Japan, die Zweite
15.04. Weiter nach Nagano
Auf den harten, rutschigen und viel zu kurzen Matratzen kann ich nur sehr schlecht schlafen und bin auch schon um 05:00 auf. Ich gehe ins Foyer und stelle fest, dass die Eingangstür noch abgeschlossen ist. Kurz darauf taucht auch Axel wieder auf und meint, er hat es versucht, aber die Tür geht nicht auf.
So sitzen wir bis 06:00 im Foyer herum und trinken heißen Kaffee aus dem Automat bis unser Hotelier auftaucht und aufschließt. Es ist zwar schon etwas spät aber wie brechen auf um doch noch Fotos im Morgenlicht zu machen. Um diese Zeit sind wir so gut wie die einzigen an der Pagode nur zwei weitere japanische Frühaufstehen leisten uns Gesellschaft.
Wieder im Hotel müssen wir noch die Zeit bis 09:00 überbrücken. Dann werden wir zum Bahnhof gefahren. Bei unserer Ankunft gestern sind wir gefragt worden, ob wir einen Shuttle zum Bahnhof brauchen. Um 09:00 fährt er zum ersten mal. Es ist etwa 07:00 und außer uns ist noch kein Gast wach. Also beschließe ich, das Onsen im Keller zu testen. Die sehr schönen Duschen und das wunderbare heiße Wasser in dem großen Becken sind extrem angenehm. Auf dem Weg zurück ins Zimmer sage ich das Axel und überzeuge ihn, dass er das Bad auch einmal testet. Erst will er nicht, aber dann lässt er sich überreden und ist hinterher total begeistert. Nachdem wir beide angezogen und abfahrtbereit wieder im Foyer sitzen tauchen langsam die nächsten Übernachtungsgäste auf. So sind wir die einzigen, die um 09:00 zum Bahnhof fahren. Wir wollen einigermaßen zeitig los, weil wir noch nicht abschätzen können wir lang wir heute bis Nagano unterwegs sein werden. Auch habe ich noch keine Vorstellung, wie nah oder weit unser Hotel vom Bahnhof entfernt ist. Immerhin habe ich im Know How gelesen, dass ab Shinyuku der Shinkansen nach Nagano fährt was praktisch ist, weil wir dort als erstes in Tokio halten werden.
Wir fahren zuerst mit einer Regionalbahn nach Orsuki. Dort können wir in eine Metrolinie der JR umsteigen die von Tokio bis hier heraus fährt. Das spart uns Geld weil wir unsere Japanrailpässe nutzen können.
In Shinyuku angekommen frage ich eine Angestellte an einem Infoschalter, wo wir zum Shinkansen nach Nagano hin müssen und bekommen zur antwort "Zum Bahnhof Tokyo". "Ja wie? Ich denke die fahren ab Shinyuku?" "Nein, die fahren ab Tokyo". Toll, das kostet uns wieder nicht eingeplante Zeit. "Also nehmen wir am besten die Yamanote Linie?". Nein, die Marunouchi Linie fährt quer durch die Stadt und ist in rund 20 Minuten am Bahnhof Tokyo." Ich frage ob sie uns gleich zwei Plätze reservieren kann. Sie verschwindet kurz mit unsern Railpässen, dann haben wir Reservierungen für einen Shinkansen nach Nagano. Es wäre wohl noch ein früherer möglich aber sie meint, dass wir den wahrscheinlich zeitlich nicht erreichen. Dadurch haben wir im Bahnhof Tokyo noch Zeit genug, etwas essen zu gehen. Das ist genau die richtige Gelegenheit, mit Axel endlich einmal in eines der Automatenrestaurants zu gehen. Hier stehen vor der Tür Automaten an denen man sich ein Märkchen zieht. Diese legt man drinnen auf die Theke und bekommt innerhalb von 2-3 Minuten sein Essen. Allzu viel Zeit haben wir nicht und während wir durch die Gänge laufen fürchte ich schon, dass wir gerade jetzt keines finden. Alles mögliche sehen wir, nur so etwas nicht. Dann biegen wir um eine Ecke und stehen doch vor einem. Das ist absolut voll - also scheint es auch gut zu sein - und wir haben Glück dass die Knöpfe mit Bildern beschriftet sind. Allzu viel erkennt man zwar nicht, aber genug um zumindest eine wage Entscheidung treffen zu können. Wir nehmen die klassische Ramen mit Tempura für knapp 500 Yen. Sie ist lecker, ausreichend und günstig. Unpraktisch ist, dass wir unsere Koffer irgendwo in dem kleinen Gastraum unterbringen müssen ohne dass sie all zu sehr stören. Axel ist wie immer viel schneller fertig mit dem Essen wie ich und ich sage ihm, dass er dann ja draußen warten kann. Erst hält er es für einen Witz, aber ich meine es ernst. Wenn eines hier nicht gerne gesehen wird, dass jemand nach dem Essen noch herumsitzt und einen Platz belegt. Tatsächlich steht auch schon der Nächste wartend da während Axel sein Geschirr weg bringt. Das ist der einzige "Nachteil" an dieser Art Restaurant. Es gibt nichts ungemütlicheres.
