Simson Gear 2015
3. Tag: Bodensee Lindau
Flucht zum Bodensee
Ruck zuck waren wir in Bregenz.
Hier war es richtig warm und der Schweiß tropfte unter der Schüssel raus.
Der zähe Verkehr mit viel stop-and-go war nervig und dadurch wurde die Situation noch ekeliger.
An einer Ampel rief ich Stoney zu: "auf zum Strand, viel zu heiß hier"
Da Stoney wie immer aus Sicherheitsgründen und wegen Zugrisiko den dicken Kittel an ließ drückte ihm aus jeder Pore eine sprudelnde Quelle. Er nickte nur mit hoch rotem Kopf.
Gedanken im Endspurt.
Ich bemerkte bei Linkskurven, das meine Kiste muckte.
Der Motor lief nicht rund, gurgelte und nahm kein Gas an.
Ich dachte oh man, dieses mal hab ich aber voll in die Kacke gegriffen. Was ist das den? Und an der nächsten engen Kurve ging die Kiste sogar aus.
Schon wieder ich... sau peinlich!
Also mit Schwung um die Linkskurven, denn auf der Geraden war alles okay.
Ich überlegte und spielte etwas an den Bowdenzügen am Lenker rum.
Und siehe da, gleiches Phänomen auch bei gerader Fahrt.
Offenbar hatte ich bei der Regenpanne, beim montieren der Lampenmaske den Jokezug nicht richtig verlegt und das hakte nun beim Lenken. Gezogener Joke bei warmen Motor = absaufen.
Also nacher noch montieren. Shit !!!
In Lindau angekommen dachte ich, bei der sonnigen warmen Wetterlage hätte Oli sogar seinen blauen Kult-Seidenbouson ausgezogen und am schmalen Gepäck angetüddelt.
Stoney übernahm die letzten Meter zum Zeltplatz, da er sich hier gut auskannte.
Wir kamen noch in der Mittagsruhezeit an und mussten noch warten bis wir einen Zeltplatz an Eingang zugewiesen bekamen. Wir zahlten gleich die Übernachtung.
.... Ganz ohne Feilschen ....
Zeit genug um ein paar Bilder zu machen.
Auf dem zugewiesenen Wiesle waren die Zelte und das Wohnintervar schnell aufgebaut und an dem angestammten Platz.
Routine zahlt sich aus!
Wene war schon fertig und stand wartend in Badehose am Moped.
Erst kam ein älterer Herr vorbei und unterhielt sich mit Wene über die Mopeds, Stoney gesellte sich hinzu.
Ich war noch damit beschäftigt meine 20 cm dicke Kompfort-Luftmatraze aufzupumpen.... Wie viel geht da eigentlich rein? Länge × Breite × Höhe ... Rund 300 Liter plus Druck.
Wie ich so hirne sah ich , dass sich ein ca. 40 jähriges weibliches Wesen dazugesellte.
Recht gespannt was das so abgeht unterbrach ich mein gegruschtel .
Zunächst das Übliche ... Was sind das für "Fahrzeuge" und wo kommt ihr her.
Aber dann erdrückte uns zunehmend der Redeschwall von ... Ich nenne sie mal "Uschi".
Uschi auf Männersuche
Eigentlich sah sie ja ganz nett aus, sportlich und ohne gravierende äußerlich Mängel....
Aber uns wurde recht schnell klar, dass hier ein anderes ... Sagen wir mal <mittelschweres> Problem vorliegen mußte.
Zunächst war es auch noch okay zu hören das Sie mit ihrer Tochter hier auf dem Zeltplatz sei. Scheidung bla bla, ... (als Simme-Fernreisender ist man ja immer auch ein wenig Therapeut der anderen gerne zuhört...)
Aber dann kam es dicker. ... Scheidunng, längere Zeit alleine, bla, bla, nicht alle Männer doof, bla bla, ihr seit lustig, ihr seit nett, bla, bla, bin auf Männersuche für mich und mein Kind.
....
