Einmal ans Ende der Welt und zurück
La hora loca
Mein Zustand gen Ende der letzten Woche. Zum Glück scheint sich der folgende Aufwärtstrend so laaangsam anzukündigen...
Anektoden aus dem peruanischen Alltag
Vorweg: Peruanische Freunde, die diesen Blog verfolgen, möchte ich hiermit unter keinen Umstaenden verletzen, der folgende Bericht soll lediglich die Unterschiede zum deutschen Vorgehen verdeutlichen. Sicher kann ich meine bewertende, deutsche Brille nicht ganz ablegen, aber ich gebe mein Bestes. Habt Verstaendnis mit mir
Neulich in der Schule
Vom chaotischen, unstrukturierten und aus deutscher Perspektive planlosen Vorgehen beim Unterrichten habe ich bereits ausgiebig berichtet. Dies beinhaltet auch eine kontinuierliche Leistungsberwertung- die quasi nicht vorhanden ist! In 3 Wochen wird nun das Schuljahr zu Ende gehen, der beste peruanische Zeitpunkt, darüber nachzudenken, wie man die Schüler auf dem Zeugnis bewerten könnte. So gibt man den zwei neuen Freiwilligen, die seit nicht mal 2 Wochen mit dem Projekt betraut sind (und wenig Plan davon haben, was im restlichen Schuljahr mit den Kindern gemacht wurde) und kaum der spanischen Sprache mächtig sind, die Aufgabe, für alle 6 Klassenstufen einen finalen Test über das Schuljahr zu entwickeln und zu bewerten. Weiterhin sollen alle Arbeitshefte der rund 150 Schüler auf deren Vollständigkeit und "Bemühen" der Schüler hin bewertet werden. Ah ja...ok....Vamos! Let's do this! Das ist wohl der allerbeste Zeitpunkt, meine deutschen und noch dazu sehr persönlichen perfektionistischen Ansprüche über Board zu werfen!
Deutsche oder peruanische Zeit?!
Eeeeeendlich Wocheende! Nach einer nervenaufreibenden und anstrengenden Woche in der Schule stand das lang ersehnte Wochenende in Tumbes mit Hochzeitseinladung bevor. Voller Vorfreude blickte ich unserer Abreise am Freitag morgen entgegen. Donnerstag Abend hatte ich in vorbildlich deutscher Manier mit David geklärt, dass unser Flug um 10 Uhr Richtung Tumbes startet und wir um 8 das Haus gen Flughafen verlassen werden (geplant war ein schnelles Frühstück am Flughafen). Lisas Plan: Bereits am Vorabend fertig gepackt, Freitag morgens 7.30 aufstehen- Zaeehne putzen, anziehen, Klappbett einrollen und los gehts!
Die Realitaet: 6.40 kommt David zu uns ins Zimmer und will sicherstellen, dass ich auch wirklich aufgestanden bin. Ähhhh what...? Aufstehen? Warum? Für was um Himmels Willen soll ich morgens 1h20 brauchen, wenn wir nicht mal frühstücken???? Ich: "We are leaving at 8, right?" und er "Probably we need to leave earlier, around 7.30". In diesem Moment war mir eigentlich schon klar, dass dieses Szenario nicht eintreten wird, aber gut, dann steh ich eben auf...Sicherheitshalber checke ich auf uhrzeit.org nochmal, ob mein Handy mir die korrekt Uhrzeit anzeigt- es ist tatsächlich 6.40!
In aaaaaaaller Ruhe mache ich mich fertig, bin 7.30 abfahrtbereit. End of the story: 8.15 verlassen wir das Haus.
Mit abgewandelten Situationen, Anlässen und letztlichen Wartezeiten (bis hin zu mehreren Stunden) könnte ich euch diverse von diesen Geschichten erzählen. Mein Leben hier in Peru besteht zu einem nicht unbedeutenden Teil aus fremdbestimmten Warten!!! Abhängig von meiner allgemeinen Verfassung kann ich das gelassen sehen oder komplett die Krise kriegen!
Heute habe ich mich mit einem Studenten getroffen, um ihm für seine Deutsch-Klausur am kommenden Freitag zu helfen. Er hat für einige Zeit in den USA gelebt und ist vertraut mit der Thematik Pünklichkeit und Zeit. Als wir uns für 17 Uhr verabredet hatten und er mich fragte "German or peruian time?" musste ich schmunzeln und habe mich außerordentlich gefreut, als ich 17.02 am Treffpunkt eintrudelte und er da grinsend auf mich wartete!
Theorien aus Vorlesungen werden Realität
"Es gibt keine festen Geschäftstermine. Geschäftspartner machen eine grobe Zeit aus, kommen zusammen, knüpfen Kontakte und treffen Entscheidungen wahrend einem gemütlichen Plausch über Gott und die Welt, Privates, Familie, Geschäftsvorhaben. Wenn jemand fehlt, kein Problem- die anderen haben sich bis zu dessen Ankunft schon genug zu erzählen."
Wie jetzt- es gibt keine Termine? Man muss doch in Anzügen um einen Tisch mit allen wichtigen Beteiligten sitzen, stirnrunzelnd Charts und Zahlen studieren und unheimlich wichtig wirken???
Perunaer verbringen so viel Zeit mit Warten, dass diese tatsächlich genutzt wird, um Kontakte zu knüpfen, sich kennenzulernen und innerhalb kürzester Zeit eine Menge über sein Gegenüber, dessen Geschichte und Hintergründe zu erfahren. Man hat keine Scheu, draufloszuplaudern und sich alles Mögliche zu erzählen, Empfehlungen auszusprechen, Kontakt zur Ehefrau des Onkels vom Opa herzustellen, deren bester Freund die anfallenden Arbeiten am Haus nächste Woche erledigen könnte. Ich war wohl die einzige, die die teil endlos erscheinende Wartezeit am Wochenende als unproduktiv und langweilig empfand. Allen anderen haben (zumindest augenscheinlich) Freundschaften fürs Leben geschlossen.
Eine Hochzeit wie im Film
Die Hochzeit war wirklich wunderschön in einer traumhaften Kulisse, wie man sie aus kitschigen Liebesfilmen kennt. Bräuche, Traditionen und der Ablauf des Tages waren unseren Hochzeiten in Deutschland sehr ähnlich (ein paar Stunden Warten hinzu genommen). Kirchliche und standesamtliche Trauung, leckeres Menü, jede Menge Fotos, eine Band, Tanzchoreografie vom Brautpaar und Familie und viel Alkohol. Zu Feiern wissen die Peruaner, denn am Abend wurde ohne jede Hemmung das Tanzbein zur Salsa-Musik geschwungen. Zur "La hora loca" (die verrückte Stunde) tauchten kostümierte Personen auf, verteilten Masken und Luftballons und heizten der Partystimmung noch weiter ein. Die Leute waren am Durchdrehen. Ich kann nach wie vor weder der Salsa-Musik, noch dem Tanzstil sonderlich viel abgewinnen, aber ein bisschen Überwindung und der kontinuierliche Pisco-Konsum haben auch mich auf Tanzfläche gebracht.
Aufbruch: | 21.10.2015 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 23.02.2016 |
Chile
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