La Moselle - Wanderung auf den Spuren eines Flusses
15.Oktober: Rückreise
15.Oktober: Rückreise mit Zug: Epinal-Nancy-Luxembourg-Trier
Der Zug nach Nancy fährt erst am frühen Nachmittag. Ich habe noch Zeit; spaziere an der Mosel entlang; finde einen schönen, kleinen Park am Ufer und setze mich vor Rosenbeeten auf eine Bank. Ich schaue dem trägen Fließen der Moselle zu. Blauer Himmel zwischen tief ziehenden Wolken; die Sonne bricht immer wieder durch. Angenehme kalte Luft folgt dem gestrigen Tief. Ein ruhiger Sonntagmorgen; ein paar Jogger sind unterwegs. Ich lese die letzten Seiten meines Buches.
Bücher gehen stets mit auf die Reise
Bücher haben mich immer auf meinen Wanderreisen begleitet. Einen Wanderführer habe ich dabei, wenn ich in einer fremden Gegend unterwegs bin; und immer ein Taschenbuch zur Entspannung, Anregung, Unterhaltung; für die Pausen unterwegs, für abends im Hotelzimmer oder im Zelt mit Stirnlampe im Schlafsack liegend.
Diesmal habe ich ein kleines Taschenbuch namens "FlussLand Tagliamento" von Esther Kinsky dabei. Ich hatte nach etwas gesucht, das mit Flüssen zu tun hat; Reiseberichte, Prosa oder Lyrik. Gefunden habe ich nur dieses kleine Büchlein. Die Autorin folgt dem Lauf des 170 Kilometer langen, nord-italienischen Wildflusses Tagliamento. Kein Reisebericht, keine Handlung. Die Ich-Perspektive fehlt völlig. Es sind Gedichte und kurze poetische Betrachtungen einer wilden, rauen, melancholischen, verletzlichen Landschaft; des Flussbettes, der Ufer, der Berge, der Vegetation, manchmal nur eines Steines oder eines Tieres. Einer Landschaft im ständigen Wandel; den klimatischen Bedingungen unterworfen; einer Landschaft, die ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Geschichten erzählt. Als drittes Element Birnholzschnitte mit Landschaftsportraits von Christian Thanhäuser, die mit den Texten vielleicht, aber nicht notwendigerweise korrespondieren.
(Anmerkung: Ein Jahr später war ich erfolgreicher und habe einen wirklichen Reisebericht gefunden, in dem es ebenfalls um einen Fluss in Italien geht: "Die Seele des Flusses/ Auf dem Po durch ein unbekanntes Italien" von Paolo Rumiz. Der Autor hat den größten Fluss Italiens mit Kanu, Barke und Segelboot befahren. Die Perspektive ist also eine völlig andere als die einer Wanderreise: Der Fluss selbst ist hier Schauplatz und Ausgangspunkt der Erzählungen, Beobachtungen, Reflexionen und Begegnungen . Der Autor schreibt in einer bildreichen, kraftvoll-poetischen Sprache. Es ist auch ein politisches Buch. Wie steht es um das Verhältnis der Landbewohner zu ihren Flüssen? Welche Rolle nehmen die verantwortlichen Politiker ihnen gegenüber ein? Das Urteil des Autors hierüber ist wenig wohlwollend.)
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Im Zug nach Nancy
Am Mittag nehme ich den Zug nach Nancy. Die sonnenbeschienene Landschaft zieht vorbei. An irgendeinem Bahnsteig fällt er mir auf. Die Plätze mir gegenüber sind frei. Er setzt die Sonnenbrille auf; zu meinem Bedauern. Dann setzt er sie wieder ab. Verträumte Blicke auf die vorbeiziehende Landschaft. Ich studiere ein Gesicht. Sonnenbeschienen und bezaubernd schön.
In Nancy endet der Zug. Ich werde wiederkommen. In einem Jahr.
Aufbruch: | 04.10.2023 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 15.10.2023 |