Abenteuer Amazonas
Lima Stadtbummel
Frisch gestärkt und fast ausgeschlafen, treten wir nach dem Frühstück auf die Strasse. Und geraten mitten in den Sommer. Es ist bereits am Vormittag richtig warm, da will der grosse Weihnachtsbaum auf der Plaza Mayor gar nicht richitg dazu passen.
Unser Programm für heute ist ein Bummel durch das Zentrum der Stadt. Nichts grosses, nur ein wenig Angewöhnen, Ankommen, gemütlich bummeln.
In knapp 10 Minuten erreichen wir den Hauptplatz wo es noch wenig Leute hat. Die grossen Tore der Kathedrale stehen weit offen, drinnen wird ein Gottesdienst gefeiert. Wir können uns aber problemlos umsehen, einzig der vordere Teil ist für Touristen abgesperrt. Wir bewundern den eleganten hohen Bau, der mit den goldenen Decken sehr vornehm wirkt. Ein Kirchenchor unterstützt die feierliche Stimmung.
Leider ist die Seitenkapelle mit dem Grab von Pizzarro, dem Eroberer Perus, nicht zugänglich. Sie ist komplett mit Mosaiksteinen gearbeitet.
Dafür ist der gegenüber liegende Seitenaltar geöffnet. Hier wurde eine grosse Krippe aufgebaut und die Menschen stauen sich, um die ganze Szenerie ansehen zu können und ihre privaten Fotos-Sessions abzuhalten. Es ist kaum möglich die Krippe zu fotografieren ohne erhobene Daumen oder Victoryzeichen. Die Menschen lieben es, an allen möglichen Orten zu posen.
Kathedrale von Lima
ehemaliger Bischofssitz
Gleich neben der Kathedrale ist der ehemalige Bischofssitz. Heute ist es ein Museum, das aber leider im Moment geschlossen ist.
Hier sieht man die typischen verschlossenen Holzbalkone, von denen es in Lima sehr viele gibt. Sie sollen den besseren Damen ermöglicht haben, diskret von oben das Geschehen auf der Strasse zu beobachten. Warum allerdings ausgerechnet der Bischofssitz mit diesen Balkonen ausgestattet ist, frage ich mich schon die ganze Zeit.
Laute Musik vor dem Parlamentsgebäude macht uns darauf aufmerksam, dass gleich die Wachablösung stattfinden wird. Bereits haben sich ein paar Leute vor der Absperrung eingefunden und beobachten die Soldaten, die im Stechschritt über den Platz marschieren. Zuerst sind es nur zwei, dann kommt eine ganze Gruppe dazu, während die Musikkapelle sich zur Seite verschiebt.
Für die vielen Fotografen ist die Szene eine richtige Herausforderung. Immer wieder will sich die Kamera auf die Eisenstangen fokussieren, die den Platz von der Strasse abtrennen. Zum Glück sind die modernen Handys so ausgestattet, dass sie erkennen, was das wichtige Motiv ist.
Mich erbarmen die Soldaten, die da in ihren schwarzen und weissen Uniformen über den sonnenbeschienen Platz marschieren. Es ist nämlich sommerlich heiss. Mein Handy zeigt 26 Grad an, im Schatten.
In die Klänge der Blaskappelle mischt sich plötzlich das Glockenspiel der Kathedrale. Noch nie habe ich gehört, dass da eine Musik ertönt, aber vom Turm erklingt tatsächlich das Ave Maria.
Die Zeremonie dauert an, inzwischen schreien sich zwei Offiziere gegenseitig Parolen an den Kopf. Alles ganz genau nach Protokoll natürlich. Es wird mit dem Stab auf die Erde geklopft, die Soldaten drehen sich um, setzen sich in Bewegung und die Musik hat inzwischen aufgehört.
Irgendwann ist der Platz wieder leer, die Zuschauer verstreuen sich und wir entdecken Rita, die mit den Polizisten flirtet. Sie nehmen sie gleich in ihre Mitte.
