Abenteuer Amazonas

Reisezeit: Januar 2020  |  von Beatrice Feldbauer

Lima mit Alex

Pünktlich um 10.00 Uhr erwartet uns Alex in der Hotel-Lobby. Dass er für die Stadtbesichtigung seine Tochter mitnimmt, war nicht abgesprochen, doch Juana bezirzt uns mit ihrem Charme sofort, so dass auch wir finden, dass sie auf dem Rücksitz Platz hat. Wir haben ja heute kein Gepäck dabei.

Wir haben Alex für den ganzen Tag angeheuert, damit er uns die Stadt zeigt und wir jederzeit einen Chauffeur zur Verfügung haben.

Bevor wir starten, bringen wir noch unsere Wünsche an: Wir brauchen eine Bank, eine Apotheke und einen Kleiderladen für T-Shirts.

Ausserdem möchten wir natürlich unbedingt ans Meer.

Alex, mein persönlicher Taxifahrer, der mich schon seit 12 Jahren durch die Stadt kutschiert.

Alex, mein persönlicher Taxifahrer, der mich schon seit 12 Jahren durch die Stadt kutschiert.

Unser erster Halt gilt dem Plaza San Martin. Hier ist auch gleich die Farmacia, so dass ein Punkt auf unserer Liste bereits erledigt ist.

Alex fährt in ein Parkhaus, erhält einen Zettel, auf dem die Einfahrtszeit steht und fährt uns oben auf dem Parkdeck direkt zum Eingang des Shopping-Centers. Hierhin verirrt sich bestimmt selten ein Tourist, niemand konnte von aussen erkennen, dass drinnen ein so riesiger Verkaufskomplex liegt. Das Plastikdach taucht alles in ein schummriges Blau, doch in den winzigen Läden brennen Lampen. Es werden vor allem Kleider angeboten. Viele Jeans und natürlich Polo-Shirts. Diese sind sehr typisch in Lima und werden auch hier produziert.

Es sind winzige Läden, in denen die Besitzer hocken und auf Kundschaft lauern. Zielstrebig führt uns Alex zu Läden, in denen Shirts verkauft werden, und nachdem er gemerkt hat, was Rita will, erkundigt er sich bei den Verkäuferinnen auch gleich, ob man diese Art von T-Shirt führt. Ein guter Taxifahrer ist eben oft auch ein Verkaufsberater.

Doch auch wenn er zielgerichtet nur T-Shirts ansteuert, kann er nicht verhindern, dass Rita auch in einem anderen Stand fündig wird.

Bei einer netten Verkäuferin, die mit ihrer langen Stange, die verschiedenen Modelle von der Wand holt und bei Bedarf mit einem schwarzen Tuch eine kleine Umkleidekabine bastelt finden Rita und Eveline neue Tops und schon bald sind wir zurück im Auto.

Das Fussballstadion ist uns schon gestern aufgefallen, es liegt direkt neben dem Waserpark. Kann man das besuchen? Alex fährt uns vor den Eingang wo ich mich erkundige. Die tägliche Führung hat vor 20 Minuten angefangen, der Wächter schüttelt erst einmal den Kopf, überlegt sich die Sache noch einmal, telefoniert, verlangt meinen Pass und nachdem er meine Schokolade eingesteckt hat, holt uns ein junges Mädchen ab. Astrid. Sie bringt uns in den ersten Stock, wo eine resolute Frau mit umgehängtem Mikrofonset entusiastisch vom Estadio Nacional erzählt. Und von den Spielern und vom Präsident, der das Stadion vor ein paar Jahren umgebaut hat. Nebst den 300 kleinen Logen, in denen jeweils 8 Personen Platz finden, hat er auch eine grosse Präsidentenloge einbauen lassen.

45'000 Personen fast das Stadion. Der Rasen wird gerade bewässert. Der scheint allerdings auch andere Pflege zu brauchen, denn er sieht sehr mitgenommen aus.

