Fünf Monate Kängurus und Kiwis
Sydney - Wie auf der Kaninchenfarm
So, da bin ich mal wieder. Ich war also letztes Wochenende in Sydney, bevor ich davon berichte, lasst mich aber kurz einmal den australischen Ausnahmezustand beschrieben - er heißt "State of Origin".
Hat jemand schonmal davon gehört? Macht nicht's, ging mir genauso. Also, der "State of Origin" ist vom Status etwa mit dem Superbowl in den USA zu vergleichen und bedeutet hier, dass Queensland drei Rugbyspiele gegen New South Wales bestreitet und dem Gewinner dieser Serie Ruhm und Ehre gebühren, wobei der Verlierer mit Schande überschüttet wird. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall fand vor knapp zwei Wochen das erste dieser drei Spiele statt und hier war wirklich die Hölle los. Überall Partys und kaum Menschen auf der Straße. Na ja, das erste Spiel ging knapp an New South Wales und nächste Woche findet dann das nächste Match statt, wobei dann ja auch Gott sei Dank die Fußball-WM angefangen hat und ich endlich ein Spiel gucken kann, dass ich auch verstehe (obwohl so manch böse Zuge ja anderes behauptet). Im Gegensatz zu dem was ich in Canberra geguckt habe, ist "State of Origin" nämlich nicht Rugby Union sondern Rugby League und die haben verschiedene Regeln. Ich konnte also fast alles vergessen, was ich in Canberra - mehr oder eben weniger - gelernt hatte. Aber ist eigentlich auch egal, ich wollte euch nur mal einen kurzen Einblick in den australischen Sport geben.
Auf jeden Fall ging es dann vorlezten Freitag für mich nach Sydney. Da ich Mike diesmal sehr eindringlich gebeten hatte, doch bitte etwas früher zum Flughafen zu fahren, machte er sich zwar über mein Anliegen lustig, folgte meiner Bitte aber und so hatte ich diesmal bedeutend mehr Zeit als bei meinem Flug nach Canberra. Im Hostel angekommen musste ich erstmal feststellen, dass schon jemand in dem mir zugewiesene Bett lag. Da die drinliegende Frau aber nicht unbedingt mein Typ war, wollte ich auch nicht teilen und ging lieber zur Rezeption und ließ mir ein neues Bett geben. Das klappte dann auch ohne Probleme. Auf jeden Fall bin ich den ersten Abend dann erstmal in die hosteleigene Disco gegangen. War ganz cool, aber leider auch zu laut um irgendwelche Leute kennen zu lernen.
Der nächste Tag fing nicht besonders früh an - warum auch? In Sydney macht eh nichts von 10 Uhr auf. Nachdem ich es dann doch geschafft hatte, dem warmen Bett zu entkommen, ging ich zur Oper, um mir die Eintrittskarten für die am Abend stattfindende Beatles-Covershow abzuholen. Da ich eh schon da war, machte ich auch gleich noch eine geführte Tour, wobei der Tourguide (oder für Marcel, der ja Anglizismen vermeiden möchte "Führungsleiter") wirklich aussah wie Mr Bean. Ich hätte ihn fragen sollen, ob er mit ihm verwandt ist.
Die Tour (oder "Führung") war sehr interessant. Uns wurden alle Säle gezeigt, in denen Veranstaltungen stattfinden, wobei ich besonders erstaunlich fand, dass es in diesem riesigen Opernhaus auch Säle für nur ein paar hundert Leute gibt, in denen kleine Theaterstücke aufgeführt werden (im Vergleich dazu: Der Konzertsaal hat 2800 Sitze). Was die Architektur betrifft, muss ich sagen, dass sie von Außen viel beeindruckender ist, als von Innen. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Arbeiter noch gar nicht richtig fertig sind.
Das wahrscheinlich meist-fotografierteste Gebäude Sydneys: Das Opernhaus.
Von drinnen sieht die doch aber wirklich ein wenig unfertig aus, oder?
Anschließend bin ich dann in die Bibliothek von New South Wales geangen, um mir die besten Pressefotos des vergangenen Jahres anzugucken. Sie sind wirklich sehr beeindruckend, wobei ich bedrückend fand, dass fast außmahmslos alle Bilder Leid darstellten. Aber wie heißt es so schön? "Bad news is good news". Irgendwie ist da doch was Wahres dran.
Zurück im Hostel habe ich dann zwei irische Backpackerinnen und Christian aus Dänemark getroffen. Diese Begegnung sollte noch weiteren Einfluß auf den Abend haben...
Anschließend begab ich mich dann zur Oper, wobei sich Mikes Einfluß zum ersten Mal deutlich zeigte - ich kam eine Minute vor Beginn an. Was die Veranstaltung betrifft, kann ich sagen, dass sie mir größtenteil wirklich gefallen hat, lediglich zwei, drei Lieder (unglücklicherweise die besten) waren eher mißlungen. Da ja die meisten von euch schon genug Beatles bei mir ertagen müssen, will ich jetzt auch nicht weiter ins Detail gehen. Bei Interesse könnt ihr ja mailen . Auf jeden Fall ging ich anschließend wieder in die hosteleigene Disco, wo ich mich mit meinen Zimmerkameraden zu einigen alkoholischen Kaltgetränken (Johannes zu Liebe sage ich nicht "Bier" ) verabredet hatte. Der Abend war auch echt ganz cool und Christian (der dänische Typ) erzählte mir auch gleich brühwarm, dass er in der vergangenen Nacht erstmal eine Finnin flach gelegt hatte. Nun gut, vielleicht hat er auch keinen Frisör, dem er das erzählen kann. Auf jeden verabschiedete ich mich so gegen halb drei Richtung Bett, ehe ich um drei von eben diesem Christian mit den Worten: "Hey Jonas, I need your help. I've met a swedish girl, but can't find my rubbers. Do you have one?" geweckt wurde. Wer jetzt glaubt, dass er von ihr eine Zeichnung machen wollte und er nur seine Radiergummies nicht finden konnte, den muss ich leider entäuschen, hier bezeichnet man Kondome auch als rubber - ihr versteht das mit den Bienen und Blumen?!? Er war aber nicht der einzige, der das Motto des Hostels "wake up with someone new" sehr wörtlich genommen hatte; als ich morgens aus meinem Hochbett gesprugen kam, stand da eine nackte Frau mitten im Raum, die wohl gerade aus dem Bett eines anderen Zimmerkameraden gekrochen kam. Ihrem Blick nach zu urteilen war sie auf keinen Fall meinetwegen da - schade eigentlich.
Nun gut, das war eigentlich auch schon alles - mehr oder weniger - spannende aus Sydney. Es ging für mich nämlich gleich anschließend wieder zurück nach Brisbane.
Leider ist das Bild von der Harbour Bridge nicht ganz so geworden, wie ich wollte. Ich hatte vergessen, meine Kamera zurück auf 100 ASA zu stellen, so dass diese Aufnahme mit 800 ASA gamacht wurde (mein Bruder weiß was das bedeutet).
Aufbruch: | April 2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | September 2006 |
Neuseeland