Fünf Monate Kängurus und Kiwis
Die Nordinsel - ein geologische Paradies
So, da war ich nun also in Auckland - Neuseeland. Der Flug war ohne Probleme und der Weg zum Backpackers gestaltete sich dank "Air Bus" auch sehr einfach. Als erstes ging es in den Supermarkt, um mich für die nächsten beiden Tage - die ich ja noch allein zu verbringen hatte - einzudecken. Abends kochte ich mir zum ersten Mal seit langer Zeit erstmal etwas zu Essen und danach ging es auch schon ins Bett. Spannend, oder? Na ja, zugegebener Maßen muss ich sagen, dass sich der nächste Tag wirklich zog und ich die Ankunft meines Bruders kaum noch erwarten konnte. Um die Zeit ein wenig zu beschleunigen, ging ich ins maritime Museum und anschließend noch ein wenig durch die Stadt. Nachdem ich dann noch ein letztes Mal abends in die Disco gegangen war, ging ich voller Vorfreude ob der auf mich zukommenden Dinge ins Bett.
Um ja nicht zu spät zum Flughafen zu kommen hatte ich meinen Wecker extra besonders früh gestellt. Hat auch alles super geklappt, bis ich feststellen musste, dass ich den Bus zum Flughafen gerade um eine Minute verpasst hatte... Na ja, es war ja noch Zeit! Der nächste Bus kam aber erst eine halbe Stunde später - also 10 Minuten zu spät. Na ja, noch war ja Zeit! Als ich dann allerdings feststellen musste, dass ich mit meinem Backpackers am Anfang einer Route durch die ganze Stadt lag und der Busfahrer auf dem Weg zum Flughafen noch gut ein Dutzend Touristen wegbrachte und abholte, begann bei mir ein wenig die Panik auszubrechen. Besonders beunruhigend war, dass der Fahrer fuhr wie eine Sau. Bei ihm gab es nur Vollgas oder Vollbremsung. Das Ende vom Lied war, dass ich erst 20 Minuten nach der Landung der Maschine meines Bruders ankam und erneut meine Füße in die Hand nehmen musste. Wer diesen Reisebericht von Anfang an verfolgt hat, wird merken, dass dies bei Weitem nicht das einzige Mal war. Da die Abfertigung am Zoll jedoch ein wenig gedauert hatte, kam ich gerade noch vor meinem Bruder an. Da war Florian nun - ebenfalls in Neuseeland.
Mit dem Bus ging es dann zurück in die Stadt und da fing unser großes Abenteuer auch schon an: Wir mussten mit demselben verrückten Busfahrer zurück in die Stadt fahren, mit dem ich kurz zuvor zum Flughafen gefahren war. Mein Bruder meinte dazu nur, dass er wohl an diesem Morgen zu viel Kaffee getrunken habe. Es stellte sich jedoch heraus, dass er sehr nett und entgegenkommend und nur ein wenig verrückt war, da er uns trotz zu wenig Geld die Fahrkarten verkaufte und meinte, man sehe das in Neuseeland nicht so eng. Ich frage mich nur, ob sein Chef das genauso sieht. Na ja, die Geschichte des ersten gemeinsamen Tages ist auch echt schnell erzählt. Wir sind einfach gemeinsam durch Auckland geschlendert und mein Bruder hat verzweifelt - und bis immerhin 18 Uhr auch erfolgreich - versucht, gegen das sich meldende Jetlag anzukämpfen. Na ja, so traf ich mich abends noch kurz mit zwei Leuten, die ich vorher kennen gelernt hatte und verabschiedete mich bei ihnen mit einem letzten Bier. Ich ging dann auch bald zu Bett, da ich ja dachte, dass wir früh aufstehen mussten, um unseren Wagen vom Flughafen abzuholen - wie gesagt, dachte ich...
Na ja, das mit dem früh aufstehen hat dann auch geklappt, da mein Bruder schon um fünf Uhr putzmunter im Zimmer herumräumte. Nach dem FRÜHstück machten wir uns dann auch auf den Weg zur Autovermietung. So, wer von euch jetzt gut aufgepasst hat und nicht gerade ein Gedächtnis wie ein Sieb hat, wird sich daran erinnern, dass ich das letzte Mal auf dem Weg zum Flughafen am Anfang der Busrunde durch die Stadt eingestiegen war und somit fast zu spät zum Abholen meines Bruders gekommen wäre. Um dieses Mal intelligenter zu sein, entschlossen wir uns, uns zum Ende der Route zu begeben, um Zeit zu sparen. Hat auch ohne Probleme geklappt, wobei an dieser Stelle gleich mal angemerkt werden sollte, dass es auch so ziemlich das letzte war, was an diesem Tag ohne Probleme klappen sollte.
