Südafrika -Once again
Gegen den Wind an's Kap der Stürme
11.11.16
Unser erster voller Urlaubstag beginnt, wie nun auch jeder andere, mit der Stimme Afrika's. Passender Weise läd uns Miriam Makebe um 6:30 dazu ein mit ihr den "Johannesburg Way"zu gehen. Wir können Ihr nur schwer widerstehen. Und so starten wir to move. It' Pata Pata Time.
Die Wettervorhersage verspricht uns 26C und.... stürmischen Wind. Na wer sagt's denn. Über Nacht hat anscheinen keiner den Ausschalter für die Windmaschine gefunden. Bierkästen oder Koffer also weiterhin nicht aus der Hand geben - wegen der Bodenhaftung. Beides erweist sich für unser Vorhaben allerdings als unpraktisch. Daher beschließen wir, ein vollgepackt Rucksack tut es auch.
Unsere Tagesplanungen finden ja generell abends im Bett zwischen Reiseführer, Straßenkarten und iPad statt. Und so begab es sich, das heute passend zum Wetter, das Kap der Stürme auf der Agenda steht.
Alles was gebraucht werden könnte fliegt in den Fiesta und pünktlich um 7:30 reiten wir vom Gehöft.
Der erste Stop ist Muizenberg - wegen der bunten Strandhäuser. Wir laufen ein Stück den selbigen entlang und genießen das erste Ganzkörperpeeling des Tages. Im Sand liegen trauriger Weise 2 tote Robben. Die Dame von Shark Watch hißt unterdessen die schwarze Hai Flagge.
Ich versuche, ohne meine Kamera gleich am ersten Urlaubstag zu ruinieren, die bunten Häuschen zu digitalisieren.
Weiter geht die Fahrt nach St. James. Auch hier stehen wieder die von mir geliebten bunten Häuschen im Vordergrund. Trotz der eisigen Temperaturen des Atlantiks tummeln sich schon um 9:00 waghalsige Menschen im Rock Pool. Ich ziehe stattdessen den Reisverschluss meiner Fleecejacke ganz bis nach oben und ziehe das Stirnband über beide Ohren. Hinter den Strandhäusern schließt sich eine große Grünfläche mit Bänken an. Wir entscheiden uns für die von Max und Alfred Wilson und nehmen bei unverbautem Meerblick unser Frühstücks Picknick zu uns. Das erfordert etwas Geschick. Mir kommt jetzt meine Erfahrung mit Reisezielen im hinduistisch geprägten Raum zugute. Schnell verwandele ich mich in Kali, die blaue Göttin der Zerstörung und Erneuerung, die praktischerweise auch 8 Arme ihr eigen nennt.
Gut gestärkt geht es weiter nach Kalk Bay. Hier ist der Hafen mit seinen bunten Fischerbooten das Ziel. Leider ist ein Spaziergang auf der Mole nicht möglich. Die Wellen schlagen hoch, so hoch, dass sie geschmeidig und ganz ohne Anstrengung über die Mole schwappen. Als Ausgleich kaufe ich beim Souvenirhändler meines Vertrauens einen Seestern aus Perlen. Deko für's neue Badezimmer. Andreas rollt mit den Augen. Stört mich nicht. Der Seestern wird ins Auto getragen und landet bei all unseren wichtigen Dingen im Kofferraum.
Die Fahrt geht weiter nach Simonstown. Dort flanieren wir die Hauptstraße rauf und runter. Und ich drücke völlig verzückt im Sekunden Tackt auf den Auslöser meines Fotoapparats. All die schönen Fassaden im viktorianischen Stil müssen unbedingt zu den Strandhäusern auf die Chipkarte. Auch dem einzigen vierbeinigen Vollmatrosen der Royal Navy machen wir unsere Aufwartung. Obwohl bewegungslos, da in Bronze gegossen sieht Just Nuisance immer noch sehr unternehmungslustig aus.
Aber was ist Simonstown ohne Boulders Beach und die kleinen Frackträger? Nichts wie hin zu meinen gefiederten Freunden, die, wie wir durch Anja und ihre lesenswerte Abhandlung über Pinguine wissen, sehr wohl Knie haben. Auch wenn's anders aussieht. Natürlich tummeln sich wieder wahre Menschenmassen auf den hölzernen Laufstegen. Ich beobachte diese (Pinguine seh ich ja keine, wegen des Andrangs) und stelle fest, das für einige der Anwesenden, eben diese Laufstege ganz offensichtlich "Vanity Fair" sind. Dieser Jahrmarkt der Eitelkeiten nimmt teilweise echt groteske Züge an. Ich wundere mich über Outfit und Schuhwerk, habe aber meinen Spaß.
