Interrail-Tour durch Italien

Reisezeit: Juni 2006  |  von Matthes Jansen

Vom 7-25 Juni 2006 machte ich mit meiner Freundin eine 19-tägige Interrail-Tour durch Tour durch Ligurien,Pisa,Rom,Athen,Siena,Florenz,Verona,an den Gardasee und nach Mailand.

Per Interrail Richtung Ligurien

Nach den Partyurlauben der letzten Jahre, vornehmlich entlang der spanischen Küste, wollten ich und meine Freundin endlich einen Reiseurlaub machen, und zwar einen, der den Namen auch verdient. Der Plan war folgender: Möglichst preisgünstig die Mittelmeer-Juwelen Italien und Griechenland bereisen mit dem Schwerpunkt auf den wichtigsten Städten, jedoch auch etwas von den wunderschönen Landschaften mitnehmen. So bildete sich nach einigem Recherchieren für die geplanten 19 Tage folgender Plan heraus:
Mit einem Interrail-Ticket ausgerüstet mit dem Billigflieger nach Mailand - Per Zug über Genua nach Levanto zu den (1)Cinque Terre, dann Pisa(2), Rom(3), von Bari mit der Fähre über Patras nach Athen(4), zurück in die Toskana nach Siena (5),Florenz (6), dann Verona (7) und zurück nach Mailand.Da unser Interrail-Ticket für Italien nur 16 Tage gültig war, sollten die letzten 3 Tage in Mailand verbracht werden.

So weit so gut......nur war schon abzusehen, dass nicht alles bleiben so würde, wie wir es uns vorher überlegt hatten, denn wir hatten keine Unterkunft, keine Fährfahrt, nichts außer dem Rückflug reserviert. Die Verlockung, den Plan beim ersten Anlass gleich durcheinander zu werfen schien zu verlockend und wir waren schon darauf eingestellt.
Außerdem hatten wir uns vorgenommen, natürlich abgesehen vom Zug, möglichst auf öffentliche Verkehrmittel zu verzichten, weil es Blödsinn ist sich zu allen im Reiseführer aufgeführten Sehenswürdigkeiten kutschieren zu lassen und so zu tun, als würde jede Stadt nur aus 2 antiken Brunnen und einem gotischen Dom bestehen. Wir wollten die Städte möglichst authentisch kennen lernen, um nach unseren Aufenthalten dort mehr gesehen zu haben als die typischen Apothekenkalender-Motive.
Zudem wollten wir keinesfalls mehr als zusammen 50€/Nacht für eine Unterkunft bezahlen. Was dies nun in letzter Konsequenz bedeutete, nämlich vielleicht unter einer Brücke oder in einem Maisfeld schlafen zu müssen, darüber machten wir uns keine weiteren Gedanken, wir wollten alles auf uns zukommen lassen.

Unser Interrail-Abenteuer in Italien: Los geht's!

Am 7.Juni 2006 ging es dann früh morgens los. Der Wecker klingelte um 4 Uhr wobei wir ihn gar nicht gebraucht hätten weil wir vor lauter Reisefieber fast die ganze Nacht kein Auge zugekriegt hatten. 45 Minuten später saßen wir im Auto Richtung Flughafen Köln/Bonn und ohne Probleme kamen wir um 8.20 pünktlich in Malpensa an. Als die Luken geöffnet wurden merkte man sofort, dass es draußen schon so früh am Tage angenehm warm war, die Hoffnung auf gutes Wetter bestätigte sich also schon einmal. Auf Grund dessen, dass wir unheimlichen Respekt vor dem gesamten Trip hatten und im Vorhinein auf Unannehmlichkeiten aller Art eingestellt waren fühlte sich das für uns schon wie ein erstes Erfolgserlebnis an, fast als hätten wir durch unsere ganzen Vorbereitungen dazu beigetragen, dass nun die Sonne schien. Am Bahnhof kauften wir uns für 5 Euro pro Kopf ein Busticket ins Stadtzentrum, die Reise begann...und ich schlief nach der ruhelosen Nacht erst einmal sofort ein und bekam von der Busfahrt nichts mit.