Zum Abschluss dürfen wir noch eine Runde rund um das Feld machen. Wir nehmen es gemütlich und lassen die ganze Atmosphäre auf uns einwirken, während ein paar Sportler ambitioniert ihre Runden drehen.. Damit ist die Führung abgeschlossen und wir werden zum Eingang zurückgebracht. Nicht ohne noch bei einem Gemälde vorbei gebracht zu werden, des an eines der grossen Triumphe der Mannschaft erinnert. Leider kann ich mich jetzt nicht mehr erinnen, wann und was das war, aber das Bild zeigt die Begeisterung des Sieges.

In der Reporterkabine

In der Reporterkabine

Die Garderobe

Die Garderobe

Astrid findet, dass uns ein Teil der Führung fehlt und bietet uns zusammen mit ihrer Kollegin Soledad, noch die Präsidentenloge zu zeigen.
Und so sitzen wir kurz darauf auf den bequemen Ledersesseln, auf denen der Präsident jeweils die Spiele verfolgt. "Er kommt immer mit der Familie", erklärt Astrid andächtig. Und auch seine Gäste und das Sicherheitspersonal finden in der grossen Loge mit angrenzenden Räumen Platz. Es fehlt auch nicht der Comedor, wo jeweils ein Buffet aufgebaut wird.

Jetzt fehlt noch die pompöse Halle, wo jeweils Spieler und Trainerversammlungen stattfinden und die Pressekonferenzen durchgeführt werden. Sie ist komplett mit italieniischem Marmor ausgekleidet und an den Wänden gibt es grosse Mosaike.

Jetzt fehlt noch die Foto vor der ganzen Mannschaft. Astrid und Soledad zieren sich ein wenig, vor dem Bild zu posieren und erst als sie sich vor ihren Lieblingsspieler setzen dürfen, willigen sie ein. Sie sind ganz enttäuscht, als wir zugeben müssen, dass wir keinen einzigen ihrer Spieler kennen. Kenn Ihr denn den Shakiri, will ich darauf wissen, worauf die beiden im Chor "Siiiiii!!!!!" jubeln. Natürlich kennen sich die beiden mit den Weltfussballern aus.

Mit diesem Bild ist auch unsere Sight-Seeing-Tour abgeschlossen. Sie war übrigens gratis und die Mädchen weigern sich standhaft, ein Trinkgeld anzunehmen. Vielleicht hätten wir es früher geben sollen, beim Eingang sehen es die Securityleute und die würden es ihnen gleich wieder abnehmen. So jedenfalls haben wir ihre Gesten verstanden.

Für uns ist es jetzt Zeit fürs Mittagessen. Und Zeit, endlich das Meer zu sehen. Wir fahren nach Miraflores, hinunter ans Meer, wo es ein paar neue elegante Restaurants gibt. Im Bahia kehren wir ein. Natürlich entpuppt sich Alex jetzt auch als Kulinarikexperte und so geniessen wir die peruanischen Gerichte quer durch die Speisekarte. Lomo saltado, Reis mit Meeresfrüchten und bei Juana dürfen wir etwas vom Ceviche versuchen. Es schmeckt alles sehr fein, nur das Rindfleisch ist etws zäh. Zum Aperitiv trinken wir zum ersten mal einen Pisco Sour, das Nationalgetränk. Es wird nicht der letzt sein.

die Fahnen-Galerie beim Eingang macht den Vereinten Nationen Konkurrenz. Es macht den Touristen immer Eindruck, wenn ihre Flagge auf ihrem Tisch steht.

die Fahnen-Galerie beim Eingang macht den Vereinten Nationen Konkurrenz. Es macht den Touristen immer Eindruck, wenn ihre Flagge auf ihrem Tisch steht.

Endlich am Meer, Eveline fühlt sich sichtlich wohl

Endlich am Meer, Eveline fühlt sich sichtlich wohl

die Pazifik-Küste ist hier ziemlich wild.

die Pazifik-Küste ist hier ziemlich wild.