Wirklich toll waren aber 2 kleine Chamäleons die in einen Busch rumturnten. Seltsam war, dass es außer mir niemanden zu interessieren schien. Unbeachtet schoben sich die Massen, Selfistick fuchtelnd an ihnen vorbei.
Auch in der Pinguinkolonie lag eine tote Robbe. Was ist bloß heute los?
Diesmal schaffen wir es auch an Boulders Beach. Herrlich ruhig ist es hier. Na macht sich auch in High Heels und Abendgaderobe nicht so gut.
Andreas wagt sich ins kalte Nass und hofft auf Spielgefährten. Die denken aber gar nicht daran. Faul liegen sie auf den Felsen in der Sonne, streng bewacht von der unnachgiebigen SanParks Pinguin Oberaufseherin. Team Deutschland zieht sich mit Erfrierungen an den Zehen zurück. Team Südafrika liegt weiterhin faul in der Sonne.
Die Zeit schreitet voran und so brechen auch wir unsere nicht aufgestellten Zelte am Beach ab und wenden uns dem Table Mountain NP zu. Leider müssen wir uns dazu ganz hinten anstellen. Was bedeutet, dass Gate ist nur mit Fernglas zu erspähen. Erstaunlicherweise geht die Einreise aber schneller als erwartet. Die Massen bewegen sich Richtung Lighthouse und Kap der Guten Hoffnung. Wir biegen zum Olifantsbos ab. Diese Wahl stellt sich als goldrichtig raus. Erstens sind wir fast alleine und zweitens bekommen wir richtig was geboten. Familie Strauß führt ihre Jungen aus. Genau wie Familie Bontebok. Selbst zwei Zebras lassen sich nicht Lumpen. Zebras direkt am Strand sind schon ein seltsames Bild. Natürlich ist auch eine Großfamilie Baboons unterwegs. Nachdem all die Tierchen neben Strandhäusern und viktorianischen Fassaden ebenfalls ihren Platz auf der Chipkarte gefunden haben, wenden wir uns dem Grund unseres Kommens zu. Den Thomas T. Trucker Trail wollen wir begehen. Uns so kommt es, dass wir uns mit aller Kraft gegen den Sturm stellen und die beschwerliche Reise antreten. Keine einzige Wegmarkierung weist uns den Weg, dafür wieder viele windzerzauste Affen. Mein Beschützer bewaffnet sich mit einen Stock. Der ist Gott sei Dank überflüssig. Die Viecher wollen nichts von uns. Mühsam kämpfen wir uns gegen die Naturgewalten voran. Nach 30 Minuten fühle ich mich gesandstrahlt. Da aufgeben in unserer DNA nicht vorgesehen ist, kämpfen wir uns tapfer bis zum Schiffswrack vor. Plötzlich ist es da. Wir stehen auf verrosteten Planken, sehen das Sturmumtoste Bugteil und fühlen uns ein bißchen wie Vasco Da Gama als er Südafrika entdeckte. Zurück geht es deutlich schneller. Dank Rückenwind. Später unter der Dusche schüttele ich noch den Sand aus der Unterhose und muss richtig schrubben um die Salzkruste von der Haut zu bekommen.
Da wir nun doch schon wieder reichlich spät dran sind, wird der Leuchtturm ausgespart und gleich die Abzweigung zum berühmten Schild genommen. Vorteil: kaum noch ein Mensch da. Problemlos ist es möglich, das Schild ohne Menschen abzulichten. Leider sehen wir auch hier wieder ein totes Tier. Diesmal ist es ein Wal. So makaber es ist, wird dieser Wal wohl der einzige sein, den ich in diesem Urlaub zu Gesicht bekomme...
Als wir endlich zurück in Kapstadt sind, ist es längst dunkel. Ein langer, ereignisreicher Tag wird bei Fisch und allerlei anderem Meeresgetier beendet.
So, das sollte es für heute gewesen sein.
Morgen früh läd und Mama Afrika wieder zum Pata Pata ein.
Fortsetzung folgt.....
Aufbruch: | 09.11.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 02.12.2016 |