Mozarabischer Jakobsweg 2014

Reisezeit: März / April 2014  |  von Uschi Agboka

Villanueva de la Conception - Antequerra -16,3 km

7.03.2014 - 4. Tag - Villanueva de la Conception – Antequera - 16,3 km

7. März 2014 4. Tag Villanueva de la Conception – Antequera 16,3 km

Als ich aus dem Fenster der Herberge sah, erblickte ich wieder einen wolkenlosen Himmel. Ich machte mir einen Tee und aß von meinem Brot, welches ich gestern gekauft hatte. Dazu gab es etwas Schokolade. Gegen 8.30 Uhr verließ ich die Herberge. Bevor ich mich auf den Camino machte, trank ich noch einen Milchkaffee in der Bar Perez.

Nach Verlassen der Bar führte der Camino steil bergauf und dann entlang der El Torcal Berge. Leider kondensierte die Luft, die vom Mittelmeer kam, an den Bergen und führte zu Hochnebel. Durch den Wind war es empfindlich kalt, so dass ich nicht mehr schwitzte. Dies ging so bis zum Puerto de la Escaleruela, wo plötzlich die Sonne wieder schien. An einer windgeschützten Stelle machte ich meine Mittagspause.

Ab dem Pass führte ein Gebirgspfad steil hinunter ins Tal. In der Ferne sah ich ein paar Kletterer. Unten angekommen waren es bei herrlichem Sonnenschein, aber starkem Wind, nur noch ca. 4,5 km bis nach Antequera, so dass ich schon um 13.30 Uhr im Ort war. Da ich direkt an der Touristen-Info vorbei kam, erkundigte ich mich dort nach einer Pilgerherberge. Die nette Mitarbeiterin rief in der Herberge an und erklärte mir, dass die Herberge ab 14.30 Uhr geöffnet habe.

So setzte ich mich in eine Bar, wo ich auf 4 deutsche BMW-Biker traf. Aber bis auf einen, bekam keiner von denen den Mund auf. Wahrscheinlich sprechen BMW-Fahrer nicht mit Pilgern!

Nach einem Bier marschierte ich zur Herberge, wo ich schon erwartet wurde. Ich legte nur meinen Rucksack ab und machte mich dann auf zur Stadtbesichtigung.

Mein erster Weg führte zur Burg Alcazaba und zur Kirche Real Colegiata de Santa Maria la Mayor. Der Eintritt für beide Gebäude kostete für Rentner über 65 Jahre 3 Euro. Dabei bekommt man einen Audio-Guide mit und so konnte ich die Burg und die Kirche in aller Ruhe besichtigen. Es hat sich gelohnt und ich kann es jedem Pilger nur empfehlen.

Dann standen die Dolmen Cueva de Menga und de Viera auf dem Programm. Von der Burg bis dorthin waren es nur ca. 1,3 km zu Fuß.
Auf dem Rückweg kaufte ich noch ein und ging dann zur Herberge. Kaum dort angekommen, traf noch ein spanisches Paar an. Sie kamen von Malaga mit dem Bus – billiges Übernachten während des Wochenendausfluges, eigentlich nicht ok.

Nach dem Duschen und Abendessen in der Herberge machte ich mich nochmals auf in die Stadt, um mir noch Einiges anzuschauen. Leider hatte nur noch die Stiftskirche San Sebastian geöffnet. Aber Antequera hat mehr zu bieten als nur Kirchen und Klöster. Es finden sich hier prächtige Herrenhäuser mit schönen Innenhöfen.

Müde von der Besichtigung setzte ich mich in eine Bar und schrieb mein Reisetagebuch. Gegen 21 Uhr lief ich zurück zur Herberge. Gegen 22 Uhr traf dort auch das spanische Paar ein. Um 22.30 Uhr wurde das Licht ausgemacht und ich schlief wie ein Murmeltier.

Antequera ist eine Stadt und eine Gemeinde in der andalusischen Provinz Málaga (Spanien). Seit dem 16. Jahrhundert trägt die Stadt wegen ihrer Bedeutung für Kultur und Geschichte des Landes und der geographischen Lage an den Verbindungswegen zwischen den großen andalusischen Städten Málaga, Granada, Córdoba und Sevilla den Beinamen „Herz von Andalusien“.

Die Gemeinde Antequera ist mit einer Fläche von 749 km² die größte der Provinz Málaga und hat ca. 42.000 Einwohner.
Antequera liegt ca. 50 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Málaga und der Costa del Sol am Rand der Bergketten (span.: Sierras) El Torcal und El Arco Calizo Chimenea auf einer Höhe von 575 m. Der Fluss Guadalhorce trägt zur Fruchtbarkeit des umliegenden Landes bei.