Wer würde sich wohl über einen solchen Hut aus Alpaka freuen?
Beim weiter bummeln entdecken wir einen Schokoladeladen. Er lockt mit dem Hinweis Museum und zeigt mit vielen Bildern und Informationen die Verarbeitung der Schokolade. Von den harten Kernen bis zur weichen Schokolade. Es gibt auch Schokoladebohnen zum probieren. Rohe und geröstete. Ausserdem gibt es eine riesige Auswahl von Produkten, die aus Schokolade gewonnen wird. Von der feinen Tafelschokolade bis zu Likören und Schnäpsen. Und auch ein riesiges Sortiment an Schönheitsprodukten gibt es im Angebot. Und natürlich alle Sorten von Schokolade, Mischungen, Früchte mit Überzug und fein gemahlenen Kakao.
Noch sind wir an unserem ersten Tag unterwegs, noch schaffen wir es, ohne etwas einzukaufen wieder aus dem Laden zu treten.
Auch die nächsten Läden mit dem farbigen und vielsieitigen Handarbeitsangebot aus dem ganzen Land verführen uns noch nicht zu einem Kauf. Aber wir bewundern die feinen Foulards aus dem Hochland und die warmen gestrickten Mützen. Doch bei dieser Temperatur steht uns kein Sinn nach warmer Kleidung.
Beim nächsten Lokal können wir aber nicht vorübergehen. Das Cordaro, das älteste Restaurant Limas ladet zu einem Besuch ein.
Es ist inzwischen früher Nachmittag und Zeit für einen Imbiss. Da trifft es sich gut, dass das Lokal für seinen feinen Schinken bekannt ist, der immer ganz frisch vom Knochen geschnitten und angerichtet wird. Peter entdeckt, dass der Angestellte, der mit weissen Handschuhen den Schinken traktiert immer am kauen ist. Er wird wohl die Abschnitte vertilgen, ganz im Sinne von 'die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen' - Man sieht die Weihnachtszeit mit den drei Haselnüssen hat ihre Spuren hinterlassen.
Bei einem kühlen Glas Weisswein, ein paar Schinkenhäppchen und einer Tortilla lässt es sich gut sein und das Leben geniiesen.
Wir gehen weiter, zur Kirche San Francisco. Der Platz vor der Kirche ist noch fast leer. Nur die Tauben gurren auf ihren Plätzen in der Fassade oder kühlen sich beim Brunen ab. Die Kirche ist verschlossen, aber es gibt Führungen.
Ich war schon öfters drinnen, werde also heute auf die Führung verzichten. Aber den anderen empfehle ich sie sehr, denn man kommt dabei in die Katakomben, wo die Gebeine von Gläubigen aufbewahrt werden. Auch die grosse Gemäldesammlung, den Klostergarten und vor allem die wunderschöne Kirche, ja das ganze Gebäude kann man dabei sehen. Fotografieren ist während der Führung verboten, so dass allfällig interessierte Leser vielleicht besser selber einmal herkommen, um diesen sehr schönen Ort zu sehen..
Ich setze mich derweil auf die Stufen vor der Kirche und betrachte das Leben auf dem Platz. Schaue den Tauben zu, die vom Glockenschlag des Turmes aufgeschreckt im Schwarm ein paar Runden um den Platz drehen, bevor sie sich wieder gurrend in der Fassade auf den schmalen Brüstungen hinsetzen oder sich auf dem Platz von kleinen Kindern füttern lassen. Je nach Temperament schütten die Kleinen ihre Körner, die ihnen die Eltern am farbigen Verkaufsstand gekauft haben, zwischen die Vögel, oder sie stapfen entschlossen durch die friedlichen Vögel und freuen sich, wenn sie erschrocken kurz aufflattern, um sich gleich nebenan wieder hinzusetzen und ihre Mahlzeit weiter zu geniessen.
