2018 - Bologna, Emilia-Romagna-Italien

Reisezeit: November 2018  |  von Uschi Agboka

Sonntag, 4.11.2018 - 4. Tag: Geschichte Giuseppe Garibaldi

Geschichte Giuseppe Garibaldi

Giuseppe Garibaldi (* 4. Juli 1807 in Nizza; † 2. Juni 1882 auf Caprera) war ein italienischer Guerillakämpfer und einer der populärsten Protagonisten des Risorgimento, der italienischen Einigungsbewegung zwischen 1820 und 1870. Er wurde auch als „Held zweier Welten“ tituliert, was sich auf seine militärischen Leistungen sowohl in Südamerika als auch in Europa bezog.

Die italienische Nationalbewegung, der "Risorgimento" und ihre Nationalhelden sind noch fest in der Vorstellungswelt der Italiener verankert. Es gibt keinen Ort in Italien, in dem es keine Straßen oder Plätze gibt, die nach Garibaldi benannt wurden.

Beeinflusst von Giuseppe Mazzini, einen Vordenker des italienischen Nationalismus, und durch frühe Vorstellungen eines geeinten Europas unter republikanisch-demokratischen Bedingungen, nahm er 1834 an einem Aufstand im Piemont teil. Als dieser gescheitert war, wurde Garibaldi zum Tode verurteilt.

1836 gelang Garibaldi die Flucht nach Südamerika. Dort beteiligte er sich an der Farrapen-Revolution in Brasilien. Im Oktober 1839 lernte er dabei die kämpferische Ana Maria „Anita“ de Ribeiro (30. August 1821 – 4. August 1849) kennen und lieben. Anita Garibaldi verkörpert auch heute noch in Italien die heldenhafte Frau schlechthin.

Einen Monat später beteiligte sich das Paar gemeinsam an den Gefechten bei Imbituba und Laguna. 1841 zogen sie sich nach Montevideo zurück und heirateten dort am 26. März 1842. Garibaldi überbrückte die Zeit als Händler und Schulmeister. Er erhielt von Uruguay 1842 ein Flottenkommando und stellte im Krieg gegen den argentinischen Diktator Juan Manuel de Rosas eine kleine italienische Legion auf. 1847 beteiligte er sich mit seinen Freiwilligen an der Verteidigung Montevideos gegen Argentinien und den ehemaligen Diktator Manuel Oribe.

Als er 1848 nach Italien zurückkehrte, nahm er unter anderem 1848/49 mit seinen Verbänden von Freiwilligen, den so genannten "camicie rosse" (Rothemden) am Krieg des Piemonts gegen Österreich teil, was ihn in den Augen seiner Landsleute bald zum Nationalhelden machte. In der kurzlebigen, am 9. Februar 1849 ausgerufenen Römischen Republik war er Anführer der Revolutionsarmee. Seine Feldzüge machten ihn zum beliebten Nationalhelden. Er konnte mit seinen Truppen die im April des Jahres zugunsten des geflohenen Papstes Pius IX. intervenierende französische Armee zunächst aufhalten. Dann musste er vor der Übermacht der Franzosen, die Rom monatelang belagerten, weichen. Nach der Kapitulation der Römischen Republik am 3. Juli 1849 musste er fliehen und wurde von den französischen und österreichischen Truppen verfolgt. Mit einem kleinen Haufen Getreuer schlug er sich bis San Marino durch und gelangte trotz schärfster Verfolgung nach Piemont. Garibaldi floh erneut ins Ausland, diesmal nach New York, USA. 1854 kehrte er wieder nach Italien zurück.

Nachdem Savoyen an der Seite Frankreichs in den Krieg gegen Österreich eingetreten war, sah Garibaldi die Zeit gekommen, selbst mit seinen italienischen Freiwilligen militärisch einzugreifen. Im März 1859 marschierte er mit seinen 3.000 Alpenjägern (Cacciatori delle Alpi) an der südlichen Grenze der Lombardei auf. Am 26. Mai konnte er eine österreichische Brigade bei Varese zurückwerfen. Seine unerfahrenen Freiwilligen wurden aber am 15. Juni bei Treponti durch eine österreichische Brigade unter Feldmarschallleutnant Karl von Urban überraschend angegriffen und zerstreut. Auf italienischer Seite fielen 120 Männer, weitere 70 wurden gefangengenommen. Nach dem französischen Sieg bei Solferino wurde der Anschluss der Lombardei aber dennoch erreicht.