In der näheren Umgebung der Stadt befinden sich die Salzwasser-Lagune Fuente de Piedra, einer der wenigen Brutplätze des Rosaflamingo in Europa, und der El Torcal, ein Gebirgsstock aus Kalkstein der heute ein Naturpark und beliebtes Ziel für Kletterer ist.

Traditionell waren landwirtschaftliche Produkte (Oliven, Getreide, Schafwolle), deren Verarbeitung zu (Olivenöl bzw. Textilien) sowie das Handwerk (Möbel) die bestimmenden Zweige der Wirtschaft der Region. Heute ist der Tourismus der dominierende Wirtschaftsfaktor.

Antequera ist vor allem regional, aber in zunehmendem Maß auch international, ein Reiseziel kulturell interessierter Reisender; in den Museen der Stadt befinden sich rund 80 % aller Kunstschätze der Provinz Málaga, was sie zu einem der kulturell bedeutsamsten Zentren ganz Andalusiens macht.

Am nordöstlichen Stadtrand liegen die Cueva de Menga und der Dolmen de Viera aus der Zeit um 3800 v.Chr., die zu den größten Megalithanlagen Europas gehören. Der größere, Menga, hat einen Durchmesser von 25 Metern, ist 4 Meter hoch und aus 32 Megalithen aufgebaut, von denen der schwerste rund 180 t wiegt. Nach Fertigstellung der Kammer und des Ganges wurde die Anlage mit Erde bedeckt. Der Hügel blieb bis heute erhalten. Im 19. Jahrhundert fanden Archäologen in der Kammer die Skelette von mehreren hundert Menschen.

Etwas außerhalb der Stadt befindet sich der Dolmen de El Romeral aus der Zeit um 1800 v.Chr., bei dessen Konstruktion auch kleinere Steinformate verwendet wurden.

Ab dem 7. Jahrhundert v.Chr. besiedelten Iberer die Region, deren kulturelle und wirtschaftliche Kontakte mit den Phöniziern und Griechen durch zahlreiche archäologische Funde belegt sind.

Um die Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. vermischten die Iberer sich teilweise mit den zuwandernden Kelten und bildeten in Südspanien, dem heutigen Andalusien, das Volk der Turdetaner.

Im letzten Drittel des 1. Jahrtausends v. Chr. wurde die Iberische Halbinsel zu einem Teil des Römischen Reiches. Die Turdetaner übernahmen bald Kultur und Sprache der Römer und der Übergang zur römischen Herrschaft erfolgte weitgehend friedlich. Wie bei vielen anderen Ortschaften in Andalusien, gehen der heute noch sichtbaren Stadtplan und der Name auf jene Zeit zurück. So lautete der lateinische Name der Stadt Antikaria.

Die Stadt war, wie schon zur Zeit der Iberer und Turdetaner, auch unter römischer Herrschaft ein bedeutender Handelsplatz, insbesondere bekannt für die Qualität des hier produzierten Olivenöls.

Im Südosten der Stadt können heute die Ausgrabungen der römischen Bäder besucht werden. Ab der Mitte des 1. Jahrtausends wurden die Römer zusehends von über die Pyrenäen eingewanderten Völkern wie den Wandalen, Alanen und Sueben verdrängt. Für kurze Zeit übernahmen oströmische Byzantiner die Macht, wurden aber ihrerseits von den Westgoten besiegt.

Im Jahr 711 begann die Eroberung der iberischen Halbinsel durch die aus Nordafrika stammenden muslimischen Mauren. Ab etwa 716 war auch das frühere Antikaria eine maurische Stadt, geprägt von deren Kultur, Tradition und Architektur, und erhielt einen neuen Namen: Medina Antaquira.

Mit der Schlacht bei Las Navas de Tolosa (1212), in der die zu jener Zeit herrschenden Almohaden den vereinigten Heeren der christlichen Königreiche im Norden der Halbinsel unterlagen, begann der Niedergang des maurischen Al-Andalus. Medina Antaquira, damals von etwa 2.600 Menschen bewohnt, wurde – als eine der nördlichsten Städte des verbliebenen Königreichs der Nasriden von Granada – zu einer wichtigen Grenzstadt.

Zur Verteidigung gegen die Truppen der katholischen Königreiche im Norden wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut und auf dem die Stadt überblickenden Hügel eine Burg errichtet, die Alcazaba. Von dieser Festung sind heute nur noch wenige Teile der Befestigungsmauern und einige Türme zu sehen – darunter der später von den Spaniern aus- und umgebaute Torre del Homenaje.

Rund zweihundert Jahre war Medina Antaquira immer wieder Angriffen der christlichen Könige ausgesetzt. Erst am 16. September 1410 konnte ein Heer unter Führung Ferdinands I. von Aragón die Stadt erobern. Durch diesen Sieg erhielt der 1412 zum König von Aragonien erhobene Herrscher auch den Beinamen „Ferdinand von Antequera. Die Hauptstraße Antequeras trägt heute noch seinen Namen: Calle Infante Don Fernando.

