La Moselle - Wanderung auf den Spuren eines Flusses
7.Oktober: Wanderung St.Maurice - Ballon d`Alsace
7.Oktober: Rundwanderung St.Maurice-sur-Moselle - Ballon d`Alsace
Heute morgen sind die ersten Klänge, die ich höre, das Krähen des Hahnes, der Verkehr der Hauptstraße, die neben der Unterkunft vorbeiführt und, als ich die Tür öffne, um mich nach der kalten Morgendusche draußen auf den Stuhl zu setzen, wo ich die herbstliche Morgenluft atme und spüre, das Gackern der Hühner in ihrem Verschlag unten im Garten.
Meine Gastgeberin fragt mich beim Frühstück, ob ich am Abend mit ihnen essen möchte. Sie erwarten noch andere Gäste aus Luxemburg und wollen Fondue machen. Klar, ich sage zu. Es ist mein Geburtstag und ich nehme ein paar Gratulationen via SMS, Whats App und Telefonat entgegen.
Heute will ich eine Wanderung mit leichtem Tagesrucksack zum 1241 Meter hohen Ballon d`Alsace machen. Es ist am Morgen noch sehr kalt, nur 2 Grad über Null, aber als ich am Vormittag losgehe, ist es schon warm genug, um die Jacke im Rucksack zu verstauen. Es geht ca. 5 Kilometer stetig bergauf über Wiesen und durch Wald. Hinter mir öffnet sich der Blick allmählich ins obere Moseltal. Dicht an dicht liegen die Orte aneinander: St.Maurice-sur-Moselle, Fresse-sur-Moselle, Le Thillot. Mehrere Seitentäler sind zwischen den hohen, bewaldeten Bergen zu erahnen. Die Ruhe hier oben tut mir gut, und da ich gelesen habe, daß bei schönem Wetter auf dem Gipfelplateau des Ballon d`Alsace, des "Elsässer Belchen" ziemlich viel Rummel sein soll, beschließe ich spontan, etwas abseits des Wanderweges auf einer Wiese die Ruhe und die Aussicht zu genießen. Ich ziehe Hemd und Unterhemd aus und spüre die wärmende Sonne und den kühlen Wind. Oben auf dem Gipfel ist erwartungsgemäß viel los. Spaziergänger, Familien, Wanderer, Gleitschirmflieger. Leider auch immer wieder aufdringlicher Lärm von Motorrädern und Sportwagen. Das Panorama ist phantastisch: Die runden Bergkuppen, Steilhänge, Talkessel, Höhenrücken, Bergkämme, Täler, Ortschaften und Seen. Der Nachbargipfel Ballon de Servance. Weiter entfernt die Rheinebene und der Schwarzwald. Eine Jeanne d`Arc-Statue befindet sich hier oben auf dem weitgehend waldfreien Plateau, auf dem auch größere Flächen mit Heidevegetation gedeihen.
Abstieg vom Ballon d`Alsace und Rückweg nach St.Maurice-sur-Moselle
Ich bin schon viel zu lange hier oben und entscheide mich endlich, den steilen Abstieg zum Ronde Tête (deutscher Name: Rundkopf) zu nehmen, ein ganzes Stück am Hang oberhalb des Lac d`Alfeld und dann in einem weiten Bogen oberhalb des Tals des Ruisseau des Charbonniers nach St. Maurice zurückzuwandern. Der steinige Wurzelpfad abwärts erweist sich als gute Wahl. Er führt durch herrlichen Buchen- und Eichenwald. Ich bin immer wieder fasziniert von dem intensiven Licht- und Schattenspiel, wenn sich das Sonnenlicht durch die Baumkronen ergießt. Von dem Kontrast zwischen hell und dunkel auf Baumstämmen, Steinen und dem Waldboden. Vielfältige Braun- und Grüntöne: das betörend leuchtende, satte Grün der Moose, die weißen Flecken auf Steinen und Bäumen da, wo das Sonnenlicht auf sie trifft; grau-schwarz die Steine im Schatten; das Braun der dichten Laubschicht auf dem Waldboden. Je weiter ich am Hang entlanggehe, desto mächtiger werden die freistehenden Felsblöcke im Wald. Sie strahlen für mich immer eine majestätische Ruhe aus, vermitteln eine Ahnung von den für uns kaum vorstellbaren zeitlichen und räumlichen Dimensionen geologischer Prozesse. An einigen exponierten Stellen bieten sich wieder Aussichten zur Rheinebene und zum Schwarzwald. Schließlich geht es nur noch abwärts. Ich komme an einer Hütte im Wald vorbei, vor der eine Gruppe junger Leute logiert, dahinter eine kleine Weide, auf der sich eine Kuhherde an Zweigen, Gräsern und Sträuchern labt. Alle haben Glocken um ihre Hälse; somit ergibt sich ein schönes Konzert. La petite chaume; "Die kleine Weide" wird dieser Ort im Wald auch genannt.
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Dinner mit meinen Gastgebern in St.Maurice
Der Weg abwärts erweist sich als sehr lange und weit. Ich ärgere mich, daß ich so viel Zeit verplempert habe mit Einkäufen, What`s app-schreiben und auf dem Ballon d`Alsace-Plateau rumlaufen. Schließlich bin ich um 19:30 von meinen Gastgebern zum Dinner eingeladen. Ich komme ziemlich in Stress, schaffe es, um 19:20 in der Pension anzukommen. Schnell umziehen und runter.
In der Gaststube sitzen schon alle. Das Gastgeberpaar und eine große Familie mit erwachsenen Söhnen und Töchtern aus Luxemburg. Auch die Katze Maurice läuft herum. Es gibt Käse-Fondue mit Pellkartoffeln und Salat und als Nachspeise Heidelbeer-Tarte. Dazu selbstgemachten Holunderwein, natürlich auch Weiß- und Rotwein. Noch ein paar Schnäpse im Anschluss. Jeder und jede darf erstmal an den herumgereichten Gläschen riechen und raten, was wohl der Inhalt sein könnte. Mir wird klar, wie sehr die Franzosen Gastfreundschaft schätzen und Mahlzeiten zelebrieren. Alle sollen sich hier wie zuhause fühlen. Das Gastgeberpaar und die Luxemburger unterhalten sich angeregt auf Französisch. Mir kommt es vor, als würden sie sich schon ewig kennen. Was aber nicht der Fall ist. Die Familie ist zum ersten Mal hier. Es ist eine gesellige Runde, in die ich auch ein wenig einbezogen werde. Alle außer dem symphatisch-humorvollen Hausherrn, der neben mir sitzt, sprechen ja auch Deutsch und ein paar Brocken Französisch kann ich hier und da auch mal einwerfen, so daß ich nicht völlig frustriert bin. Dafür irgendwann ziemlich müde und kaputt. "Bonne nuit!"
Aufbruch: | 04.10.2023 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 15.10.2023 |