2018 - Bologna, Emilia-Romagna-Italien

Reisezeit: November 2018  |  von Uschi Agboka

Freitag, 2.11.2018 - 2. Tag: Colle di San Michele in Bosco - Kloster + Chiesa

Colle di San Michele mit Kloster und Chiesa San Michel in Bosco

Colle di San Michele mit Kloster und Chiesa San Michel in Bosco

Zu Beginn des ersten Jahrtausends war der Zugang zum Hügel des Hl. Michael nicht einfach. Hier oben war alles noch sehr primitiv, mit jahrhundertealter Vegetation, aber auch mit steilen Hängen, natürlichen Grotten und frei herumlaufenden Waldtieren. Ein idealer Ort für den, der die Einsamkeit such, um sich die Zeit zu nehmen für lange Gebete und Meditation.

Hier stand bereits im 3. Jh. ein Kloster, das mehrere Male von den Goten, den Hunen und den Ungarn zerstört und regelmäßig wieder aufgebaut wurde. Hier lebten Benediktiner bzw. Kamaldulenser.

Die Geschichte wird dramatisch, die Mönche mussten fliehen und das Kloster wurde zu einer Festung mit Zinnen, unheimlichen Türmen, Gräben, Zugbrücken und dergleichen mehr. Eine regelrechte Entweihung fand statt.

Der Verdienst, diesen Ort seiner heiligen Berufung wieder zugeführt zu haben, steht den Olivetaner-Padres zu, nachdem ein Versuch der Augustiner fehlgeschlagen war.

Die Olivetaner sind ein Zweitorden des Benediktinerordens. Gestiftet wurde diese, zu den weißen Benediktern gezählte Kongregation von sienesischen Edelleuten Bernardo Tolomei, Patrizio Patrizi und Ambrogio Piccolomini am 26 März 1319, als in Italien eremitische Bewegungen aufkamen.
1960 schloss sich der benediktinische Zweigorden als Kongregation der Benediktinischen Konföderation an. Das Mutterkloster der Olivetaner und zugleich Sitz des Generalabtes ist die Abtei Monte Oliveto Maggiore in der toskanischen Provinz Siena.

Es halfen auch einige Päpste, Gäste und Sponsoren und auch der Antipapst, Johannes XXIII., der dann aus dem Buch der Päpste gestrichen wurde (1415). In den folgenden Jahren wurde der bereits große Komplex in den Kriegen zwischen den Canetoli und den Bentivoglio (1430) verwüstet und zerstört. Die Mönche mussten flüchten, um später zum Wiederaufbau zurück zu kehren.

Den Grundstein für die heutige Kirche San Michele in Bosco legte Papst Eugen IV. am 16. Juli 1430. Der monumentale Kirchenbau wurde 1455 geweiht.

1501 verdunkelte der düstere Schatten von Cesare Borgia, von Alexander VI. zum Fürsten ernannt, den Himmel über Bologna. Das Kloster wurde evakuiert, um 1.800 Soldaten Platz zu machen, die die Stadt verteidigen sollten.

Erst 1506 vertrieben die päpstlichen Truppen unter Führung von Julius II. die Milizen und ließen die Mönche zurück kehren. Aus den Archiven gibt es Belege von großen Gelagen bei einem Empfang des Papstes in Begleitung von 20 Kardinälen. Die haben es sich schon immer gut gehen lassen.

Auch im ersten Viertel des 16. Jh. wurden Kirche und Kloster in Kriegswirren mit Plünderungen und Überfällen von Bentivoglio und Gaston Di Foix verwickelt.

Dann kam endlich eine friedliche Zeit für Bologna, die es den Mönchen gestattete, die Ruinen wieder aufzubauen und für die Zukunft zu planen.

Karl V. betrat 1529 dieses Asyl der Heiligkeit und der Künste und bewunderte es sehr.

Die Chronik berichtet, dass Clemens III. 1598 drei Tage hier verbrachte und sehr zufrieden war. Er genoss den schönen Blick auf die schöne Stadt Bologna.

1530 wurde die Kirche zu einem Zentrum religiöser Musik auf hohem Niveau, wobei eine Orgel (1509) von außergewöhnlichem Wert benutzt wurde. Eines der wenigen Modelle aus dem 16. Jh., das erst kürzlich restauriert wurde und noch heute von internationalen Kennern besichtigt wird.

Abtei und Kirche erlangten ihre heutige Größe und Glanz.

Die Olivetanermönche verließen Kirche und Kloster nach der napoleonischen Unterdrückung des Jahres 1798.

1888 erhielt der Klosterkomplex unter Verwaltung der Provinz seine neue und würdige Berufung als Sitz des Orthopädischen Instituts Rizzoli.
Das Rizzoli Orthopädische Institut wurde 1880 unter Verwendung des Nachlasses des orthopädischen Chirurgen Francesco Rizzoli gegründet. Mit diesem Krankenhaus wollte Rizzoli sowohl die Förderung der Wissenschaft als auch die Erleichterung des Leidens der Menschheit erreichen. Das Institut wurde am 28. Juni 1896 von König Umberto I. von Italien eingeweiht und war im nächsten Jahrhundert eines der besten orthopädischen Krankenhäuser der Welt.

Es muss anerkannt werden, dass die derzeitige Verwaltung bei der Bewahrung und Restaurierung dieses beachtlichen und seit Jahrhunderten überlieferten künstlerischen Erbes große Sensibilität bewiesen hat.

Seit dem Sommer 1996, nach dem Rückzug der Benediktiner Olivetaner Mönche leisten die Kamillianer im Krankenhaus und in der Pfarrei San Michele in Bosco ihr Werk als religiösen Beistand.

Sehenswert ist der achteckige Kreuzgang, der in das Gebäude des Krankenhauses integriert wurde.

Chiesa San Michele in Bosco

Die Kirche im Renaissance-Stil weist romanische und gotische Details aus früheren Bauten auf.

Die unverputzte Backstein-Fassade ist Werk von Biagio Rossetti, 16. Jh.

Das Marmorportal wurde von Giacomo d'Andrea aus Ferrara und Bernardino aus Mailand (1522) behauen.

Der Seiteneingang der Kirche, der in einem Bogengang aus dem 16. Jh. geschaffen wurde, hat ein Felsensteinornat, von Andrea Formigine (1525) aus Stein gehauen wurde.

Der untere Teil des Glockenturms stammt aus dem 15. Jh., der obere Teil aus dem 16. Jh.

© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kulturreise nach Bologna, die Kulturhauptstadt 2000.
Details:
Aufbruch: 01.11.2018
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 06.11.2018
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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