Fünf Monate Kängurus und Kiwis
Der erste Tag: Warum immer ich?
Jetzt ging es also los - Perth. Nachdem ich die übliche Sicherheitsprozedur am Flughafen (kenne ich mittlerweile auswendig) über mich ergehen lassen musste, konnte es also losgehen. Um ehrlich zu sein, war ich zu diesem Zeitpunkt etwas down, da ich auch meine Ferien mit meiner Gastfamilie am Strand hätte verbringen können und ich mich dann doch zu fragen begann, ob die lange Reise das Geld wert sei.
Im Flugzeug wurde meine Laune nicht gerade aufgehellt, da ich feststellen musste, dass ich neben einem Alki - oder jemandem mit extremer Flugangst - sitzen musste. Der hat bei der Begrüßung schon wie ein Schnapsladen gestunken und die drei kleinen Flaschen Wein und zwei Dosen Bier die er sich dann noch während des fünf-stündigen reingezogen hat, halfen auch nicht gerade, dem entgegenzuwirken. Nun gut, ich habe es ja überlebt und er fiel eh nach geraumer Zeit in den Schlaf und war nicht gerade einfach zu wecken.
In Perth freuten sich dann ähnlich wie in Canberra alle Leute über den ersten Regen seit Monaten (geil!!!) und ähnlich wie in der australischen Haupstadt musste ich feststellen, dass es in Perth am Wochenende kein richtiges Nahverkehrssystem gibt. Ok, dann muss man halt ein Sammeltaxi nehmen, dass einen zwar zum Hotel bringt aber halt etwas teurer ist. Was benötigt man also? Richtig, Geld! Und wo bekommt man das her? Auch richtig, vom Geldautomaten! Einfacher gesagt als getan. Da ich ja anscheinend nicht lerne, reise ich immer mit zu wenig Geld in der Tasche und muss deshalb als erstes einen Geldautomaten suchen - so auch in Perth. Doch da war einer, unglaublich aber war! Sollte das Geldabheben etwa zum ersten Mal in einer fremden Stadt ohne Probleme ablaufen? Ich gehe also freudestrahlend auf den Automaten zu und muss leider feststellen, dass mir eine freundlich lächelnde Frau sagt, dass die Maschine zur Zeit leider nicht arbeitet. Die Tuse auf dem Bildschirm ist zwar echt hübsch, in diesem Moment hätte ich ihr aber am Liebsten den Hals umgedreht! Da ich das Abheben mit der Kreditkarte und die damit verbundenen horenden Kosten vermeiden wollte disponierte ich also schnell um und ging mit meinen noch in der Tasche verbliebenen 30 Euro zum Wechselschalter - war aber auch nichts! Die Dame saß zwar noch da, machte aber um 5 Uhr Feierabend und ich war eine Minute zu spät. Um ehrlich zu sein, in diesem Moment hätte ich wirklich sofort ein Flugzeug zurück nach Brisbane genommen, wenn sich irgendwie die Gelegenheit geboten hätte. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll.
Na ja, ich habe dann noch mit meiner Kreditkarte Geld bekommen (über 5 Euro hat mich das gekostet) und ein Sammeltaxi hat mich dann auch zum Hostel gebracht. Wundert mich eigentlich, dass wir da je angekommen sind, gegen diesen Busfahrer ist meine Mutter in Hochform gar nichts. Der hat uns glaub ich die gesamte Geschichte Westaustraliens und Perths erzählt und hat dabei auch eine gewisse Anzahl von Grünphasen verstreichen lassen.
Im Hostel dann der nächste Schock! Kaum im Hotelzimmer angekommen stieg mir der leicht süßliche Geruch von Mariuhana in die Nase und vor mir stand etwas komischer Typ, der behauptete, er würde im Hostel wohnen, da er sich keine Wohnung leisten könne. Ok, aber eine Hostel ist doch selten günstiger, oder? Der Rest des Abends ist eigentlich schnell erzählt: Nach dem Essen habe ich uns beiden eine Dose VB (Bier) gekauft, die wir dann gemeinsam auf dem Zimmer geleert haben. Ich hab irgendewie gedacht: "Ich hab dir jetzt das Bier bezahlt, lass du meine Sachen dafür in Ruhe!" Hat ja auch geklappt! Unser Gespräch bestand hauptsächtich daraus, ihm Fragen über die Welt zu beantworten, wobei er sehr erstaunt darüber war, dass in Australien 20 Millionen Menschen leben, das Land größer als Deutschland ist und Europa keine Ansammlung von Inseln ist.