Ich muss wohl nicht extra erwähnen dass unser Shinkansen auf die Minuten pünktlich gefahren ist. Dank Reservierung hatten wir wieder unsere Sitzplätze und waren knapp 2,5 Stunden später bereits in Nagano. Im Bahnhof Nagano haben wir als erstes der Touristeninformation besucht. Außer einem Stadtplan haben wir auch Informationen bekommen zu unseren geplanten Besuchen bei den badenden Affen und der Krähenburg in Matsumoto. Zum Nationalpark mit den Affen werden wir morgen mit dem Bus fahren. Nach Matsumoto fahren wir mir JR. Wir wollen gerne eine Wasabi Farm in der Nähe von Matsumoto besuchen, aber wie wir da hinkommen können sie uns im Touristoffice auch nicht genau sagen und empfehlen uns, noch einmal bei Ihren Kollegen in Matsumoto nachzufragen.
Laut Stadtplan müssen wir nur ein kleines Stück vom Bahnhof geradeaus und dann rechts laufen um zu unserem Hotel zu kommen. Die JAL Hotels sind nach dem was ich bisher kennen gelernt habe meistens recht große und vor allem hohe Häuser. Das sollte nicht schwer zu finden sein. So ist es dann auch. Wir laufen die Hauptstraße durch den Ort und stehen nach ein paar hundert Metern vor dem JAL Nagano. Die Zimmer sind die schönsten auf unserer Reise bisher. Frühstück ist zwar keines dabei, aber für rund 63 € die Nacht ist das durchaus ok.
Nachdem wir überraschend flott in Nagano waren haben wir noch Zeit uns heute den wichtigen und entsprechend großen Zenkoji Tempel anzuschauen. Dazu laufen wir einfach nur die Hauptstraße durch Nagno immer leicht bergauf, bis wir auf den nicht zu übersehenden Tempel stoßen. Vor dem Tempel kommen wir noch an einem Nudelrestaurant auf der linken Seite vorbei, bei dem wir dem Koch beim herstellen der Nudel zusehen können. Ich bin mir sicher, dass ich dieses Restaurant aus einer Reportage im Fernsehen kenne und wir nehmen uns vor, hier einmal zum Abendessen herzukommen. Auch an einer kleinen Post kommen wir vorbei wo Axel gleich noch einmal Bargeld abhebt.
Auf dem äußeren Tempelgelände tummeln sich wie üblich zahlreiche Souvenir- und Essstände. Für mich gibt es hier wieder etwas zu probieren, nämlich Softeis aus Sojamilch. Das schmeckt überraschend gut. Der Tempel selbst stammt aus dem 7. Jahrhundert und zählt zu den traditionsreichsten in ganz Japan. Man kann hier auch an einer Morgenzeremonie teilnehmen, aber nachdem ich Morgenmuffel bin und wir auch noch anderes Programm haben, werden wir darauf verzichten. Leider darf man in der relativ großen, halb offenen Hauthalle nicht fotografieren. Dafür sind wir aber gerade noch rechtzeitig, dass wir unsere Bucheinträge bekommen.
In Nagano sieht der Speiseplan etwas anders aus als in den Gebieten, in denen wir bisher unterwegs waren. Meeresfrüchte sind hier nicht ganz so verbreitet. Dafür gibt es einige Spazialitäten wie in Honig zubereitete Bienenlarven oder Heuschrecken in Soyasoße - die ich nicht unbedingt probieren möchte oder spezielles Soba und Hirsch Sashimi die ich auf jeden Fall probieren möchte. Mein Know-How empfiehlt zum Probieren ein Restaurant in der Nähe vom Bahnhof, das wir aber nicht finden. Bei einem anderen, das ganz nett aussieht, sind nur Plätze an Tischen frei an denen man auf dem Boden sitzt. Also auch nichts für uns. Wir sind dann in ein drittes Restaurant gegangen das etwas teurer war aber das Essen war ganz lecker. Sofern es Hirsch-Sashimi war, was ich da bestellt habe, war es wunderbar zart. Ich hatte es viel zäher erwartet. Die Gerichte haben hier so zwischen 15 bis 20 Euro (und teurer) gekostet. Ich weiß nicht mehr wie das Lokal hieß, aber es war vom Bahnhof die Fußgängerzone rauf auf der linken Seite ( wie auch das Lokal in dem man auf dem Boden sitzt.).
Aufbruch: | 27.03.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 22.04.2013 |
Türkei