Einmal quer durch Südamerika
Peru: Salkantay-Trek
Cusco, am 10ten Oktober
Ich bin gestern Abend von meiner 5-tägigen Wanderung zurückgekehrt. Bevor ich heute Abend nach Arequipa reisen werde, werde ich nun versuchen rückblickend die sehr schönen Eindrücke, die ich auf meinem Trek zum Machu Picchu erhalte habe, mit euch zu teilen.
Aufbruch
Der Wecker, den ich mir montagmorgens um 10 vor 4 gestellt hatte, war nicht notwendig. Schon eine Weile lag ich wach in meinem Bett...Hatte ich auch an wirklich alles gedacht?! Diese Frage machte mir Sorgen, da ich noch nie an einer mehrtägigen Wanderung teilgenommen hatte. Da mir jedoch nichts mehr einfiel, zog ich schließlich meine warme Wanderkleidung an, putzte mir die Zähne und wartete bis die Klingel in meinem Hostel surrte. Um Viertel nach vier stand schließlich mein Guide Edwin vor der Tür und begrüßte mich. Er beäugte etwas ungläubig mein Gepäck, dass nur aus der Haube meines Reiserucksacks und meinem Schlafsack bestand. Diese Konstruktion hatte ich bewusst so gewählt, da mein großer Rucksack inklusive des Gepäcks ganz klar die geforderte Gewichtsgrenze von 5kg überboten hätte. Als ich ihm etwas unsicher erläuterte, dass ich auch wirklich alles dabei hatte, brachen wir in Richtung plaza de armas auf, wo ich meine Gefährten für die nächsten Tage traf. Wie sich herausstellte waren wir deutlich mehr als 12...nämlich 18. Anfangs war ich schon verärgert, da der Herr in der Agentur mir doch versichert hatte, dass wir nicht mehr als 12 Personen sein werden...Die höhere Zahl an Teilnehmern wurde durch 2 Guides ausgeglichen. Im Verlauf der nächsten 5 Tage merkte ich aber, dass wir so ein lustiger Haufen waren, sodass es mir nichts mehr ausmachte. Nachdem wir nach einigem hin und her schließlich Koch, Kochgehilfen, Pferdejungen und die zahlreichen Gepäckstücke untergebracht hatten, tuckerte schließlich unser Bus gegen halb 6 in Richtung Mollepata los. Gegen halb 8 erreichten wir dann das kleine Dorf in den Bergen, wo wir frühstücken konnten und unser Gepäck (maximal 5kg) den Pferden aufsatteln konnten. Die meisten staunten nicht schlecht, dass ich mein gesamtes Gepäck den Pferden überlassen konnte und somit den Trek ohne weiteren Rucksack auf dem Rücken angehen konnte. Nach weiteren 40 min. Busfahrt begannen wir schließlich unsere Wanderung auf ca 3 500 m Höhe. Die ersten Kilometer des Tages verliefen stetig bergauf bis wir auf 3 900 m waren. Ab diesem Punkt gingen wir etwa 2,5 Stunden flach weiter, bis wir schließlich in der Mittagszeit unser Camp für die Nacht erreichten. Nach einem (wie übrigens immer!!) guten Mittagessen bestand die Möglichkeit den Nachmittag für eine Besichtigung der nahe gelegenen Lagune zu nutzen. Ich hatte es jedoch nicht für möglich gehalten, dass dieser Aufstieg so anstrengend werden würde...Mit letzter Kraft schleppte ich mich nach 1,5h den letzten Hügel hinauf, um den tollen Blick auf die blau schimmernde Lagune zu genießen. Einige litten anscheinend an Sauerstoffmangel, da ich mir ansonsten das Bad im 3(!!!) Grad kalten Gletschersee nicht erklären kann...Der Rückweg war nicht so anstrengend, jedoch musste man stets konzentriert sein, um nicht auf einem Stein auszurutschen. Da ich meine neuen Wanderschuhe bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht richtig eingelaufen hatte, rebellierten meine Füße abends dann doch gewaltig Nach dem Abendessen und einem wärmenden Coca-Tee verkrochen wir uns früh in unsere Schlafsäcke.
