Wo die Sonne aufgeht
Der Norden: 1001 Kurve
Gestern morgen standen wir früh auf - wir hatten viele Kilometer vor uns. Kurz nach 8 Uhr hatten wir gefrühstückt (es ging etwas lange, bis die Eier und Würstchen gebraten und der Toast getoastet war...) und fuhren über Hügel und durch Täler südwestlich. Die Strasse war stellenweise sehr steil und immer kurvig. Grüner Wald wechselte sich ab mit Mais- und Reisfeldern. Immer wieder hatte es auch Föhren, die einen hier in Thailand zuerst etwas komisch anmuten. Aber auf dieser Höhe gedeihen sie gut. In Wiang Haeng hatten wir schon drei Stunden Autofahrt hinter uns. Nach einer Nudelsuppe fuhren wir los Richtung Pai. Google Maps gibt diese Strasse als mögliche Verbindung an (54 km, 2 Std. Fahrzeit), ist jedoch in unserer papierenen Karte nicht eingezeichnet. Bei der Internetrecherche noch in der Schweiz erhielten wir vom "Tourism Authority of Thailand" die Antwort, dass die Strasse gut befahrbar sei für unser Auto. In Chiang Rai und auf dem Doi Ang Khang fragten wir weitere Personen, ob dies eine gute Strasse sei resp. geteert. Ja ja, befahrbar, schmal und kurvig, aber gute Strasse. Als wir auf dieser Strasse jedoch zwei Kilometer gefahren waren, wurde aus der anfänglich geteerten Strasse ein Feldweg. Wir fuhren noch ein wenig weiter - und ich wusste, dass ich diese Spannung, ob wir durchkommen oder nicht, keine 54 km aushalten kann. Tobias hätte es probiert, ich wollte nicht. Ob es am Alter liegt, ich weiss es nicht - dies war mir zuviel Abenteuer. Nun war die Stimmung im Eimer! Denn wir mussten von Wiang Haeng wieder auf die andere Strasse zurück und von dort über 100 km einen Bogen um die Gebirgskette machen, um nach Pai zu gelangen. Vom "chai yen", dem kühlen Herzen, dieser "macht schon nichts"-Art der Thais war in diesem Moment nichts bei uns zu spüren.
Nach 17.00 Uhr waren wir nach gefühlten 1001 Kurven endlich in Pai angelangt. Pai ist vom verschlafenen Dorf zu einem wichtigen Backpacker-Zentrum Nordthailands mutiert. Es gibt dort unzählige Gästehäuser, Hotels, Restaurants, Bars, Yogahäuser, Tattoostudios etc. Die Gäste sind denn auch viele Aussteiger und Lebenskünstler. Das ist bis jetzt der einzige Ort, wo wir auf viele Weisse trafen. Nun, eben, es war nur noch anderthalb Stunden weg vom Sonnenuntergang, und wir hatten noch keine Unterkunft. Im Reiseführer hatten wir ein Gästehaus ausgesucht, zu dem wir hin wollten. Oh je, die Strasse zum Gästehaus führte mitten durch die Walking Street, die Fussgängerzone mit vielen Ständen, die sich am bereit machen waren. Und die Brücke, die zum Gästehaus führen sollte, war nicht vohanden. Es schien, als gäbe es dieses Gästehaus gar nicht. Ich war nahe daran, einen Schreikrampf zu kriegen! Wann hat dieser Tag ein Ende? Wir fanden nach einem Fehlversuch in einem Gästehaus, wo der Receptionist weder Englisch verstand und sprach noch über einen gesunden Menschenverstand verfügte (vier Leute = ein Zimmer mit vier Betten oder zwei Zimmer mit je zwei Betten) endlich zwei nebeneinander liegende Zimmer in einem sauberen, ruhigen Gästehaus. Es war nach 18.00 Uhr! Und nichts im Magen! Nur 5 Minuten vom Gästehaus entfernt fanden wir ein tolles Restaurant mit sehr leckerem Essen. Das beruhigte die Nerven ungemein.
Am nächsten Morgen, also heute, beluden wir unser Auto wieder, gingen frühstücken (Müesli - hmmm!), tankten und fuhren los. Unterwegs besuchten wir die Tham Lod-Cave, eine beeindruckende Tropfsteinhöhle, wo auch Mauersegler den Tag über schlafen (dementsprechend hat es auch nach Vogelkot gestunken...). Die Höhle wurde von den Shan-Bewohnern des gleichnamigen Dorfs Tham Lod begehbar gemacht, und sie betreiben dieses Projekt auch (Eco-Tourism). Ohne Führer mit Licht darf man die Höhle gar nicht betreten. Und man ist wirklich froh, jemanden dabei zu haben, der sich auskennt, ist es doch stockfinster weiter drinnen. Mit Bambusflossen wird man vom Eingang der Höhle ca. 50 Meter weit nach innen gefahren, was den Kindern natürlich sehr gefallen hat. Uns auch natürlich. Wir finden es toll, dass durch dieses Projekt die Dorfbewohner eine Einkommensquelle haben, die mithilft, dass sie sich nicht nur durch die Landwirtschaft ernähren müssen (= Dschungel roden, um Felder zu gewinnen). Wir assen einmal mehr sehr lecker, auch wenn es einmal mehr recht lange dauerte, bis das Essen kam. Nicht das erste Mal war die Bedienung und Köchin ein und diesselbe Person. Und bis sie alles geschnipselt und gebraten und gekocht hat, dauert das bei vier verschiedenen Gerichten halt seine Zeit. Dafür ist alles auch sehr frisch. Wir sind alle gesund, was einmal mehr für die gute und saubere Küche Thailands spricht.
Mae Hong Son liegt in einem Tal, umgeben von Bergen (Hügeln). Wir konnten im Garten eines sehr netten, jungen Shan-Ehepaares (Shan = ein Thaivolk) zwei sehr kleine, saubere Bambushütten mieten (Sarmmork-Guesthouse). Sehr basic, aber die Zuvorkommenheit und Freundlichkeit und die saubere Bettwäsche macht den nassen Badezimmerboden, das Fehlen einer kleineren Lampe (nur eine Neonröhre), die fleckig braune Wand und die Begrenzung des Häuschens wieder wett. 500 Baht (15 Fr.) pro Nacht/ Hütte inkl. Frühstück, das ist sehr ok.
Jetzt ist es schon lange Nacht. Wir sind umgeben von Grillengezirpe und Froschgequake. Ab und zu hört man ein Auto. Ach ja, und die Klimaanlage surrt auch leise (toll dass es die in der Hütte hat!).
Aufbruch: | 21.09.2016 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 15.10.2016 |