Inzwischen ist der Platz nicht mehr so leer. Eltern sind mit Kindern gekommen, junge Paare, alte Menschen. Und mit ihnen ist auch die Eisverkäuferin eingetroffen, die bunt gekleidete Frau aus dem Hochland, die ihre Cocablätter anbietet, der fliegende Händler, der flatternde Schmetterlinge verkauft. Wie ein Propeller werden sie aufgezogen und flattern dann ein paar Meter weiter aus seiner Hand über den Platz. "Schalte deine Slowmotion ein" rät er mir und zeigt auf mein Handy. "Dann kannst du es besser sehen." Er hat Geduld und führt mir den Effekt noch einmal vor, weil ich das erste Mal nicht richtig verstanden habe.
Vor der Kirche mit dem aufwändig verschnörkelten Portal findet das normale Foto-Shooting statt. Freche Jungs und zierliche Girls, freundlich lächelnde Greise mit kecken Jugendlichen. Junge Familien, eine Nonne, eine tätoierte junge Frau. Es ist ein Platz für die ganze Familie und jeder will sein ganz persönliches Andenken an diesen Tag mit nach Hause nehmen.
Wir schlendern zurück zum Hauptplatz. Da ist inzwischen auch mehr los und wir entdecken eine Kutsche, die rund um den Platz fährt. Für 5 Soles einmal um den Platz fahren, das lassen wir uns nicht entgehen. Nachdem wir uns und die Umgebung eingehend fotografiert haben, dreht sich unser Kutscher um und lacht uns an. "Soll ich von Euch ein Foto machen?" Auf unsere Antwort dreht er sich komplett um, kniet auf seinen Kutschbock und zeigt auf das Pferd: " Habe heute die Automatik eingeschalten".
Nach dieser Fahrt kehren wir zurück ins Hotel. Eine kurze Pause tut gut.
Die Suche nach einem Lokal fürs Nachtessen bringt uns ein paar Strassen weiter zu einem neuen Lokal. Seit fünf Jahren gibt es das Villa Chicken schon, ich habe es noch nie gesehen. Schon der Eingang ist vielversprechend, das Innere ist fantastisch.
Und die Bedienung äusserst freundlich. Das Haus hätte früher einem Maler gehört, im oberen Stockwerk gäbe es eine Galerie, erklärt uns der Kellner und lädt uns ein, uns nach dem Essen überall umzusehen.
Nach dem Essen - auch das war hervorragend - haben wir allerdings keine Zeit mehr, wir halten ein Taxi an, unser Ziel ist der Wasserpark.
Jeden Abend, ausser Montag, ist er geöffnet und ist mit seinen vielen Springbrunnen ein Anziehungspunkt für jung und alt. Wir kommen grad recht für die Multimediashow, die um halb neun beginnt. Mit Licht und Wasser, mit Laserstrahlen, projizierten Bildern auf den Wasservorhängen und Musik wird ein farbiges Spektakel angeboten.
Es gibt Wasserspiele, die immer wieder die Farben wechseln, Fontänen, die in immer anderen Formationen das Wasser in die Höhe schiessen lassen, man weiss kaum wohin sehen.
Beim Wassertunnel unter dem man fast trocken durchlaufen kann, wird meine Eperimentierfreudigkeit herausgefordert. Ich muss diese Slowmotion, die beim Schmetterling vor der San Francisco-Kirche nicht so richtig funktionierte, noch einmal ausprobieren. Mit dem Wasser hat sie einen tollen Effekt. Auch der Zeitraffer will ausprobiert sein. Improvisieren mit den Effekten, mit den Spiegelungen auf dem nassen Boden, den Schatten vor den beleuchteten Brunnen. Die Zeit geht wie im Flug.
Kurz vor Mitternacht treffen wir wieder im Hotel ein. Es sollte ein ruhiger Tag sein, zum geniessen und ohne grosse Ereignisse.
Wir haben vor allem genossen - in vollen Zügen.
Aufbruch: | 04.01.2020 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 31.01.2020 |