Abenteuer Peru
Ruderpartie
Es muss einfach mal gesagt werden: wir haben unheimlich viel Spass zusammen.
Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie das mit anderen Gruppenreisen ist, denn ich habe persönlich überhaupt kein Erfahrung damit, bin eher die Alleinreisende - und das mit voller Überzeugung.
Aber was wir seit knapp zwei Wochen erleben, ist einfach der Hammer. 12 Personen aus verschiedenen Orten, mit verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen reisen durch Peru und erleben zusammen spannende und überraschende Tage. Ich bin begeistert!
Direkt vor unserem Hotel liegt schimmernd der Titicacasee. Er ist über 8200 Quadratmeter gross und der höchste kommerziell schiffbare See der Welt.
Wir sind auf 3800 m und hier spürt man jede Anstrengung. Das Restaurant ist zwei Treppen tiefer und den Aufstieg nehmen wir vorsichtig unter die Füsse. Zuerst stärken wir uns aber am umfangreichen Frühstücksbuffet.
Um halb neun holt uns Rene ab. Rene ist ein Uro und arbeitet als Touristenführer. René zieht heute seinen freien Tag ein, setzt sich mit dem Laptop neben das offene Feuer in der Hotelbar und erledigt fällige administrative Arbeiten.
Rene ist mit dem grossen Binsenboot gekommen. Drei Uros rudern und steuern das Boot hinaus auf den See, aber natürlich wollen auch wir wissen, wie sich da anfühlt und so übernehmen schon bald Köbi und Oski das Ruder. Angefeuert von den anderen steuern sie uns durch die Binsen.
"Mehr rechts, nein mehr links jetzt. Gib mehr Kraft, halte dich zurück." Die Anweisungen sind manchmal etwas verwirrend, so dass die beiden nach einer Viertelstunde das Ruder der nächsten Crew übergeben.
Inzwischen schickt die Sonne ein paar Strahle über den See, aber es bleibt kühl heute.
Sie bringen uns richtig vorwärts: Köbi und Oski
Veronika am Ruder...
mit Gaby
Das Dreamteam: Hanna und René
Frauenpower: Sigrid und Lisbeth
Paartherapie: Margrit und Peter
Nach einer guten Stunde erkennen wir in der Ferne die Hütten der Uros. Sie wohnen hier draussen im See auf ihren Binseninseln. Alles ist aus Binsen: Boote, Inseln, Häuser. Ja man kann sie auch essen und sie helfen bei Fieber. Rene erklärt uns die verschiedenen Anwendungen.
Bald schon legen wir an. Die Frauen begrüssen uns fröhlich und laden uns ein, ihre Welt zu besuchen. Rene zeigt wie die Inseln aufgebaut sind. Binsenwurzeln, die sich bei Hochwasserstand vom Boden lösen, werden zusammen gebunden und mit Binsen belegt. Die Inseln müssen immer wieder ausgebessert und mit neuen Binsen repariert werden. Die Uros leben schon seit Jahrhunderten auf dem See, haben ihr Leben an die schwierigen Umstände angepasst.
Nach den Erklärungen zeigen die Frauen ihre Handarbeiten und kleiden uns gleichzeitig ein. Schon bald gibt es ein paar Uros mehr und ich finde, unsere Gruppe macht sich ganz gut. Kleider machen Leute.
Rene zeigt uns wie die Uro-Inseln aufgebaut sind
Die Küche
Oskar's Grizzly hat ein neues Heim gefunden - beim 11-monatigen Josef
Eine neue Uro-Familie
Mercedes trägt ihren 2-monatigen Sohn Daniel im Tragtuch. Der ältere ist im Kindergarten. Darum finden hier zwei Kuscheltiere ein neues Heim.
Dem Reiher wurden die Flügel gestutzt. Er wird als Haustier gehalten.
Die Uros sind sehr offen und fröhlich. Plötzlich kommt Wind auf. Unser Schiff wird fast fortgetrieben. Im letzten Moment können es die Männer wieder festbinden.
Allerdings entscheiden sie, dass der Wind zu stark ist, darum fahren wir mit drei kleinen Motorbooten weiter.
Schulbesuch
Nach dem Besuch einer der schwimmenden Urosinseln stand ein Schulbesuch auf dem Programm. Verteilt auf drei Motorboote, die von Uros gelenkt wurden, gelangten wir zu einer schwimmenden Insel, auf der zwei Schulhäuschen mit je einem Klassenzimmer standen.
