...diesmal aber wirklich auf die ruhige Tour...
Auf zu neuen Ufern
Wir begeben uns mal wieder auf Nachtwanderung. Eine Bötchentour soll es werden. Die paar hundert Meter zum Hafen irrgeistern wir über schlafende Hunde hinweg und vorbei an den obligatorisch krähenden Hähnen. An der Hafeneinfahrt übt ein einsamer Polizist seinen Dienst aus, drei Kollegen schnarchen auf Stühlen positioniert nebst an.
Da tiefe Nacht werden wir - oh Wunder - von keinem "Ticketverkäufer" angequatscht und können unbeirrten Fußes in die Schalterhalle marschieren. Hier sitzt ein offensichtlich (äußerst) gut gelaunter Angestellter. Das Radio bis zum Anschlag aufgedreht schmettert er aus vollem Halse englische Hits aus den 90ern.
...musikalisch uninteressierter Passagier...
Die Tickets nach Lombok kosten (wie letztes Jahr) 35.000 Rupiah (3€) pro Passagier. Der Schalter ist 24h geöffnet - Tickets im Voraus kaufen ist übrigens NICHT möglich! Man zahlt, bekommt ein kleines Plastikkärtchen, geht durchs Drehkreuz und gibt die Plastikkarte alsbald einem Halbwüchsigen mit abgegriffenem Klemmbrett zurück. Dann geht man zur Fähre.
Nun sind indonesische Fähren im Allgemeinen in einem maroden Zustand. Sicherheitsfanatiker sind hier definitiv fehl am Platz. Susi fügt gerade hinzu, dass Frauen ferner eine gute Blase mitbringen sollten, denn die sanitären Anlagen spotten jeglicher Beschreibung. Männer haben es da (wesentlich) einfacher, entweder am Türrahmen der Toilette platzieren und zielen oder gleich die Reling ansteuern...
Wir betreten das rostige Etwas standesgemäß durch die Laderampe, danach geht's die Hühnerleiter hoch in den Aufenthaltsraum. Statt Plastiksitzen wie letztes Jahr offerieren sich uns gepolsterte Bänke.
Jippie - schlafen!
Es gäbe Matratzen zu mieten - 40.000 Rupiah (3,50€) das Stück - und auch Kabinen sind im Angebot für 100.000 Rupiah (8€). Die Kabinen kennen wir nicht, bei den Matratzen ist es ein Lotteriespiel: von den aus dem Turnunterricht vertrauten blauen Hartmatten (= ganz akzeptabel), bis hin zu völlig zerschlissenen und versifften Schaumstoffunterlagen, die definitiv gegen die Genfer Konvention verstoßen, ist alles möglich.
Wir aber sind wie gesagt selig ob unserer Polsterbänke.
Strahlen wie ein Honigkuchenpferd ob des fürstlichen Bettes
Die Abfahrt verzögert sich - von wegen stündlich... - es wird wie immer nach dem Prinzip verfahren: "bevor die Fähre nicht voll ist, geht's nicht los". Und natürlich versteht man in Indonesien unter "voll" etwas ganz anderes als in Deutschland. Es ist ein besonderes Schauspiel, wie jeder Millimeter Platz auf dem Fahrzeugdeck genutzt wird.
Überladen gibt's nicht.
Da die ganzen LKW-Fahrer jedoch in ihren Trucks bleiben ist der Aufenthaltsraum nur spärlich gefüllt. Es gibt einen kleinen Shop, der das übliche Allerlei an Keksen, Chips und Softgetränken offeriert. Zudem gibt es ein Unterhaltungsprogramm. Letztes Jahr lief in der Endlosschleife Mr. Bean, dieses Jahr schallt uns Bob Marley entgegen.
WENN wir untergehen, dann tiefenentspannt...
Die Überfahrt nach Lombok dauert im Übrigen 4,5 bis 7 Stunden, je nach Kapitän und Wellengang.
Apropos Wellengang, der ist in der Lombokstraße IMMER vorhanden, folglich schaukelt es definitiv.
8 Uhr am nächsten Morgen.
Raus geht's wieder durch die Laderampe. Lembar heißt die Hafenstadt auf Lombok, aber es gibt keinen Grund hier zu verweilen, es sei denn man hat ein Faible für große Öltanks.
Am Vorplatz des Hafens wird man natürlich von hilfsbereiten Menschen "gefunden". ALLE arbeiten sie freilich für die Tourismusbehörde und ALLE wollen sie uns für Ihren "special price" nach egal wohin fahren.
Wir wollen nach Senggigi an die Westküste. 300.000 Rupiah ist das Startgebot, für 100.000 (8€) fahren wir schlussendlich - und zahlen dabei immer noch zu viel. 70.000 Rupiah wäre ein guter Preis gewesen, aber morgens um 8 Uhr nach schaukliger Nacht - und nicht zuletzt mangels weiterer Mitreisenden - war unser Verhandlungsgeschick doch eher eingeschränkt.
"Cidemo" - so heißen die auf Lombok durchaus noch üblichen Pferdekutschen
Obwohl nur einen Steinwurf entfernt, 20 km an der schmalsten Stelle, ist Lombok völlig anders als Bali - in jeglicher Hinsicht.
Auf Bali herrscht der Bali-Hinduismus, Lombok ist streng muslimisch. Bali ist entwickelt - auf Lombok fahren noch Pferdekarren über die Straßen und gepflügt wird mit dem Ochsen... Ferner hat Lombok hat ein deutlich trockeneres Klima. Und Bali gehört zu Asien, Lombok zu Australien.
Wie das?
Während der Überfahrt quert man die Wallace-Line, eine biogeographische Grenze die quer durch Indonesien verläuft. Alles westlich davon war zur letzten Eiszeit noch mit dem asiatischen Festland verbunden, alles östlich davon mit Australien. Es lohnt sich also, die Natur ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen (vor allem die Vögel!).
Aktuell wird auf Lombok überall gebaut: Tankstellen, Straßen, etc...
Der Fortschritt frisst sich seinen Weg. Im Westen schon relativ gut entwickelt, kann man im Süden und Osten der Insel aber noch wirklich "stranden" (ist uns letztes Jahr ausgiebig gelungen...).
Wer ganz hart im Nehmen ist, das wirklich große Abenteuer sucht oder mal ein Gefühl für ein Leben ohne "ALLES" bekommen möchte, dem empfehlen wir nach Labuhan im Osten zu fahren. Von dort gehen (unregelmäßig) Fähren nach Poto Tano auf Sumbawa ab - atemberaubende Natur und Steinzeitfeeling garantiert.
Aufbruch: | 13.06.2012 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 14.07.2012 |
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