La Moselle - Wanderung auf den Spuren eines Flusses
6.Oktober Wanderung Le Drumont - St.Maurice
6.Oktober; Wanderung Ferme Auberge Gustiberg - St.Maurice-sur-Moselle
Nachdem ich die Fenster geöffnet habe, sind die ersten Geräusche, die ich höre, das Bimmeln der Glocken -diesmal kommt es von den Schafen, die direkt vor der Auberge weiden - und das Brummen des Straßenverkehrs, das von der Bundesstraße unten im Tal heraufdringt. Ich sehe auch die Kühe. Sie bewegen sich hier frei. Es gibt keine umzäunten Weiden, wie man sie bei uns kennt; nur Gatter, die man hinter sich zumachen sollte. Das Vieh zieht frei umher; auf den Wegen, an den Hängen, in den Wäldern. Nachdem ich losgegangen bin, komme ich unmittelbar an ein paar Kälbern und Kühen vorbei. Sie nehmen keine Notiz von mir; keine Neugier, kein Fluchtinstinkt. Ich gehe den gleichen Pfad über den Tête des Russiers hinunter, den ich gestern raufgekommen bin. Es ist sonnig und warm. Ich gönne mir sogar ein kurzes Sonnenbad auf einer Blockhalde; gehe an den mächtigen Grauwacke-Formationen und -Halden entlang zum Col de Bussang. Auf der anderen Straßenseite begebe ich mich auf den Wanderweg zum Chalet du Séchanat. Diese vom Vogesen-Club betriebenen Hütten (Chalets) sind verschlossen; nur die Außenbereiche sind frei verfügbar. Der Autolärm ist nicht mehr zu hören. Kurz hinter dem Chalet zweigt der steile Wurzelpfad ab, der auf 1200 Meter Höhe hinauf führt. Laut Wanderkarte ist es nur ein kurzes Stück, aber der Anstieg ist lang und schweißtreibend. Ich kann ihn dennoch gut bewältigen; ich habe ja "nur" 15 Kilo auf dem Rücken. Oben am Kioske du Sotré hat man eine wunderbare Aussicht auf den Ort Bussang im Tal der Moselle. Vom Hochkamm geht ein Pfad hinab durch wunderbar sonnendurchfluteten Buchenwald zur Chaume des Neufs Bois, den Neuwald- Hochwiesen. Chaumes sind die schon erwähnten ausgedehnten Hochweiden. Nachdem ich an den drei Fischteichen vorbeigegangen bin, kehre ich um. Der Weg zum Tête de Perches und zum Karsee Lac de Perches würde mich reizen, mich jedoch zu weit von meiner Route wegführen. Weiter wandere ich auf dem breiten Waldweg zur Grand Sapin, der 300 Jahre alten, riesigen Tanne, von der allerdings nur der untere Teil des Stammes noch steht. Sie wurde offenbar gefällt. Dann geht es einen steilen Pfad hinunter zum Bach Grande Goufte; dann wieder hinauf zum Aussichtsfelsen Roche des Evaus und hinab nach St.Maurice-sur-Moselle, meinem heutigen Etappenziel, das ich bei Sonnenuntergang erreiche. Ziemlich desorientiert laufe ich auf der Suche nach meiner Unterkunft durch den Ort; frage eine ältere Dame nach dem Weg. Um 19:30 bekomme ich einen Anruf von meiner freundlichen Gastgeberin; ein paar Meter von der Pension entfernt. Ich habe das Glück, daß sie Deutsch spricht.
Die Erfahrung aus meinen Reisen in die belgische Wallonie hat mich zu dem Entschluss gebracht, daß ich vor dieser Frankreich-Reise -die übrigens meine erste ist- unbedingt Französisch lernen will. Dazu nutze ich eines dieser Online-Lernprogramme. Ich kann also ein wenig Französisch - na ja, eigentlich nur ein paar dämliche Sätze mehr schlecht als recht. Aber ich stelle fest, wie groß der Unterschied zwischen Ein-klein-bisschen-verstehen und Garnichts-verstehen ist! Das ging mir schon in Norwegen so, als ich, nachdem ich drei Semester Norwegisch an der VHS in Köln absolviert hatte, frustriert war, daß ich bei meiner nächsten Norwegen-Reise die Konversationen der Leute kaum verstehen konnte. Aber ich konnte immerhin norwegische Texte ein wenig lesen und mich ganz rudimetär auf Norwegisch verständigen. Der Unterschied ist allerdings, daß man in Skandinavien in den allermeisten Fällen in Englisch kommunizieren kann. In Frankreich ist das keine Selbstverständlichkeit.
Aufbruch: | 04.10.2023 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 15.10.2023 |