Der nächste Tag begann um 5 Uhr morgens, wie der letzte aufgehört hatte: Mit einem wärmenden Coca-Tee. Ich glaube ohne diesen wären die meisten auch nicht bereit gewesen aus ihrem Zelt zu klettern. Wir frühstückten, packten alle unsere Sachen zusammen und dann gingen wir auch schon los. Wie uns unserer Guide mitteilte, sollte der zweite Tag der längste und anstrengendste werden. Das Ziel in den Morgenstunden war es, dem 4 600m hohen Salkantay-Pass (der höchste Punkt unserer Mehrtageswanderung) näher zu kommen. Nach mehreren kleineren Stopps war ich dann nach ca. 4 Stunden der Erste unserer Gruppe, der die 700 Höhenmeter überwunden hatte. Oben auf dem Pass erklärte uns Edwin viel über die Bedeutung, die die Inkas dem Berg Salkantay zupflichteten. Nach der kurzen Rast gingen wir weiter. Ab jetzt sollte es nurnoch bergab gehen. Nach 2 Stunden erreichten wir auf 3 900m unser Camp, wo wir zu mittag aßen. Danach war uns eigentlich nicht mehr zumute erneut unsere Wanderschuhe zu schnüren, jedoch ließ die Aussicht auf den bald anfangenden Dschungel uns schnell umstimmen...
Wirklich irre wie fließend der Übergang zwischen andinem Hochland und Dschungel verläuft! Weitere 3 Stunden liefen wir in immer grüner und uriger werdender Vegetation weiter nach unten, bis wir schließlich unser Camp Chaullay erreichten, wo wir auf 2 900m übernachteten.
Ich denke an dem Bild sieht man ganz gut den Übergang. Während im Hintergrund die eher kargen andinen Hochlandschaften zu erkennen sind wird es am Wegesrand schon deutlich grüner.
Am nächsten Morgen wachte ich leider mit ziemlich starken Halsschmerzen auf. Ich vergaß dummerweise am vorherigen Tag mein nasses T-Shirt zu wechseln, sodass das leider die logische Kosequenz war..
Wir wanderten weiter bergab immer tiefer in den Dschungel hinein. Dabei konnten wir sehr gut beobachteten wie unsere Umgebung mit jedem Schritt immer feuchter und bunter wurde! Edwin zeigte uns viele Früchte, die mir größtenteils unbekannt waren. Grenadillas zum Beispiel sehen von weitem aus wie kleine Orangen. Das Fruchtfleisch erinnert allerdings sehr an Aussehen und Geschmack einer Passionsfrucht. Ich verzehrte Unmengen von ihnen! Nach 5 Stunden Wandern wurden wir zur Mittagszeit von einem alten Van abgeholt und nach La Playa gefahren, wo wir zu Mittag aßen. Dort fiel mir zum ersten Mal auf was für ein Glück wir hatten bezüglich Ungeziefer in den höheren Regionen...hier schwirrte alles nur so um meinen Kopf herum! Nach dem Mittagessen erreichten wir ebenfalls per Van unser Camp für die nächste Nacht. Nachmittags stand dann zur Abwechslung mal kein Wandern auf dem Programm, sondern entspannen in den heißen Quellen von Santa Teresa. Diese waren wirklich sehr wohltuend! Allerdings wird man beim Verlassen der Warmwasserquellen von den Mücken praktisch aufgefressen, was ich leider erst im Nachhinein bemerkt habe...
Nach dem Abendessen gab es dann noch eine kleine Feier im Kreise unserer Gruppe, bevor wir schlafen gingen.
Der vierte Tag begann nicht so wie die anderen Tage. Nach dem Frühstück wurde ich von einem Van abgeholt und gemeinsam mit anderen Reisenden zu einer Hütte gebracht. Hier wurden wir ausgerüstet, um kurz darauf an langen Stahlseilen über ein Tal zu "fliegen": Ziplining. Eine sehr spaßige Aktivität, die viel Abwechslung brachte. Nach der fünften waghalsigen Talüberquerung und einem anschließenden Lauf über eine wackelige Hängebrücke wurden wir nach Hidroelectrica gebracht, wo wir zu Mittag aßen. Anschließend liefen wir 11km an Eisenbahnschienen entlang, bis wir schließlich Aguas Calientes (Machu Picchu-Town) erreichten. Hier konnten wir unsere Zimmer in einem Hostel beziehen. Anschließend sah ich mir mit ein paar Einheimischen zusammen das Weltmeisterschaftsqualifikationsspiel Peru gegen Kolumbien an. Zum großen Ärger von allen Anwesenden verlor Peru das wichtige Spiel mit 2-0. Nach einer wohltuenden Dusche gab es noch ein letztes gemeinsames Abendessen, bevor wir alle sehr früh schlafen gingen, da wir ja morgen fit sein wollten.