Da uns der Bus praktischerweise genau vor dem Hauptbahnhof absetzte, gab es mit der Weiterfahrt nach Genua keine Probleme. Nachdem wir uns an der Information nach dem nächsten zuschlagfreien Zug erkundigt hatten überbrückten wir die Wartezeit mit unserem mitgebrachten Frühstück in einem kleinen Park vor dem HBF.
Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, was die Italiener für miese Brötchenbäcker sind, wir hätten die deutschen Backkünste sicherlich mehr zu würdigen gewusst und nicht alles so gierig runtergeschluckt.
Unsere erste Fahrt mit Trenitalia überraschte uns positiv. Wir waren eigentlich auf "typisch mediterrane Unpünktlichkeit" und ein Organisationschaos eingestellt, doch zu unserer Verwunderung fuhr der Zug auf die Minute genau los. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass sich die Deutsche Bahn von Trenitalia eine Scheibe abschneiden könnte, denn während der ganzen nächsten 19 Tage hat sich die italienische Bahn nicht einmal verspätet.
Doch voreingenommen, wie wir an diesem ersten Tag waren, schrieben wir es einem glücklichen Umstand zu, einen pünktlichen Zug erwischt zu haben. Auf der Fahrt konnten wir übrigens dem Schaffner zum ersten Mal mit stolzgeschwellter Brust unsere Interrail-Tickets für Italien vorzeigen, der diese aber offensichtlich nicht kannte, denn er durchlochte sie nach längerem Bedenken und ging dann schnell weiter.
In Genua angekommen mussten wir auf den nächsten Zug 1½ Stunden warten, was wir dazu nutzten uns die Stadt ein wenig anzuschauen. Wir haben uns zwar mit unserem ganzen Gepäck nicht mehr als 1000m vom Bahnhof entfernt aber das reichte, um einen ersten, ganz netten Eindruck von der ligurischen Hauptstadt zu bekommen.

Italien per Interrail: Genua

Nächster Interrail-Halt: Ligurien

Dann ging es weiter zu unserer vorläufigen Endstation.
Zwar waren wir schon seit Genuas Hinterland begeistert von der wunderschönen Landschaft doch Levanto trieb dies nun auf die Spitze.
Mailand ist keine besonders interessante Stadt mit einem sehr gewöhnlichen Umland. Jedoch beginnt auf halber Strecke zwischen Mailand und Genua das Apenninen-Gebirge und es ist unerklärlich, dass es europaweit so wenig bekannt ist angesichts seiner dichten Bewaldung und spektakulären Unstetigkeit. Jedenfalls ist es Fakt, dass das ligurische Hinterland im Gegensatz zu den Küsten vom Tourismus noch relativ wenig erschlossen ist. In Levanto sind es daher auch erst wieder die fast ins Wasser hineinreichenden Gebirgszüge, die den Ort so besonders machen. Dazu ist es ein sehr gemütliches, eben typisch ligurisches Städtchen und deshalb idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der Cinque Terre.Wir brauchten unserer Stadtkarte, in der wir zu Hause die Lage alle ortsnahen Campingplätze markiert hatten gar nicht hervorzuholen, denn alle waren sie hervorragend ausgeschildert. Wir entschieden uns einen Campingplatz nahe des Meeres zu nehmen, bauten dort unser zelt auf. ließen die Rucksäcke dort zurück und gingen noch für 1 Stündchen an den Strand. Trotz des kalten Wassers war es nach dem doch etwas anstrengenden Tag ein Segen in die Fluten zu tauchen. Das interessante an dem Baden in Levanto ist, dass man sich wider besseren Wissens so fühlt ,als säße man in einem Bergsee irgendwo in Österreich, eine solch eindringliche Wirkung haben die Berge um die Stadt und den Strand.
Nach einer kurzen Supermarkt-Suche gingen wir dann zurück zum Campingplatz und kochten uns mit dem Gas-Kocher unsere erste Portion Nudeln mit Tomatensoße.

Italien per Interrail: auf dem Campingplatz

Anschließend schliefen wir schnell ein.
Hätten wir allerdings gewusst, wie kalt die ligurischen Nächte sind, wir hätten die Pullover und Hemden schon vor dem Schlafengehen angezogen uns nicht erst, nachdem uns mitten in der Nacht die Eiseskälte aufweckte.

© Matthes Jansen, 2006
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Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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