Am Flughafen angekommen mussten wir erstmal feststellen, dass die Firma, bei der ich die Buchung gemacht hatte, nichts von unserer Ankunft wusste und nur meinte, dass sie eine Stornierung für die Bestellung erhalten hätten. Da wir aber in Neuseeland waren und die Leute unglaublich freundlich sind, telefonierte der Herr von Maui herum und meinte kurz darauf, dass er die Firma gefunden habe, bei der unsere Buchung gelandet sei und es nur wenige Minuten dauern würde, bis uns ein Bus abholen würde. Stimmte auch und schon wenig später standen wir bei EZY auf dem Hof und hofften, bald unser Gefährt in Empfang nehmen zu können - weit gefehlt. Uns wurde mitgeteilt, dass ich auf unserer Bestellung angegeben hätte, den Bus in der Stadt und nicht am Flughafen in Empfang zu nehmen. Jetzt wo er es sagte... Also zurück in die Stadt (diesmal mit der Taxe) und her mit dem Camper. Ich möchte diese Stelle auch nutzen und meinem Bruder danken, dass er mich nicht gleich am ersten Tag umgebracht hat. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie ich reagiert hätte, wenn ich einen 24-stündigen Flug hinter mir hätte und aufgrund der Doofheit meines Bruders zweimal durch ganz Auckland fahren müsste, um das bereits bezahlte Auto abzuholen. Das Ende vom Lied war also, dass wir etwa 3 Stunden später als geplant Richtung Rotorua aufbrechen konnten.
Da Florian die Ansicht vertrat, dass er nicht um den halben Erdball geflogen sei, ohne im Pazifik zu baden, führte unser erster Weg an den Strand. Da ich ja zum Glück schon in Australien im Wasser war, konnte ich auf dieses "Vernügen" verzichten - schwimmen bei 15 Grad Wassertemperatur ist nun wirklich ein wenig bekloppt, oder? Wer's braucht... Durchgefroren wie wir beide danach waren (am Ufer zu warten ist auch kalt) ging es dann weiter auf unseren ersten Campingplatz zu einem Einlaufbier. Das Einlaufbier war das erste was wir jeweils auf den Campingplätzen machten: Ab auf unsere beiden Campingstühle - die wir Ernie und Bert genannt hatten - und ein schönes kühles Pils. Später benutzen wir sogar das Bier um unseren Camper auf den Namen "Doris II" zu taufen. Wer nun glaubt, dies sei aus einer Bierlaune heraus entstanden, liegt leider falsch; wir waren nüchtern dabei und meinten, dass es nur ein gutes Omen sein könnte, unsere Karre so zu nennen, da Anikas (Flos Freundin) Auto auch Doris hieß und immer treue Dienste geleistet hat. Aber zurück zur eigentlichen Reise. Wie ihr wahrscheinlich merkt, könnte ich über Neuseeland fast ein Buch schreiben, so viele schöne Erlebnisse gab es dort. Da ich nun aber weder meine noch eure Zeit zu sehr in Anspruch nehmen möchte, werde ich mich mal etwas kürzer fassen als bisher.
Der erste Campingplatz war an sich ganz OK, bis auf dass es in den Duschen so etwa 5 Grad warm war und es überall nach Schwefel gestunken hat. Dafür konnten die Besitzer aber nicht, da der Geruch von den nahe gelegenen thermalen Quellen kam. Ich kann euch sagen, dass man diesen Gestank auch nach mehrmaligem Waschen nicht ganz aus den Kleidern rausbekommt. Na ja, war uns in dem Moment aber egal. Am nächsten Morgen besuchten wir also die eben schon angesprochenen Quellen und ich muss sagen, dass ich echt erstaunt war, wie spannend Geologie sein kann. Nicht dass ich jetzt mein Studienfach wechseln würde, aber das dampfende Wasser, der Schwefeldampf und die Matsch spuckende Erde ist irgendwie schon echt faszinierend. Nach einem Bad im Schwefelwasser ging es dann weiter - so gut es eben ging. Unser Auto wurde nämlich bei der Abfahrt von zwei Pfauen umlagert und ich hatte echt Angst, dass wir sie vielleicht überfahren würden. Zum Glück ist da nichts passiert und wir konnten weiterfahren.
Dies ist der größe Geysir in Neuseeland. Er liegt in Taupo und es kostet 25 Dollar ihn zu besichtigen.