Nach der Schlacht von 1212 gilt die Eroberung Antequeras als zweiter entscheidender Sieg der Christen in ihrem Bestreben, die Mauren aus Spanien zu verdrängen.

Nachdem Antequera Teil des Königreichs Kastilien geworden war, wurde die muslimische Bevölkerung teils ermordet und teils vertrieben. Die Stadt war nun eine Grenz- und Festungsstadt der Katholiken gegen das nasridische Reich von Granada und Ausgangspunkt einer Reihe von Eroberungszügen. Erst nachdem Granada im Jahr 1492 als letzte maurische Stadt des ehemaligen Al-Andalus kapituliert hatte, begann die Stadt sich von den Jahrhunderten des Kampfes zu erholen und zog auch wieder Menschen an, die sich niederließen.

Antequera wurde zur bedeutenden Handelsstadt am Kreuzungspunkt der Routen zwischen Málaga im Süden, Granada im Osten, Córdoba im Norden und Sevilla im Westen. Diese Position, zusammen mit der florierenden Landwirtschaft, den für ihre Arbeit bekannten Handwerkern und den kulturellen Errungenschaften der Stadt, trugen dazu bei, dass Antequera ab dem 16. Jahrhundert den Beinamen „Herz von Andalusien“ erhielt. In dieser Zeit veränderte sich auch das Stadtbild grundlegend. Moscheen und Häuser wurden niedergerissen und an deren Stelle neue Gebäude, oft Kirchen, errichtet. Die älteste Kirche Antequeras, die spätgotische Iglesia San Francisco, entstand um das Jahr 1500. 1504 wurde „La Colegial“ gegründet, ein humanistischer Lehrstuhl für Grammatik, wo sich in der Folge eine Reihe für die spanische Renaissance bedeutender Schriftsteller und Gelehrter versammelten.

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts entstanden auch die Schule der Dichter von Antequera, der neben anderen Pedro Espinosa, Luis Martín de la Plaza und Cristobalina Fernández de Alarcón angehörten, und die Schule für plastische Künste, deren Künstler vor allem an den zahlreichen Kirchenbauten Beschäftigung fanden und deren Werke auch in den umliegenden Regionen um Sevilla, Málaga und Córdoba gefragt waren.

Unter den neu errichteten Kirchen waren die Stiftskirche San Sebastián im Stadtzentrum und die größte und prunkvollste der Stadt, Real Colegiata de Santa María la Mayor (1514–1550) mit ihrer strengen Fassade, die Renaissance- und spätgotische Elemente miteinander verbindet.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein entstanden noch eine Vielzahl weiterer Kirchenbauten (heute befinden sich in der Stadt insgesamt 32) und auch Paläste für die Mitglieder des Adels und die wohlhabenderen Bürger im Stil des spanischen Barocks.

Die kulturelle Blütezeit Antequeras ging Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts allmählich zu Ende. Spanien musste den Verlust seiner amerikanischen Kolonien hinnehmen und verlor auch eine Reihe entscheidender kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa. Damit einher ging eine tiefgreifende wirtschaftliche Krise, die in einigen Regionen des Landes sogar dazu führte, dass die Menschen wieder zum Tauschhandel übergingen. Kirche, Adel und Großbürgertum – die Großgrundbesitzer – zuvor die Auftraggeber und Mäzene der Kunst-schaffenden, verloren den Großteil ihrer Vermögen und konnten damit weder weitere Kirchenbauten, noch Paläste bezahlen.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte Spanien durch eine Reihe von Reformen – insbesondere eine Landreform und die Zurückdrängung der Macht der Römisch-Katholischen Kirche (Ausweisung der Jesuiten 1767) – einen langsamen wirtschaftlichen Aufschwung. Für Antequera wurde vor allem die Textilproduktion zum wesentlichen Wirtschaftszweig.

1804 wurde der Aufschwung der Stadt von einer Gelbfieberepidemie und den wenig später folgenden Napoleonischen Kriegen unterbrochen. Eine weitere schwere Krise erlebte die Textilindustrie Antequeras im frühen 20. Jahrhundert. Erst ab den 1960er Jahren, als die nahe gelegene Costa del Sol sich zur internationalen Tourismusdestination entwickelte, erlebte auch Antequera wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute ist die Stadt sowohl ein touristisches, wie auch – vor allem – ein kulturelles Zentrum von überregionaler Bedeutung.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mozarabischer Jakobsweg 2014 Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf. Von Malaga nach Baena/Cordoba, Granada nach Cordoba, Cordoba nach Merida/Sevilla 4. März bis 2. April 2014
Details:
Aufbruch: 04.03.2014
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.04.2014
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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