Da meine Tour um sieben beginnnen sollte, stellte ich also meinen Wecker auf fünf Uhr, damit ich bloß nicht hetzen muss. Aber wie das so ist, kam es natürlich anders als gedacht: Der Wecker ging wie geplant um fünf Uhr los und unter der Dusche musste ich leider feststellen, dass das warme Wasser erst später angeschaltet wird und ich mit wirklich arschkaltem Wasser Vorlieb nehmen musste - danach war ich wenigstens wach. Zurück im Zimmer fand ich auch den Grund heraus, warum es in diesem Raum so permanent nach Marihunana gerochen hat. Da stand doch glatt mein "Mitbewohner" (wobei diese Bezeichung eigentlich nur Frank und Marcel verdient haben) vor mir und fragte mich, ob es mich stören würde, wenn er vor der Arbeit eine Pfeife mit Grass durchziehen würde. Da ich bei der Ankunft in der Gruppe nicht unbedingt nach Rauch stinken wollte, sagte ich ihm, ich vertrüge keinen Rauch, woraufhin er erstmal auf den Balkon ging.
Dies also halbwegs verdaut machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, die eigentlich genau auf der anderen Straßenseite sein sollte. Mein Gutschein sagte mir lediglich ich solle um sieben beim "Coach Tourist" sein. Nachdem ich also mehrere Minuten an der Bushaltestelle gewartet hatte, fragte ich mich doch, warum hier denn nur Linienbusse fahren. Was macht man also? Fragen natürlich. Nachdem mir einige Leute sagten, dass sie noch nie von einem Platz namens "Coach Tourist" gehört hätten, schickte eine ältere Dame mich die Straße entlang zur etwa 300 Meter entfernten Bahnstation. "Kein Problem" dachte ich mir "du hast ja noch 15 Minuten". In der Bahnstation angekommen wusste ich dann nicht mehr weiter. Irgendwie konnte mir keiner weiterhelfen, so dass ich kurzerhand zum Telefon griff und erst den Marcel (der z.Z. keinen Computer hatte) und dann den Jan anrief um sie zu fragen, ob sie im Internet vielleicht eine genauere Beschreibung des Ortes finden konnten. Anstatt mir aber zu helfen, wurde ich noch weiter verwirrt. Jan meinte, dass da "Carpark Perth Station" stünde. Ja was denn nun? Coach oder car???
Das Ende vom Lied war, dass ich mich um fünf nach sieben entschied, jetzt entweder in Tränen auszubrechen und nach Hause zu fahren oder noch einmal zu dem Punkt zurückzurennen, von wo die öffentlichen Busse abfuhren. Ich entschied mich für letzteres und nahm die Füße in die Hand, wobei ich dann noch fast von einem Bus überfahren worden wäre. Dort angekommen wagte ich einen letzten Versuch und fragte einen Busfahrer nach dem Weg zum "Coach Tourist" und er konnte mir tatsächlich weiterhelfen. Er deutete auf die Straße hin sagte, dass die Touristenbusse immer direkt an der Straße halten würden. Und da war er - mein Bus.
Da es bereits zehn nach sieben war und es nicht gerade schien, mein Tag zu werden, hatte ich Panik, dass er mir direkt vor der Nase wegfahren würde, ich nahm also die Füße in die Hand und rannte quer über die Buspur, sprang über eine kleine Hecke, lief durch die von der Stadt Perth gepflanzten Blumen und musste abschließend noch über einen kleinen Zaun klettern und eine Mauer herunterspringen. Fast wie beim Bund. Wer jetzt glaubt, dass ich übertreibe, der täuscht sich leider. Ich war danach wirklich in Schweiß gebadet und alle im Bus amüsierten sich über meine frühmorgendlichen Übungen. Na ja, jedenfalls kannte mich danach jeder.
So ging die Reise dann also los; insgesamt 3600 Kilometer in sieben Tagen.
Mit diesen Leuten bin ich eine Woche lang durch WA gereist. Super cool!
Geologen kriegen bei diesem Bild bestimmt fast einen Orgasmus. Die Pinnacles sehen eigentlich aus wie tausende kleine Grabsteine und es wird vermutet, dass es sich hierbei um die versteinerten Überreste des Wurzelwerkes eines Regenwalds handelt.
Nur die harten Deutschen haben sich getraut bei rund 20 Grad Wassertemperatur im Indischen Ozean zu schwimmen.
Die ist eine der vielen wunderschönen Schluchten, die wir in dieser einen Woche gesehen haben. Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht welche dies ist und bin auch zu faul zum Aufstehen um nachzugucken.
Aufbruch: | April 2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | September 2006 |
Neuseeland