Das Wettrennen zum Machu Picchu
Mission: Ein Foto vom Machu Pichu machen, ohne Touristen drauf
Für dieses Vorhaben stellte ich mir den Wecker für 3:50. Um Viertel nach 4 ging ich dann flotten Schrittes, nur mit Pass, Eintrittsticket, Kamera, Wasserflasche und ein paar Snacks in Richtung Eingang der Inkastätte. Dieser wird durch eine Stahlbrücke dargestellt, die aber leider ihre Pforten erst um 5 Uhr öffnet...
Also war Warten angesagt. Um kurz vor 5 sammelten sich bereits gut 100 Touristen vor den Toren. Alle mit Pass und Eintrittsticket in der Hand bewaffnet. Um Punkt 5 Uhr war der Startschuss gefallen. Mein Pass und mein Ticket wurde leider erst an ca 20ster Stelle überprüft, sodass schon feststand, dass ich mir die Spitzenposition mühsam erarbeiten werden müsse. Bereits am Start merkte ich, dass ich nicht der Einzige war, der das Vorhaben hatte, als Erster oben anzukommen. Trotzdem verlief der Start ganz gut..nach einigen Minuten hatte ich mich in der Spitzengruppe festgesetzt
Nach 15 min hatte ich mich und ein Uruguayer von unseren Verfolgern abgesetzt und wir wechselten uns mit dem Tempomachen ab. Meine Waden und meine Lunge machten mir unmissverständlich klar, dass es so nicht weiter gehen könne....aber ich wollte unbedingt die Inkastufen als Erster hinter mir lassen! Kurz vor dem Ziel kam dann plötzlich ein Hund um die Ecke geschossen, der sich anscheinend über die ersten Ankömmlinge sehr zu freuen schien. Jedenfalls hatte ich in diesem Moment nicht die Kraft seine Freude zu bändigen und so lag der Hund plötzlich auf mir
Für einen Moment durch das tierische Hinderniss gestoppt, raffte ich mich schließlich keuchend hoch und schleppte mich noch die letzten Stufen hinauf. Geschafft! Gemeinsam mit meinem Partner standen wir schließlich klatschnass aber sehr glücklich nach exakt 30 min. vor den Eingangstoren von Machu Picchu und hatten die 600 Höhenmeter als Schnellste an diesem Tag hinter uns gebracht. Ob ich ein solches Workout um 5 Uhr morgens schonmal absolviert habe? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern..
Um Punkt 6 öffneten sich dann die Tore für die Touristen und ich stürmte direkt nach oben. Kurze Zeit später stand ich an der erwünschten Stelle und konnte mein Foto machen.
Danach traf ich mich mit meiner Gruppe und unserem Guide. Erst zu diesem Zeitpunkt merkte ich, was wir für ein fantastisches Wetter hatten. Keine einzige Wolke weit und breit und die Sonne, die langsam über der Bergkuppe aufging, leuchtete perfekt in den Talkessel hinein. Edwin gab uns eine ausführliche Führung für 2h und erklärte uns so einiges...also glaub ich mal
Ich war einfach von dem Anblick Machu Picchus im Zusammenspiel mit dem tollen Wetter so fasziniert, dass ich nur so halb zuhören konnte...
Nach der Führung verabschiedeten wir Edwin, da wir nun Freigang hatten für den Rest des Tages. Ich hatte im Vorhinein ein Ticket für den Machu Picchu Mountain gebucht. Da ich diesen allerdings nur in dem Zeitfenster von 7 bis 8 Uhr besteigen durfte, musste ich direkt los.
Da ich immernoch sehr erschöpft war, fielen mir diese Stufen äußerst schwer. Nach 1h15 stand ich jedoch auf dem Gipfel, von dem man nicht nur den Machu Picchu von oben betrachten kann, sondern auch einen 360°-Blick auf die Umgebung hat. Nach einer Stunde machte ich mich wieder auf den Rückweg. Unten angekommen fielen mir direkt die Massen an Menschen auf, die jetzt auf dem Gelände unterwegs waren. Da auch meine Essensvorräte aufgebraucht waren und es ziemlich heiß wurde, machte ich mich bereits gegen 12 Uhr auf den Rückweg nach Aguas Calientes. Vollkommen erschöpft von der Lauferei und der Sonne setzte ich mich bis unser Zug abends abfuhr in ein Restaurant, um meine Energiereserven wieder aufzutanken. Nach 2 Stunden Zug- und anschließenden 3 Stunden Busfahrt kam ich schließlich am Abend sehr müde in Cusco an, allerdings um ein wahnsinnig tolles Erlebnis reicher!
Aufbruch: | 24.09.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 09.02.2016 |
Bolivien
Chile
Argentinien