Wo die Sonne aufgeht
Bangkok: Thonburi - gehemnisvolles Bangkok
Zweiter Tag
Wolkenverhangen und regnerisch präsentiert sich der heutige Tag. Wir packen unseren Regenponchos ein. Am Sathorn Pier erwartet uns Thawen, unser Reiseführer. Ja, wir haben für einmal ein Tour in Bangkok gebucht, und zwar diejenige, die uns fernab der ausgetretenen Touristenpfade in ein uns noch unbekanntes Bangkok führen wird. Mit der Fähre fahren wir auf die Thonburiseite (wo sich auch unser Hotel befindet). In den nächsten Stunden führt uns Thawen, der gutes Deutsch spricht, durch die ehemalige Hauptstadt von Siam. Wir gehen heute viele Kilometer zu Fuss, was in zumindest in Bangkok eher untypisch ist. Aber wie sonst sollten wir all diese geheimnisvollen Ecken erkunden? Thawen führt uns durch enge Gassen, wo die Menschen in Bretterbehausungen leben. Es stinkt nach Urin, es ist dunkel, nass und schmutzig. Wo wir einen Blick in die Wohnräume werfen, sind diese armselig und düster. Andere Strassen sind belebt, es wird gearbeitet, z. Bsp. die "Tuk-Tuk-Strasse". Dort werden diese geflickt und gewartet. Sowieso wird uns bewusst, wie nahe in Thailand leben und arbeiten liegt. Unten an der Strasse, im Erdgeschoss, wird genäht, geflickt, gekocht oder verkauft. In den oberen Räumen schläft man. Wo die Behausungen ärmer sind, ist oft auch die Strasse schmutzig und ungepflegt. Auch die Häuser selbst sind heruntergekommen, wie als wäre alles egal. Es scheint mir, als ob die Menschen mit der Armut auch die Kraft verloren hätten, zumindest zu dem Sorge zu tragen, das sie haben. Es wirkt irgendwie hoffnunslos. Thawen führt uns auch zu Tempeln. In zweien dürfen wir sogar reingehen. Kronleuchter hängen an den hohen, aufwendig verzierten Decken, die Säulen sind bemalt, die Wände ebenfalls. Am Boden liegt weicher Teppich, auf den Altären sitzen grosse, goldfarbene Buddhas, umringt von Lichtern und Schalen und sonst allem, was glitzert und funkelt. Die Tempelanlagen sind meist gepflegt und sauber. Irgendwie grotesk: An fast jeder Ecke steht ein Tempel, aufwendig gebaut, teures Inventar, Klimbim innen und aussen. Daneben die Menschen, die täglich von der Hand in den Mund leben und die nach wie vor ohne Abwassersystem leben müssen (alles Abwasser fliesst letztlich in den Chao Phraya und ins Meer), die viel Geld für wenig Wohnraum bezahlen - Menschen, denen trotz Buddha Zukunft und Hoffnung zu fehlen scheint.
Immer wieder dürfen wir spezielle Dinge probieren, z. Bsp. gegrillte Seidenraupen und Grillen (braucht ein bisschen Überwindung, die Konsistenz ist nicht ungewöhnlich, der "Abgang" ist nicht besonders), Farangfrucht, Jackfruit, gegrillte Hühnerherzen und -lebern etc. Den ganzen Morgen lang regnet oder nieselt es, es ist nicht heiss. Nach dem Mittagessen fahren wir auf dem Klong (viele kleine und grössere dieser Seitenarme des Chao Phraya durchziehen Bangkok). Jetzt zeigt sich sogar die Sonne. Das Wasser steht sehr hoch und überflutet beim Vorbeifahren die Ufer. Gepflegte Behausungen wechseln sich ab mit halb zerfallenen, auf kaputten Stelzen stehenden Hütten. Arm und reich ganz nah beieinander. Das Wasser ist schmutzig und voller Unrat, aber es gibt doch Tiere, die sich hier wohlfühlen. Flusswelse, die wir an einer Stelle füttern dürfen (hat den Kinder besonders gefallen), riesige Warane, vollgefressen an der Sonne liegend und kleine, weisse Wasservögel auf langen Beinen. Hier auf der Thonburiseite scheint das Leben dörflich zu sein. Weit weg sind die modernen, klimatisierten Hochhäuser, die Metro, der Skytrain, die riesigen Einkaufszentren, die Touristen. Wir sehen kaum Weisse. Es waren sechs Stunden, die uns auf eindrückliche Weise ein Bangkok gezeigt haben, das uns gänzlich unbekannt war und das uns nochmals einen tieferen Einblick in das Leben der Thailänder gezeigt hat!
Das Baden im Pool nach der Tour ist herrlich erfrischend. Danach machen wir uns auf in die Chinatown, die sich mit dem Boot nur eine Viertelstunde weit weg vom Pier, der auf der gegenüberliegenden Seite unseres Hotels liegt, befindet. Wir tauchen ein in ein Gewusel von Menschen, Autos, Motorfahrrädern, Bussen, Garküchen, Marktständen. Laut ist es, lebendig, farbig. Auf einmal ist es Nacht. In einem kleinen chinesischen Restaurant (das sich im Wohnzimmer der Betreiber befindet) essen wir was Kleines. Die Familie ist ausserordentlich freundlich und dienstbefliessen, wenn ihnen jemand jetzt noch ein bisschen unter die Arme greifen könnte, wie man ein Restaurant führt, dann kommt es gut.... Müde fallen die Kinder, denen dieser Tag auch sehr gut gefallen hat (vor allem das Tuk-Tuk und Boot fahren in Thonburi), ins Bett.
Aufbruch: | 21.09.2016 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 15.10.2016 |