Simson Gear 2015
2. Tag: Panne am Umbrail Pass
Nun, ... wir schossen also den Berg hinunter. Enge Straßen mit Kehren und unübersichtlichen Wald - Passagen. Wene vor, ich (Flaps) hinterher.
Wenn einer eine mögliche Stelle erblickte, ging er voll in die Eisen und schaute kurz nach.
Der Andere Bremste ebenfalls und wartete.
Nun war ich an der Reihe und heizte vorne weg.
In einer Linkskurve erblickte ich eine Camp-Möglichkeit und hielt an. Wene parkte auf dem Schotterstreifen neben mir.
Das da vorne könnte was sein!
Nun traf auch Stoney ein.
Es stank etwas nach Gummi & Plaste, ... was aber bei "zügigen Abfahrten nicht ungewöhnlich war.
Nur dieses Mal war alles etwas anders!
Ich (Flaps) wollte meine Schwalbe etwas geschickter abstellen und es machte
Ganz ungute Geräusche kamen aus meinem Antriebsstrang.
Mir schoss sofort das Blut in den Kopf. Au Backe, Scheiße!
Das fühlt und hört sich nicht gut an. Nach einem kurzen Widerstand knackte und scheuerte es. Außerdem wurde der Gestank immer heftiger.
Ich stellte meine streikende Schwalbe auf den Hauptständer und begutachtete mein Hinterrad.
Erst dachte ich die Kette sei im Arsch oder abgesprungen. Doch das wäre das kleinere Übel gewesen. (...solange die Lima dadurch nicht zerstört wird).
Der Kettenkasten Schmilzt !!!
Das eine Trommelbremse heiß wird, war schon klar!
Genau aus diesem Grunde hatte ich den billigen 0185 (Thermoplastik) Kettenkasten gegen einen teuern und widerstandsfähigeren Bakelit (Duroplast) Kettenkasten ausgetauscht.
Der innere Ring war zum größten Teil weg geschmolzen und klebte nun zwischen Trommelbremse, Mitnehmergummi und Kettenrad / Kette.
Einige Tropfen vielen mit langen Fäden in Zeitlupe auf den Asphalt.
Der Teil, der auf der Bremstrommel klebte, blubberte wie flüssiger Teer im Kessel.
Panik und etwas Hilflosigkeit überkamen mich!
... Hatte keinen Druck im Rüssel, ... und Pusten half nicht viel.
... Und das heilige Trinkwasser musste gespart werden!
... Also abwarten, es war eh zu spät.
"Jungs, jetzt ist es aus ich muss mich abholen lassen." Ich war gefrustet.
Stoney: "Hey Alter das wird nicht so schlimm sein. Erst mal genauer anschauen"
Eine positive Seite war der Rastplatz. Zwar kein Bach sondern nur eine Viehtränke in der Nähe, aber alle anderen Anforderungen waren nahezu perfekt.
Die Jungs stellten die Zelte auf (auch meines) und ich begann sofort mit dem Schrauben.
Um an der Schwalbe gut an das Hinterrad ran zu kommen musste ich erst einmal die Packtaschen und die Klappkloo-Halterung entfernen. Dann suchte ich nach einem passenden Holzklotz um die Kiste hinten auf zu bocken.
Hinterrad raus, und die Bescherung war ersichtlich. Nichts zu retten! und dieses E-Teil hatte ich wirklich nicht dabei.
Egal, nicht gleich Aufgeben, Stoney und Wene hatten da schon recht!
Erst einmal alle geschmolzene Rückstände aus der Kette, der Felge und Trommel sowie der Mitnehmerscheibe entfernen.
Kette war noch OK. --- Gut ---
Kettenkasten innen total unbrauchbar! Kettenkasten außen total verzogen! -- Schlecht --
Ohne Kettenkasten geht es aber nicht, da mit dem äußerem Teil die Achse in der Schwinge zentriert wird. Ich überlegte ....
Dann die radikale Lösung!
Kettenkästen werden völlig überbewertet!!!
Welche Aufgaben hat der Kettenkasten? ... Ich überlegte
Schutz der Kette vor Dreck und Feuchtigkeit.
... Wenn es regnet und feucht wird habe ich wegen meinem Luftfilter-Problem eh verkackt! ... Also brauche ich das Teil eigentlich nicht!
Führung der Hinterradachse in der Schwinge,
... Ok, da komme ich nicht rum. Dafür brauche ich aber nur den inneren Teil, der nicht verzogen ist! -- Gut --
Kettenschläuche damit die Kette nicht auf der Schwinge oder am Motorgehäuse aufschlägt.
... Dazu brauche ich aber nur Unten und Oben ein kurzes Stück. Also kürzen und abschneiden! -- Gut --
Ich schnitt also die Kettenschläuche ab und bastelte alles zurecht. Dann brach an den vor geschnittenen Kerben die innere Achsführung aus der Bakelit Schale und bastelte mir eine freie Achsführung zurecht.
Es wurde dunkel und die Jungs zauberten ein leckeres Abendessen.
Es brutzelte auf den Gaskocher. Der Speck und die Zwiebel kitzelten die Geruchsknospen in meiner Nase auf unbeschreiblich köstlicher Weise!
Nach so einem harten Fahrtag mit so ätzendem Abschluss ein echter Lichtblick.
W,W&W Gemütstuning... Warmens Essen, Wein und Wahnsinn
An diesem Abend war die Stimmung nicht ganz so ausgelassen wie sonst.
Es war großartig, Brenner, Jaufen, und vor allem das Timmels Joch. Gar keine Frage. Auch Wene und Stoney sinnierten über dies und das. Es war einfach ein recht anstrengender Tag.
Ich war nicht sicher ob meine radikale Methode funktionierte.
Angesichts meiner Pannenserie waren wir waren uns einig, dass wir eine kurze Strecke für den Heimweg wählten. Also nicht weiter durch die Schweiz, sondern über den Reschenpass in Richtung Bodensee in die Heimat.
Da es nun Dunkel war musste ich nach dem Essen die Schrauberrei vergessen.
Der Einbau vom Hinterrad musste mangels Licht warten
Nicht ganz verrichteter Dinge beschlossen wir morgen mit Wene so gegen 5:00 Uhr auf zu stehen um dann mit den ersten Sonnenstrahlen das Bastel-Werk zu vollenden. Testfahrt und weitere Entscheidungen sollten dann folgen.
Aber zunächst folgte für mich eine unruhige viel zu kurze Nacht.
Aufbruch: | 27.06.2015 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 30.06.2015 |