zwei Häuser in der Provence

Reisezeit: Juni / Juli 2013  |  von Herbert S.

von Aspres nach Aix

Um 9.00 Uhr sind wird reisefertig und verabschieden uns sehr herzlich von Mr. Derr und Mme Rimlinger.
Erstes Ziel ist Ganagobie, wo wir gegen 10.30 Uhr feststellen müssen, dass die Kirche erst um 15.00 Uhr zu besichtigen ist. Außerdem mußte man 4 km über Serpentinen hochfahren und noch weitere 2 vom Parkplatz laufen, nur um eine (na ja schon) beeindruckende Fassade zu sehen. Trotzdem bin ich sauer.
Das Kloster von Ganagobie liegt auf einem mit Kiefern bedeckten Plateau. Die tausendjährige Einrichtung, die eines der schönsten Mosaike der westlichen Welt birgt, ist seit dem 19. Jh. wieder bewohnt. Eine Freundin hatte iuns das Kloster ans Herz gelegt - wegen des Mosaiks - aber...

Am Portal der Kirche fällt zunächst die ungewöhnliche Verzierung auf. Das Bogenfeld zeigt eine strenge und etwas statische Majestas domini, die in starkem Kontrast zu den etwas schwungvoller gestalteten Evangelistensymbolen und Engeln steht.

Damit man weiß was man verpaßt hat:[Das einschiffige Langhaus kreuzt ein doppeltes Querhaus. Der Innenraum ist eher schlicht. Während die Wände früher mit Tapisserien und Fresken dekoriert waren, sind bis heute noch die wunderschönen, polychromen Mosaike** (Mitte 12. Jh.) in Chor und Querhaus erhalten geblieben, auf denen man zwischen Flechtbandornamenten allerlei Fabeltiere erkennt. Sie zeugen von orientalischem Einfluss. Als Vorbild dienten den Künstlern wohl auf den Kreuzzügen erbeutete Stoffe.]
Links der Kirche führt die breite Allée des Moines zum Rand des Plateaus, von dem sich ein weiter Blick über das Durance-Tal, das Plateau von Valensole und die Préalpes de Digne bietet.

Wir fahren weiter über Forcalquier nach Banon, das Dorf, das in unserem Gourmet-Reiseführer Provence für seinen Käse und mit seinem Wurstladen gelobt wird. Michel Derr und Mme. hatten außerdem von einem großen Buchladen gesprochen. Das Dorf ist nicht allzu beeindruckend, der Buchladen schon mehr, aber der Wurstladen ist eine Wucht. Dort erstehen wir dann für fast 12 € zwei halbmeterlange Würste und einen Käse.

Banon

Banon

Zurück über Forcalqier geht es weiter nach Salagon, einem alten Benediktiner-Kloster, in dem heute ein ganzes Museum untergebracht ist mit schön angelegten Gärten.

Die Ausstellung zeigt außerdem die Lavendelproduktion (Lavendel um Valensole und Lavendin um Riez) sowie die Geschichte einer damit verbundenen Familie, die in einem Schloß Allemagne de Provence lebt(e).

Damit ist das eigentliche Besichtigungsprogramm für heute erledigt. In einem Maison de produits du region, erstehen wir ein Püppchen für Christas Krippe und zwei Seifen an der Schnur für Ulrike und den ersten Lavendelhonig für mich (500g 6€) Meine Planung sieht nur noch die Sicht von Lavendelfeldern vor, die in Valensole sein sollen. Die Fahrt dorthin nervt mich völlig: ein Kreisverkehr hinter dem anderen, lauter Franzosen, die jeweils mit 'unterhöhter' Geschwindigkeit nicht wissen, ob sie nun in den Kreisverkehr hineinfahren sollen oder nicht. Ich bin heilfroh hinter Manosque endlich mal wieder eine fast leere Landstrasse zu haben. Noch 7 km und ich werde schon nervös, schließlich soll Ulrike doch ihre Lavendelfelder haben. Und dann stehen zig Autos am Straßenrand: ein Lavendelfeld, in dem fünfzig Touristen herumwuseln! Wir wuseln mit. Bei der Anfahrt sah es gar nicht imposant aus, aber im Feld selbst wirkt das Violett doch viel intensiver.

Leider haben wir keine volle Sonne. Wir machen noch kurz Stop an einer Lavendelfarm, im Shop gibt es aber nichts für uns zu kaufen. dort rangiert schon ein ganzer Bus, aber als wir in Valensole ankommen, fallen wir sozusagen um: die ganze Stadt wimmelt von Touristen - schrecklich und nur schnell weiter. Über Riez wo wir keine weiteren Lavendelfelder mehr sehen - ich hatte auf ein solches in Sonne gehofft - kommen wir fast per Zufall nach Allemagne en Provence und finden das eben erwähnte Schloß. Um 16.00 Uhr hat zwar gerade eine Führung angefangen, aber wir begnügen uns mit einer Außenansicht.

Und dann fängt bald wieder die Kreisverkehrmanie an. Ich entschließe mich auf die Autobahn zu fahren, aber Luise schickt uns nach ca. 20 km wieder runter wohl in Unkenntnis der weiterführenden Bahn, die nach wenigen weiteren Kilometern kostenfrei nach Aix führt. An Aix vorbei gelangen wir bald in die westliche n Vororte und finden die Straße mit unseren neuen Häuschen sofort. Selbst die Hausnummer 710 steht an einem Tor, durch das wir auf eine Schotterstraße fahren und durch 'Wild'-Gelände - an einer Straßengabelung wissen wir nicht weiter, doch uns begegnet ein VW-Tiguan mit Frau und zwei Jungens. Sie macht uns ein Zeichen, dass wir erwartet werden und führt uns ein Stück zurück. Wir beziehen das Haus, lassen uns Restaurants empfehlen und zeigen wo wir noch einen Supermarkt finden - ein Riesen Carrefour kurz vor Aix. Leider hat das Haus kein Wlan, obwohl ich eigentlich sicher war. Wegen fehlenden Austernmessers bekomme ich wieder keine Austern, aber wir kaufen frischen Fisch. Ulrike wäscht die erste Portion dunkle Wäsche. Dann gibt es auf der Terrasse Abendessen. Zum Kabeljau gibt es einen 5 Jahre alten Grand Vin de Languedoc, den Mr. Derr uns zum Abschied geschenkt hat. Mme Ludwig hat eine Flasche Rosé fruité in den Kühlschrank gestellt. Aber der würde wohl kaum passen. Während der Zubereitung mache ich ein kleinen Spaziergang durch das Gelände und stelle fest, dass wir einen eigenen Weinberg und auch ein eigenes Lavendelfeld haben.

© Herbert S., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir wollten die Lavendelfelder in Blüte sehen, die wir früher immer zur 'falschen' Zeit besucht haben.
Details:
Aufbruch: 19.06.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 08.07.2013
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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