Abenteuer Amazonas
Fuente del Amazonas Lodge
Heute ist ein sehr spezieller Tag für mich. Wir besuchen die Fuente del Amazonas Lodge. Oder das was von ihr übrig geblieben ist. Dafür muss ich zuerst ein wenig ausholen. Ich versuche es in der Kurzform.
Falls jemand die Vorgeschichte schon kennt, oder sich für die Geschichte der Lodge nicht interessiert, kann er ohne weiteres gleich zum nächsten Kapitel wechseln.
Es war 2008 als ich zum ersten Mal hier nach Iquitos kam. Was es genau gewesen war, kann ich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, aber nach einem Aufenthalt in einer Lodge hatte ich die verrückte Idee, selber eine Lodge zu bauen. Helfen sollte mir mein damaliger Guide. Er suchte ein Gelände, in der Nähe von Nauta. Es sollte tiefer im primären Regenwald sein, als die Mehrzahl der damaligen Unterkünfte, die vielfach nur eine halbe Stunde von Iquitos entfernt lagen.
Fündig wurde er am Ucayali, nahe beim Zusammenfluss von Maranon und Ucayali, da wo der Amazonas beginnt.
Die Anfänge waren euphorisch, der Bau abenteuerlich, es gab täglich Probleme zu lösen, neue Ideen zu realisieren, stundenlange Chats zwischen Peru und der Schweiz und meine Tage und dank des Zeitunterschiedes auch die Nächte waren ausgefüllt. Ich habe unendlich viel gelernt über das Leben im Regenwald, über Menschen, die Natur, Tiere, Pflanzen. Ich habe Gemeindeversammlungen im Dschungeldorf erlebt, machte Schulbesuche, verhandelte mit Angestellten. Stellte Leute ein, entliess, veränderte, kippte Pläne und erfand neue Lösungen. Ich erlebte eine unglaubliche Herzlichkeit und ganz viele unmögliche Situationen. Emotionen pur. Diese Zeit möchte ich auf gar keinen Fall missen. Es war Abenteuer pur.
Dank meinen vielen Erzählungen aus dem Regenwald von Peru habe ich auch viele meiner Freunde und Bekannten neugierig gemacht. Einige kamen hierher. Entweder mit mir oder auf eigenen Reisen nach Peru. Iquitos gehört nicht in das normale Peru-Programm, es ist eher eine Insider-Destination. Umso schöner ist es, dass viele meiner Bekannten den Regenwald besuchten. Bei meinen vier Gruppenreisen durch Peru gehörte natürlich Iquitos und die Lodge dazu. Ich glaube, dass diese Besuche bei allen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.
'Meine Flotte' und das ewig schwierige Thema der Treppe, die bei jedem Regenschauer wieder weggespült wurde.
Leider fiel das Gelände auf dem die Lodge stand, nach und nach buchstäblich ins Wasser. Der reissende Fluss trug das Ufer ab, der Fluss verschob sich. Als auch der riesige Baum, der wie eine Wand dastand in den Fluten verschwand und die Lodge direkt am Ufer stand, statt hinter einem dichten Wald versteckt zu sein, entschieden wir uns, mit der ganzen Lodge umzuziehen.
Dieser Entscheid war nicht sehr geschickt, vor allem weil das Gelände tiefer im Wald gelegen zwar nicht mehr vom reissenden Wasser, dafür aber vom stehenden Wasser bedroht war. Zwar stand die neu aufgebaute Lodge die meiste Zeit auf trockenem Land, aber der Zugang führte während fast des ganzen Jahres durch einen Sumpf, so dass immer mehr Stege und Brücken gebaut werden mussten, die bei Hochwasser entweder unterspült oder zerstört wurden.
Es wurde ein ewiger Kampf gegen die Elemente. Zwar ist es völlig normal, dass das Wasser der Flüsse ab Dezember steigt und im April seinen Höchststand erreicht. Dann kann es durchaus sein, dass die Bungalows im Wasser stehen. Darum stehen sie ja auf Stelzen. Die Probleme mit dem Zugang wollten nicht abreissen.
Kam noch dazu, dass das Dorf, zu dem das Gelände gehörte, immer mehr Forderungen stellte. Meine Geduld und meine Mittel gingen zu Ende und ich wies Keyla, meine damalige Gerentin an, alles was zur Lodge gehörte, zu verkaufen, die Lodge komplett abzubauen und das gesamte Projekt abzubrechen. Das war im April 2015.
Doch Keyla hatte andere Pläne. Ihr Vater hatte am Rio Yarapa, einem kleinen Nebenfluss des Ucayali, etwas flussaufwärts, einer alten Frau ein Grundstück abgekauft und die beiden planten den Umzug dahin. An den kleinen Flüssen wirkt der Sog des Wassers nicht so stark, die Ufer bleiben meist intakt, auch wenn das Wasser steigt.
Also wollten Keyla und ihre Familie die ganze Lodge ein drittes Mal aufbauen. Bereits hatten sie bei meinem letzten Besuch im August 2016 als ich mit einer Gruppe nach Iquitos kam, erste Pfähle in den Boden getrieben, sie meinten es ernst. Mir war das Recht, allerdings wollte ich mich an diesem dritten Aufbau nicht mehr beteiligen und zog mich zurück. Um mich nicht wieder in Versuchung zu bringen, fragte ich nie mehr nach, überliess es der Familie, wann und wie sie den Umzug durchführten. Immerhin musste alles durch den Dschungel zum Ucayali und von da mit den Booten zum neuen Standort gebracht werden.
Inzwischen ist ziemlich viel Zeit vergangen, ich bin zurück, will meine Freunde in Iquitos besuchen und natürlich will ich wissen, wie es um die Lodge steht, ob da überhaupt noch etwas steht.
Heute also fahren wir in die Lodge. Eveline und Peter begleiten mich, Rita fühlt sich für das Dschungelabenteuer nicht genügend fit und zieht es schweren Herzens vor, Iquitos vom Hotel aus weiter zu entdecken.
Aufbruch: | 04.01.2020 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 31.01.2020 |