Abenteuer Peru
Condore
Wieder einmal früh aufstehen, frühstücken und losfahren. Die Condore warten nicht.
Hoch oben über dem Colca-Fluss fahren wir ins Colcatal. Die Aussicht ist fantastisch. Auf der anderen Talseite erstrecken sich Terrassen über mehrere hundert Meter hoch. Ute erzählt uns von der Vergangenheit dieses fruchtbaren Tales. Schon die Inkas erkannten seinen Wert. Von den hohen Bergen fliessen viele Bäche hinunter ins Tal. Durch ein ausgeklügeltes System leiteten die Inkas das Wasser über die Terrassen und erzielten dadurch eine weit höhere Effektivität als heutige moderne Sprühsysteme. Die Felder wurden den Familien zugeteilt. Und zwar nicht waagrecht sondern senkrecht, so dass jede Familie die verschiedensten Gemüse und Früchte auf allen Höhenlagen anbauen konnte.
Ute erzählt und erzählt unbeirrt, während wir immer mehr staunen über die Strasse, auf der wir durch das Tal fahren. Die Strasse würde zurzeit saniert, erklärt sie uns, als wir in einer Sprechpause danach fragen. Weil viele Arbeiter nur eine Anstellung für die Dauer der Sanierung haben, eilt es ihnen nicht immer. Wir umfahren die Strasse auf einer provisorischen Umleitung, die aussieht, als ob sie nur für die Baumaschinen gedacht wäre. Später geht es einen Canyon hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Da ist vor ein paar Monaten die Strasse eingestürzt. Weil es am Morgen geregnet hat, ist die Piste zu allem Übel auch noch nass, so dass sich unser Bus richtig durchkämpfen muss. Zweimal schert er hinten leicht aus, schlipft in dem schweren Terrain und wir merken wieder einmal, dass mein Titel 'Abenteuer Peru' richtig gewählt war. Zum Glück kommt uns niemand entgegen, am Morgen fahren alle ins Tal hinein, gegen Mittag fahren die Touristenbusse in die andere Richtung. Es ist uns unverständlich, dass über diese provisorische Strasse täglich hunderte von Touristen geschleust werden.
Die Piste würde ich kaum mit dem PW fahren. Wir sind mit dem Bus durch. Foto: Köbi
Bei einem Halt stehen da Kinder und eine alte Frau am Strassenrand. Für einen Soles lassen sie sich fotografieren.
Nach fast zwei Stunden kommen wir beim Kreuz des Kondors an. Erst ein Bus steht da, es sind nicht viele Touristen unterwegs. Wir suchen einen Platz mit guter Sicht, spazieren ein wenig entlang den Wegen. Es ist kalt. Fast komme ich in Versuchung, an einem der Stände, die natürlich auch hier nicht fehlen, ein paar Handschuhe zu kaufen. Doch ich weiss, ich werde sie kaum mehr je tragen, darum vergrabe ich meine Hände in den Taschen. Langsam trudeln mehr Leute ein, das Gelände füllt sich doch ein wenig.
Noch ist kein Kondor zu sehen. Um mir die Zeit etwas zu verkürzen, versuche ich mit meiner neuen Kamera ein paar Blumen aufzunehmen. Scheint ganz gut zu funktionieren.
Cruz del Condor. 1300 m hoch über dem Colca-Fluss
Alles wartet auf die Codore
Wer hat sich da den höchsten Aussichtspunkt ergattert?
Übungen mit meiner neuen Kamera...
Und dann ist plötzlich einer in der Luft. Mit weit ausgebreiteten Schwingen schwebt er unter uns im Canyon. Es wird ganz still rundum, jeder hat ihn gesehen. Und dann ein zweiter, ein dritter. Sie sind da. Noch fliegen sie tief, noch haben sie nicht die Höhe erreicht. Elegant, ganz ohne Flügelschlag drehen sie ihre Runde vor uns. Und dann, alle sehen in die Höhe, da oben über uns schwebt einer. Schaut mit seinen scharfen Augen auf all die Touristen, dreht eine tiefe Runde. Es sieht aus, als ob er sich gleich auf uns stürzen möchte. Oder will er nur kontrollieren, ob genug Menschen da sind, ob es sich lohnt zu fliegen?
Er dreht ab, sinkt langsam und ist verschwunden. Und ich merke, dass ich aufgehört habe zu atmen. Merke um mich die Leute. Auch sie waren verstummt. Fangen sich wieder. Wahrscheinlich hat kaum jemand auf den Knopf gedrückt, eine Foto gemacht.