Jetzt versuchte Garibaldi, sein Einigungswerk auch in Süditalien voranzutreiben. Am 5. Mai 1860 segelte er mit tausend so genannten Rothemden von Genua aus nach Süden, um Sizilien und Neapel zu erobern („Zug der Tausend“). Am 11. Mai landete er bei Marsala, am Westzipfel Siziliens. Am 15. Mai 1860 kam es zwischen Marsala und Palermo zur Schlacht von Calatafimi, in der die "Rothemden“ und die sizilianischen Patrioten beinahe gegen die 4.000 Soldaten der Bourbonen unterlagen. In dieser Schlacht rettete Augusto Elia mit einer heldenhaften Geste Garibaldis Leben. In der Schlacht von Calatafimi schlugen die Rothemden dann die Truppen des dreifach überlegenen neapolitanischen Generals Landi.

Am 27. Mai gelang nach einem heftigen Gefecht beim "Ponte dell'Ammiraglio" der Einzug in Palermo. Im Laufe des Monats Juni schlossen sich weitere freiwillige Sizilianer den "Garibaldinern" an, und täglich zahlreiche Freiwillige aus ganz Italien, die sich in das, was später "L'esercito meridionale" (die Südliche Armee) genannt wurde, integrierten.

Ein darauf ausbrechender Volksaufstand kam ihm bei der Besetzung von Palermo entgegen. Am 20. Juli schlug Garibaldi die bourbonische Armee bei Milazzo und sicherte sich damit definitiv die Kontrolle über Sizilien. Garibaldi ernannte sich im Namen von Viktor Emanuel II., dem König von Sardinien-Piemont, zum Diktator Siziliens.

Der neapolitanische General Carlo Filangieri wollte noch 40.000 Soldaten in einem sizilianischen Brückenkopf bei Messina gegen die Eindringlinge zusammenziehen, doch der schwache König Franz II. konnte sich infolge der Unzuverlässigkeit seiner Truppen nicht zu energischen Operationen durchringen.

Auf seinem weiteren Vormarsch auf dem Festland stellte sich Garibaldi kein weiterer Widerstand entgegen. Die Basilicata hatte sich bereits gegen die Herrscher erhoben. Auch hier schlossen sich zahlreiche Freiwillige Garibaldis Truppen an. Unter ihnen war auch Carmine Crocco, der nach der Vereinigung Italiens zum Brigant mutierte. Am 7. September konnte Garibaldi, als Befreier von der Bevölkerung umjubelt, in die Stadt Neapel einziehen, ohne dass sich ihm die bourbonischen Soldaten entgegensetzten. Im Oktober fand schließlich die entscheidende Schlacht statt. Ein Heer von 50.000 Soldaten des Königs von Neapel versuchte, Garibaldis Truppen (etwa die Hälfte in der Zahl) in Kampanien zu schlagen, unterlag jedoch in der Schlacht am Volturno. Nach der Sprengung der Festung von Gaeta mussten die Bourbonen endgültig kapitulieren.

Am 8. August setzte Garibaldi aufs Festland über und besetzte Neapel am 7. September kampflos; es waren bereits 23.000 Mann zu ihm übergelaufen. Am 19. September stand seine Vorhut unter seinem Stabschef Wilhelm Rüstow vor Capua. Nach seinem am 1. Oktober 1860 errungenen Sieg in der großen Schlacht am Volturno, an welchem sein Eingreifen in vorderster Linie erheblichen Anteil hatte, war das Ende des Königreichs Neapel besiegelt.

Nun fingen die militärischen Erfolge Garibaldis den König Vittorio Emanuele II. in Turin zu beunruhigen. Er fürchtete, dass Garibaldi die Schaffung einer Republik im Auge haben könnte. Sein revolutionärer Elan wollte auch vor Rom und dem Papst nicht haltmachen. Um dies zu verhindern, schickte die piemonteser Regierung Truppen nach Süden, die am 18. September 1860 die päpstlichen Truppen bei Castelfidardo schlugen und sich anschließend mit den Garibaldini vereinigten.

