Auf ins Land von Dracula & Co.
Das Abenteuer Rumänien beginnt: Im Donau-Delta
Auf dem Weg ins Donaudelta
Von Targu Neamt aus machen wir uns auf die 470 Kilometer lange Etappe ins Donaudelta. Landschaftlich hat die Region im Süden wohl nicht viel zu bieten, so dass sich auch kein größerer Zwischenstopp lohnt.
Dennoch benötigen wir zwei Fahrtage, bis wir an unser Ziel in Murighiol gelangen. Die rumänischen Straßenverhältnisse machen ein rasches Vorankommen nicht immer möglich.
In Braila wird es nach 330 Kilometer Zeit für eine Übernachtungspause. Es ist späterer Nachmittag und wir haben keine Lust mehr zu fahren.
Einen Übernachtungsplatz finden wir am Lacul Sarat. Er liegt südlich von Braila und gilt als Pendant zum Toten Meer. Der Salzgehalt des Sees ist so hoch, dass man sich wie im Toten Meer treiben lassen kann. Außerdem gibt es schwarzen Heilschlamm, der gegen alle möglichen Wehwehchen helfen soll.
Das Kurgebiet von Braila, in dem wir uns hier befinden, hat seine besten Tage wohl eher hinter sich. Etliche Bauruinen aus kommunistischen Zeiten säumen die Uferpromenade. Darin hausen zudem etliche Straßenhunde, wie wir beim Spaziergang mit unserem Fellmonster rasch feststellen.
Die Strandbäder öffnen ebenfalls erst Mitte Mai, so dass wir weder im Salzsee baden können (wäre auch etwas kühl) noch in den Genuss des schwarzen Heilschlamms kommen. Also beschränken wir uns auf einen Abendspaziergang und trinken ein Feierabendbier unter (fast) lauter Rentnern am zentralen Kurplatz.
Ach ja - die Donau hat uns nun wieder. Sie kommt auf ihrem Weg durch Bulgarien nun nach Rumänien und morgen stehen uns eine Fährfahrt sowie die restlichen 140 Kilometer ins Delta bevor.
Über die Donau nach Tulcea
Heute geht es weiter in Richtung Donaudelta. Dafür durchqueren wir die Stadt Braila auf dem "mittleren" Ring. und erreichen kurz vor 10.00 Uhr die Donaufähre. Wir reihen uns bei den LKWs ein und werden dort als erste eingewiesen. Für 60 Lei (13 Euro) erleben wir ein kleines Abenteuer. Lauter Volvo-Trucks, ein Sprinter und ein Sattelzug rumpeln über einen (großen) Spalt auf die Ponton-Fähre, die nicht sehr vertrauenserweckend aussieht. Die Profis nehmen Rücksicht auf das "Touristen-Baby". Ich bleibe zunächst angeschnallt sitzen bis alle an Ort und Stelle sind. Eigentlich Blödsinn, denn wenn wir hier schon untergehen, sollte ich doch schnellstmöglich aussteigen können. Also abschnallen, raus und gucken.
Die Überfahrt dauert nicht lange. Am anderen Donau Ufer geht es weiter in Richtung Tulcea. Eigentlich war ich der Meinung, dass die Strecke ins Delta nun topfeben sein müsste. Doch weit gefehlt. Zunächst führt uns die Route durch beeindruckende Auenwälder, dann passieren wir auf hügeligen Straßen den Parcul National Muntii Macinului - Reste einer einst mächtigen Bergkette und heute durch Erosion maximal 460 Meter hohe, bizarre Bergspitzen. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf die Auen- und Sumpflandschaft.
Kurz hinter Tulcea an der Straße nach Murighiol passieren wir ein kleines Freilichtmuseum mit Nachbauten der Fischerhäuser aus den Delta-Dörfern. Wir legen einen Halt ein und schauen uns die Anlage an. Lieb gemacht, noch im Aufbau begriffen, erfahren wir so schon mal ein wenig mehr über die Region, in der wir uns nun befinden.
