La Moselle - Wanderung auf den Spuren eines Flusses
10.Oktober: Wanderung Le Menil - La Vigotte
1o.Oktober: Wanderung Le Ménil - La Vigotte (Girmont Val d`Ajol)
Heute habe ich einen sehr langen Weg vor mir. Ein gutes Stück moselabwärts. in Richtung der kleinen Stadt Remiremont, liegt mein nächstes Quartier: das Waldhotel La Vigotte in der Nähe der Ortschaft Girmont Val d`Ajol.
Ich nehme mir vor, früher aufzubrechen als sonst und nicht viel Zeit zu verlieren. Früh heißt spätestens um 9 Uhr, aber natürlich nicht ohne das obligatorische Frühstück, das für mich eine unverzichtbare Gewohnheit ist.
Zunächst wandere ich entlang Straßen nach Le Thillot. Der Ort liegt am Zusammenfluss des Ruisseau du Ménil und der Moselle. Einer der größeren Orte im oberen Moseltal. Auch ein Verkehrsknotenpunkt. Der Autoverkehr im Zentrum ist dermaßen dicht, daß ich schnell raus will. Nachdem ich die Moselle überquert habe, wird es schnell ruhiger. Ich gehe auf der Südseite des Flusses steil bergan, zunächst zu einem Aussichtspunkt mit Marienstatue, von dem ich die Aussicht auf Le Thillot und ins Tal des Ruisseau du Ménil genieße. Ich könnte direkt auf den Fernwanderweg GR 7 einschwenken, der über die Höhen der Moselle bis Remiremont führt und dann Richtung Westen abzweigt, möchte aber bis ganz oben auf den Kamm wandern, weil dort oben auf über 700 Metern Höhe ein Gebiet mit vielen kleinen Seen liegt, das ich ein wenig erkunden will. Diese Seen sind, wie auch die großen Seen Lac de Gérardmer und Lac de Corbeaux natürlichen Ursprungs und nach dem Rückzug des Eises, das die Vogesen während der letzten Eiszeit bedeckt hat, entstanden. Ein schöner Wanderpfad führt an den Seen entlang. Natürlich kann ich es mir nicht entgehen lassen, in einem von ihnen eine kleine Runde zu schwimmen. Das Wasser ist sehr kalt und so fühle ich mich nach dem Bad herrlich erfrischt.
Einer der vielen Teiche (frz.: les étangs) oberhalb des Moseltals zwischen Le Thillot und Ramonchamp
Weiter auf dem GR 7
Im Gegensatz zu den Tälern ist die Höhe hier oben unbesiedelt. Hier ist nichts los und es ist wunderbar ruhig. Kurz, nachdem ich den GR 7 erreicht habe, mache ich an einem anderen kleinen See Mittagsrast. Ich genieße die Szenerie: Der spiegelglatte See, in den Uferbereichen Schilf, Birken, Weiden, Erlen, Farne, Knäuel-Binsen und verschiedene andere Arten von Gräsern. Libellen fliegen umher, ab und zu quakt ein Frosch im Schilf. Da ich noch eine weite Strecke vor mir habe, breche ich bald auf. Der GR 7 führt durch Wald. Zum Glück ist es ein stark durchmischter Wald und keine Fichten-Monokultur. Die Fichten sind auch hier fast alle abgestorben. Oberhalb von Rupt-sur-Moselle ein schöner Blick ins Moseltal. Ich stelle fest, daß es schon fast 17 Uhr ist und ich noch mindestens zweieinhalb Stunden laufen muß! Also heißt es jetzt im Schnellschritt "Kilometer reißen", da es um 19 Uhr schon dunkel wird. Zwar habe ich für solche Fälle eine Stirnlampe dabei, möchte es aber vermeiden, bei Dunkelheit in einer mir fremden Gegend zu wandern. Doch zunächst muß ich noch einige schweißtreibende Höhenmeter bewältigen.
Hilfsbereitschaft
Ich komme an eine Stelle, an der ein unscheinbarer Weg von dem Hauptweg abzweigt. Leider fehlt hier die sonst durchweg gute Markierung. Das kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen! Ein Blick auf meine Karte -ich bin mir unsicher, aber ich denke, daß der Hauptweg der richtige sein muß. Weiter oben große Flächen mit Ginster und Farnen bewachsen. Immer wieder öffnen sich herrliche Blicke ins Moseltal und zu den Orten, die sich aneinanderreihen: Le Thillot, Ramonchamp, Rupt-sur-Moselle. Dahinter der Hauptkamm der Vogesen mit den markanten Gipfeln Ballon de Servance, Ballon d`Alsace, Le Drumont. Zu meiner Verwunderung stoße ich nach einiger Zeit auf eine Straße, von der eine andere Straße abzweigt. Wie kann das sein? Ich merke, daß hier eine andere Markierung ist; nicht mehr die des GR 7. DAS ist der schlecht-möglichste Fall. Kurz vor Sonnenuntergang habe ich die Orientierung verloren und ich bin noch lange nicht da, wo ich hin will! Ein Auto kommt. Ich wirke wohl, so alleine da stehend und auf meine Wanderkarte starrend, etwas hilflos, so daß die Insassen mich ansprechen.
Wo ich denn hin will, fragen sie -glaube ich jedenfalls. Ich gehe zu ihnen, frage sie, wo wir hier sind. Der Fahrer findet die Stelle auf meiner Karte. Und tatsächlich bin ich vom GR 7 abgekommen. Was mein Ziel ist? "La Vigotte" antworte ich. "Le long de la route!" ("Der Straße nach!") antwortet der Fahrer. Das Paar bietet mir an, einzusteigen. Sie fahren nach Remiremont und können mich ein Stück mitnehmen. Mit meinen rudimentären Französischkenntnissen kann ich mich ein wenig mit ihnen verständigen. Da, wo die kleine Straße nach La Vigotte abzweigt, lassen sie mich raus. Immens dankbar für ihre nette Hilfsbereitschaft, verabschiede ich mich von ihnen. Was für ein Glücksfall! Kurz vor Dunkelheit latsche ich das kurze Stück zum Hotel hinunter. Die resolut wirkende, quirlige Hausdame empfängt mich sofort. Sie spricht fast fließend Deutsch, weist mir mein Zimmer zu. Im Restaurant rustikale Gemütlichkeit, hervorragende regionale Küche, ein Viertel-Liter guter Weißwein, eine Flasche selbsthergestelltes Mineralwasser. Ich entspanne mich wieder.
Aufbruch: | 04.10.2023 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 15.10.2023 |