Nachdem wir in den darauf folgenden Tagen noch zwei weitere thermale Quellen besichtigen konnten, ging es in den Tongariro National Park, wo wir eigentlich die weltberühmte Tongariro Crossing machen wollten. Leider war die 17 Kilometer lange Wanderung gesperrt, da noch bedeutend zu viel Schnee lag. An der Info wurde uns gesagt, dass noch etwa ein Meter zu viel Schnee liegen würde und selbst geführte Touren abgesagt werden müssten. Nachdem sich die erste Enttäuschung gelegt hatte, beschlossen wir halt, stattdessen auf einen Vulkan zu steigen, was mit Sicherheit fast so genial war wie die Crossing gewesen wäre. Man muss es eigentlich gesehen haben, um es glauben zu können, aber fünf Minuten nach dem Unterschreiten der Baumwuchsgrenze steht man mitten im Regenwald - wirklich atemberaubend. Nachdem wir nun also die Wanderung beendet hatten, fuhren wir noch am selben Tag weiter an die Westküste und die Fahrt war wirklich ein Abenteuer.
Kurz nach dem Verlassen des Nationalparks sahen wir ein Straßenschild mit dem Titel "Windy road and washouts next 52 km"! Mein Bruder meinte nur, dass die mit Sicherheit ein Komma vergessen hätten und es schon nicht so schlimm werden könnte. Ich behaupte hier mal, dass wenn wir unseren Eltern von dem nun folgenden während unserer Reise erzählt hätten, hätten sie kein Auge mehr zubekommen: Also, es war kein Rechtschreibfehler und die Straße war eine Katastrophe! Nicht nur, dass es sich wirklich um eine sehr kurvige, an mehreren Bergen vorbeiführende Straße handelte, nein, die Neuseeländer scheinen auch nie etwas von Leitplanken gehört zu haben. Stellt euch vor, ihr fahrt auf einer Straße die echt eng ist und es geht neben euch 50 Meter in die Tiefe und das einzige was euch schützt ist ein Stacheldraht, der verhindern soll, dass Schafe auf die Fahrbahn laufen. Als wenn das noch nicht genug ist, hatte das Schild leider auch mit "washouts" recht. Teilweise war mal eben die Hälfte der Fahrbahn weggebrochen und zum Schutz der Autofahrer war um das klaffende Loch eine durchgezogene Linie gezogen. Na ja, ist halt derjenige, der in das Loch fällt selbst Schuld - er hat ja eine durchgezogene Linie überfahren. Was wir da erlebt haben ist für deutsche Verhältnisse echt unglaublich. Die "beste" Brücke die wir überfahren haben, war eine Holzbrücke, auf die eine Betonschicht geschüttet wurde. Das ist ja noch OK, jedoch war diese Brücke einspurig und man musste sie sich nicht nur mit entgegenkommenden Autos, sondern auch der Eisenbahn teilen. Aber es klappt, weil sowas in Neuseeland einfach normal ist - Flo und ich haben es ja auch überlebt.
Nachdem wir dann also endlich auf dem Campingplatz in Wanganui angekommen waren, gingen wir auch relativ schnell ins Bett, da wir am nächsten Tag bis an die Ostküste fahren wollten. Das taten wir dann auch und unser Ziel war Castlepoint, ein Ferienort, der im Sommer total überlaufen ist, im Winter aber komplett leer. Neben uns waren noch drei weitere Leute auf dem Campingplatz und so hatten wir die Möglichkeit, unsere Doris II direkt am Wasser zu parken. Das war der genialste Platz der Reise. Nirgends sonst konnten wir direkt am Meer frühstücken. So begann also unser letzter Tag auf der Nordinsel. Es ging von Castlepoint auf nach Wellington, die Hauptstadt am anderen Ende der Welt. Da wir abgesehen von Pfauen und Opossums noch nicht so viele wilde Tiere gesehen hatten, bestand ich darauf, dass wir wenigstens einen Wildpark besuchen würden. Dies taten wir dann auch und ich denke, dass es meinem Bruder besser gefallen hat als er vorher gedacht hatte. Na ja, nachdem wir deshalb noch einen kleineren Umweg gefahren waren, kamen wir in Wellington oder vielmehr einem Vorort an, wo unser Campingplatz war.