Kaum hatten unsere Boote angelegt, stürmten bereits mehrere Kinder im Alter von sechs bis ca. elf Jahren aus einem der Gebäude und begrüssten uns mit hellem Gelächter und freudigem Geplapper. Schnell versammelten sich rund vierzig fröhliche Kinder in ihren schmucken Schuluniformen unter Anleitung ihrer zwei Lehrpersonen im vorderen Teil eines der Schulzimmer, während uns Sitzplätze im anderen Teil des Raumes angeboten wurden.
Nach einer kurzen Begrüssung durch eine Lehrerin sangen die aufgeregten Kinder ein paar Lieder in verschiedenen Sprachen. Darauf sangen wir alle zusammen den Kindern das Lied "Es Burebüebli man i ned" vor und schunkelten beim Refrain, was die Kinder offenbar sehr mochten. Jedenfalls versuchten sie ebenfalls begeistert mitzumachen beim "... noch vore, noch hinde, noch rächts...".
Zuletzt musste ich zwei interessierten Mädchen den Text in eines ihrer Hefte schreiben und das Lied nochmals vorsingen. Ich bin gespannt, ob die Kinder das "Burebüebli" in ihr Repertoire aufnehmen und künftigen Besuchern vorsingen werden.
Gerne warfen wir vor der Weiterfahrt noch einige Münzen und Noten in die bereitstehende Sammelbox. Aber vor dem endgültigen Abschied liessen sich einige der Kinder noch gerne von uns etwas herumwirbeln und freuten sich über diese Abwechslung vom Schulalltag, der sich von dem unserer Schweizer Kinder doch wesentlich unterscheidet. Nur schon der Standard der Schulzimmerausstattung lässt erahnen, wie gross der Unterschied der Unterrichtsgestaltung im Vergleich zu unseren Schulen ist.
Wir aber verabschiedeten uns von den Kindern mit zwiespältigen Gefühlen und hoffen, dass alle diese Kinder trotz materieller Benachteiligung glückliche Erwachsene werden können.
Peter
Schulbesuch
Die Mädchen können gar nicht genug bekommen vom Herumschwingen...
... aber die Anstrengung ist ziemlich gross. Dünne Luft und unsicherer Boden.
Auf einer grösseren Insel gibt es ein Restaurant. Hier erwartet man uns. Es gibt eine feine Quinoa-Suppe und eine gebratene Forelle mit Reis, Kartoffeln und Gemüse. Wir sind froh, dass wir in einem Raum sitzen können, denn draussen ist es inzwischen empfindlich kalt geworden. Wie man auf der Foto sieht, behalten wir auch beim Essen die Jacken und Mützen auf.
Im Gegensatz zu uns, sind viele Uros barfuss. Allerdings sieht man ihren Gesichtern die grossen Strapazen und schwierigen Lebensumstände an, denn viele Backen der jungen Leute weisen die typischen dunkeln Flecken auf, die von der Kälte stammen. Auch bei den Kindern war uns das schon aufgefallen.
Nach dem Essen fahren wir mit den drei Motorbooten zurück ins Hotel. Unter der warmen Dusche oder im heissen Bad, oder wenigstens vor dem offenen Feuer in der Bar oder dem Restaurant wärmen wir uns wieder auf.
Rückfahrt. Obwohl es saukalt ist, verlieren wir unsere gute Laune keinen Moment
René, der den Tag mit dem Laptop verbracht hatte, übernimmt wieder die Führung und schlägt um vier Uhr einen Bummel durch Puno vor. Doch niemand hat Lust mitzukommen, zu gemütlich und warm ist das Hotel.
So fahren wir allein mit dem Taxi zu der Plaza des Armas, besuchen die Kirche und geraten in einen Kinderumzug. Mindestens 20 Minuten paradieren Mädchen einer grossen Primarschule in fantasievollen Kostümen an uns vorbei. Sie tänzeln, schreiten, rennen und trippeln in Gruppen vorbei. Die meisten tragen warme Strumpfhosen, aber ein paar stecken mit blossen Füssen in einfachen Sandalen. Wir frieren schon beim Zusehen.
Dann genehmigen wir uns noch ein feines Nachtessen in einem der kleinen Restaurants. Alpaca mit Pommes und Gemüse. Früh sind wir zurück im Hotel, wo die anderen es sich inzwischen in der Bar gemütlich gemacht haben.
Die Kirche von Puno
Aufbruch: | 25.05.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 22.06.2013 |