Der Hügelzug da hinten ist unser nächstes Ziel

Der Hügelzug da hinten ist unser nächstes Ziel

Nachdem Eveline endlich ihre Füsse im Salzwasser hatte und auch Rita und Juana ihre Salzspritzer abbekommen haben, fahren wir weiter. Unser Ziel ist der Hügelzug auf der rechten Seite. Dort wo das Kreuz steht, das Abends über die Bucht leuchtet und die Christusstatue, die auf halber Höhe steht.

Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über die riesige Stadt. "12 Millionen Einwohner werden es wohl jetzt sein", meint Alex. "Die Schweiz hat gerade mal 8 Millionen" erkläre ich, "das ganze Land". Als er mich etwas mitleidig anschaut, ergänze ich: "vielleicht sind es heute 8,5 Millionen", was die Sache auch nicht grossartiger macht. 32 Millionen sind es in ganz Peru.

Wir lassen uns viel Zeit, geniessen den Ausblick über die riesige Stadt und die weite Bucht. Dann fährt uns Alex hinüber zum Kreuz. Es wurde zu Ehren des Papstes gebaut, der vor ein paar Jahren Peru besucht hatte.

Konstrukiert wude es aus den Überbleibseln der gesprengten Strommasten aus den Zeiten des Sendero Luminoso, den Zeiten des Guerillakrieges in Peru unter dem das ganze Land in den 80er Jahren gelitten hat.

Das Kreuz ist also heute auch ein Symbol für den Frieden.

Neben dem Kreuz gibt es auch eine kleine Freiluftkapelle, die der Virgin del Morro Solar - der Name des Hügelzuges - gewidmet ist.

Das Kriegerdenkmal, das auch hier oben steht, erinnert übrigens an den Pazifikkrieg gegen Chile, bei dem Peru Arica, die Stadt im Süden und Bolivia seinen Zugang zum Meer verloren hat.

Nachdem wir Augen und Kameras mit der grandiosen Aussicht gefüllt haben, fahren wir zurück an den Strand. Zum Larcomar dem Einkaufszentrum, das in Steilküste gebaut wurde und das nebst all den vornehmen Läden auch viele Restaurants mit fantastischer Aussicht auf das Meer bietet. Zwar dauert es noch über eine Stunde bis zum Sonnenuntergang, aber wir richten uns auf einer Aussichtsterrasse mit unseren Drinks ein und lassen es uns gut sein. Vom ursprünglichen Plan, den Tag in der Rosa Nautica, dem Restauant unter auf dem Pier ausklingen zu lassen, verabschieden wir uns, denn das späte und ausgiebige Mittagessen lässt keinen Appetit aufkommen.

Stattdessen gibt es Pinacolada mit Sonnenuntergang. Dieser ist zwar wie üblich hier, nicht sehr spektakulär, denn Lima ist fast das ganze Jahr unter einer Wolkenschicht, die sich von den Anden herkommend mit der Meerluft verbindet.

So sehen wir auch heute die Sonne nur bis zum Wolkenrand untergehen, aber für eine gute Stimmung reicht es alleweil.

Schon bald ist es dunkel und jetzt erstrahlt die Küste in ganz anderem Licht. Alex haben wir inzwischen entlassen, so dass wir uns von einem anderen Taxifahrer ansprechen lassen, der uns zurück ins Zentrum fahren will. Als er sieht, dass wir kaum aufhören können, die Lichter mit der Kamera einzufangen, macht er uns den Vorschlag, hinauf zum Kreuz zu fahren. Da wäre die Aussicht noch viel besser. Dass wir schon dort waren, will er uns nicht so recht glauben, aber er versichert uns, dass die Sicht jetzt noch einmal ganz anders sei. Das wollen wir gern glauben und so sind wir schon bald zum zweiten Mal an diesem Tag auf dem Weg zum jetzt beleuchteten Kreuz. Beim Strand hält er an, wir sollen das Meer berühren und uns Zeit lassen, bis neun Uhr sei der Verkehr in der Stadt eh so stark, dass es kaum ein Durchkommen gäbe. Also lassen wir uns noch einmal von den Wellen faszinieren, hören dem Geräusch des mit den Wellen zurück rieselnden Kies zu und fahren dann den den Hügel hinauf.

