La Moselle - Wanderung auf den Spuren eines Flusses

Reisezeit: Oktober 2023  |  von Jörg König

13.Oktober: Rundwanderung bei Remiremont

13.Oktober: Wanderung zum Felsen "Le St.Mont" bei Remiremont

Nach dem kleinen Abendspaziergang gestern fiel mir der Brunnen unmittelbar vor der Abteikirche auf. Es gibt einige Brunnen im Zentrum von Remiremont, aber die wenigsten sind in Betrieb. Dieser hier, vor dem Kirchenportal und von Bänken umgeben, ist in seiner Schlichtheit besonders schön. Zwölf sternförmig angeordnete Fontänen im Abstand von etwa 1,20 Metern schießen aus Vertiefungen im Beton bogenförmig in die Mitte eines flachen, runden Bassins, wo sie zusammentreffen und in einem Rost ablaufen. Es ist ein sehr harmonisches Bild. Die Wasserfontänen glitzern und funkeln im Sonnenlicht, abends im Schein der Laternen.
Nachdem ich heute vormittag nochmal an dem Brunnen gesessen habe, betrete ich die Kirche, bekreuzige mich und gehe, wie immer, wenn ich eine Kirche betrete, durch den Mittelgang langsam nach vorne auf den Altar zu, auf Christus, der die Mitte und das Ziel ist, gerichtet. Auch, weil sich so die Wirkung einer Kirche am Besten entfaltet. Diese ehemalige Abteikirche hat ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe, einen großen Chor mit Chorgestühl und einen imposanten, marmornen Altar. Sofort fällt die prächtige architektonische und künstlerische Gestaltung auf. Zweifelsohne ist es eine Manifestation von Reichtum und Macht. Der ganze Raum ist hell und das Licht bricht sich vielfarbig und harmonisch durch die riesigen, gewölbten Fenster. Die Hallenwirkung ist beeindruckend. Kirchen müssen Orte des Gebetes, der Andacht, des Gottesdienstes und des spirituellen Erlebens bleiben, sonst sind sie ihrer zentralen Bedeutung beraubt und verlieren ihren Sinn. (hiezu eine Anmerkung: Über ein Jahr später würde ich meine damalige Reflexion so nicht mehr wiederholen. Nach wie vor denke ich, daß Kirchen als religiöse Orte unverzichtbar sind, aber es werden ja mehr und mehr Kirchen profaniert und sie können auch durchaus andere sinnvolle Funktionen erfüllen; z.B. als Ausstellungsorte, als Konzertstätten, als Museen.)

Ein Adliger und späterer Benediktinermönch namens Romarich (französisch: "Remire") gründete hier im Jahre 620 ein Doppelkloster, ein Frauenkloster auf dem Berg Le St.Mont und ein Männerkloster unten im Tal, dessen erster Abt der Predigermönch Amé -auch bekannt als Amatus von Grenoble- wurde. Im frühen 10. Jahrhundert ließen sich die Nonnen, vor den Ungarn-Einfällen Schutz suchend, ebenfalls im Tal nieder. Im 11. Jahrhundert wurde die Abtei allmählich in ein säkulares Damenstift umgewandelt, das ausschließlich jungen Damen aus hohem Adel vorbehalten war. In diese Zeit fällt auch der Bau der Kirche, die im 12. und 13. Jahrhundert erweitert und rekonstruiert wurde. Im Jahre 1790 wurde das Kloster im Zuge der Französischen Revolution aufgelöst. Die Kirche besitzt seit 1983 den Status eines historischen Monumentes.

Remiremont: Brunnen vor der Abteikirche

Remiremont: Brunnen vor der Abteikirche

Über die Moselle nach St.Etienne-les-Remiremont

Ich gehe wieder entlang der Rue Charles de Gaulle mit ihren Arkadengängen unter den Häusern, in denen sich Geschäfte, Bars und Restaurants befinden. Weiter zum Bahnhof; über die Moselbrücke und durch den Ort St.Etienne-les-Remiremont auf der anderen Moselseite. Heute ist es extrem warm. Die Hitze und der Autoverkehr machen mich fertig. Ich schwitze wie blöd und bin froh, als ich endlich den Wald erreiche. Ich fühle mich leicht benommen und unwohl, habe das Bedürfnis nach Ruhe. Nachdem ich ein ganzes Stück bergan gegangen bin, schlage ich mich in den Wald und kühle mich im Bach Ruisseau de Seux ab. Was für eine Wohltat! Schließlich erreiche ich eine schöne Stelle im Wald, auf der ein Kreuz steht: das Croix de St.Arnould. Leider kann ich die Erläuterung über Geschichte und Bedeutung dieses Ortes wegen meiner mangelnden Französisch-Kenntnisse nicht verstehen. Es muß wohl hier mal eine Eremitage (eine Einsiedelei), gestanden haben. Nach ein paar Kilometern erreiche ich einen Ort von besonderer historischer, religiöser und archäologischer Bedeutung: den Felssporn "Le St.Mont" auf 670 Metern Höhe. Hier stand wohl das von dem Adligen Romarich und dem Predigermönch Amé im Jahre 620 gegründete erste Frauenkloster. Nachdem die Nonnen in die befestigte Klosteranlage unten im Tal gezogen waren, blieb Le St.Mont noch über mehrere Jahrhunderte ein Pilgerort. Es ist ein wahrhaft besonderer Ort. Das große Plateau mit der Kapelle, dem Gipfelkreuz und den schönen Bäumen, das wunderbare Panorama: das Tal der Moselotte mit dem Ort St.Amé, das breite Mündungsgebiet, die Orte Remiremont und St.Etienne, die bewaldeten Berge der Vogesen. Weiter unten am Berg -neben einem Steinbruch-, steht die Kapelle St.Amé, gewidmet dem Mitgründer und ersten Abt der Abtei Remiremont.

Ein Ort mit langer Tradition: Le St.Mont

Ein Ort mit langer Tradition: Le St.Mont

Zurück in Remiremont

Es war keine lange Tour, aber ich habe mir viel Zeit genommen. Die Stadt erreiche ich bei Einbruch der Dunkelheit. Überall ist die Außengastronomie in vollem Gange. Ist das Sommer oder was? Es fühlt sich irgendwie unwirklich an.

© Jörg König, 2024
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Bericht ist ein Tagebuch des ersten Teils meiner geplanten Moselreise von der Quelle bis zur Mündung. Eine Wandertour von der Quelle bei Bussang bis Remiremont in den französischen Vogesen im Oktober 2023. Von meinen vielen Wanderreisen ist diese die erste, die ich nicht nur fotografisch, sondern auch schriftlich dokumentiere.
Details:
Aufbruch: 04.10.2023
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 15.10.2023
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Jörg König berichtet seit 5 Wochen auf umdiewelt.
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