Nach dem Museums-Rundgang - wir sind mal wieder die einzigen Besucher - packen wir die restlichen 30 Kilometer bis nach Murighiol an. Der Ort ist als einer der wenigen im Delta über eine Straße erreichbar und guter Ausgangspunkt für Touren ins Delta. Unser Ziel ist der Campingplatz "Lac de Murighiol" und wir stehen wunderbar umgeben von Gärten und einem kleinen Flusslauf zusammen mit 5-6 weiteren Mobilisten. Wir sind nun am südlichsten Punkt unserer Reise angelangt. Mehr als 2.000 Kilometer trennen uns von zuhause. Für uns steht nun die Entdeckung des Donau-Deltas auf dem Plan.
Vögel gucken im Donau-Delta
Heute früh klingelt um 6.00 Uhr der Wecker. Katzenwäsche und kleines Frühstück mit einer Tasse Kaffee und einer Scheibe Brot. Um 7.00 Uhr werden wir von den Besitzern des Campingplatzes zusammen mit vier weiteren Gästen zum kleinen Hafen von Murighiol gebracht. Dort steigen wir um ins Boot. Was uns nun erwartet, sind 5 Stunden und etwa 50 Kilometer durch die Wildnis des Donau-Deltas.
Das Biosphärengebiet erstreckt sich über 588 Quadratkilometer mit einem Gewirr aus Wasserwegen, Bachläufen, Seen und den drei Donau-Armen. Der Chilia-Arm im Norden bildet die Grenze zur Ukraine und ist laut Reiseführer noch die ursprünglichste Region. Der Sulina-Arm in der Mitte bedient die gleichnamige Küstenstadt und der Sfântu Gheorge Arm begrenzt das Delta im Süden. Jeder der Donau-Arme ist über 100 Kilometer lang. Nur um eine ungefähre Vorstellung von den Ausmaßen des Gebietes zu bekommen. Wir bewegen uns auf unserer Tour zwischen dem südlichen und dem mittleren Arm.
Zunächst geht es mit Volldampf über den Sfantu Gheorge Arm, der breit und nahezu geradlinig verläuft. Dann biegt unser Guide in das Gewirr aus Wasserwegen ab. Mal sind diese etwas breiter, dann wieder eng und mit schwimmenden Schilf-Inseln durchzogen. Die werden vom Boot kurzerhand beiseite geschoben, doch hinter uns schließt sich der grüne Dschungel sogleich wieder. Wie kann man hier nur den Durchblick bewahren?
Unterwegs sichten wir Seeschwalben, Blaureiher, die eleganten Seidenreiher, Eisvögel, die uns frech umschwirren, sich jedoch nicht von uns ablichten lassen, Kormorane und natürlich die Pelikane - DIE Attraktion des Deltas. So lebt hier die einzige Kolonie von rosa Pelikanen in ganz Europa. Wir bekommen von unserem Guide immer wieder Erklärungen auf Deutsch, Englisch oder Französisch. Je nachdem, welche Worte gerade präsent sind. Verstehen tun wir ihn alle und notfalls hilft ein Blick ins mitgeführte Bestimmungsbuch.
Zum Schluss unserer Tour erleben wir noch ein besonderes Highlight - wir können einen jungen Seeadler aus nächster Nähe bei seinem Flugmanöver beobachten. Einfach nur herrlich, atemberaubend und ein riesiges Erlebnis. Gegen 12 Uhr sind wir zurück am Hafen, hungrig und voller neuer, phantastischer Eindrücke. Welche Katastrophe wäre es gewesen, wenn es in der Ära Ceausescus gelungen wäre, das Delta trocken zu legen um landwirtschaftliche Fläche zu gewinnen. So sahen es zumindest die damaligen Pläne vor.
Aufbruch: | 27.04.2018 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 30.05.2018 |
Rumänien