Junges Gemüse auf altem Hasen süß-sauer
Alte Liebe rostet eben doch
Wir reizen unseren Aufenthalt auf den Perhentians bis zum Letzten aus, aber wenn wir heute nicht Richtung Singapur aufbrechen, dann verpassen wir unseren Rückflug.
Wir vertreiben uns den Abschiedstag am Strand und fahren um 16 Uhr mit dem letzten Boot zurück ans Festland nach Kuala Besut.
Die Überfahrt dauert heute wesentlich länger, da es sehr windig ist und die See dementsprechend aufgewühlt. Reichlich nass und mit einer ordentlichen Salzschicht auf der Haut entsteigen wir dem Speedboot im Hafen von Kuala Besut - soviel zum Thema sauber und geduscht in den Nachtzug steigen...
Am Fähranleger angekommen, führt uns unser Weg zum Taxistand, von wo aus man für gefixte Preise seinen Weitertransport regeln kann. Doch ihr wisst ja, diese neumodischen Taxis sind nichts für mich alten Hasen, ich brauch ein Gefährt aus meiner Riege
Deshalb gehen wir eine Ecke weiter und halten Ausschau nach einem lizenzlosen Fahrer, der uns zum Bahnhof nach Tanah Merah fahren soll.
Es dauert auch nicht lange, und wir werden gefunden. Ein netter Opi namens Brother wird uns für die nächsten 50 Kilometer kutschieren.
Brothers Gefährt ist ein Toyota Corolla - und dem Aussehen nach war das hübsche Vierrad bereits bei der japanischen Invasion 1941 dabei...
Marian ist zu Beginn auch ein wenig irritiert, ob dieses Gefährt den Weg zum Bahnhof auch wirklich schafft - zumindest heute noch und in einem Stück - aber ich bin da frohen Mutes.
Wir werden angewiesen hinten zu sitzen, da es ein Heckantrieb sei. Zudem braucht Brother Gewicht auf der Achse, da die Reifen nicht mehr ganz so fest sitzen.
Der erste Weg führt denn auch zu einer nahen Tankstelle - Brothers Reifen brauchen erstmal Luft...
... leichter Dachschaden ...
... mittlerer Dachschaden ...
... und hier zwei Fälle von schwerem Dachschaden ...
Brother ist ein besonders gesprächiger Geist und so unterrichtet er uns auch umgehend über den Ausgang der Parlamentswahlen und offenbart uns dabei einen Skandal!
Soweit ich es verstanden habe, wurde die Auszählung live im TV übertragen. Dabei sah es zunächst nach einem knappen Wahlsieg für die islamistische Partei aus.
Dann fiel im Studio plötzlich der Strom aus - 5 Minuten alles zappenduster - und als dann wieder die Lichter angingen und neu ausgezählt wurde, hatte plötzlich die demokratische Partei das Rennen gemacht
Nun seien natürlich laut Brother alle Malaysier empört, denn das Ganze MUSS eine Verschwörung des Westens sein - oder doch zumindest der Chinesen!
Mein Einwand, dass China nicht unbedingt über einen demokratischen Leumund verfügt, lässt Brother kalt.
Mit der generellen Empörung hat Brother aber zweifelsohne Recht, denn auf unserer Fahrt entdecken wir reichlich nette Kriegsmaschinerie am Wegesrand.
... Haubitz(chen) und eine MIG 29 ...
... sowieso erfreuen sich Haubitzen großer Beliebtheit ...
... das soll wohl eine Scud sein, wenn auch die Leitwerke ein bisschen groß ausgefallen sind ...
Nun ja, somit dürfte es doch noch etwas länger hitzig bleiben in Malaysia, zumindest in den islamischen Bundesstaaten.
Unser Toyota eiert derweil munter weiter und Brothers ansehnliche Tablettensammlung auf seinem Armaturenbrett offenbart, dass er wohl noch anderen Hobbies frönt...
... wer sich noch an das "Looping im Irrenhaus"-Kapitel erinnert - in Kelantan ist die Welt noch in Ordnung und Reifen wechseln Männersache ...
... damit unser Corolla auch nicht aus dem Tritt kommt, ignoriert Brother konsequent jede rote Ampel - ein kurzes Hupen und drüber ...
... man beachte auch das Lenkrad - bei genau diesem Lenkeinschlag fuhr der Toyota halbwegs geradeaus ...
Zwischendruch noch ein wenig Heimat- und Sachkunde.
Am Wegesrand stehen häufig Fahrzeuge mit Behältnissen auf dem Dach. Dies ist das Zeichen, dass ein Auto zum Verkauf steht. Wer Interesse hat, wirft einfach seine Telefonnummer samt Preisvorschlag in das Behältnis und fertig.
Nach knapp 90 Minuten erreichen wir Tanah Merah. Ein kurzer Händedruck und es heißt Abschied nehmen - farewell brother
Wir haben Glück und kommen gerade noch rechtzeitig zum Abendgebet an. Am Bahnsteig herrscht Stereovergnügen, da sowohl zur Linken als auch zur Rechten eine Moschee steht.
In einem guten Stündchen rollt unser Nachzug ein, mal schauen ob es so lange noch trocken bleibt...
Aufbruch: | 18.04.2013 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 20.05.2013 |
Malaysia