Am 26. Oktober 1860 fand in Teano bei Neapel das berühmte Treffen zwischen Vittorio Emanuele II. und Garibaldi statt, in dem Garibaldi unmissverständlich Viktor Emanuel als "König von Italien" begrüßte und damit das deutliche Signal abgab, dass er auf eigene politische Ambitionen verzichten wolle, um dem Haus Savoyen die Krone Italiens zu sichern.

Sein geplanter weiterer Vormarsch auf Rom hätte jetzt aber Frankreich unter Kaiser Napoléon III., dem Beschützer des Katholizismus, auf den Plan gerufen und somit das Bündnis zwischen Sardinien-Piemont und Frankreich aufs Spiel gesetzt. Der Premierminister von Sardinien-Piemont, Camillo Benso Conte di Cavour, beschloss deshalb, selbst mit sardinisch-piemontesischen Truppen in Unteritalien einzugreifen. Nach dem Einmarsch der Armee des Generals Enrico Cialdini im Kirchenstaat kam es zur schnellen Einigung: Garibaldi übergab angesichts der Zustimmung der Bevölkerungsmehrheit für einen Anschluss an das Königreich Sardinien-Piemont seine Gewinne in Sizilien und Neapel an König Viktor Emanuel II.

Rom wurde von den Nationalisten als natürliche Hauptstadt Italiens angesehen und blieb daher weiterhin das Ziel Garibaldis. Bei seinem ersten Feldzug wurde er am 29. August 1862 in der Schlacht am Aspromonte durch Truppen unter Emilio Pallavicini geschlagen, dabei schwer verwundet und musste sich auf sein Domizil auf der Insel Caprera zurückziehen. Garibaldis Beliebtheit, seine charismatische Wirkung auf die Massen und seine Feldzüge blieben aber von hoher Bedeutung für die weitere Einigung Italiens.

Im sogenannten Dritten Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich versuchte Garibaldi erneut, Erfolge zu erreichen. Nordwestlich des Gardasees konnte er am 21. Juli 1866 die österreichischen Truppen des Generals Franz Kuhn von Kuhnenfeld bei Bezzecca besiegen.

Erst im Oktober 1867 versuchte Garibaldi nach seinem vorübergehenden Rückzug, wieder aktiv in die Politik einzugreifen; mit einigen Freischaren versuchte er neuerlich, Rom einzunehmen. Seine Einheiten wurden jedoch am 3. November 1867 bei Mentana durch Truppen des Papstes unter General Hermann Kanzler und deren französische Hilfstruppen zurückgeschlagen. Am 20. September 1870 gelang schließlich einem starken Heer unter General Raffaele Cadorna die Einnahme der Stadt. Nachdem die Freiheit des Pontifikats gewährleistet worden war, konnte Rom am 1. Juli 1871 die neue Hauptstadt des jetzt geeinigten Italien werden.

1870/71, während des Deutsch-Französischen Krieges, stellte Garibaldi erneut ein italienisches Freiwilligenkorps zusammen. Er griff damit im Elsass gegen die Deutschen ein, um die neue Französische Republik zu unterstützen. Zum Dank wurde er 1871 von der französischen Nationalversammlung zum Abgeordneten für Côte-d’Or, Paris, Algier und Nizza ernannt. Er setzte sich allerdings für eine Rückkehr Nizzas nach Italien ein (Nizza und Savoyen waren 1861 als Gegenleistung für militärischen Beistand im Krieg gegen Österreich von Sardinien-Piemont an Frankreich abgetreten worden). Daher wurde seine Ernennung rückgängig gemacht. Daraufhin legte Victor Hugo sein Mandat als Abgeordneter aus Protest nieder.

Garibaldi ging ins Exil, weil er die Verbindung zwischen Nizza und der Dritten Französischen Republik ablehnte. Er starb am 2. Juni 1882 auf Caprera (Sardinien).

© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kulturreise nach Bologna, die Kulturhauptstadt 2000.
Details:
Aufbruch: 01.11.2018
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 06.11.2018
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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