche zu versenden. Und zur Abwechslung, nach fast zwei Wochen, gab es dann auch mal wieder Regen. Trotzdem haben wir denn auch ein bisschen Sightseeing betrieben. Concepcion ist Chiles drittgrößte Stadt, welche an Chiles größten Fluss, dem Biobio liegt. Weiterhin besitzt Concepcion bzw. Talcahuano (dürfte wohl eine eigene Stadt sein oder vielleicht auch nur ein Stadtteil) den größten Hafen Chiles. Früher, eigentlich noch vor gar nicht allzu langer Zeit, sind hier viel Kohle und andere Bergbauprodukte verladen worden. Doch seit Anfang der 90er (im letzten Jahrhundert), wurden fast alle Minen geschlossen, so dass dieser Wirtschaftszweig dort total zum erliegen gekommen ist. Aus diesem Hintergrund heraus, wirken die Bergbausiedlungen wohl noch ein bisschen trister, als sonst üblich.
Talcahuano - Hafengebiet bei Concepcion
Als wir dann nach 3 Tagen von Concepcion aus zur Weiterfahrt starten wollten, haben wir wohl einen neuen Guinnessbuch Rekord aufgestellt und zwar die wohl für Fahrradweltreisende kürzeste Tagestour. Sage und schreibe 12,5m! Immerhin pro Rad .Gut ausgeschlafen und mit gesattelten Rädern fuhren wir am 28.09. vom Hotelparkplatz. Dann aber, den Wetterfröschen zum Trotz, Sonnenschein mit leichter Bewölkung war vorhergesagt worden, vielen dicke Tropfen vom Himmel und es sah alles andere als freundlich am Firmament aus. Auch das Abwarten half da nichts mehr und wir haben, nach einer kurzen Ausfallpassage (die besagten 12,5m) kehrt gemacht und sind wieder zum Hotel zurückgefahren. Nun ja, Rekorde kann man auch in die andere Richtung aufstellen, oder?
Da blüht sogar Marina wieder auf - Apfelblüte in Quellon
wohl zu weit vom Weg abgekommen?
Einen Tag später hatte der Wettergott dann aber wieder ein einsehen mit uns und es ging mal wieder zurück, nach Osten, auf die Panamericana. Weil aber Marinas Reisefrust nun wieder in Reiselust umgeschlagen ist, ja so schnell kann das gehen, war diesmal nur ein Tag Autobahn angesagt, bevor es wieder nach Westen (ja schon wieder Westen, aber der östlich seitens der Panamericana gibt es leider keine Nord- Südverbindung bzw. Schlenker die man machen kann) ging. Ziemlich abseits lag diese Strecke, mit nur kleinen Orten auf der Route. Doch schon der Einstieg, in diese Runde, hat uns aufgemuntert, denn zum ersten Mal in Chile, hat vor uns ein Fahrzeug angehalten und vier Leute warteten auf uns, um mit uns zu plaudern. In Argentinien hatten wir dies zuvor schon mehrfach erlebt. Die Chilenen jedoch sind da um einiges mehr zurückhaltend und so hat denn dieser Empfang auf der Strasse ehrlich Freude bereitet.
Cueca Tanz in der Fußgängerzone in Chillan
...und tanzender Gemüseverkäufer in Chillan
Nach 1½ Tagen erreichten wir wieder einmal den Pazifischen Ozean. In einem kleinen Dorf, Pelluhue, ließen wir uns nieder. Eigentlich wollten wir dort nur 2 Tage bleiben, doch aus zwei sind mal kurzerhand wieder 7 Tage geworden. Diesmal, um Petrus in Schutz zu nehmen, war nicht das Wetter daran Schuld. Nein, diesmal waren es wir selber. Wir hatten eine Cabaña mit Blick aufs Meer und für 4 Tage haben wir zudem unsere Drahtesel mit großen Vierbeinern, Pferd genannt, getauscht. Wer meine Frau Marina und ihre Angst vor Tieren kennt, wird sich da wohl wundern. Doch nachdem wir einen Proberitt am Strand gemacht hatten, hatten wir kurzerhand beschlossen, noch 3 weitere Pferdetage einzulegen. Uns hat das Ganze sehr viel Spaß gemacht, mussten doch die Pferde diesmal die Arbeit übernehmen. Doch nach den 4 Tagen haben wir gemerkt, dass es in den Beinen wohl noch mehr Muskeln gibt, als diese, die beim Rad fahren beansprucht werden. So hatten wir nach den 4 Tagen wiedereinmal einen schönen Muskelkater.
Strandausritt in Pelluhue
Strandausritt in Pelluhue
Aufbruch: | 24.04.2005 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 14.08.2008 |
Südkorea
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Bolivien
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Ecuador
Kolumbien
Kenia