Abenteuer Südamerika
Erste Eindrücke in Buenos Aires: La Recoleta - Friedhof der Reichen
Beeindruckende Totenstadt im Herzen von Buenos Aires
Unser nächster Punkt auf dem Tagesprogramm ist der berühmte Friedhof La Recoleta, auf dem auch Evita Perron beerdigt ist. Unser Fahrer fährt uns in die Nähe des Parks, durch den wir noch ein wenig schlendern und unter dem 200 Jahre alten Gummibaum, der einen Durchmesser von unge-fähr 100 m hat, ein paar Fotos machen. Ein kurzer Blick in die zugehörige Friedhofskirche, dann auf den Friedhof.
La Recoleta ist eine Totenstadt der Reichen. Wer im Leben viel Geld und Einfluss hatte, und in einer großen Villa lebte, der hat auch hier das entsprechende Mausoleum. Ein Grab kostet so viel, wie ein Haus. Hier gibt es Statuen, Kirchen, Kreuze, Engel, manches geschmackvoll, vieles geschmack-los. Aber es ist ein besonderer Totenkult. Särge werden offen gezeigt, manche bereits verrottet. Zerbrochene Urnen, aus denen die Asche quillt oder Sargdeckel, die im Laufe der Zeit zerfallen sind lassen uns doch manches Mal ein wenig erschaudern. Die Sonne scheint zwar, und man glaubt, das Leben gehe weiter, aber hier ist die Zeit stehen geblieben. Nur die modernen Hochhäuser um das Gelände herum erinnern daran, dass es das Leben ausserhalb gibt. Jede Allee ist anders, jedes Grab erinnert auf andere Weise an die Liebsten, die hier begraben sind. Ein Vater hat seiner Tochter ein Denkmal gesetzt, das wir sehen können, unterirdisch befindet sich die komplette Rekonstruktion des Kinderzimmers dieses Mädchens. Eine Mutter hat 6 Monate auf dem Friedhof neben ihrem toten Kind gewacht. Nach ihrem Tod wurde auch ihre Skulptur neben die ihres Kindes gemeißelt.
Zum Schluss wollen wir noch das Grab Evita Perrons und der Duarte Familie besichtigen, es liegt ein wenig abseits in einem der engeren Gänge und wäre rein äusserlich überhaupt nicht von uns erkannt worden. Glatter schwarzer Marmor, auf den Gedenkplatten geschraubt sind. Eigentlich recht unspektakulär, wenn man bedenkt wie beliebt diese Frau war, und welchen Einfluss sie gehabt hat.
Hier sind nur wir und zwei weitere junge Paare. Der Friedhof ist eigentlich relativ leeraber es war zu erwarten, dass vor diesem berühmten Grab mehr Menschen sind. Es fällt mir nur
auf, dass einer der Männer mir sehr auf den Leib rückt und nachdem er mich anrempelt, bitte ich ihn höflich um Abstand, es sei ja schließlich Platz genug. Seine Frau entschuldigt sich. All das fällt mir später ein..
Wir sind am Ende unseres Rundgangs und sehr beeindruckt. Im Wagen möchte ich dann in paar besondere Schnappschüsse anschauen und den anderen zeigen, dabei stelle ich dann erschrocken fest, dass mein Handy weg ist. Sofort schießt mir in den Kopf, dass der junge Mann es aus meiner Tasche geklaut haben muss genau in dem Moment, in dem er meine Schulte anrempelte. Elisabet will mich zur Polizei, die hier überall präsent ist, begleiten und den Diebstahl zumindest melden. Alle anderen sind der Auffassung, dass das eh nichts nutzt, aber ich verlasse mit unserer Führerin den Wagen. Die anderen fahren auf die andere Seite des Parks.
Plötzlich sehe ich die vier jungen Leute, die neben uns am Grab von Perron gestanden hatten und renne sofort auf ihn los, während Elisabet nach der Polizei ruft. Ich fordere den Mann auf, mir mein Handy wiederzugeben. Er zeigt mir daraufhin seine leeren Taschen. Jemand unschuldiges hätte sicherlich von mir verlangt, ihn in Ruhe zu lassen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie die beiden Frauen langsam verschwinden wollen, die Polizei kommt ebenfalls angelaufen und ich weise sie auf die Frauen hin. Die Gruppe wird angehalten, ich erkläre mit Elisabets Hilfe die Lage, der Polizist fordert die Frauen auf, ihre Taschen zu zeigen, aus der eine dann mein Handy herausnimmt. Sie erklärt, sie habe es auf dem Friedhof gefunden. Ich bin so wütend, dass ich schreien könnte. Der Polizist fragt, ob es meins sei, und sie muss es mir aushändigen, dabei tut sie so, als ob sie mir ein Geschenk machen würde. Um eine Anzeige zu erstatten, müssten wir auf die Wache fahren, was wir letztendlich nicht tun, sonst wäre unser schöner Tag zerstört. Hauptsache ich habe mein Telefon wieder. Was für ein Abenteuer! Elisabet ist fassungslos, das hat selbst sie als langjährige Guide in ihrer Stadt noch nie erlebt.
La Recoleta, teurer Ruheplatz der Reichen. Hier kann man in Ruhe schlendern und seinen Gedanken nachhängen. Viele Geschichten, die Elisabet erzählt, berühren mich sehr.
Nach dieser Aufregung haben wir alle Hunger und fahren in ein phantastisches Steakhouse. Hier schmecken die Steaks einfach göttlich. Ein Lokal mitten in der Stadt, wir sind hier die einzigen Touristen - nein Reisende! Wir bezeichnen uns neuerdings als Reisende, was auch wesentlich zutreffender ist. Ein kurzer Besuch in einer Bibliothek, die früher ein bekanntes Theater war, lohnt sich. Hier bliebe ich gerne länger, aber die Zeit drängt leider.
Anschließend besuchen wir dann das wunderschöne Stadtviertel im Osten La Boca. Hier ist das berühmte Stadion, in dem viele Jahre Maradonna gespielt hat und das daran anschließend das für seine bunten Häuser bekannte Viertel. Diese Häuser wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und dann mit buntem Schiffslack bemalt. Ein unverwechselbarer Charakter und macht Lust auf Fotografieren an jeder Ecke. Wir haben leider nur eine Stunde Zeit, da sich selbst hier der amerikanische Präsident plötzlich angesagt hat und der ganze Stadtteil abgeriegelt wird.
Wir beenden den Abend bei einem Glas Rotwein, den Elisabet uns geschenkt hat, ein sehr leckerer Malbec. Jürgen geht es heute Abend nicht so gut, es war wohl alles ein bisschen viel. Trotzdem essen wir noch ein paar leckere Empanadas in einem benachbarten Lokal und gehen früh schlafen. Das Taxi kommt bereits im 5.00 am nächsten Morgen.
La Boca, das unverwechselbar bunte und schillernde Stadtviertel, in dem auch
Maradonna, Nationalheiliger und Fußballheld, für seinen Club gespielt hat.
Der zur Zeit wohl berühmteste Argentinier - hier winkt Papst Franziskus aus dem ersten Stock eines bunt bemalten Hauses.
Aufbruch: | 21.03.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 13.04.2016 |
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