Oh Backe dachte ich mir, bloß weg hier. ... Aber wie? Mann will ja nicht unhöflich sein, oder jemanden weh tun.
Wir waren ja auf Männertour, außerdem ist jeder von uns glücklich verheiratet.... und so direkt geht gar nicht.
Ich zu allen: "... Ich muss noch mein Zelt fertig machen."
UFF GESCHAFFT!
Nach einiger Zeit hatte ich mit den Jungs, die immer noch zugetextet wurden (bla, bla, kicher, lach, bla, doppelbla ,...) Mitleid und rief laut, "auf Jungs baden!", " wir sind nicht zum Spaß hier! "
.... Ich glaube das war für Wene (Obertherapeut) und Stoney (betreffend guggender Psychologe) eine Erlösung .
Endlich ins erfrischende Nass. Vorfreude!
Wann ist man zu fett?
Den Schrumfwaschgang der Ehefrau kennt ja jeder, auch das Lederjacken und -kombies über den Winter eintrocknen und somit schrumpfen ist auch bekannt und erklärbar.
Wenn Mann barfuß auf feinem Splitt läuft und das Gefühl hat die Steinchen würden einem in die Fußsohle viele Löcher stanzen, ... Dann ist Mann zu fett.
Ich bevorzugte also das weiche Gras und wir gingen schnurstracks in Richtung See.
Strandbad mit Rentner-Öffnungszeiten.
Auf dem Weg zum Wasser kamen wir an einer netten Strandbar vorbei.
Ich sagte noch: " Nette Bar mit hübschen Publikum"
Stoney frotzelte.... "eine Uschi reicht !"
Wie immer wurde heftig der schmodderiche Pelz unter den Achseln gelüftet und gespült. Spritzen, Planschen, Tunken war zunächst ein willkommener Ausgleich zum endlosen Sitzen auf den bequemen ( ironisch) Simsonsitzbänken.
Alte offene Rechnungen wurden beglichen, ... Wobei es da einige gibt, deren Narben immer wieder aufbrechen werden. Das klingt schlimmer als es ist, da wir alle längst drüber stehen und dies eher in eine Art Tradition übergegangen ist.
... woisch noch Karle selbigsmol...
Warum fotografiert man von hinten?
Okay wir sind gut gebaut, ...
Vielleicht spielte auch die 2. Nacht Entzug eine Rolle.
Und die Bar war gerade am schließen... Es war gerade mal 18 Uhr.. .
So eine erfrischende isotonische Hopfenkaltschale wäre jetzt spitze gewesen.
RENTNERBAR!
Und Stoney auf Sinnverwerfung ?
Fesperzeit
Der Magen grummelte also wurden unsere Lager die in der Sonne Temperatur zu gelegt hatten geräumt.
Diese nicht ganz fachgerechte Kühlkette wirkte sich speziell auf Frischlwurst und Käse aus.
Wene's heißgeliebter schmandige Schimmelkäse zersetzte sich schon in den festen, den schimmligen und den wässrig-flüssigen Bestandteil.
.... Dazu noch ne rohe Zwiebel und eine lätschige Aufstrichgrundlage und der Kerl war glücklich. .... Deshalb sicher auch die Sandalen, denn der Gestank muss irgendwo ja abziehen können. Böse, böse, böse. Hi.
Doch nach dem Essen kam ein ungewohnter Drang auf, der mir erst im Nachhinein beim schreiben des Berichtes klar wurde.
"Lasst uns noch ohne Gepäck ins Städtle fahren" meldete Stoney an. Wene gleich "Au ja das ist hübsch hier" ....
Ich, .... " Ähhhh? , ich muss noch den Jokezug anders verlegen, sonst geht die Kiste immer aus! " Ich hatte keinen Bock auf Moped fahren, was zugegebenermaßen sehr untypisch für mich ist. (siehe Tour de Laghi 2015)
Irgendwie ließ ich mich doch breitschlagen.
Die Kiste ging zwar in fast jeder Linkskurve aus, aber Stoney meinte: "mit genügend Schwung kannst du sie ja wieder anrollen lassen! " ... Was ich dann auch oft so machte.