Da wir in den vergangenen Tagen eigentlich fast jeden Grashalm zwischen Auckland und Wellington fotografiert hatten, waren unsere Speicherkarten der Kameras voll und wir mussten sie auf CD brennen - ist ja auch kein Problem in der Hauptstadt Neuseelands! Sollte man zumindest meinen. Na ja, so machten wir uns also auf nach Kingston (so hieß unser Vorort) und hofften, für das Brennen nicht länger als 30 Minuten ans Bein binden zu müssen. Unser erster Weg führte uns in ein Internetcafe, jedoch erhielten wir auf unsere Nachfrage, ob sie Fotos von CF-Karten auf CD brennen könnten nur einen fragenden Blick. Nachdem wir dem Verkäufer dann eine unserer Karten gezeigt hatten, lachte er nur sehr erstaunt uns sagte uns: "No, we don't do that kind of stuff." Dabei klang er so, als hätten wir ihm Koks angeboten und er mit diesem Teufelszeug nichts zu tun haben wolle. Egal, nächster Laden: Diesmal war es sogar ein richtiges Fotogeschäft und sie hatten auch schon von CF-Karten gehört. Allerdings wurde uns hier gesagt, dass es wohl mindestens einen Tag dauern würde bis wir die CDs abholen könnten - sie seien vollkommen überlastet. Abgesehen von uns war zwar niemand im Laden, aber OK.
Damit wir dann doch noch die Kopien in unseren Händen halten konnten, fuhren wir nach Wellington rein. Eigentlich sollte man ja in einer Großstadt erwarten, dass dort an jeder Ecke CDs gebrannt werden können - nicht so in Neuseeland. Das Problem war, dass es mittlerweile bereits halb sechs war und alle Geschäfte im Begriff waren, zu schließen. Ich muss zugeben, dass hier schon wieder fast der Punkt erreicht war, an dem ich ausgeflippt wäre. Na ja, ein Kiwi erzählte uns dann, dass es in Wellington noch die "Cuba Street" gäbe und dort die Möglichkeit bestünde, CDs zu brennen. Obwohl dies am anderen Ende der Innenstadt lag machten wir uns ziemlich genervt auf den Weg und fanden es auch Gott sei Dank gleich auf Anhieb. Nach einigem Durchfragen landeten wir also in einem Laden, der uns die Fotos auf CD brennen konnte - hier fang der Spaß aber erst an:
Beim Betreten sahen wir uns Postern fast aller berühmten Kommunisten dieser Erde gegenüber, an der Wand hing eine Schautafel, die jede Einzelheit der spanischen Revolution zeigte und auf einem Rechner liefen Videos, die die Zuschauer über die brutalen Methoden der amerikanischen Polizei aufkläre sollte. Hinzu kam ein muffig-süßlicher Geruch, der vermutlich aus den alten aber sehr bequem aussehenden Sofas ausdünstete. Man kann die Atmosphäre wirklich kaum beschreiben, aber dieser Laden hatte was außergewöhnliches - auf jeden Fall war alles so arrangiert, dass klar wurde, dass hier Linke herzlich willkommen waren. Die nette Dame am Schalter musste auch erstmal ihren Kollegen fragen, ob sie denn CF-Karten auf CD brennen könnten, dieser bejahte aber und gab uns ein Kartenleser, der aussah, als ob ein Lastwagen auf ihm gebremst hatte - aber es funktionierte!!! Theoretisch zumindest: Die ersten beiden Rechner mit Linux sagten zwar, dass sie die CD korrekt gebrannt hätten, die CDs waren aber auch weiterhin leer. Egal, wir wurden zum nächsten Rechner geschickt und versuchten unser Glück erneut - ohne Erfolg. Erst nach !zwei! Stunden kam einer auf die Idee, dass die Rohlinge vielleicht kaputt waren. Dies war dann auch der Fall und wir konnten endlich die Fotos auf CD brennen. Da es mittlerweile schon 21 Uhr war, verzichteten wir darauf, meine Fotos auch noch zu brennen und begnügten uns nur mit Flos. Als wir bezahlen wollten, meinte die Besitzerin, dass wir nicht zu bezahlen bräuchten, da wir so arge Probleme hatten, sie sich aber über eine Spende freuen würden. Als spendeten wir 5 Dollar und mein Bruder meinte beim Rausgehen zu mir: "Ich glaube, mit diesen 5 Dollar haben wir gerade die kommunistische Revolution in Neuseeland unterstützt. Aber egal, die Leute waren nett und wir haben die CDs." So kamen wir also nach gut vier Stunden zurück an unseren Campingplatz, von dem wir am nächsten Tag runter zum Hafen und von dort rüber auf die Südinsel gefahren sind.
Die Überfahrt war schön, jedoch wenig spektakulär. Ich muss sagen, dass ich sie mir anders vorgestellt hatte - schließlich soll es sich um eine der schönsten Fährpassagen der Welt handeln. Egal, nach drei Stunden waren wir am Ziel und es ging weiter...
Aufbruch: | April 2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | September 2006 |
Neuseeland