Foto: Köbi
Weiter unten drehen sie wieder ihre Kreise. Und da landet einer ganz in meiner Nähe auf einem Stein. Sieht sich um und gleich ist ein zweiter bei ihm. An den kleinen Kämmen kann ich erkennen, dass es zwei Männchen sind. Sie kümmern sich nicht um ihre Zuschauer, begrüssen sich, fast würde ich meinen, sie balzen. Und wieder herrscht andächtige Stille. Ich merke, wie hinter und neben mir geknipst wird, aber ich lasse mich nicht ablenken, betrachte gebannt die Szene. Ein dritter Condor landet auf dem gleichen Stein. Sie hocken zusammen, strecken die Schnäbel zusammen, scheinen etwas zu besprechen.
Und dann sind sie weg, alle drei. Ein Aufatmen geht durch die Menschen, man wagt wieder zu sprechen. Beobachtet noch eine Weile die grossen Vögel, die unter uns ihre Kreise ziehen und dann ist plötzlich keiner mehr da. Das Schauspiel ist zu Ende.
Was die wohl besprechen?
Wir treffen uns beim Bus, wo uns die nächste Überraschung erwartet. Er kann nicht gestartet werden, die Batterie ist leer. Es braucht etwas Überzeugungskraft von Ute, bis einer der anderen Chauffeure hilft. Die Batterie wird ausgebaut, mithilfe einer anderen startet der Bus und dann funktioniert es wieder. Selbstverständlich kontrollieren René und Köbi die ganze Aktion.
Die Rückfahrt ist nicht mehr so schlimm, wie die Hinfahrt. Unterdessen ist die Sonne hervorgekommen, die Strasse ist trocken. Die Foto ist von der Rückfahrt - auf der Hinfahrt hätte sich niemand getraut eine Foto zu machen, zu angespannt waren wir, um auch nur einen Gedanken ans Fotografieren zu verschwenden.
Batterie futsch - ausbauen - mit anderer Batterie starten - wieder einbauen - ok
Kaktusfrüchte. Sie sehen schön und gluschtig aus - sind aber extrem sauer.
Wie Wespenwagen kleben die alten Gräber in den Felsen
Wir halten irgendwo auf dem Rückweg an. selbstverständlich bewundern wir die Aussicht hinunter ins Tal doch Ute zeigt hinauf. Da oben in den Felsen gibt es Mumiengräber. Nachdem die Toten einige Jahre bei allen Zeremonien und Prozessionen mitgetragen wurden, fanden sie hier oben in den Felsen ihre letzte Ruhestätte.
Wir halten in Maca an. Hier gibt es vor allem die Kirche zu bewundern. Und auf dem Marktplatz steht ein Mann mit einem Habichtsadler. Er setzt ihn mir auf den Arm, dann setzt er sich auf meinen Kopf, auf den mir der Mann einen Hut gesetzt hat und dann klettert er auf meine Hände. Sanft hält er sich an mir fest. Seine Krallen sehen eindrücklich aus, doch er benutzt sie nur sehr sanft sachte.
Die Kirche von Maca
Einen Vogel hat jeder mal...
In der Kirche von Maca
Mittagessen in Chivay
Besuch in der Pneu-Werkstatt
Zum Mittagessen gibt es in Chivay ein Buffet. Etwas anderes wird in dieser kleinen Stadt nicht angeboten. Bevor wir weiter fahren, erkunden wir den kleinen Ort. Wir spazieren über den Hauptplatz, finden die Markthalle und beobachten die kleinen Handwerker und Verkäufer.
Kirche von Chivay
Kartoffeln...
Danach geht es zurück in die Höhe. Wieder passieren wir den Pass auf 4910 m und dann folgen wir der Strasse nach Arequipa. Unterwegs treffen wir auf einen LKW, der von der Strasse abgekommen ist. Wahrscheinlich war der Schnee schuld, der noch immer auf beiden Seiten der Strasse liegt.
Schnee auf den Anden - wir sind immer noch gut 4000 hoch.
Da war vielleicht auch der Schnee schuld. Foto: Köbi
Gegen fünf Uhr kommen wir in Arequipa an. Wir sind gut 1300 m abgestiegen. Fühlen uns schon wieder pudelwohl, ja es ist sogar möglich, ohne Probleme in den 5. Stock aufzusteigen, wenn der Lift gerade besetzt ist. Und dabei liegt Arequipa mit seinen 2300 m noch immer höher als der Pilatus.
Nach dem Zimmerbezug treffen wir uns zu einem kurzen Spaziergang zur Plaza des Armas, die zwei Häuserblocks entfernt liegt. Wir bewundern die Kathedrale und können sogar hinein gehen, weil kurz vorher eine Messe zu Ende gegangen ist.
Der Abend ist frei, ich gehe mit einem Teil der Gruppe ins nahe Restaurant Hatunpa, in dem Kartoffelgerichte angeboten werden.
Wieder geht ein reichgefüllter Tag zu Ende.
Die Kathedrale von Arquipa
In der Kathedrale
Nachtessen in einem einfachen kleinen Restaurant - Hatunpa, spezialisiert auf Kartoffeln
Die Aussicht aus dem Hotellift.
Aufbruch: | 25.05.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 22.06.2013 |