Er hat nicht zu viel versprochen. Henry, unser Taxifahrer. Vor uns breitet sich ein riesiges Lichtermeer aus. Bis zum Horizont nur Lichter. Dazwischen erkennt man kleine Erhebungen, Hügel, aber sonst ein riesiges Lichtermeer. "Lasst Euch Zeit," meint Henry, und macht Euch keine Sorgen, der Preis für die Fahrt ist abgemacht, das kostet nicht extra:"

Auf der Rückfahrt in die Stadt frage ich Henry, ob er Alex kenne, Immerhin stehen die beiden oft beim Larcomar und werben Kunden an.

"Alex? Alex Guerrero?" Die Überraschung könnte kaum grösser sein. Fast hätte er das Gas- mitsamt dem Bremspedal gemeinsam gedrückt. Mit grossen Augen schaut er mich an. "Du kennst Alex?" Er kann es kaum fassen. "Natürlich, wir sind Kollegen, Freunde". Um seine Aussage zu bekräftigen und wohl auch zu überprüfen, ob wir den gleichen Alex meinen, zeigt er mir eine Foto, auf dem er mit seinen Kollegen posiert. "Genau den meine ich, mit ihm waren wir heute unterwegs, auch oben beim Kreuz."

Henry lässt uns beim Plaza Mayor austeigen. Lieber hätte er uns zwar direkt zum Hotel gefüht aber wir versichern, dass wir den Heimweg gut zu Fuss finden werden und verabschieden uns von ihm. Noch einmal lassen wir die verzauberte Stimmung im gelben Licht auf uns einwirken, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Und genau da, auf den zwischen den paar Häuserblocks vom Platz bis zum Hotel haben wir die letzte und wohl unerwartetste Begegnung des Tages.

In schmalen Eingang sitzt eine ältere Frau neben einem kleinen Gestellt mit Früchten. Wir sind nur ein paar Schritte an ihr vorbei gegangen, als wir uns instiktiv umdrehen und sie ansprechen. Was macht sie hier, was verkauft sie zu dieser späten Stunde.

Sofort steht sie auf. Zeigt uns ihre Bananen. Ja sie schält gleich eine und gibt uns zu versuchen. Und dann erklärt sie die Namen von verschiedenen Bananen, kramt ungewöhnliche Äpfel aus ihrem Fundes erklärt die Geschmäcker. Der eine ist süss wie Zuckerrohr, der andere eher bitter. Dann holt sie eine Quitte hervor, erklärt, dass die gut fürs Geschäft sei. Und sie hilft gegen Eifersucht und Neid. Es ist offensichtlich, dass sie sich über unser Interesse freut, ich darf sie auch gern fotografieren und versteht, dass wir nichts kaufen können, weil wir morgen früh auf den Flug gehen. Noch einmal schält sie eine Banane. Eine von diesen zuckersüssen Minibananen und lässt uns versuchen. Als wir uns verabschieden und Rita ihr einen kleinen Obolus geben will, lehnt sie ihn ab. Es ist alles von Herzen, meint sie. "Para vivir, zum Leben" meint darauf Rita, und da lächelt sie. "Si, para vivir" und steckt das Geld ein.

Susana die Händlerin mit dem winzigen Obstladen steckt voller Überraschungen.

Susana die Händlerin mit dem winzigen Obstladen steckt voller Überraschungen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach vier Jahren kehre ich zurück nach Iquitos, wo ich mit Hilfe von Einheimischen eine Lodge geführt habe. Ich werde Freunde besuchen und freue mich auf neue Begegnungen.
Details:
Aufbruch: 04.01.2020
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 31.01.2020
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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