Aber warum drückten die Jungs tatsächlich ins Städtchen... ?
Heute, mit Abstand vermute ich fast es war wegen ... ja >Uschi! <
Sie wollten nicht noch ein mal in die Männerfalle geraten.
Wir stellten die Mokicks in der Nähe von der Spielbank ab und trottete durch den Park in Richtung See. Dann folgten wir der oben gelb eingezeichneten Route in Richtung Hafen und machten gelegentlich Abstecher ins Städtle.
Schlenderei und was fürs Herz
Das Wetter war traumhaft. Letzte Wolkendecke zogen ab und die Sicht war glasklar.
Wir trottete die Promenade entlang, blickten über den See in die Berge. Das Abendliche tauchte diese in eine besondere Stimmung.
Das Lachen und Frotzelte versiegte, wir wurden ganz still und genossen Gedankenlos diesen wunderbaren Moment.
Die Sonne senkte sich zwischen den Zirren und Restwolken, ein tolles Abendbrot entstand.
Es gibt immer eine Steigerung
Stoney und ich lästerten gerne mal über Wene's Outfit
Speziel bei Sonne mit Cäppy, Sandalen, und sehr kurzer Hose.
Aber es gibt immer noch einen Meister.
Auf dem Platz vor dem Hafen der tagsüber sicher voll Touries war, waren noch vereinzelt Gaukler und Andenken-Verkäufer.
Zu einem dieser Überlebenskünstler fühlte sich Wene wohl hingezogen. Stoney dokumentierte dies perfekt. In Sachen Outfit hatte Wene offenbar beim Edelweisverkäufer seinen Meister gefunden.
Ich finde es immer wieder erstaunlich mit welcher Hingabe solche Aussteiger ihr Ding durchziehen. Selbst als ehemalige Rampensau (Musiker) hätte ich vor so etwas Hemmungen.
Klar man kann über solche Typen lästern oder Mitleid bekommen. ... Ich finde die sind sau cool spielen ihre Rolle und denken sich bestimmt. Die Touristen wollen unterhalten werden, ich profitiere davon, also scheiß drauf, Hauptsache ich muß mir nicht den ganzen Tag den Arsch bei nervender normalen Arbeit aufreißen.
Auf jeden Fall lachten wir alle ohne Ende, über den Edelweißmann, über uns und über die ganze Situation.
... und Lachen macht Durstig....
Das Ölen war nicht nur für die Mopeds wichtig,
nein auch unsere vom Lachen strapazierte rauhen Kehlen mussten vor Vieren und Keimen geschützt werden. Wer schon einmal mit ordentlichem Katar, Rüsselseuche und Husten,, einen Integralhelm auf einer Tour auf hatte, weiß wovon ich rede. <Scheibenwischer innen>
Okay Wene und ich fahren Jethelm, weil wir die Fahrt maximal intensiv, mit allen Sinnen erspüren wollen. Wind, Mücken,(Wobei zerschellte Hummeln am besten schmecken), Regen, Schneeflocken (St. Bernadino), Hagel, schwanken zwischen Erlebnis und Herausforderung.
... Aber egal wer gut ölt und schmiert kommt gut an.
Ich schüttete mir einen Merlot hinter die Mandeln. Wene und Stoney ein Bier.
Es ist schon immer erstaunlich wie Stoney, stets alkfrei, den Schwachsinn unserer gelösten Zungen erträgt.
Wir kamen auf jeden Fall gut in Fahrt. Auch ohne Km zu machen.....
Es gab einige nicht ganz vorteilhafte Bilder, die ich hier nicht austreten will...
Auch der eine oder andere Spruch war nicht ganz gesellschaftsfähig.
Auf jedenfalls Spaß satt.
Auf der Heimfahrt zum Campingplatz: "drecks Linkskurven!!!"
Stoney zu mir: "komm Alter, stell dich nicht so an"
Aufbruch: | 27.06.2015 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 30.06.2015 |